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Andrew Quilty – Ein australischer Fotograf in Afghanistan

Über eine Facebook-Gruppe, die sich für den Verbleib afghanischer Flüchtlinge in Deutschland einsetzt, stieß ich auf einen Artikel aus dem TIME Magazine. Er ist vom australischen Fotografen Andrew Quilty, der seit einigen Jahren in Afghanistan lebt und arbeitet. In dem Artikel mit ausführlicher Fotostrecke geht es um eine Familie aus der Provinz Nangarhar. Nach Kämpfen finden die Kinder einen Blindgänger. Vier Familienmitglieder starben, sieben verloren mindestens ein Bein. Auf den Bildern sehen wir, wie diese Familie versucht, wieder auf die Beine zu kommen.

20181105 TIME coverDie Fotos sind nichts für zartbesaitete Personen! Aber ich finde sie sehr gut, sehr eindringlich. Das bewegende Schicksal dieser Familie aus Afghanistan wird uns nahe gebracht. Die Gewalt und Brutalität des Krieges zeigt sich in diesen Bildern jenseits von Schlachtfeldern umso gravierender. Und dann sieht man auch diese Hoffnung, den Lebenswillen. Mit Helden wie diesen Kindern kann es dann doch eines Tages auch wieder gut werden.

Andrew Quilty hat bereits einige Preise gewonnen. Mich bewegt neben dem aktuellen Fotoessay eine Strecke von afghanischen Kindern mit ihren Skiern. Beim UNICEF-Wettbewerb Foto des Jahres 2017 erhielt Quilty dafür eine Ehrenvolle Erwähnung.

Links
http://time.com/longform/afghan-family/ – Artikel mit Bildern im TIME Magazine
https://www.andrewquilty.com/ – Der Fotograf Andrew Quilty
https://www.instagram.com/andrewquilty/ – Instagram-Konto des Fotografen
https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/foto-des-jahres/wettbewerb-2017/ehrenvolle-erwaehnungen

Volkstrauertag und Gettysburg Address

Heute ist Volkstrauertag. Seit 1952 ist der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres dem Gedenken von Kriegstoten und Opfern von Gewaltherrschaft. Wichtig ist hier, dass es nicht um eine Verherrlichung vermeintlicher deutscher Heldentaten geht. Alle Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft stehen gemeinsam im Zentrum.

Genau heute jährt sich die Einweihung des Soldatenfriedhofs auf dem Schlachtfeld von Gettysburg in Pennsylvania. Dort hielt Präsident Abraham Lincoln eine Rede, die heute zu den berühmtesten von US-Präsidenten gehaltenen Reden zählt. Martin Luther King wählte bspw. als Einstieg in seine I-have-a-dream-Rede eine ganz ähnliche Satzkonstruktion. Hier die Rede in ganzer Länge:

Four score and seven years ago our fathers brought forth on this continent, a new nation, conceived in Liberty, and dedicated to the proposition that all men are created equal.

Now we are engaged in a great civil war, testing whether that nation, or any nation so conceived and so dedicated, can long endure. We are met on a great battle-field of that war. We have come to dedicate a portion of that field, as a final resting place for those who here gave their lives that that nation might live. It is altogether fitting and proper that we should do this.

But, in a larger sense, we can not dedicate – we can not consecrate – we can not hallow – this ground. The brave men, living and dead, who struggled here, have consecrated it, far above our poor power to add or detract. The world will little note, nor long remember what we say here, but it can never forget what they did here. It is for us the living, rather, to be dedicated here to the unfinished work which they who fought here have thus far so nobly advanced. It is rather for us to be here dedicated to the great task remaining before us – that from these honored dead we take increased devotion to that cause for which they gave the last full measure of devotion – that we here highly resolve that these dead shall not have died in vain – that this nation, under God, shall have a new birth of freedom – and that government of the people, by the people, for the people, shall not perish from the earth.

Abraham Lincoln
November 19, 1863

Der Begriff „score“ meint eine Einheit von zwanzig, also vor 87 Jahren (4 × 20 + 7 = 87). Die Bewertung von Lincolns Rede war durchaus unterschiedlich. Er selbst hielt sie für schwach. Sein mit zwei Stunden Redezeit ausführlicherer Vorredner Edward Everett schrieb in einem Brief an Lincoln:

I should be glad if I could flatter myself that I came as near to the central idea of the occasion, in two hours, as you did in two minutes.

