Heute mögen nicht mehr viele Nathan Söderblom kennen, aber der evangelisch-lutherische Bischof von Uppsala bekam 1930 den Friedensnobelpreis für sein Engagement in der Ökumene. Ein knappes Jahr später, nämlich am 12. Juli 1931 verstarb Söderblom im Nachgang einer Operation mit 65 Jahren.
Söderblom hat auch eine besondere Beziehung zu Leipzig. 1912 wurde in Leipzig das deutschlandweit erste Institut für Religionswissenschaften gegründet. Von der Gründung an bis 1914 hatte Söderblom den Lehrstuhl inne, nachdem er 1901 an der Sorbonne über den Zarathustrismus promoviert hatte und im gleichen Jahr noch eine Porfessur für Religionsgeschichte in Uppsala angetreten hatte. Leipzig verließ er nur, um Erzbischof von Uppsala und somit Oberhaupt der evangelisch-lutherischen Kirche zu werden, die bis 2000 noch schwedische Staatskirche war.
Neben seiner Arbeit als Religionswissenschaftler und staatstragender Theologe fand er auch die Zeit, Kirchenlieder zu dichten. Im schwedischen Gesangbuch sind immer noch einige Texte von ihm zu finden. Ich slebst kenne keinen Text von ihm. Aber einen Satz kennen die deutschen Kirchenmusikliebhaber von Söderblom, selbst ohne sich über die Autorenschaft im Klaren zu sein. Er nannte die Kantaten Johann Sebastian Bachs ein fünftes Evangelium und erhob den Thomaskantor selbst somit zum fünten Evangelisten.
Der deutsche Organist und Komponist Wilhelm Kempff hat dies aus einem Gespräch mit Söderblom 1918 nach Deutschland getragen. Nachzulesen ist dies in seinen 1951 erschienenen Lebenserinnerungen Unter dem Zimbelstern – Das Werden eines Musikers. Manche schreiben dieses Wort auch Albert Schweitzer zu. Das ist natürlich möglich. Mit ihm war Nathan Söderblom übrigens freundschaftlich verbunden. Aber über das Rätseln hätte Schweitzer wohl gesagt, was er ein andermal über Bach gesagt hatte: Hören, spielen, lieben, verehren und das Maul halten!