Archiv für den Monat: Dezember 2018

Blick zurück und Blick nach vorn

Das Jahr 2018 hat nur noch wenige Stunde vor sich. Da kann man langsam Rückschau halten. Da ich viel grafisch arbeite, habe ich mir aus meinem Fotoarchiv ein Bild des Jahres 2018 ausgesucht.

Jahresrückblick

Es ein Modell des Titelbildes meines gezeichneten Bilderbuches Wenn du nicht da bist …, welches seit dem Jahr 2018 in 18 Sprachen vorliegt. Das habe ich natürlich nicht allein gemacht. Freunde, die ich teilweise schon sehr lange kenne und teilweise erst im endenden Jahr kennengelernt habe, halfen mir bei den Übertragungen in ihre jeweilige Muttersprache. Allein schon für dieses Projekt bin ich dem Jahr 2018 dankbar.

Ich habe dem Foto eine Sepia-Färbung gegeben, da es ein wenig an Gold erinnert. Im kommenden Jahr feiern meine Eltern ihre Goldene Hochzeit. Die Liebe dieser zwei Menschen zueinander hat nicht nur mich und meine Geschwister hervorgebracht, sie ist mir auch ein Modell geworden für zwischenmenschliche Beziehungen überhaupt und die Ehe als Ein- und Dauerpartnerschaft im Besonderen.

Anfang 2018 durfte ich als Trauzeuge einem guten Freund und seiner Braut eine ganz ähnliche Zukunft wünschen. Ich wäre zu der Feier in jedes Provinznest gefahren. Versprochen! Tatsächlich fand sie auf dem Kapitolinischen Hügel mitten in Rom statt. Das ist auf jeden Fall eine Erinnerung an 2018, die bleiben wird.

Ich weiß auch, dass nicht jedes Paar, das verliebt in die Ehe hineingeht, auch ein Leben lang in diesem Zustand verharrt. Meine Langzeitprojekt Vaterbilder – Gespräche mit Söhnen aus Rumpf- und Patchwork-Familien beschäftigt sich ja damit. Ende 2017 habe ich den ersten Abschlussband veröffentlicht. Anfang 2019 wird der zweite und damit letzte Band erscheinen. Die Kraft dazu hat mir das noch laufende Jahr gegeben oder zumindest nicht nehmen können.

Gerade erst vor wenigen Wochen hat eine gute Freundin ihre Mutter verloren. So enden langjährige Beziehungen. Die Normalität des Todes lässt ihn aber nicht weniger bedrohlich, unheimlich, traurig scheinen. Er reißt Menschen aus unserer Mitte. Wir können es kommentieren, aber wir können es nicht ändern. Bei der nächsten Feier, zu der ich 2019 eingeladen werde, wird ein wichtiger Mensch fehlen. Auch das sieht man in meinem Foto.

Gerade heute fällt mir eine weitere mögliche Bedeutung für dieses Foto ein. Es sieht aus, als wäre in der Mauer vor der Person ein Durchgang, genau für sie gemacht. Vielleicht ist das der Weg zum neuen Jahr. Die kleine Person wird sich schon irgendwie durchwurschteln. Aber es würde auch nicht schaden, wenn sie noch etwas wüchse. Ich frage mich, ob ich im Jahr, aus dem wir heute Nacht gehen werden, wirklich alles gemacht habe, was ich hätte machen können. Habe ich mich meinen Mitmenschen gegenüber richtig verhalten? Habe ich meine Energie in die richtigen Projekte gesteckt? Bei kritischer Würdigung der vergangenen 365 Tage, muss ich gestehen, dass da doch wohl noch erheblich Luft nach oben ist. Das ist ein guter Vorsatz für das anbrechende Jahr: wachsen!

Wachsen – nicht im kapitalistischen Sinne. Da sind unserer Welt doch Grenzen gesteckt, die wir mehr und mehr zu sehen scheinen! Wachsen – in einem inneren, seelischen Sinne. Und auf diesem Gebiet müssen wir uns über Grenzen keine Sorgen machen.

Ich habe das Jahr 2018 mit so vielen guten und freundlichen Menschen verbracht: Familie, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Kursteilnehmer, Besucher von VILLA-Angeboten. Die meisten Begegnungen waren positiv, fruchtbringend, unterhaltend, schön. In einem solchen Kreis von lieben Menschen fühle ich mich gut aufgehoben. Vielen Dank dafür!

Und das nächste Jahr? Was wird 2019 bringen? So Gott will und wir leben, soll es in meiner näheren Umgebung gern so weitergehen. Gegen die großen Weltthemen Hunger, Krieg und Umweltzerstörung werden wir mehr machen müssen. Wir werden über uns hinaus wachsen müssen. Aber heute Abend bin ich voller Zuversicht, dass uns das auch gelingen wird.

Söhne – Kalender 2019

Während noch der Dezember meines Kalenders 2018 im Zimmer hängt, verschenke ich in Familie und Freundeskreis den Kalender 2019. Er steht unter dem Motto: Söhne aus Rumpf- und Patchwork-Familien.