Die Chicago Times kannte 1863 Präsident Trump noch nicht. Daher goss sie ihre Häme über Abraham Lincoln aus:

The cheek of every American must tingle with shame as he reads the silly, flat and dishwatery utterances of the man who has to be pointed out to intelligent foreigners as the President of the United States

Links
http://www.volkstrauertag.de/
http://www.abrahamlincolnonline.org/
http://www.loc.gov/exhibits/gettysburg-address/
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Gettysburg_Address_Bliss_copy.jpg

Der noble Frieden und Matthew Shepard

Gestern bekam die Initiative ICAN – International Campaign to Abolish Nuclear Weapons den Friedensnobelpreis für 2017 zuerkannt, für „ihre Arbeit, Aufmerksamkeit auf die katastrophalen humanitären Konsequenzen von Atomwaffen zu lenken“. Vor zehn Jahren wurde sie in Wien gegründet, bei der Konferenz des Atomwaffensperrvertrags. Noch zwei Jahre früher aber dafür genau am heutigen Tag, also am 7. Oktober 2005, erhielt die 1957 gegründete IAEOInternationale Atomenergie-Organisation in Wien gemeinsam mit ihrem damaligen Generaldirektor Mohammed el-Baradei den Friedensnobelpreis „für ihren Einsatz gegen den militärischen Missbrauch von Atomenergie sowie für die sichere Nutzung der Atomenergie für zivile Zwecke“. Die USA und Nordkorea zeigen uns in den letzten Wochen, dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, dass nach der ersten in einem Konflikt abgeworfenen Atombombe über Hiroshima, die über Nagasaki nicht die letzte ihrer Art sein könnte.

Morgen ist der 25. Todestag von Willy Brandt. Auch er ist Träger des Friedensnobelpreises. Sein Verdienst ist die Versöhnung nach den Naziverbrechen und die langsame Wiederannäherung zwischen Ost und West. Dazu nutzte er die Politik der kleinen Schritte – und die große Geste des Warschauer Kniefalls.

Das ist wohl Grund genug für eine Top-Five-Liste von Nobelpreisträgern, die am 7. Oktober geboren oder gestorben sind. So allgemein muss ich es formulieren, um auf fünf Personen zu kommen.

  1. Niels Henrik David Bohr (07.10.1885–18.11.1962) erhielt 1922 den Nobelpreis für Physik für seine Verdienste um die Erforschung der Struktur der Atome und der von ihnen ausgehenden Strahlung.
  2. George Emil Palade (19.11.1912–07.10.2008) bekam 1974 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin zuerkannt für die Entdeckungen zur strukturellen und funktionellen Organisation der Zelle.
  3. Niels Kaj Jerne (23.12.1911–07.10.1994) wurde 1984 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin verliehen; für Theorien über den spezifischen Aufbau und die Steuerung des Immunsystems.
  4. Desmond Mpilo Tutu (07.10.1931) bekam 1984 den Friedensnobelpreis zuerkannt für sein Engagement im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika.
  5. Harold Walter Kroto (07.10.1939–30.04.2016) erhielt 1996 als einer von dreien den Nobelpreis für Chemie für die Entdeckung der Fullerene, auch Buckyballs genannt, einer neuen Form des Kohlenstoffs mit kugelförmigen Molekülen.

Der 7. Oktober ist aber nicht nur ein guter, ein nobler, ein friedlicher Tag. Der 7. Oktober ist auch in die Geschichte der LGBT-Bewegung eingebrannt. Am frühen Morgen des 7. Oktober 1998 wurde der damals 21-jährige Matthew Wayne Shepard von zwei Männern in der kleinen Universitätsstadt Laramie im Bundesstaat Wyoming ausgeraubt, geschlagen, misshandelt und an einen Zaun gefesselt. Der Radfahrer, der ihn entdeckte, hielt Shepard zuerst für eine Vogelscheuche. Am 12. Oktober 1998 verstarb Shepard im Krankenhaus. Er war nicht mehr aus dem Koma erwacht.

Die beiden Täter wurden nach Intervention von Shepards Eltern nicht zum Tode verurteilt. Sie sitzen je zweimal lebenslänglich ab. Nach diesem Mord wurden die Gesetze in den USA für hate crimes (Hassverbrechen) verschärft. Matthew Shepard wurde postum zu einer Galionsfigur der LGBT-Bewegung. Shepards Eltern gründeten die Matthew Shepard Foundation.

Die Westboro Baptist Church nahm die Gerichtsverhandlung und die Beerdigung zum Anlass, gegen die Rechte Homosexueller zu demonstrieren. Auf ihren Schildern standen Sätze wie „God hates Fags“ und „Matt in Hell“. Sie Beziehen sich auf ein krudes Verständnis alt-testamentarischer Textstellen.

Bereits im November 1998 ging das New York City Tectonic Theater Project nach Laramie. Aus den Ortsbesichtigungen und Interviews ging das Laramie Project hervor. 2001 wurde es verfilmt mit Schauspieler wie  Peter Fonda, Joshua Jackson, Christina Ricci, Laura Linney, Clea DuVall, Ben Foster und Steve Buscemi.

Auch im Bereich der Rock- und Pop-Musik fand der Mord an Matthew Shepard seinen Niederschlag. Hier muss ich die Regel der Top-Five-Liste gleich erweitern zu einer Top-Twelve-Liste der Songs, die von Matthew Shepard handeln oder ihm gewidmet sind. Auch diese Liste bleibt immer noch sehr unvollständig.

