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Vaterbilder – Band 2

Der zweite und abschließende Band meines Projekts Vaterbilder ist gestern erschienen. Zur Feier dieser Publikation möchte ich hier das Vorwort wiedergeben:

Im Dezember 2002 begann ich mit dem Projekt, das mich fast 17 Jahre lang beschäftigen sollte; erst unter dem reißerischen Titel Vatermörder, später dann und etwas ruhiger als Vaterbilder.

Es ging und geht bis heute um Söhne, die ohne ihren leiblichen Vater aufwachsen. Viele dieser Söhne fanden sich von Projektbeginn an in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Weitere traf ich in meinem beruflichen Umfeld von Soziokultur, sowie Fort- und Weiterbildung.

Im September 2017 veröffentlichte ich endlich die ersten Interviews aus den Jahren 2003 und 2004, gemeinsam mit zwölf grafisch bearbeiteten Porträts der Interviewten. Darüber hinaus konnte ich mit zweien der ehemals jugendlichen Söhne noch einmal sprechen, nachdem sie mittlerweile selbst Väter von Söhnen geworden waren.

Im nun vorliegenden zweiten und abschließenden Band präsentiere ich 24 weitere Interviews, wieder mit zwölf Illustrationen, zu denen ich im letzten Abschnitt noch meine Überlegungen ausführe. Für zwei Gesprächspartner habe ich meine ursprüngliche Altersgrenze von 25 aufgehoben. Ich wollte ihre Lebensgeschichte unbedingt wiedergeben.

Abgerundet wird die Sammlung durch zwei zusätzliche Interviews von Söhnen, die bei ihrem leiblichen Vater, aber ohne ihre Mutter aufwachsen. Einer von ihnen ist der Stiefbruder von zwei Interviewpartnern des ersten Bandes.

Vaterbilder Band 2Alle in diesem Band versammelten Interviews wurden in den Jahren 2004 bis 2017 in Leipzig geführt. Die politischen Umbrüche von 1989/90 wirken hinein bis in die Familien meiner Gesprächspartner, sowie der technische Wandel. In manchen Interviews sind Handys und Computer sehr wichtig, in anderen werden sie noch nicht einmal erwähnt.

Trotzdem habe ich die Interviews nicht zeitlich nach ihrer Entstehung sortiert, sondern nach dem Alter meiner Gesprächspartner, weil mir die sich entwickelnde Sicht der Söhne auf ihren Vater wichtiger schien als die technischen Begleiterscheinungen des 21. Jahrhunderts.

Nach wie vor soll aber nicht eine bestimmte sozialwissenschaftliche Hypothese über die Implikationen der Vaterlosigkeit belegt, sondern die Lebenswelt von Söhnen beleuchtet werden, die in einer Familie aufwachsen, zu der ihr leiblicher Vater nicht zählt.

Die Studioatmosphäre des Interviews vermag es nicht, ein vollständiges Familienbild auszuleuchten, mit all seinen Schattierungen. Der geneigte Leser mag an manchen Stellen – bei besonders konfliktreichen Situationen – eine zweite Perspektive vermissen.

Doch hier steht ausschließlich der vaterlose Sohn im Rampenlicht. Gleich einer Brecht’schen Figur steht er am Bühnenrand und kommentiert das Geschehen für uns. Und wir sind eingeladen, wenigstens für die Dauer der Lektüre, seine Sicht zu teilen.

Nun liegen 17 Jahre der Projektarbeit hinter mir. Gerne sprechen Kreative von ihren Projekten wie von ihren Kindern. Fast volljährig wäre dieser Sohn heute, den ich zu seiner Geburt so vorschnell Vatermörder taufte. Jetzt wird es aber Zeit, ihn in die weite Welt zu entlassen, ihn freizugeben, bevor er sich noch gegen seinen Projektvater wendet.

Links
https://www.epubli.de/shop/buch/Vaterbilder
http://www.vaterbilder.de/

Söhne – Kalender 2019

Während noch der Dezember meines Kalenders 2018 im Zimmer hängt, verschenke ich in Familie und Freundeskreis den Kalender 2019. Er steht unter dem Motto: Söhne aus Rumpf- und Patchwork-Familien.

Die Porträts sind collagierte Weiterbearbeitungen der Bilder aus 144 Strichen, die teils bereits in meinem Buch Vaterbilder – Gespräche mit Söhnen aus Rumpf- und Patchwork-Familien zu sehen sind und teils im zweiten Band der Vaterbilder zu sehen sein werden. Auf den Monatsblättern ist jeweils ein Zitat aus dem Interview des Porträtierten abgedruckt.