Die Porträts sind collagierte Weiterbearbeitungen der Bilder aus 144 Strichen, die teils bereits in meinem Buch Vaterbilder – Gespräche mit Söhnen aus Rumpf- und Patchwork-Familien zu sehen sind und teils im zweiten Band der Vaterbilder zu sehen sein werden. Auf den Monatsblättern ist jeweils ein Zitat aus dem Interview des Porträtierten abgedruckt.

Kalender 2019-00 Titel

Ich wünsche uns allen, meiner Familie, meinen Freunden, Arbeitskollegen, flüchtigen Bekannten und jedem Menschen auf der Welt ein gesegnetes Jahr 2019.

Todestag von Amadeu Antonio Kiowa

Heute vor 28 Jahren starb Amadeu Antonio Kiowa mit 28 Jahren. Das heißt er ist nun schon so lange tot, wie er überhaupt leben durfte. Und am 9. Januar wird sein Sohn, der seinen Vater nie hat sehen können, so alt wie sein Vater war, als er von Rechten in Eberswalde erschlagen wurde.

Konstantin Wecker hat sein Lied Willy, das er 1977 für einen ebenfalls von rechten Schlägern getöteten Freund geschrieben hatte, an den neuen tragischen Vorfall angepasst.

Selbstverständlich ist jeder Mord schrecklich, tragisch und unerträglich. Dass aber Unschuldige nur aufgrund ihres Aussehens, ihrer offensichtlich anderen Herkunft getötet werden, erfüllt mich als Deutscher, der sich der deutschen Geschichte bewusst ist, mit besonderer Scham.

1998 wurde die Amadeu Antonio Stiftung gegründet. Ihr erklärtes Ziel ist die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Und diese Stiftung ist aktiv! Gerade jetzt wird eine Publikation zu Kindern Rechtsextremer in Kindergärten diskutiert.

Link
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/

Geburtstage der Wanderer zwischen den Welten

Es gibt diese berühmten Persönlichkeiten, bei deren Zuordnung man Probleme hat. Nennt man beispielsweise im Deutschen Reich geborene Menschen jüdischer Abstammung, die in die USA flohen und dort zu Ruhm und Ehren kamen, Deutsche, Juden oder Amerikaner? Es kommt wohl ganz auf den Einzelfall an. Schriftsteller im Exil blieben meist Deutsche, unabhängig der Staatsbürgerschaft. Naturwissenschaftler verbinden wir dann wohl eher mit ihrer konkreten Wirkungsstätte.

Auch in anderen Fällen kann die individuelle Biographie von historischen Umwälzungen gekreuzt werden. Dann finden wir die Persönlichkeit plötzlich auf zwei Seiten wieder. Heute gibt es eine Top-Five-Liste von Geburtstagskindern, die sich auf unterschiedlichen Feldern aber immer auch zwischen den Welten bewegten.

  • Bāyezīd II. (1447–1512) – Als Sultan des Osmanisches Reiches nahm er die aus Spanien vertriebenen Juden auf. Er soll dazu gesagt haben: Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen.
  • Nikolaus von Amsdorf (1483–1565) – Er war 1542 in Naumburg der erst lutherische Bischof, der in Deutschland eingesetzt wurde. Sein katholischer Konkurrent und Nachfolger Julius von Pflug war dann bereits der letzte Bischof in Naumburg überhaupt. In der Rechtfertigungslehre vertrat er pointiert die extreme Position: gute Werke sind schädlich zur Seligkeit.
  • Joseph Conrad (1857–1924) – Als Sohn polnischer Adeliger im russischen Reich in Berdytschiw geboren, das heute in der Ukraine liegt. Erst in seinen Zwanzigern lernte er Englisch. Heute gilt er als einer der wichtigsten englischsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Zum Thema Sprache wusste er auch: Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses übriggeblieben ist.
  • Anna Freud (1895–1982) – Sie ist mit dem berühmten Namen zuallererst als Tochter Sigmund Freuds bekannt. Doch ihre eigenen Beiträge gerade zur Kinderpsychoanalyse sind bemerkenswert. Ein schöner Spruch von ihr für jedes Poesie-Album lautet: Wie wunderbar ist es, dass niemand auch nur einen Moment warten muss, bevor er anfängt, die Welt zu verbessern.
  • Katarina Witt (*1965) – In den 80er Jahren war sie die Eiskunstläuferin der DDR schlechthin. Olympia- und Weltmeistertitel häuften sich bis 1988. 1994 trat sie erneut an, diesmal für das wiedervereinigte Deutschland. Sie belegte einen respektablen 7. Platz bei Olympia und wurde deutscher Vizemeister. Hier kommt kein Zitat aber ein bemerkenswerter Fun Fact: Der Playboy von 1998 mit Aktbildern von Katarina Witt ist nach dem mit Marilyn Monroe erst die zweite Ausgabe, die weltweit ausverkauft war.