    • Scarecrow – von Melissa Etheridge auf Breakdown (1999)
    • Trouble the Waters – von Big Country auf Driving to Damascus (1999)
    • American Triangle – von Elton John und Bernie Taupin auf Songs from the West Coast (2001)
    • Laramie – von Amy Ray auf Stag (2001)
    • Scarecrow – Kristian Hoffman mit Rufus Wainwright auf & (2002)
    • Fear and Loathing in Laramie – von Protest the Hero auf A Calculated Use of Sound (2003)
    • Jesus Is On The Wire – von Peter, Paul and Mary (Original von Thea Hopkins) auf In These Times (2004)
    • Matthew – von Janis Ian auf Billie’s Bones (2004)
    • Above the Clouds – von Cyndi Lauper und Jeff Beck auf The Body Acoustic (2005)
    • Did You Just Say ‚Faggot‘? – von den Dangers auf Dangers (2005)
    • Poster Child – von A Balladeer auf Where Are You, Bambi Woods? (2008)
    • The Fence (Matthew Shepard’s Song) – von Peter Katz auf First of the Last to Know (2010)

Aber das schönste Lied (und deshalb außerhalb der Top-Twelve-Liste) stammt vom kanadischen Singer-Songwriter Ron Sexsmith. Es heißt God Loves Everyone und findet sich auf seinem Album Cobblestone Runway aus dem Jahr 2002. Hier ein Video von YouTube:

Und noch eine Version:

Links
http://www.tectonictheaterproject.org/
http://www.matthewshepard.org/

Wollen wir in so einer Welt wirklich leben?

Ich schreibe. Ich liebe es, Gedichte zu verfassen, Bildergeschichten zu zeichnen und Erzählungen zu schreiben. Ich nenne mich gern einen Mann des Wortes (und der Wörter). Aber heute scheint mir jedes Wort, das ich benutze, so unpassend zu sein. Diese verrückte, trunkene, leidende und brutale Welt. Wie kann ein Mensch auf ihr bestehen? Wie können wir hoffen, eine Zukunft zu haben? Oder im Geiste des Literaturnobelpreisträgers William Golding: Wann kommen die Eltern zurück und nehmen uns die Erde ab, weil wir noch immer nicht mit ihr umgehen können?

Gerne zähle ich in diesem Blog zu einem Thema oder einem Datum fünf Punkt auf, die ich dann als meine persönliche Top-Five-Liste apostrophiere. Auch der Begriff ist heute so unpassend wie selten. Dennoch eine Liste mit fünf Punkten, die mich verzweifeln lassen.

  • Heute wurde ein Terroranschlag in Kabul verübt. Bisher sprechen die Nachrichten von 90 Toten und hunderten Verletzten. Mit dieser Opferzahl ist der Anschlag besonders verheerend. Auch die deutsche Botschaft ist von diesem Anschlag betroffen. Um das Botschaftspersonal zu entlasten – und deutlich hervorgehoben nur deshalb – werde die Abschiebung nach Afghanistan für heute ausgesetzt. Afghanistan sei immer noch ein teilweise sicheres Herkunftsland und Anschläge gebe es auch in anderen Ländern, muss ich da von angeblich christlichen Parteigängern lesen.
  • In Nürnberg wird ein 20-jähriger Afghane aus der Berufsschulklasse abgeholt, um abgeschoben zu werden. Mitschüler und auch Passanten solidarisieren sich. Um die 300 Personen demonstrieren schließlich für den Verbleib des offensichtlich integrationswilligen jungen Mannes. Phasenweise droht der Protest zu eskalieren. Die Polizei setzt Pfefferspray ein und verhaftet einzelne Protestierende.
  • US-amerikanische Medien melden, dass Präsident Trump sich bereits entschieden hätte, das Pariser Klimaabkommen aufzukündigen. Einer der größten CO2-Emittenden verweigert somit die internationale Zusammenarbeit zum Bewahren der Schöpfung.
  • Die AfD fälscht das Cover des Buches von Justizminister Heiko Maas. Statt des Untertitels „Eine Strategie gegen Rechts“ steht dort nun „Eine Strategie gegen das Recht“. Natürlich wird so etwas schnell aufgeklärt. Aber in dem Fake-New-Taumel gehen uns die  Mittel zum Diskurs verloren. Vorher wurden Worte von Margot Käßmann bewusst aus dem Zusammenhang gerissen, sodass es klang, als würde sie alle Deutschen ohne Migrationshintergrund als Nazis bezeichnen. Immer noch werden dann solche Meldungen unbedarft geteilt und weiterverbreitet. Sind die Sozialen Medien noch zu retten? Oder werden sie zu einer Grauzone verkommen wie die sprichwörtliche Hafenkneipe?
  • Nachdem ein rechtsextremer Bundeswehroffizier als vermeintlicher Syrer Asyl erhalten hatte, wurden 2000 weitere Asylverfahren überprüft. Ein vergleichbarer Fall sei nicht entdeckt worden. Es sollten aber nun bis 100.000 weitere Asylverfahren der letzten zwei Jahre überprüft werden. In der Zwischenzeit warten weitere Menschen auf eine Lebensperspektive und ihre Papiere, von denen diese abhängt.

