Mein Bruder ist seit Jahren beim Filmfest in Braunschweig ehrenamtlich aktiv. In diesem Jahr engagiert er sich besonders mit der ersten deutschen Werkschau zu H.P. Lovecraft. Im Vorlauf des Filmfests wurde mein Bruder vom in Dresden ansässigen Deep Red Radio interviewt. Bevor ich jetzt hier Wort an Wort reihe, überlasse ich meinem Bruder das Wort:
Es war die letzten zwei Wochen still auf dieser Website; denn ich war in London. Über diese Millionenstadt lässt sich natürlich immer viel sagen und schreiben. Aber ich möchte jetzt nicht meinen gesamten Urlaub inklusive Hin- und Rückreise mit Auto und Fähre schildern. Der Linksverkehr auf der Insel ist auch kein bemerkenswert großen Problem: es fahren ja alle links; da macht man einfach mit. Das neue Paar Clarks im Herstellerland gekauft, die vielen DVDs zu Sonderpreisen, die ich hier nur als teure Importware bekomme, das Abendgetränk im Pub, die Refugees-Welcome-Party, auf der die britische Regierung aufgefordert wurde, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, und Deutschland als ein gutes Beispiel benannt wurde, das alles werde ich jetzt nicht weiter ausführen. Ich schreibe jetzt keinen Reisebericht.
Ich möchte aber doch eine Top-Five-Liste erstellen mit den Highlights meiner Reise. Die Reihenfolge ist rein zeitlich bestimmt. Eine Wertung untereinander traue ich mir noch nicht zu.
Promenadenkonzert in der Royal Albert Hall
Es ist schlicht das größte Klassische Musikfestival der Welt, was da von Juli bis September in der Royal Albert Hall stattfindet. Und ich war am 3. September mit dabei. Das BBC National Orchestra of Wales spielte unter der Leitung von Thomas Søndergård. Wir hörten Auszüge aus Aladin von Carl Nielsen und Mahlers Sinfonie Nummer 4 in G-Dur. Der Höhepunkt aber war für mich die Weltpremiere von Pan, einer Komposition des 1964 geborenen B. Tommy Andersson. Das Konzert wurde von der BBC übertragen und ist auf der Website noch immer zu hören: bbc.co.uk
Genau heute findet übrigens der Abschluss der Promenadenkonzertsaison statt – die berühmt-berüchtigte Last Night of the Proms. Ab 21:45 Uhr überträgt der NDR das Ereignis live, wie auch in den letzten 34 Jahren schon. Zum letzten Mal wird der heutige Abend dem deutschen Zuschauer von Rolf Seelmann-Eggebert erklärt. Hier geht es zum ndr.de.
Me and Earl and the Dying Girl
Wir sind einfach so ins Kino gegangen. Das ist ja im Vergleich zu den Proms nicht unbedingt highlightverdächtig. Aber der Film hat mir in der Tat sehr gut gefallen und soll deshalb doch in diese Liste aufgenommen werden. Vielleicht hilft es ja, dass der junge Hauptdarsteller Thomas Mann (sic) heißt. Der Regisseur Alfonso Gomez-Rejon gewann in diesem Jahr beim Sundance Filmfestival den Großen Preis der Jury und den Publikumspreis.
In die deutschen Kinos wird der Film unter dem Titel Ich und Earl und das Mädchen kommen. Aber auch in der Synchronfassung wird das Mädchen höchstwahrscheinlich sterben. Thomas Manns Synchronstimme ist auf jeden Fall zum Sterben. Ich empfehle, den Film im Original zu sehen. Der englische Trailer findet auf youtube.com
BP Portrait Award 2015
Die National Portrait Gallery ist sowieso einen Besuch wert. Schließlich hängt hier eines der bekanntesten Portraits, welches William Shakespeare zeigen soll. Und die berühmten Gemälde Hans Holbeins, der die gesamte Tudor-Familie malte und das Bild Henrys VIII. entscheidend prägte, sind hier ausgestellt.