Kalender 2019-00 Titel

Ich wünsche uns allen, meiner Familie, meinen Freunden, Arbeitskollegen, flüchtigen Bekannten und jedem Menschen auf der Welt ein gesegnetes Jahr 2019.

Was lange währt, wird gut

Im Dezember 2002 begann ich mit einer Ausstellung die Arbeit am Phänomen der Vaterlosigkeit von Söhnen. Vatermörder nannte ich das Projekt. Das sollte auch ein wenig knallen. Dann schoben sich viele andere Dinge, Projekte, Ideen dazwischen. Nun endlich kann ich den abschließenden Band von Interviews vorstellen. Mit der Zeit ist das Projekt etwas milder geworden. Jetzt heißt es Vaterbilder.

cover-vaterbilder

Das Buch Vaterbilder – Gespräche mit Söhnen aus Rumpf- und Patchwork-Familien ist für 14,95 EUR unter der ISBN 978-3-7450-1597-3 im Buchhandel erhältlich. Es kann auch direkt beim Verlag bestellt werden.

Links
https://www.epubli.de/shop/buch/vaterbilder-fabian-williges-9783745015973/66957
http://vatermoerder.de/
http://www.vaterbilder.de/

Macha, ein Alphabet und die Selbstwirksamkeit

Seit Jahren und Jahrzehnten bin ich im Internet. Gehöre ich auch nicht zu der Generation der digital natives, habe ich als Student wichtige Phasen der Computerisierung und der Geburt des Internet mitverfolgen können. Ich habe auch schon seit zwei Jahrzehnten eigene Websites, die ersten noch voller Hochachtung mit fremder Hilfe, die späteren bis heute selbst erstellt.

Ich muss gestehen, ein wenig unzufrieden bin ich mit der Wirksamkeit meiner Aktivitäten. Man schreibt und rackert, aber häufig hat man den Eindruck, es interessiere praktisch niemanden. Doch dann passieren so besondere Dinge, die einen wieder mit dem eigenen Schicksal versöhnen.

Auf der Suche nach einer englischen Übersetzung des Gedichts Mai vom tschechischen Romantiker Karel Hynek Mácha stieß ich auf einen deutschen Blogeintrag aus dem Jahre 2012, in dem ein Alphabet vorgestellt wird, welches wiederum vom mährischen Grafiker Jakub Konvica nach Motiven aus dem Gedicht Máchas entworfen wurde. Und ganz nebenbei steht da, dass man das Gedicht auf Deutsch auf der Website vatermoerder.de lesen könne – mit Link.

Schön!

http://seite360.de/2012/03/13/handgezeichnetes-alphabet/
http://kyuu.eu/may.htm

Namenstag des Hl. Theodor

Dieser Namenstag wird meines Wissens nur in den orthodoxen Kirchen begangen, aber das passt auch gerade ganz gut. Der Name Theodor kommt aus dem Griechischen und heißt Geschenk Gottes. Man kann beide Namensteile auch vertauschen und kommt dann auf einen sehr gebräuchlichen weiblichen Vornamen: Dorothée, Dorothea oder Dorothy.

Der Hl. Theodor war ein einfacher Soldat im Heer das römischen Tetrarchen-Kaisers Maximinus Daia. Er soll den Tempel der Großen Göttermutter Kybele niedergebrannt haben. Dafür wurde er am 17. Februar 306 gefoltert und schließlich verbrannt.

Bereits um 400 wurde auf seinem Grab eine Kirche erbaut. Er ist der Schutzpatron der Soldaten. Und er war der Schutzpatron Venedigs, bevor der Evangelist Markus ihn in dieser Funktion abgelöst hat. Sein Gedenktag war damals noch der 9. November. Nun muss er sich mit dem deutlich weniger schillernden Brindisi begnügen.

Die russische Form des Namens Theodor lautet Fjodor. Und von Fjodor Dostojewski lese ich gerade Die Brüder Karamasow. Dostojewski wurde übrigens – nach Gregorianischem Kalender – zwei Tage nach dem alten Gedenktag 1821 geboren und starb acht Tage vor dem neuen Gedenktag 1881. Aber das ist wohl nicht genau genug, um irgendwie aufregend zu wirken.

60. Todestag von James Dean

Heute vor 60 Jahren starb James Dean bei einem Autounfall. Er war gerade 24 Jahre alt. Häufig folgt an dieser Stelle der Satz, dass er in nur drei Filmen gespielt hat und doch Weltruhm errang. Das stimmt nicht ganz so. James Dean hat in drei Hollywoodproduktionen für das Kino eine Hauptrolle gespielt. Nur einer davon, nämlich East of Eden, kam zu seinen Lebzeiten heraus. Ein Monat nach seinem tragischen Tod erschien Rebel Without a Cause. Bei dem letzten der drei Filme Giant musste der Dean-Intimus Nick Adams einige Szenen nachsynchronisieren.

