Roadkill Toys

Der Karsamstag ist ein schwieriger Tag. Der besonders ernste und theologisch tiefe Karfreitag ist vorbei, wenn aber heute ein Nachbar ein „Frohe Ostern“ herüberruft, kommt mir das auch immer noch unzeitig vor. Dann weiß ich nicht, was ich erwidern soll. Ich kann ja nciht jederzeit jedermann belehren. Stattdessen eine kleine Geschmacklosigkeit der besonderen Art, auf die ich im Netz gestoßen bin: Roadkill Toys.

Stofftiere gibt es ja schon eine lange Zeit. In den letzten Jahren gesellen sich neben dem besonders beliebten Bären auch eine Vielzahl exotischer Tiere in mal naturalistischer, mal kindlich-naiver Darstellung in den Regalen der Kaufhäuser. Aber eine besondere Art der Darstellung haben diese Avantgarde-Spielzeug-Designer gefunden, die sich auch als Toy Terrorists bezeichnen. Ihre Stofftiere bilden Tiere nach einem tödlichen Verkehrsunfall (engl. roadkill) ab. Nun mag man ein solches Tier vielleicht nicht in den Kindergarten mitnehmen; davon hat man ja genaug auf dem Weg dorthin. Aber auch späte Grundschüler (und viele erwachsene Männer) kann man so noch mit einem Stofftier begeistern. Es gibt ein schönes Video dazu auf YouTube:

Auf der Website des Unternehmens kann man zu den einzelnen Tieren auch noch einen Nachruf einsehen. Das Sterbedatum, den Sterbeort (Straße, ggf. Autobahnnummer) und die genaue Todesursache (Automodell) erfährt man dort ebenfalls.

Link
roadkilltoys.com

4 Gedanken zu „Roadkill Toys

  1. Ich finde es interessant, dass sich jemand eine ökonomische Nische suchen kann, die es, allein schon aus Umweltschutz-Gründen, zu beseitigen gilt. Einerseits mag das eine sinnvollere Verwertung für den Menschen als bisher darstellen, andererseits sind die Tiere bereits in einen natürlichen Kreislauf eingebunden.

    Die Roadkill Toys sind sicherlich Symptom einer zunehmend an Gewalt in Internet, Film und Fernsehen gewöhnten kindlichen Käuferschicht. Bei diesem Thema denke ich gerne an einen Artikel aus der Max-Planck-Forschung vom letzten Jahr über die Gewaltbereitschaft von Kindern im 19. Jahrhundert zurück. Insofern sollte man solche Entwicklungen/Spielwaren nicht überbewerten.

      1. Vielen Dank für den Hinweis! Der Artikel über die Revolverknaben ist wirklich sehr interessant. Wir haben ja wohl ganz allgemein die Tendenz, unsere Zeit als eine besondere zu betrachten, und jede Entwicklung als eine lineare in Richtung Katastrophe. Mit war nicht klar, dass das Tragen von Waffen auch in Deutschland bis zu den Weltkriegen zum männlich-jugendlichen Alltag gehörte. Aber im Nachhinein ist es eigentlich nachvollziehbar.
        Ich muss mich auch für den Hinweis bedanken, dass man das Forschungsmagazin Max-Planck-Gesellschaft kostenlos abonnieren kann. Das habe ich gerade eben getan. Wer das au h tun möchte, folge diesem Link: http://www.mpg.de/mpforschung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.