Archiv für den Tag: 20. Februar 2015

Tanners Terrasse im Helheim

Einige Tage hatte ich Probleme mit meinem WordPress. Ich musste warten, bis ein Freund und Informatiker mir mit einem beschämend schnellen Handgriff die Arbeitsbereitschaft wieder herstellte. Nun soll es auch gleich weiter gehen. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, mit welchen Themen ich diesen Blog tatsächlich füllen sollte.

Gestern Abend war ich zu einer Lesung im Helheim. In der Veranstaltungsreihe Tanners Terrasse lädt Volly Tanner Leipziger Dichter und Denker, also Schreibende und Grübelnde Menschen, zu sich auf das Podium. Nach launigem Gespräch darf man einige seiner Werke vorstellen. Ich war auch schon einmal von Volly eingeladen. Das hat mir viel Spaß gemacht. Doch am 19. Februar 2015 um 20:00 saß ich im Publikum, um Anna Hopperdietz, Jolanta Drywa und Nils Müller zuzuhören. Tanner selber wird schmunzeln und nachfragen und Becher leeren und umarmen und beschenken. So wie Miteinander funktioniert! – Das steht in der Ankündigung. Wer Volly Tanner kennt, weiß, dass er alles mit einem zwinkernden Auge sagt. Und das ist keine Anspielung auf sein Matschauge (wie er es selbst gern nennt). Bevor etwas zu Pathos gerinnt, bricht er es selbst ironisch. Das erlaubt uns allen einen entspannten Abend mit Witz – auch Blödelei – und Geist, ohne Angst vor zu viel Spießigkeit haben zu müssen.

Anna Hopperdietz, die gestern dort ihren Geburtstag feierte, habe ich nicht mehr hören können, da ich das Helheim bereits verlassen hatte. Der Veranstaltungsraum ist zum Rauchen freigegeben. Das halte ich nur eine begrenzte Zeit aus. Schade! Denn Jolanta und Nils, die ich bei auch privat kenne, waren wirklich gut. Da hätte ich auch gern noch eine dritte Stimme kennengelernt.

Jolanta Drywa, eine Kaschubin aus der Nähe von Danzig, gefällt sich in der großen Pose eines Vamp, während sie von ihren erotischen Abenteuern berichtet. Saftiges Birnenfleisch, oder Lippen wie solches tauchen da immer wieder auf. Prinzen werden unter dem Vollmond geliebt. Und Bäuche werden geküsste. Über allem hängt von Anfang an ein Schatten. Jolanta widmete diese Gedichte ihrem Liebhaber, der sich vor einiger Zeit das Leben nahm.

Nils Müller schreibt ganz anders. Er steht dem Makaberen nahe. Aber das Makabere in seinen Texten ist kein Selbstzweck. Es schließt uns die Sicht auf für die nächste zwischenmenschliche Begegnung. Von seinem bei epubli herausgebrachten Buch Anfang des letzten Jahres bis zu dieser Lesung gestern ist Nils schon einen Weg gegangen. Ich bin gespannt auf seine nächste Veröffentlichung.

Das Internetradio Leutzscher Welle hat den Abend vollständig live übertragen. Wem der Zigarettenqualm zu schwer ist, kann also für das nächste Mal einen rauchfreien Raum aufsuchen und Tanners Terrasse virtuell besuchen.

 

Links
vollytanner.wordpress.com
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