Im September – und daher immer in meiner London-Reisezeit – werden in einer Sonderausstellung die Bilder des von British Petrol finanzierten Portrait Award gezeigt. Ich bin in diesem Jahr nicht gerade der Meinung der Jury. Aber eine Ausstellung dieser Qualität mit freiem Eintritt gehört auf jeden Fall auf diese Liste: npg.org.uk
Essen im Aqua Shard The Shard bei London Bridge ist mit fast 310 m das höchste Gebäude innerhalb der EU. Es wurde 2012 fertiggestellt. Im 31. Stockwerk ist das Restaurant Aqua Shard, das mit einem herrlichen Ausblick über ganz London wirbt. Schon als Kind war ich im Tower und an der Tower Bridge. Als Jugendlicher und junger Erwachsener bin ich bei meinen Besuchen nur noch am Tower vorbeigegangen, weil mir der Eintritt einfach zu hoch ist. Nun habe ich von oben auf den Tower hinuntergeblickt. Ich darf nicht so viel über den Ausblick schreiben. Sonst denkt man noch, ich wolle vom Essen ablenken. Das hat das Essen aber nicht verdient. Es war vorzüglich – and quite pricey. Aber es war der Geburtstag meiner Tante. Da kann man das schon einmal machen: aquashard.co.uk
Billy Elliot the Musical
Der Film Billy Elliot ist im Jahre 2000 nicht an mir vorbeigegangen und an Elton John auch nicht. Der hatte die Idee, dass die Geschichte um den Bergarbeitersohn, der im von M. Thatcher gebeugten England, nicht Boxer sondern Tänzer werden möchte, durchaus musicalfähig sei, und schrieb gemeinsam mit dem ursprünglichen Drehbuchautor Lee Hall das Musical, welches im Mai 2005 im Victoria Palace Theatre seine Premiere feierte und seitdem beinahe täglich aufgeführt wird.
Die größten Hits waren wohl Merry Christmas, Maggie Thatcher und die Singleauskopplung Electricity. Elton Johns Version findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=AfWFZ3iL7NA. Liam Mower, den man im Video als den 12-jährigen Billy Elliot tanzen sieht, steht heute, zehn Jahre später natürlich nichtmehr auf der Bühne. Aber im ersten Jahr sah die Szene so aus: https://www.youtube.com/watch?v=zO0oa_hEx9g. Am letzten Dienstag stand der heute 12-jährige Nat Sweeney auf der Bühne. Ob für ihn Billy Elliot ein Sprungbrett sein wird, wie für andere, die sich mittlerweile auch bis zu Games of Thrones hochgedient haben, können wir wohl erst nach weiteren zehn Jahren beurteilen.
Das Musical hat einen eigenen YouTube-Kanal: BillyElliotMusicalUK und eine eigene Website: billyelliotthemusical.com
Am 11. August 1919 wurde die am 31. Juli des gleichen Jahres vom Reichstag verabschiedete Verfassung der sogenannten Weimarer Republik vom sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert unterzeichnet. Drei Tage später trat sie in Kraft. Viele Artikel sind der Paulskirchenverfassung von 1849 entnommen und fanden nach der Niederschlagung des Faschismus auch wieder Eingang in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Diesen Traditionsstrang sollten alle aufrechten deutschen Demokraten nicht aus dem Blick verlieren. Er kann Kraft und Mut spenden, gerade in unseren Zeiten.
Als Nationalfeiertag wurde der 11. August ab 1921 begangen. Er war aber nicht im gesamten Reich ein gesetzlicher Feiertag. Das Foto zeigt die letzte Verfassungsfeier am 11. August 1932 vor dem Reichstag in Berlin. Das Bild ist vom Bundesarchiv (Bild 102-13744 / CC-BY-SA).
Die große Verfassungsfeier der Reichsregierung am 11. August 1932 in Berlin.
Heute vor 44 Jahren fand im Madison Square Garden in New York das erste Benefizkonzert der Rockgeschichte statt. George Harrison organisierte das Concert for Bangladesh gemeinsam mit Ravi Shankar, dessen Familie aus Bangladesh stammt. Nach dem Zyklon im Herbst 1970 und Ausbruch des Bangladesh-Krieges, der letztendlich zur Unabhängikeit des bis dahin Ost-Pakistan genannten Landes von West-Pakistan (heute: Pakistan) führte, war der Strom von Flüchtlingen in Indien auf 10 Millionen Menschen angewachsen.