Ich möchte das alles nicht. Diese Welt möchte ich nicht. Aber ich weiß nicht, wie wir das ändern können. Heute Abend bin ich verzweifelt und sehr traurig.

Karfreitag – die Chance zur Besinnung … und eine Zucchini im Wind

Mir bedeutet der Karfreitag viel. Der Tod Jesu und seine religiösen Implikationen soll aber nicht der Inhalt dieses Blogeintrags sein. Wer mit dem christlichen Gedankengut nicht so viel anfangen kann, muss auch nicht gleich zu privaten Anti-Tanzverbots-Veranstaltungen pilgern. Ein Stiller Tag lädt jeden ein, sich zu besinnen.

Und unsere Welt hat Besinnung so dringend nötig. Gestern wirft das blonde Kind aus dem Weißen Haus die größte „konventionelle“ Bombe auf die ostafghanische Provinz Nangarhar, um Russen, Syrern, Chinesen und Nordkoreanern zu zeigen, dass es zu allem bereit ist. Und Russland blockiert zum wiederholten Male eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, die den Einsatz von chemischen Waffen in Syrien verhindern bzw. erstmal untersuchen soll. Ich werde die Konflikt- und Krisenherde nicht weiter aufzählen. Wir wissen auch so, dass unsere Welt von Sinnen ist.

Gehen wir ein paar Schritte zurück. Jeder Mensch wird von seiner Mutter geboren. Jeder Mensch ist zu Beginn seines Lebens klein und unschuldig. Und jeder Mensch sehnt sich nach Liebe Das mag banal klingen. Es schließt allerdings deutlich Präsidenten aller Staaten und jeden einzelnen IS-Kämpfer mit ein. Diese Liebe bekommt ein Mensch im Normalfall zuerst von seinen Eltern, seiner weiteren Familie, einem Freundeskreis, Lebenspartner und in der Form der Wertschätzung von Berufskollegen und der Nachbarschaft. Von dieser Liebe handelt auch der theologische Karfreitag, wenn es im Evangelium nach Johannes (3, 16 & 17) heißt:

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.

Um die menschliche Seite dieser Liebe geht es im französisch-schweizerischen Film Ma vie de Courgette (Mein Leben als Zucchini) aus dem Jahre 2016. Der neunjährige Icare, der lieber Zucchini genannt werden möchte, lebt von seinem Vater verlassen allein bei seiner alkoholkranken Mutter. Nachdem sie bei einem Unfall mit einem Revolver ums Leben kommt, wird Zucchini in ein Kinderheim gebracht. Simon, ein Raufbold mit Herz, stellt ihm die Schicksale der anderen Kinder vor und schließt mit den Worten: Hierher kommen nur die, die von niemandem mehr geliebt werden. Doch der liebevoll produzierte Stop-Motion-Film beweist mit seinen Knetfiguren eine Stunde lang, dass auch hier in diesem Heim der Verlassenen und Verletzten Liebe neu entstehen kann.

Der Film war für die wichtigsten Preise nominiert. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Europäischen Filmpreis 2016, dem César 2017 und dem Schweizer Filmpreis 2017. Die Deutsche Film- und Medienbewertung gab dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“. Bei den verliehenen Preisen geht es nicht nur um die Kategorie Animationsfilm, sondern auch immer wieder um die Filmmusik. Für die zeichnet Sophie Hunger verantwortlich.

Ins Filmgeschehen meisterhaft eingeflochten sind die Lieder Eisbär von Grauzone und Le vent nous portera (Der Wind wird uns tragen) von Noir Désir. Und genau dieses Lied hören wir im Abspann noch einmal von Sophie Hunger interpretiert. Das ist nicht das erste Mal, dass dieses Lied den Soundtrack eines Films bildet, aber es ist eines der schönsten.

Der Wind ist ein unberechenbarer Zeitgenosse. Bob Dylan vermutet bei ihm alle Antworten. Unser Protagonist trägt einen unheilvollen Taufnamen (Ikarus) und hantiert den gesamten Film über mit einem Drachen, der seinen verschwundenen Vater symbolisiert. Und auch im bereits zitierten dritten Kapitel des Johannes-Evangeliums heißt es nur wenige Sätze vorher: Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.

Eine Übersetzung des französischen Liedtextes, die ich auf einem anderen Blog (siehe unten) gefunden habe, geht wie folgt:

Ich hab‘ keine Angst vor dem Weg,
Weil ich ihn sehen will, ihn auskosten will,
Jede Biegung, jede Windung, bis es gut ist,
Weil der Wind uns tragen wird.

So wie all‘ das, was du den Sternen sagen würdest, 
Wie der Lauf der Dinge, 
Wie die Zärtlichkeit und der Schlag, 
Wie anderer Tage Paläste, von gestern, von morgen
Ein flüchtiger Eindruck wie aus Samt,

Und dann kommt der Wind und trägt alles davon.

