Archiv für den Monat: September 2015

60. Todestag von James Dean

Heute vor 60 Jahren starb James Dean bei einem Autounfall. Er war gerade 24 Jahre alt. Häufig folgt an dieser Stelle der Satz, dass er in nur drei Filmen gespielt hat und doch Weltruhm errang. Das stimmt nicht ganz so. James Dean hat in drei Hollywoodproduktionen für das Kino eine Hauptrolle gespielt. Nur einer davon, nämlich East of Eden, kam zu seinen Lebzeiten heraus. Ein Monat nach seinem tragischen Tod erschien Rebel Without a Cause. Bei dem letzten der drei Filme Giant musste der Dean-Intimus Nick Adams einige Szenen nachsynchronisieren.

Vor diesen drei Filmen hat James Dean in anderen Kinoproduktionen kleine Nebenrollen gespielt, ohne allerdings im Abspann erwähnt worden zu sein. Außerdem sind mir zwei Werbespots mit ihm bekannt. Einer dieser Spots wurde zwei Wochen vor seinem Tod aufgenommen und ist ein Aufruf des National Safety Council zu Vorsicht im Straßenverkehr. Des Weiteren ist James Dean in einigen TV-Produktionen mit dabei gewesen. Einige davon habe ich auch schon sehen können.

Ich trat mit 11, 12 Jahren in meine persönliche James-Dean-Phase. Ich habe ihn verehrt. Er war für mich die vollendete Kombination aus Rebellion, Coolness und Anmut. Die Phase habe ich dann gemeinsam mit meiner Pubertät überwunden. Aber ein James-Dean-Fan bin ich trotzdem noch. 1954 war James Dean am Broadway in einer Theateradaption des Immoralisten von André Gide auf der Bühne. Da hätte ich sehr gern im Publikum gesessen.

Geburts- und Todestage am heutigen Tag

Der September kommt mir immer besonders vollgepackt vor mit Geburts- und Todes- und Gedenktagen. Das sieht man meinen Posting-Aktivitäten hier nicht an. Der Englandurlaub und die Zeit des Auf- und Nacharbeitens haben ihren Tribut gefordert. Doch an diesem Wochenende hat mich eine gefährliche Männergrippe niedergestreckt. Ich werde den leichten Schnupfen, gepaart mit einem rauen Hals, wahrscheinlich überleben. Also bitte noch keine Blumen schicken! Aber diese kleine Atempause (in dem Wort ist auch ein wenig Ironie versteckt) gibt mir die Gelegenheit mit einer doppelten Top-Five-Liste den Posting-Rückstand aufzuarbeiten.

Die fünf wichtigsten Geburtstage des 26.09. sind:

  1. In Rouen im Jahre 1791 wurde einer der wichtigsten Vertreter der französischen Romantik geboren: Jean-Louis André Théodore Géricault. Er malte beispielsweise 1818/19 Das Floß der Medusa, welches heute im Louvre zu sehen ist.
  2. 1849 erblickte Iwan Petrowitsch Pawlow im russischen Rjasan das Licht der Welt. Manchmal wird auch der 14.09. als sein Geburtstag notiert; denn damals galt in Russland noch der Julianischer Kalender. Pawlow erhielt 1904 für seine Arbeiten als Physiologe den Nobelpreis für Medizin. Heute kennen wir ihn vor allem als Verhaltensforscher, bzw. seinen Hund und seine Klingel.
  3. Thomas Stearns Eliot wurde 1888 in St. Louis geboren. Mit 60 Jahren bekam er den Nobelpreis für Literatur. Ich kann jetzt nicht jedes bedeutende Werk von ihm aufzählen. Old Possum’s Book of Practical Cats lieferte die Vorlage für das Musical Cats. Und das Drama An Elder Statesman ist eine moderne Adaption des antiken Oidipus auf Kolonos.
  4. Ein Jahr später (1889) wird diese Welt um Martin Heidegger bereichert. Der heute vor allem wegen seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus in die Kritik geratene Philosoph zählt mit seinem Werk Sein und Zeit (1927) zu den herausragenden Denkern des 20. Jahrhunderts. Jean-Paul Sartre las Heidegger, was ihn zu einem Wegbereiter des Existenzialismus macht.
  5. In Brooklyn wurde 1898 George Gershwin geboren. Der Pianist und Komponist ist heute wohl vor allem durch das Werk Rhapsody in Blue (1924) und die erste eigentliche Oper Nordamerikas Porgy und Bess (1935) bekannt. Aus Porgy und Bess stammt das Lied Summertime, welches ich immer mit der Stimme von Janis Joplin in meinem inneren Ohr höre.