Eric Clapton, Ringo Starr, Billy Preston, Leon Russell, Klaus Voormann und einige andere mehr waren auf der Bühne vereint. Außerdem trat Bob Dylan zu seinem ersten Live-Auftritt seit dem Motorradunfall 1969 wieder auf die Bühne. Fast 250.000 USD brachten die Eintrittskarten zu den zwei Konzerten zusammen, welche UNICEF für die Bangladesh-Hilfe übergeben wurden. Ein Film auf VHS und eine Dreier-LP (später Doppel-CD) brachten zusätzliche Einnahmen.
Gerade mit Blick auf die heutige Situation, speziell was den Umgang mit Flüchtlingen (hier übrigens auch auf Grund von Naturkatastrophen!) angeht, kann man sich an diesen denkwürdigen 1. August 1971 mal wieder erinnern.
Das Konzert ist mittlerweile natürlich ausschnittsweise und in Gänze (s.o.) verfügbar gemacht worden. Das Album zu kaufen, ist aber immer noch eine gute Idee. Der Erlös kommt UNICEF und der George-Harrison-Stiftung zugute.
Der Christopher Street Day in Leipzig und die gesamte vorangegangene Aktionswoche ist mit der gestrigen Parade, dem Straßenfest auf dem Marktplatz und dem Pride Ball im Täubchental glamourös zu Ende gegangen. Ich persönlich habe nur das Straßenfest besucht mit Ständen von Vertretern verschiedener queerer Interessensgruppen und Showprogramm auf einer Bühne, unterbrochen von einigen Grußworten. Es war wohl ein erfolgreicher CSD.
Ich selbst sehe die CSD-Feiern mit gemischten Gefühlen. Einerseits haben wir in Deutschland heute nicht die Probleme, welche die Homosexuellen und anderen Minderheiten der New Yorker Christopher Street der späten 60er hatten, was aus einer heutigen Feier immer mehr ausgelassenen Klamauk werden lässt. Andererseits habe ich das Gefühl, dass wir selbst eine solche scheinbar unpolitische Party den sexuellen Minderheiten schuldig sind, die in anderen Ländern – selbst noch auf dem europäischen Kontinent – verfolgt werden.
Wir haben ja auch noch nicht alles erreicht. Von einer allgemein akzeptierten und gesetzlich garantierten Gleichstellung trennt uns noch der eine oder andere Paragraph. Solches wird aber nicht auf dem Marktpatz ausgehandelt. Dafür muss man durch die Institutionen marschieren. Die Stimmung am nach der Mitte lechzenden rechten Rand in Deutschland und anderen Ländern lässt mich allerdings fürchten, dass selbst bereits Erreichtes immer wieder auf dem Spiel stehen kann.
In meinen dunkelsten Augenblicken frage ich mich, ob die Ehe-für-alle nicht schon fast ein Pyrrhussieg wäre. Dieser Tage diskutieren wir über eine Karte bei Google Maps, auf der geplante und errichtete Asylantenheime in ganz Deutschland verzeichnet sind. Und andere lassen sich im Standesamt freiwillig als verpartnert aber damit auch als offiziell homosexuell registrieren. Da müssen die Faschisten ja keine eigenen Schwarzen Listen mehr führen. Aber wie gesagt, das sind die düsteren Momente.
Besonders betroffen von den Schikanen der New Yorker Polizei war übrigens die afro- und lateinamerikanische Bevölkerung. Denn die Sexarbeiter und GoGo-Tänzer in den Schwulenclubs wie dem berühmt-berüchtigten Stonewall waren überwiegend Schwarze oder Latinos. Wie viel (oder eben wenig) sich für sie seit den Stonewall Riots geändert hat, sehen wir ja fast täglich in den Nachrichten, wenn weiße Polizisten mal wieder einen schwarzen Jugendlichen töten.
