Archiv für den Monat: November 2016

Zum Tod von Leonard Cohen

Heute Morgen erreichte mich die Nachricht, dass gestern Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren gestorben ist. In diesem Alter aus der Welt zu scheiden, ist kein schwerer Schicksalsschlag. Und ihn weiß ich mehr als alle anderen am Thron des Herrn stehend und singend. Aber ohne Cohen wird es in dieser Welt gleich noch bisschen kälter und einsamer.

Seine Lieder werden bleiben. Und was für Lieder! Ich könnte Top-Five-Listen für jedes einzelne Album erstellen und hätte das Gefühl, wichtige Lieder unterschlagen zu haben.

Statt eine solche Liste aufzustellen, möchte ich ein Prosagedicht aus dem 1984 erschienenen Book of Mercy zitieren, zu dem ich auch eine ganz persönliche Beziehung habe. Kerstin hieß meine beste Freundin in meinem Abiturjahrgang. Nach der Schule saßen wir manches Mal im Karstadt-Restaurant und unterhielten uns bei Bechern von Kaffee über Gott und die Welt, Literatur und Musik. Durch sie habe ich z.B. Billy Bragg kennengelernt. Bei einem dieser Treffen geschah es, dass wir uns gleichzeitig eine Neuentdeckung vorlesen wollten. Ich erhielt der Vortritt und las das folgende Prosagedicht von Cohen. Kerstin lächelte. Sie hatte dasselbe Gedicht ausgesucht.

I heard my soul singing behind a leaf, plucked the leaf, but then I heard it singing behind a veil. I tore the veil, but then I heard it singing behind a wall. I broke the wall, and I heard my soul singing against me. I built up the wall, mended the curtain, but I could not put back the leaf. I held it in my hand and I heard my soul singing mightily against me. This is what it’s like to study without a friend.

Vielen Dank, Leonard Cohen!

Neuerscheinung: „Wenn du nicht da bist …“

Der 9. November ist ein ganz besonderer Schicksalstag. Er steht stellvertretend für das düsterste und schuldhafteste Kapitel deutscher Geschichte (Reichspogromnacht 1938). Und er kennzeichnet einen Neuanfang bzw. den Höhepunkt einer friedlichen Revolution (Mauerfall 1989). Noch viel mehr ist passiert in Deutschland an einem 9. November. Doch diese beiden Daten sollen zur Veranschaulichung reichen.

Heute kommt ein weiteres Datum hinzu: Donald Trump ist zum 45. Präsidenten der USA gewählt worden. Ob er ein katastrophaler Präsident wird oder nur ein schlechter, vielleicht entgegen allen Erwartungen ein farbloser oder letztendlich gar ein passabler, das wissen wir heute noch nicht. Wir kennen nur seine Demagogie des Wahlkampfes. Schon da hat er neue Maßstäbe gesetzt. Und wir kennen seine Wählerschaft, die sich von offensihtlichen oder zumindest später bewiesenen Lügen nicht beeindruckt zeigt.

Dem möchte ich – in einem ganz kleinen und persönlichen Schritt – etwas entgegensetzen. Der 9. November 2016 ist nun auch der Tag, an dem ich mein Bilderbuch über die Liebe und das Vermissen mit dem Titel „Wenn du nicht da bist …“ offiziell herausgebe.

Wenn du nicht da bist

Zu beziehen ist das Buch über den Buchhandel, über Versandhäuser wie Amazon oder über den Verlag epubli selbst. Natürlich kann man auch mich direkt ansprechen. Die Beschreibung zum Buch: Ein verliebter Mann sitzt zu Hause und denkt über die Liebe nach, über das Fehlen der geliebten Person. Wie kann das sein? – Vor kurzem kannte man sich noch gar nicht; und jetzt vermisst man sich schon. Mit einfachen Bildern nähert er sich diesem Phänomen, das man in der Weltliteratur auch als süßen Schmerz kennt. Die sprachlichen Bilder sind übersetzt in ebenso einfache Zeichnungen, die einem das Herz erwärmen.

Wenn du nicht da bist … von Fabian W. Williges
ISBN 9783741864629; Preis: 7,95 EUR

http://www.epubli.de/shop/buch/Wenn-du-nicht-da-bist-Fabian-Williges-9783741864629/57549

GOD and the Gay Christian

Bis heute ist das Verhältnis von Sexualität und Religion ein sehr angespanntes. Homosexualität und Christentum scheinen oft unvereinbar zu sein. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens sagte eine Woche vor seiner Amtseinführung im Sommer 2015, Homosexualität sei nicht der Wille Gottes. In Deutschland lässt man so einen Menschen reden; man muss ja nicht zuhören. In den USA werden solche Diskussionen – wie auch Wahlkämpfe – gemeinhin schriller geführt.

Wenn man sich im Jugendalter seiner sexuellen Orientierung bewusst wird, stehen viele vor der Entscheidung Kirche oder Sex. Die einen ziehen nach San Francisco, die anderen gehen in ein Umerziehungslager. Eine dritte Gruppe führt ein stilles Doppelleben. Daraus entstehende Probleme besprechen sie mit ihrem Psychiater.

Dem Harvard-Studenten Matthew Vines gefielen diese Optionen nicht. Er machte sich als Sohn in einer evangelikalen Familie daran, die entsprechenden Bibelstellen nach ihrem eigentlichen Gehalt abzuklopfen. Ein Text in einer antiken Sprache verfasst, der vor 3000 Jahren seinen Ursprung hat, meint vielleicht etwas anderes, als wir heute beim Lesen einer bereits interpretierenden Übersetzung ins Deutsche oder Englische verstehen mögen.

Auch das ist nicht neu. Wir nennen dies die historisch-kritische Auslegung der Bibel. Theologen an deutschen Universitäten machen das jeden Tag. Matthew Vines aber ging mit 21 Jahren über YouTube an die Öffentlichkeit. Mit 24 Jahren veröffentlichte er sein Buch GOD and the Gay Christian (ISBN 978-1-60142-516-4). Heute ist er 26 Jahre alt und ein wichtiger LGBT-Aktivist innerhalb der christlichen Rechten in den USA.

https://youtu.be/HiEf2UOYIAE

Ich bin sehr beeindruckt von seiner Arbeit. Einige Argumente sind mir lange bekannt. Schließlich beschäftige ich mich auch schon einige Zeit mit diesem Thema. Anderes habe ich durch sein Buch neu sehen gelernt. Vor allem aber ist seine Ernsthaftigkeit und sein Eifer inspirierend.

Links
http://www.matthewvines.com/ – Der Autor Matthew Vines
http://www.reformationproject.org/ – A Bible-Based, Gospel-Centered Approach to LGBT Inclusion
http://www.ekd.de/familie/44736.html – Stellungnahme zur Homosexualität von der Evangelischen Kirche in Deutschland aus dem Jahre 1996