Es war nicht leicht, mich auf fünf Geburtstage zu beschränken. Weglassen musste ich zum Beispiel die Exfrau Nelson Mandelas Winnie Mandela (1936), den britischen Songschreiber und Sänger Bryan Ferry (1945), den deutschen Schauspieler Richy Müller (1955), den Staatspräsidenten der Ukraine Petro Poroschenko (1965), den Christusdarsteller der Passion Christi von Mel Gibson James Caviezel (1968), den sympathischen aber etwas glücklosen Nationalspieler der Einheit Michael Ballack (1976) und die US-amerikansiche Tennisspielerin Serena Williams (1981).

Die fünf wichtigsten Todestage des 26.09. sind:

  1. 1868 starb in Leipzig der Mathematiker und Astronom August Ferdinand Möbius. Er war Gründungsmitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaften der Wissenschaften. Heute kennt fast jedes Kind seinen Namen in Verbindung mit einer verdreht verklebten Papierschlaufe, die quasi eine unendlich große Oberfläche hat.
  2. In San Francisco entschlief 1902 ein erfolgreicher amerikansicher Industireller, der 1829 im oberfränkischen Buttenheim das Licht der Welt erblickt hatte. Heute tragen wir alle seine Erfindung an den Beinen: die Jeans von Levi Strauss.
  3. Der Maler und Blaue Reiter August Macke fiel 1914 als Infantrist in der Champagne mit 27 Jahren. Er hatte sich wie viele andere auch freiwillig für den Großen Krieg gemeldet.
  4. Die große Bluessängerin Bessie Smith starb 1937 in Clarksdale, Mississippi unter nicht zweifelsfrei geklärten Umständen. Offiziell starb sie in einem Krankenhaus für Schwarze, nachdem sie einen Autounfall hatte. Andere behaupten, sie wäre am Unfallort verblutet, weil man sich lediglich um Weiße Verletzte kümmerte.
  5. Der deutsche Philosoph und Übersetzer Walter Benjamin, Teil des informellen Kreises der Frankfurter Schule, nahm sich auf der Flucht vor den Nazis im spanischen Portbou 1940 das Leben.

Auch hier sind wieder eine ganze Menge durch das letzte Raster gefallen, zum Beispiel der Heidedichter Kriegsfreiwillige Hermann Löns (1914), der ungarische Komponist Béla Bartók (1945), der englische Popmusiker Robert Palmer (2003) und der US-amerikansiche Schauspieler Paul Newman (2008).

The Last Time I Saw Richard

Nachdem ich während meines Urlaubs nichts gepostet habe, muss ich ja einiges nachholen. Daher heute gleich der nächste Eintrag. In London habe ich mir einige DVDs gekauft. Eine davon ist eine Sammlung von Kurzfilmen verschiedener Autoren. Ein Film ist mir gleich aufgefallen, weil er den Titel eines Joni-Mitchell-Liedes nutzt: The Last Time I Saw Richard. Mit dem Lied hat der Film nur bedingt und mit viel Fantasie etwas zu tun. Aber er ist gut! Er ist beklemmend aber gut.

Ich kannte den australischen Filmemacher Nicholas Verso vorher nicht. Toby Wallace, der jüngere der beiden Schauspieler, hatte ich mal in einem schlechten Kinderfilm gesehen. Aber hier gefällt mir deutlich besser. Im Laufe des Jahres wird der Spielfilm Boys in the Trees von Nicholas Verso erscheinen. Die Hauptrolle hat auch wieder Toby Wallace übernommen. Ich bin gespannt. Nun aber erstmal The Last Time I Saw Richard.

Auch ein Besuch seiner Website lohnt sich: nicholasverso.com

Fünf Highlights aus London

Es war die letzten zwei Wochen still auf dieser Website; denn ich war in London. Über diese Millionenstadt lässt sich natürlich immer viel sagen und schreiben. Aber ich möchte jetzt nicht meinen gesamten Urlaub inklusive Hin- und Rückreise mit Auto und Fähre schildern. Der Linksverkehr auf der Insel ist auch kein bemerkenswert großen Problem: es fahren ja alle links; da macht man einfach mit. Das neue Paar Clarks im Herstellerland gekauft, die vielen DVDs zu Sonderpreisen, die ich hier nur als teure Importware bekomme, das Abendgetränk im Pub, die Refugees-Welcome-Party, auf der die britische Regierung aufgefordert wurde, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, und Deutschland als ein gutes Beispiel benannt wurde, das alles werde ich jetzt nicht weiter ausführen. Ich schreibe jetzt keinen Reisebericht.

Ich möchte aber doch eine Top-Five-Liste erstellen mit den Highlights meiner Reise. Die Reihenfolge ist rein zeitlich bestimmt. Eine Wertung untereinander traue ich mir noch nicht zu.