Um in einer solchen Gemütsverfassung dennoch Mut zu schöpfen, höre ich gern Scott Matthew, der für den absolut genialen Kinofilm Shortbus von John Cameron Mitchell 2006 einige Lieder schrieb. Matthew tritt auch im Film selbst auf. Das letzte Lied des Film heißt – wie originell – In the End. Ich poste es an dieser gleich zwei Mal:
Gestern fand die bundesweit erste Schülertagung der jungen Deutschen Physikalischen Gesellschaft (kurz: jDPG) in Leipzig statt. An die 50 Schülerinnen und Schüler aus acht Bundesländern trafen sich im Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, um gemeinsam Vorträge aus den verschiedenen Bereichen der Physik zu hören und auch eben selbst zu halten.
Ich war in meiner Funktion als Local Secretary von Mensa in Deutschland e.V. als Kooperationspartner mit in die Organisation eingebunden. In einer Vortragslücke konnte ich auch meinen Verein vorstellen und mit den Teilnehmern kurz über die Messbarkeit von Intelligenz diskutieren.
Ich maß mir nicht an, die einzelnen Vorträge zu bewerten. Da bin ich nicht qualifiziert genug. Mir blieb aber ein Beitrag in Erinnerung, der sich mit den Möglichkeiten des mikrobiellen Abbaus von Plastik im Meer beschäftigte. Robin Hertel und Finn Sombrutzki aus Neumünster gewannen mit ihren Forschungen den dritten Platz des Bundeswettbewerbs Jugend Forscht.
Hannes Vogel, Regionalgruppensprecher der jDPG, konnte für die Schülertagung auch zwei renomierte Wissenschaftler gewinnen, welche mit ihren Vorträgen die anderen Beiträge umrahmten. Zu Beginn sprach Fatihcan Atay vom MPI über dynamische Systeme. In einer Stunde führte er die Zuhörer von einfachsten Funktionen zu den Überlegungen der Chaostheorie. Zum Abschluss der Tagung gab Wolfhard Janke vom Institut für Theoretische Physik der Universität Leipzig einen Überblick zur Forschung mithilfe von Computersimulationen.
Das Gruppenfoto zeigt den Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser erfolgreichen Schülertagung.
Es ist schon einige Zeit her, dass ich auf einem Fahrrad saß, geschweige denn regelmäßig auf zwei Rädern von Muskelkraft getrieben den Weg zwischen einem A und einem B überbrückte. Aber Richtung Sommeranfang ist zumindest die Vorstellung einer Radtour relativ verlockend.
Bei der Lektüre des aktuellen ZEIT-Magazins bin ich auf die Deutschlandkarte mit den Radwegekirchen gestoßen. Sie liegen an ausgewiesenen Radwanderwegen und sind geöffnet für kurze Andachten. Außerdem haben sie Toiletten und manchmal sogar Fahrradflickzeug. Besonders stark verbreitet ist die Idee der Radwegekirchen in Sachsen-Anhalt. Und in dem Bundesland liegt auch die Straße der Romanik. So ist zum Beispiel der Dom in Merseburg auch eine Radwegekirche.
Wenn es auch an diesem Wochenende des Sommeranfangs nicht ganz so freundlich aussieht, irgendwann in diesem Jahr sollte ich doch auch einmal wieder eine Radtour wagen. Interessierte Mitreisewillige dürfen sich gern melden.
Ich habe am Wochenende für mein Egagement in der VILLA eine Auszeichnung bei der Jugendpreisverleihung in Taucha erhalten. Da so eine Auszeichnung ja auch immer das ganze Haus und alle Mitarbeiter und Ehrenamtlichen mit einschließt, welche die VILLA zu diesem ganz besonderen Soziokulturellen Zentrum machen, bringe ich den Preis heute Abend zur OpenStage im VILLA-Keller mit.
Ich danke noch einmal dem Team um Jonas Juckeland! Das war eine sehr schöne Veranstaltung, und ich fühle mich als Preisträger sehr geehrt! Außerdem wünsche ich den anderen Preisträgern und den anderen Nominierten für ihre Projekte alles Gute!
