Eigentlich hätte ich viel langweiliges Zeug zu machen. Stattdessen mache ich, was man in dieser Situation eben macht: Ich surfe ein wenig herum und lese Facebook-Posts, ohne die sich unsere Welt sicherlich auch weiter drehen würde. Da fallen mir zwei Geburtstage ins Auge: Fußballbundestrainer Jogi Löw wird heute 56 Jahre alt, der nicht nur die deutsche Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft führte, sondern auch das neue Bild des modernen Mannes prägen half. Der US-amerikanische Autor Paul Auster wird heute 69 Jahre alt. Sein immer etwas grimmiges Gesicht kenne ich bereits aus Teenager-Tagen. Damals kam seine New-York-Trilogie heraus. Ich glaube, er ist ein guter Autor. Aber ich habe tatsächlich noch nie etwas von ihm gelesen. Für Empfehlungen oder Geburtstagsgeschenke (in drei Wochen ist es ja bei mir soweit) bin ich offen.
Der 3. Februar ist, was Schriftsteller angeht, ein geburtenreicher Tag. Das kann man durchaus als Ironie begreifen, ist er doch ebenso der Todestag von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, der die Druckerzeugnisse erst erschwinglich werden ließ. Mich inspiriert der Tag zu einer Top-Five-Liste von schreibenden Geburtstagskindern (nach Geburtsjahr).
- Sidney Lanier (1842–1881) – Als Südstaatler kämpfte er im Bürgerkrieg. Seine Gedichte sind von einer besonderen Musikalität geprägt. Er tat sich auch als Literaturwissenschaftler und professioneller Flötist hervor. Den amerikanischen Jungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts brachte er in Neufassungen die Sagen um König Artus nahe: The Boy’s Kind Arthur.
- Ernst von Wildenbruch (1845–1909) – Von ihm habe ich nichts gelesen. Aber auch er geistert in meinem Leben seit mehr als 20 Jahren herum. Gottfried Benn nennt seinen Namen im Gedicht Teils-teils. Die erste Strophe lautet: In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs / wurde auch kein Chopin gespielt / ganz amusisches Gedankenleben / mein Vater war einmal im Theater gewesen / Anfang des Jahrhunderts / Wildenbruchs »Haubenlerche« / davon zehrten wir / das war alles.
- Gertrude Stein (1874–1946) – Sie schrieb, wie die Kubisten malten. Eine Amerikanerin in Paris. Sie gab der Lost Genration ihren Namen. Überhaupt ist sie hochgradig zitierfähig – zu jedem Anlass. Ganze Werke von ihr zu lesen, finde ich persönlich allerdings deutlich anstrengender, als ein kubistischen Gemälde zu betrachten. Tender Buttons (1914) habe ich gelesen. Jetzt fühle ich mich sehr konservativ. Ihr schönster und wohl auch bekanntester Satz: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Und da hat sie ja auch irgendwie recht.
- Georg Trakl (1887–1914) – Er gehört in den großen Klub 27, auch wenn heutige Jugendliche den expressionistischen Dichter wohl nicht mehr kennen. Er starb an einer Überdosis Kokain. Ob Unfall oder Suizid ist bis heute ungeklärt. Die letzten vier Zeilen des 1913 veröffentlichten Gedichts Menschheit sprechen mich besonders an: Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen / Und jene sind versammelt zwölf an Zahl. / Nachts schrein im Schlaf sie unter Ölbaumzweigen; / Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
- Henning Mankell (1948–2005) – Er ist einer der bedeutendsten Vertreter des Schweden Krimi. Seine Kurt-Wallander-Reihe weit bekannt. Ich muss gestehen, auch von ihm habe ich nichts gelesen. Aber die Kieler Tatorte, deren Drehbücher er verfasst hat, habe ich gesehen.