Unser Erbgut, unsere Gene nimmt er,
Trägt sie in die Luft, in die Atmosphäre,
In die Galaxie, wie ein fliegender Teppich,
Der Duft der Jahre davor und all‘ das, was Einlass verlangt an deiner Tür,
Diese Unendlichkeit von Schicksalen, wovon man eines lebt,
Und was bleibt von all‘ dem zurück?

Eine Flut, die beständig steigt,
Eine Erinnerung, die jeder ab und zu hat,
Im Herzen des Schattens,

Der vor mir bleibt, 
Nehme ich mit mir die Spur, die von dir bleibt
Bis der Wind alles davon trägt.

Links
http://www.zucchini-film.de/ – Offizielle Seite des Films
http://www.noirdez.com/ – Website der Band Noir Désir
http://sophiehunger.com/ – Website von Sophie Hunger
https://anewfriend.wordpress.com/ – Blogeintrag zu Le vent nous portera

Die Lage der Welt anhand einer Top-Ten-Liste

Wir befinden uns in der Karwoche oder auch Stillen Woche zwischen Palmsonntag und Gründonnerstag, Karfreitag und schließlich Ostern. Es ist die wichtigste Woche im christlichen Kalender. Mit Entsetzen und Bestürzung nehme ich die zwei Anschläge auf christliche Kirchen in Ägypten zur Kenntnis. Gotteshäuser jeder Glaubensrichtung sollten in jedem Wortsinne sakrosankt sein. Heute jährt sich jedoch auch bereits zum 15. Mal der Anschlag auf die Al-Ghriba-Synagoge auf der tunesischen Insel Djerba, zu dem sich damals Al-Qaida bekannten. 19 Touristen starben damals, 30 wurden zum Teil schwer verletzt.

Doch zu Entwicklungen aus jüngster Vergangenheit und Tagesgeschehen kann und will ich mich jetzt nicht ausführlich äußern. Stattdessen biete ich meinen werten Lesern einer doppelten Top-Five-Liste mit Ereignissen des 11. April, in denen sich die heutige Weltlage spiegelt:

  • Hl. Stanislaus, der Bischof von Krakau, hatte den polnischen König Boleslaus II. mehrfach für seinen Lebenswandel kritisiert und schließlich exkommuniziert. Dieser verurteilte den Bischof zum Tode. Doch kein Ritter wollte den König unterstützen. Schließlich erschlug der König 1079 selbst den Heiligen, während dieser die Messe las. Seinen Sieg über den Kirchenmann konnte er nicht feiern. Ein Volksaufstand zwang ihn ins ungarische Exil, wo er zwei Jahre später verstarb.
  • Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach wurde Karfreitag 1727 in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt. Es gibt keine überlieferte Stellungnahme zu dieser Aufführung. Es scheint dieses Werk weitgehend ignoriert worden zu sein. Nach Bachs Tod geriet es fast vollständig in Vergessenheit. Felix Mendelssohn Bartholdy führte sie 1829 in gekürzter Fassung wieder auf und läutete damit die Bach-Renaissance ein. Heute ist die Bedeutung der Matthäus-Passion unbestritten.
  • 1814 überreichen die Siegermächte der Koalitionskriege Napoléon ein halbes Jahr nach der Völkerschlacht bei Leipzig ein Vereinbarung, die seine bedingungslose Abdankung zum Inhalt hat. Er unterschreibt zwei Tage später und geht in die Verbannung nach Elba.
  • Die Jungfernfahrt der Titanic begann bereits am 10. April 1912 in Southampton. Doch heute vor 105 Jahren machte sie sich vom irischen Queenstown auf die Reise nach New York, das sie niemals erreichen sollte.
  • Charlie Chaplins Stummfilm The Tramp hat 1915 Premiere. Die Filmfigur des Tramp gab es bereits ein Jahr vorher. Und sie begleitete Chaplin bis ins Jahr 1936, da er am Ende von Modern Times auf einem endlosen Highway ins Nirgendwo verschwindet.
  • Die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora werden 1945 von US-amerikanischen Soldaten befreit. In Buchenwald hatten sich vorher schon Widerstandsgruppen gebildet, die bereits 125 SS-Männer gefangengenommen hatten. In den Folgetagen wurden die Einwohner Weimars durch Buchenwald geführt und mit den Gräueln konfrontiert. Niemand soll sagen, die KZs hätte es nicht gegeben!
  • 1961 hat Bob Dylan seinen ersten professionellen Auftritt in Gerde’s Folk City im New Yorker Greenwich Village. Er ist ein Teil des Vorprogramms von John Lee Hooker. Doch wichtiger an diesem Tag wird wohl der Beginn des Prozesses gegen den SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann in Israel gewesen sein.
  • In seiner Enzyklika Pacem in terris (Über den Frieden auf Erden) richtet sich mit Johannes XXIII. zum ersten Mal ein Papst nicht nur an alle Katholiken, sondern an alle Menschen guten Willens. Er schrieb, dass Konflikte nicht durch Waffengewalt, sondern durch Verträge und Verhandlungen beizulegen sind.
  • Der Studentenführer Rudi Dutschke wird 1968 Opfer eines Attentats durch den Hilfsarbeiter Josef Bachmann. Dutschke stirb Heiligabend 1979 an den Spätfolgen dieses Attentats. Bachmann lernte das Schießen bei einem NPD-Funktionär in Peine.
  • Bei der Oscarverleihung 1983 erhält der Film Gandhi von Richard Attenborough mit Ben Kingsley in der Titelrolle acht Oscars, darunter bester Film und bester Hauptdarsteller. Die Konkurrenz in jenem Jahr war äußerst prominent, nämlich unter anderem: Tootsie, E.T., Ein Offizier und Gentleman, Das Boot, Poltergeist, Blade Runner und Garp und wie er die Welt sah. Doch ein Film über gewaltlosen Widerstand tat den von Ronald Reagan geführten USA gut.