  1. Promenadenkonzert in der Royal Albert Hall
    Es ist schlicht das größte Klassische Musikfestival der Welt, was da von Juli bis September in der Royal Albert Hall stattfindet. Und ich war am 3. September mit dabei. Das BBC National Orchestra of Wales spielte unter der Leitung von Thomas Søndergård. Wir hörten Auszüge aus Aladin von Carl Nielsen und Mahlers Sinfonie Nummer 4 in G-Dur. Der Höhepunkt aber war für mich die Weltpremiere von Pan, einer Komposition des 1964 geborenen B. Tommy Andersson. Das Konzert wurde von der BBC übertragen und ist auf der Website noch immer zu hören: bbc.co.uk
    Genau heute findet übrigens der Abschluss der Promenadenkonzertsaison statt – die berühmt-berüchtigte Last Night of the Proms. Ab 21:45 Uhr überträgt der NDR das Ereignis live, wie auch in den letzten 34 Jahren schon. Zum letzten Mal wird der heutige Abend dem deutschen Zuschauer von Rolf Seelmann-Eggebert erklärt. Hier geht es zum ndr.de.
  2. Me and Earl and the Dying Girl
    Wir sind einfach so ins Kino gegangen. Das ist ja im Vergleich zu den Proms nicht unbedingt highlightverdächtig. Aber der Film hat mir in der Tat sehr gut gefallen und soll deshalb doch in diese Liste aufgenommen werden. Vielleicht hilft es ja, dass der junge Hauptdarsteller Thomas Mann (sic) heißt. Der Regisseur Alfonso Gomez-Rejon gewann in diesem Jahr beim Sundance Filmfestival den Großen Preis der Jury und den Publikumspreis.
    In die deutschen Kinos wird der Film unter dem Titel Ich und Earl und das Mädchen kommen. Aber auch in der Synchronfassung wird das Mädchen höchstwahrscheinlich sterben. Thomas Manns Synchronstimme ist auf jeden Fall zum Sterben. Ich empfehle, den Film im Original zu sehen. Der englische Trailer findet auf youtube.com
  3. BP Portrait Award 2015
    Die National Portrait Gallery ist sowieso einen Besuch wert. Schließlich hängt hier eines der bekanntesten Portraits, welches William Shakespeare zeigen soll. Und die berühmten Gemälde Hans Holbeins, der die gesamte Tudor-Familie malte und das Bild Henrys VIII. entscheidend prägte, sind hier ausgestellt.
    Im September – und daher immer in meiner London-Reisezeit – werden in einer Sonderausstellung die Bilder des von British Petrol finanzierten Portrait Award gezeigt. Ich bin in diesem Jahr nicht gerade der Meinung der Jury. Aber eine Ausstellung dieser Qualität mit freiem Eintritt gehört auf jeden Fall auf diese Liste: npg.org.uk
  4. Essen im Aqua Shard
    The Shard bei London Bridge ist mit fast 310 m das höchste Gebäude innerhalb der EU. Es wurde 2012 fertiggestellt. Im 31. Stockwerk ist das Restaurant Aqua Shard, das mit einem herrlichen Ausblick über ganz London wirbt. Schon als Kind war ich im Tower und an der Tower Bridge. Als Jugendlicher und junger Erwachsener bin ich bei meinen Besuchen nur noch am Tower vorbeigegangen, weil mir der Eintritt einfach zu hoch ist. Nun habe ich von oben auf den Tower hinuntergeblickt. Ich darf nicht so viel über den Ausblick schreiben. Sonst denkt man noch, ich wolle vom Essen ablenken. Das hat das Essen aber nicht verdient. Es war vorzüglich – and quite pricey. Aber es war der Geburtstag meiner Tante. Da kann man das schon einmal machen: aquashard.co.uk
  5. Billy Elliot the Musical
    Der Film Billy Elliot ist im Jahre 2000 nicht an mir vorbeigegangen und an Elton John auch nicht. Der hatte die Idee, dass die Geschichte um den Bergarbeitersohn, der im von M. Thatcher gebeugten England, nicht Boxer sondern Tänzer werden möchte, durchaus musicalfähig sei, und schrieb gemeinsam mit dem ursprünglichen Drehbuchautor Lee Hall das Musical, welches im Mai 2005 im Victoria Palace Theatre seine Premiere feierte und seitdem beinahe täglich aufgeführt wird.
    Die größten Hits waren wohl Merry Christmas, Maggie Thatcher und die Singleauskopplung Electricity. Elton Johns Version findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=AfWFZ3iL7NA. Liam Mower, den man im Video als den 12-jährigen Billy Elliot tanzen sieht, steht heute, zehn Jahre später natürlich nichtmehr auf der Bühne. Aber im ersten Jahr sah die Szene so aus: https://www.youtube.com/watch?v=zO0oa_hEx9g. Am letzten Dienstag stand der heute 12-jährige Nat Sweeney auf der Bühne. Ob für ihn Billy Elliot ein Sprungbrett sein wird, wie für andere, die sich mittlerweile auch bis zu Games of Thrones hochgedient haben, können wir wohl erst nach weiteren zehn Jahren beurteilen.
    Das Musical hat einen eigenen YouTube-Kanal: BillyElliotMusicalUK und eine eigene Website: billyelliotthemusical.com