Gestern war ich mit einem Freund in einer Vorstellung von Moschee DE in der Friedenskirche in Gohlis. Das Stück handelt von dem Moschee-Neubau in Berlin-Heinersdorf, der seit der Baugenehmigung im Frühjahr 2006 bis zu seiner Fertigstellung im Herbst 2008 und darüberhinaus die Anwohner spaltet. Der Journalist Kolja Mensing (taz, Deutschlandradio Kultur) hat gemeinsam mit dem Regisseur (2004 Debütfilm Netto) und Rosa-von-Praunheim-Schülers Robert Thalheim Interviews mit Vertretern der unterschiedlichen Interessensgruppen geführt und deren Aussagen zu fünf Rollen im Theaterstück verdichtet.
Wir begegnen im Stück den fünfeinhalb Personen:
der Imam der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde
der Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde
der Vorsitzende der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau
eine aus Stuttgart zugezogene Frau
ein Konvertit
die stumme Braut des Konvertiten
Das Stück besitzt keinen klassischen Spannungsbogen und hat mit seinen 90 Minuten ohne Pause durchaus Längen. Aber das Thema ist gerade in Gohlis besonders wichtig, wo bei einem geplanten Moscheebau der gleichen Muslim-Gemeinschaft ganz ähnliche Prozesse in Gang gesetzt wurden. Für mich verschwammen die Bezüge. In manchen Augenblicken dachte ich, das Stück sei über Leipzig und nicht Berlin geschrieben worden.
Mir hat ein Lied sehr gefallen, welches in der Produktion Verwendung fand: Wonder von Soap&Skin. Als die fünf Handelnden dieses Lied sangen, hatten sie Gelegenehit für ihr Abschlussstatement. Der Titel ist wunderbar gewählt! Und deshalb möchte ich ihn auch gleich hier zitieren:
Moschee DE wurde am 27. Februar 2010 am Schauspielhaus Hannover uraufgeführt. Am 17.05.2015 hatte die Produktion von David Perlbach in Kooperation mit Friedenskirche Leipzig-Gohlis e.V. Premiere. Am 05.06.2015 ist die letzte geplante Vorstellung.
Seit 2005 wird am 17. Mai der International Day Against Homophobia oder kurz IDAHO begangen. Als Datum wurde der Tag gewählt, an dem 1990 die Weltgesundheitsorganistion WHO Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel gestrichen hat und somit nicht mehr als eine Krankheit ansieht. Zum Namen dieses mittlerweile in über 120 Ländern begangenen Tages kamen 2009 die Transphobie und in diesem Jahr Biphobie dazu, sodass wir heute erstmalig den International Day Against Homophobia, Transphobia and Biphobia feiern können.
Während sich in den meisten Staaten der EU das Leben für homosexuelle Menschen immer mehr normalisiert, gibt es immer noch über 70 Länder, in denen Homosexualität strafbar ist. Und die Akzeptanz, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als den männlichen Mann und die weibliche Frau mit allen klischeehaften Zuschreibungen, muss sich auch in unseren aufgeklärten Regionen verbreiten.
In Deutschland hat das heutige Datum noch einen besonderen Reiz: die Schreibweise 17.5. gleicht dem Paragraphen 175 im Strafgesetzbuch, der von 1871 bis 1994 in unterschiedlicher Härte homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte. Einen Homosexuellen nannte man umgangssprachlich auch einen 175er und der 17.5. den Feiertag der Schwulen.
Den 17.5.2002 nutzte der Deutsche Bundestag für eine wichtige Geste. Mit einer Ergänzung zum Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege wurden Verurteilungen auf Grundlage des § 175 StGB aus der Zeit des Nationalsozialismus für nichtig erklärt. Kritiker sehen das als nicht ausreichend an; schließlich blieb in der Bundesrepublik Deutschland der nationalsozialistische Wortlaut des Paragraphen bis 1969 [sic!] bestehen. Es gebe also noch deutlich mehr Unrechtsurteile für nichtig zu erklären.