Thinking Day und Todestage

Heute ist der Thinking Day. Seit 1932 feiern Pfadfinder weltweit den Geburtstag ihres Gründervaters Robert Stephenson Smyth Baden-Powell (22. Februar 1857). Heute ist also sein 160. Geburtstag. Roberts Frau Olave hat übrigens auch am 22. Februar Geburtstag. Nur nicht im selben Jahr. Sie war 32 Jahre jünger und starb, als ich bereits auf der Welt und schon vier Jahre alt war. Vor zehn Jahren wurde der Thinking Day größer angelegt. Neben dem 150. Geburtstag Baden-Powells gab es da noch das 100-jährige Bestehen der Pfadfinderbewegung zu feiern. Heute ist er wohl eher eine vereinsinterne Angelegenheit.

Heute vor 74 Jahren wurden Hans und Sophie Scholl gemeinsam mit Christoph Probst in München hingerichtet. Sie bildeten die studentische Widerstandsgruppe Weiße Rose. Ein Satz von Sophie Scholl hat sich mir besonders eingeprägt: Man muss etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben. Dazu brauchen wir einen harten Geist und ein weiches Herz. Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur suchen wir sie zu wenig.

Die Hauptsache meines heutigen Blogeintrags ist aber eine Top-Five-Liste runder Todestage in zeitlicher Reihenfolge:

  • Heute vor 220 Jahren starb Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720–1797), der als Lügenbaron in den Texten von Gottfried August Bürger weiterlebt, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht und auf Kanonenkugeln reitet.
  • Vor 30 Jahren starb eine ähnlich schillernde Persönlichkeit. Andy Warhol (1928–1987). Ich war bereits 14 Jahre alt blieb aber damals vom Tod des großen Pop-Artisten unbeeindruckt. Heute weiß ich um den des Werkes, das die Digitalisierung traumwandlerisch vorwegnahm.
  • Vor 15 Jahren starb der Zeichner, Regisseur und Drehbuchautor Chuck Jones (1912–2002). Den Namen kennt wohl kaum einer. Seine Looney Tunes kennt fast jeder. Zahlreiche Oscarnominierungen erhielt Jones für seine Arbeiten. Dreimal gewann er den Oscar. Ein vierter kam für sein Lebenswerk hinzu.
  • Vor 10 Jahren starb Lothar-Günther Buchheim (1918–2007). Er war Maler, Fotograf, Filmemacher, Autor und Verleger. In Erinnerung bleibt er uns für den Roman Das Boot, der in meinem Geburtsjahr 1973 herauskam. Aber wer liest schon so einen Schinken? 1981 verfilmte Wolfgang Petersen den Roman mit Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer und vielen anderen bekannten Schauspielern.
  • Vor 5 Jahren starben die US-amerikanische Journalistin Marie Colvin (1956–2012) und der französische Fotograf Rémi Ochlik (1983–2012) bei einem Artillerieangriff im syrischen Homs. Der Bürgerkrieg in Syrien hat zigtausende unschuldige Opfer gefordert. Diese beiden stehen für Menschen aus unserem Umfeld. Dadurch rückt das Geschehen näher an uns heran.

Geburtstag von W. H. Auden

Am 21. Februar 1907, heute vor 110 Jahren, wurde Wystan Hugh Auden im englischen York geboren. Auch wenn Auden heute dem durchschnittlich gymnasial Gebildeten kaum bis gar nichts sagt, sind sein Leben und Schaffen auch mit Deutschland verbunden. 1929 lebte er mit seinem Partner Christopher Isherwood in Berlin. Isherwood schrieb mit Goodbye to Berlin die Vorlage für Cabaret und später das traurige Alterswerk A Single Man, 2009 von Tom Ford mit Colin Firth in der Hauptrolle kongenial umgesetzt. W. H. Auden schrieb viele Libretti, u.a. für Benjamin Britten. Auch Leonard Bernstein ließ sich von Texten Audens inspirieren. 1948 erhielt er den Pulitzer-Preis für seinen Dialog in Versen: The Age of Anxiety.

1935 heiratete er Erika Mann, die älteste Tochter Thomas Manns, um ihr zur britischen Staatsbürgerschaft zu verhelfen. Die Mann-Familie war von den Nazis ausgebürgert worden. 1939 zog er nach New York; sieben Jahre später wurde er amerikanischer Staatsbürger. Seinen Lebensabend verbrachte Auden in Österreich. Er starb in Wien in meinem Geburtsjahr 1973.