Vor diesen drei Filmen hat James Dean in anderen Kinoproduktionen kleine Nebenrollen gespielt, ohne allerdings im Abspann erwähnt worden zu sein. Außerdem sind mir zwei Werbespots mit ihm bekannt. Einer dieser Spots wurde zwei Wochen vor seinem Tod aufgenommen und ist ein Aufruf des National Safety Council zu Vorsicht im Straßenverkehr. Des Weiteren ist James Dean in einigen TV-Produktionen mit dabei gewesen. Einige davon habe ich auch schon sehen können.

Ich trat mit 11, 12 Jahren in meine persönliche James-Dean-Phase. Ich habe ihn verehrt. Er war für mich die vollendete Kombination aus Rebellion, Coolness und Anmut. Die Phase habe ich dann gemeinsam mit meiner Pubertät überwunden. Aber ein James-Dean-Fan bin ich trotzdem noch. 1954 war James Dean am Broadway in einer Theateradaption des Immoralisten von André Gide auf der Bühne. Da hätte ich sehr gern im Publikum gesessen.

To-do-Liste

Mal schnell hingeschrieben: eine To-do-Liste im Top-Five-Stil.

  1. Mehr Livemusik hören. Gestern war ich beim Bandmarathon in der VILLA, wo Bands unterschiedlichen Alters, Bestehens und Stils jeweils einen Kurzauftritt hatten. Und es hat mir richtig gut gefallen. Also: Mehr raus und was erleben!
  2. Nicht nur Sachen hin- und herräumen, auch mal etwas wegwerfen. Meine Wohnung quillt über vor Zeug: CDs, DVDs, Kleidung, Zeitschriften, Bücher (vor allem Bücher) und so Zeugs, was sich hartnäckig weigert, kategorisiert zu werden. Wozu braucht man das alles?
  3. Das Vatermörder-Projekt abschließen. Ich hatte es mir zu Beginn des Jahres vorgenommen, nun scheine ich bereits wieder etwas ermattet. So geht das nicht weiter. „Heute muss die Glocke werden!“
  4. Das Auftreten des Papstes nicht gleichsetzen mit einem kompletten und nachhaltigen Wandel der katholischen Kirche. Die Kommentare zu der Ehe-für-alle in Irland haben mal wieder gezeigt, wo der Vatikan steht.
  5. Den internationalen (außereuropäischen) Fußball boykottieren so lange Sepp Blatter noch lebt bzw. auf freiem Fuß ist.

Namenstag des Hl. Joseph von Nazareth

Der Hl. Joseph gehört wohl neben Jesus und Maria zu den bekanntesten Personen des Neuen Testaments. Doch weiß man mehr über seinen Beruf (Zimmermann) als über seine tatsächliche Beziehung zu den beiden anderen. War er der Ehemann Marias, der mit ihr viele Kinder hatte, wie zum Beispiel Jakobus, den „Bruder“ des Herrn? Oder war der alternde Joseph der jungen Maria eher ein väterlicher Freund, der mit ihr die geschlechtslose und nach ihm benannte Josephsehe führte?

Der Stammbaum Jesu, der in den Evangelien nach Matthäus und nach Lukas (unterschiedlich) aufgelistet ist, nennt Joseph als das letzte Glied der Kette, das Jesu Abstammung von König David bezeugen soll. Eine Beweisführung, die bei wortwörtlicher Jungfrauengeburt offenkundig obsolet wäre.

Vielleicht ist das aber auch eine moderne Funktion des Hl. Joseph, uns zu zeigen, dass biologische Vaterschaft am Ende nur für den Genetiker interessant ist. Vater ist, wer die Rolle des Vater annimmt, sie mit Leben füllt und dem Kind gegenüber Verantwortung übernimmt. Joseph hat genau das getan.

In meinem Projekt Vatermörder, an dem ich dieser Tage verstärkt arbeite, beschäftige ich mich mit abwesenden biologischen Vätern und den ihnen folgenden Stiefvätern bis hin zu modernen Patchwork-Familien. Vor allem aber geht es mir darum, was diese Lebenssituation mit den Söhnen macht. Man darf gespannt bleiben.

Der Josephstag war bis in die späten 60er Jahre in Bayern ein gesetzlicher Feiertag, in Italien sogar noch bis 1977. In vielen Kantonen der Schweiz wird er bis heute gefeiert. In manchen Bundesländern Österreichs ist auch heute noch zu Sankt Joseph schulfrei.

Eine schöne Bauernregel verheißt uns nach dem heutigen Sonnentag ein gutes Jahr:

Ist es zu Sankt Joseph klar,
folgt ein gutes Honigjahr.