Aus dem Jahre 1939 stammt der Refugee Blues, der noch vor Kriegsbeginn die Situation der aus Deutschland Geflüchteten beschreibt. Ob mit der Stadt der zehn Millionen Seelen noch London oder bereits New York gemeint ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Greater London hatte in den 30er Jahren bereits 8 Millionen Einwohner, New York City erst 7 Millionen. Einige Stellen beziehen sich sehr konkret auf die Situation Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Erschreckend für mich ist jedoch, dass dieser Refugee Blues auch heute wieder gesungen werden kann. If we let them in, they will steal our daily bread … Lasst uns doch endlich menschlicher miteinander umgehen!

Refugee Blues

Say this city has ten million souls,
Some are living in mansions, some are living in holes:
Yet there’s no place for us, my dear, yet there’s no place for us.

Once we had a country and we thought it fair,
Look in the atlas and you’ll find it there:
We cannot go there now, my dear, we cannot go there now.

In the village churchyard there grows an old yew,
Every spring it blossoms anew;
Old passports can’t do that, my dear, old passports can’t do that.

The consul banged the table and said:
‚If you’ve got no passport, you’re officially dead‘;
But we are still alive, my dear, but we are still alive.

Went to a committee; they offered me a chair;
Asked me politely to return next year:
But where shall we go today, my dear, but where shall we go today?

Came to a public meeting; the speaker got up and said:
‚If we let them in, they will steal our daily bread‘;
He was talking of you and me, my dear, he was talking of you and me.

Thought I heard the thunder rumbling in the sky;
It was Hitler over Europe, saying: ‚They must die‘;
We were in his mind, my dear, we were in his mind.

Saw a poodle in a jacket fastened with a pin,
Saw a door opened and a cat let in:
But they weren’t German Jews, my dear, but they weren’t German Jews.

Went down the harbour and stood upon the quay,
Saw the fish swimming as if they were free:
Only ten feet away, my dear, only ten feet away.

Walked through a wood, saw the birds in the trees;
They had no politicians and sang at their ease:
They weren’t the human race, my dear, they weren’t the human race.

Dreamed I saw a building with a thousand floors,
A thousand windows and a thousand doors;
Not one of them was ours, my dear, not one of them was ours.

Stood on a great plain in the falling snow;
Ten thousand soldiers marched to and fro:
Looking for you and me, my dear, looking for you and me.

Der Text ist im Stil eines klassischen Blues geschrieben. Da liegt es natürlich nahe, den Text auch zur Gitarre zu singen. Ich habe es selbst gerade probiert, erspare euch aber eine Aufnahme davon. Auf YouTube findet man einige Versionen. Teilen möchte ich eine Dub-Version, die sich direkt auf die heutige Situation von Geflüchteten bezieht.

Aus aktuellem Anlass noch einmal der Link zu einem anderen Blog-Eintrag mit der Bitte um Beteiligung:
http://zweitgeborener.de/2016/12/keine-abschiebungen-nach-afghanistan/

Beginn der Geburtstagswochen

Was meinen Geburtstag angeht, bin ich ein Kind geblieben. Der Satz klingt etwas eigenartig, entferne ich mich doch gerade mit steigender Zahl an Geburtstagen von meiner Kindheit. Geblieben ist mir die Spannung auf diesen Tag hin, obwohl ich im Erwachsenenalter keine großen Überraschungsgeschenke erwarte. Es ist eine Art individueller Adventszeit, vielleicht weil mein Geburtstag auf den Vierundzwanzigsten fällt. Es sind für mich die Geburtstagswochen. Die möchte ich heute einläuten mit einer Top-Five-Liste von besonderen Jahrestagen des 1. Februar 2017, in denen sich auch die aktuelle Lage der Welt spiegeln soll:

  • 1892, vor 125 Jahren, gelangen dem Astronomen Martin Brendel gemeinsam mit dem Geografen Otto Baschin am Altafjord in Norwegen die ersten bekannten Fotografien des Nordlichts.
  • 1917, vor 100 Jahren, eröffnete die deutsche Marine im Ersten Weltkrieg den uneingeschränkten U-Boot-Krieg um Großbritannien und Frankreich, sowie im Mittelmeerraum. Das Kriegsglück drehte sich nicht. Die deutsche Jugend zwischen den Kriegen erhielt neue Helden.
  • 1942, vor 75 Jahren, ging der US-amerikanische Auslandssender Voice of America von Großbritannien in deutscher Sprache zum ersten Mal auf Sendung, um den Propaganda geplagten Deutschen die Wahrheit über den Krieg und die Naziverbrechen zu verkünden.
  • 1957, vor 60 Jahren, lief der von Felix Wankel entwickelte und später nach ihm benannte Drehkolbenmotor DKM54 auf dem Prüfstand der NSU zum ersten Mal. 1960 wurde der Wankelmotor mit dem NSU Prinz III erstmals in einem Pkw verbaut.
  • 2012, vor 5 Jahren, starb die polnische Dichterin und Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska. Eines ihrer bekanntesten Gedichte heißt Kot w pustym mieszkaniu (Katze in der leeren Wohnung) und erschien vor 25 Jahren in deutscher Sprache. Der Übersetzer Karl Dedecius verstarb übrigens 2016, ebenfalls im Februar.

Katze in der leeren Wohnung

Sterben – das tut man einer Katze nicht an,
Denn was soll die Katze
in einer leeren Wohnung.
An den Wänden hoch,
sich an Möbeln reiben.
Nichts scheint sich hier verändert zu haben,
und doch ist alles anders.
Nichts verstellt, so scheint es,
und doch alles verschoben.
Am Abend brennt die Lampe nicht mehr.

Auf der Treppe sind Schritte zu hören,
aber nicht die.
Die Hand, die den Fisch auf den Teller legt,
ist auch nicht die, die es früher tat.

Hier beginnt etwas nicht
zur gewohnten Zeit.
Etwas findet nicht statt,
wie es sich gehört hätte.
Jemand war hier und war,
dann verschwand er plötzlich
und ist beharrlich nicht da.

Alle Schränke durchforscht.
Alle Regale durchlaufen.
Unter Teppichen geprüft.
Trotz des Verbots
die Papiere durchstöbert.
Was bleibt da noch zu tun.
Schlafen und warten.

Komme er nur,
zeige er sich.
Er wird’s schon erfahren.
Einer Katze tut man sowas nicht an.
Sie wird ihm entgegenstolzieren,
so, als wollte sie’s nicht,
sehr langsam,
auf äußerst beleidigten Pfoten.
Noch ohne Sprung, ohne Miau.

Top-Five-Liste von Spendenmöglichkeiten

Um Weihnachten steht das Geben im Vordergrund. Wir suchen die passenden Geschenke für unsere Freunde und Familienangehörigen. Und wir beben still in freudiger Erwartung, auch etwas Kleines geschenkt zu bekommen. Für Kinder ist das etwas wichtiger als für Erwachsene. Aber auch wir Abgeklärteren können uns noch über freundliche Gaben freuen. Mittlerweile schon gute Tradition ist es auch, um Weihnachten denen abzugeben, die man vielleicht nicht immer ganz direkt am eigenen Wohnzimmertisch sitzen haben möchte, deren Not man aber doch anerkennt.

Aus diesem Anlass möchte ich meine persönliche Top-Five-Liste an Spendenkonten für diese Jahreszeit (aber auch den Rest des Jahres) nennen. Es ist keine Rangfolge. Alle fünf Organisationen haben unsere Unterstützung verdient:

  • Brot für die Welt – Der Entwicklungsdienst der evangelischen Landeskirchen leistet seit 58 Jahren vorbildliche Hilfe zur Selbsthilfe in den Ländern der Dritten Welt. Als Pastorensohn begleiten mich die Bilder und Plakate von Brot für die Welt mein gesamtes Leben. Motto der diesjährigen Aktion: Satt ist nicht genug!
    http://www.brot-fuer-die-welt.de/
  • Amnesty International – Nur wenig jünger ist der in London gegründete Verteidiger der Menschenrechte. AI beobachtet, prangert an und klopft auch in Deutschland der Verwaltung auf die Finger, der sie in diesem Jahr ein mancherorts rassistisches Vorgehen bescheinigte.
    http://www.amnesty.de/
  • SOS-Kinderdörfer – Die Hermann-Gmeiner-Stiftung ist nicht nur im deutschsprachigen Raum tätig. In Österreich begann 1949 die wichtige Arbeit, die Kindern ein sicheres Zuhause bietet. Heute gibt es SOS-Kinderdörfer weltweit. Gerade wird ein neues im syrischen Damaskus aufgebaut.
    http://www.sos-kinderdoerfer.de/
  • Ärzte ohne Grenzen – Aus Paris stammen die 1971 gegründeten Médecins Sans Frontières. Sie liefern Hilfsgüter ins zerstörte Aleppo und retten in Seenot geratene Flüchtlinge auf dem Mittelmeer. DAs sind natürlich nur zwei prominente Beispiele für die umfangreiche Arbeit der MSF.
    https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/
  • Soziokulturelles Zentrum „Die VILLA“ – Selbstverständlich kann sich die VILLA nicht mit den vorher genannten Riesen messen. Was aber nicht heißt, dass die Arbeit des Hause zu vernachlässigen wäre. Die soziokulturelle Arbeit war schon immer wichtig. Zur Zeit steht auch sie unter dem Stern der Fluchtbewegungen. Sprachkurse unabhängig vom Aufenthaltsstatus, Möglichkeiten der Begegnung und seit neuestem auch die wissenschaftlich Aufarbeitung der Auswirkungen der Migration im Projekt New Forms of European Citizenship in the Era of Migration.
    http://villa-leipzig.de/
    https://it.surveymonkey.com/r/KVRTTYB – zur Umfrage im Rahmen des besagten Projekts.