Archiv der Kategorie: Namenstag

Earth Day 2015

Seit 25 Jahren wird am 22. April international der Earth Day gefeiert. Die Geschichte um diesen Tag ist tatsächlich noch ein bisschen länger. Der 2012 verstorbene Friedensaktivist John McConnell schlug bereits 1969 bei einer UNESCO-Konferenz vor, einen Tag im Jahr der Erde und dem Frieden zu widmen. Mittlerweile ist dieser Tag recht gut verankert – in den Kalendern, die sich mit Namens- und Gedenktagen beschäftigen. Unsere Aufmerksamkeit bezüglich dieser zwei lebenswichtigen Themen braucht allerdings weiteren und eben wiederholten Anstoß.

Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts stärkte die Raumfahrt auch in der breiten Bevölkerung das Bewusstsein für die Erde als eine Gesamtheit. Bekannt ist in diesem Zusammenhang ein Foto unseres Planeten, welches während der Apollo-17-Mission am 7. Dezember 1972 aufgenommen wurde. Es zeigt die Antarktis und Afrika mit der Arabischen Halbinsel. Dieses Bild ist als Blue Marble in das kollektive ikonografische Gedächtnis der Menschheit eingegangen. John McConnell schlug vor, dieses Bild als Erdflagge zu nutzen.

Die NASA verneigte sich 2014 vor dem Earth Day mit einem Global Selfie, das wie viele Veröffentlichungen der NASA zur allgemeinen nicht-kommerziellen Verwendung freigegeben ist. Daher möchte ich es hier auch zeigen:

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Global Selfie der NASA zum Earth Day am 22.04.2014

In diesem Jahr ist der konkrete Schwerpunkt des Earth Day auf das rückstandslose Recycling gelegt. Unter dem Motto „Cradle to Cradle – Nie wieder Müll. Heute Abfall, morgen Nährstoff.“ soll der industrielle Mensch wieder Eingang in den Zyklus finden, der ohne ihn so gut funktioniert.

Den Earth Song schrieb Michael Jackson übrigens nicht für diesen Gedenktag. Er hatte den World Environment Day im Sinn, als er sich die Seele aus dem Leib schrie. In Deutschland begeht auch diesen unter dem Namen Tag der Umwelt am 5. Juni jeden Jahres. Aber ich glaube, auch heute darf man Michael Jackson hören.

Der Kommandant von Apollo 17 Eugene Cernan, der auch als der letzte Mensch auf dem Mond bekannt werden sollte, hat seine Erinnerungen an die zahlreichen Einsätze bis hin zum Mondflug in Interviews und Büchern geteilt.  Aus diesen Erinnerungen haben Paul und Ralph Colwell gemeinsam mit Herbert Allen das Lied Moon Rider geschrieben, das bei den Musik-Shows von Up with People aufgeführt wird. Up with People ist eine 1965 in den USA gegründete Non-Profit-Organisation, die Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Musik-Show um die Welt schickt in dem Gedanken, dass Menschen, die sich privat kennengelernt haben, keine Kriege mehr gegeneinander führen werden.

Es muss Ende der 80er Jahre gewesen sein, dass Up with People auch in meiner Heimatstadt Peine zu Gast waren. Wir nahmen einen der Sänger als Gast auf, und ich besuchte die Show zweimal. Das Lied Moon Rider hat mich besonders fasziniert. Ich habe noch das Songbook von der Tour mit den Unterschriften der Sängerinnen und Sänger darin. Ab und zu spiele ich Moon Rider, doch die Qualität des oben eingebetteten YouTube-Videos verfehle ich deutlich.

 

Links
earthday.de
earthday.org
nasa.gov
upwithpeople.org

Namenstag des John Donne

Heute vor 483 Jahren starb John Donne (1572–1631), einer der bedeutendsten Dichter des englischen Barock. Er übersetzte aus dem Lateinischen ins Englische und verfasste Predigten und religiöse Gedichte. Ich habe vor einiger Zeit ein sehr schönes Gedicht von ihm zum Luciatag ins Deutsche übertragen. Aber das passt zeitlich wirklich nicht an das Ende des März.

Dem heutigen deutschen Leser ist John Donne nur mittelbar bekannt. Ernest Hemingways 1940 verfasster Roman For Whom the Bell Tolls (Wem die Stunde schlägt) über den spanischen Bürgerkrieg bezieht sich mit dem Titel auf eine Textpassage Donnes.

No man is an island, entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main. If a clod be washed away by the sea, Europe is the less, as well as if a promontory were, as well as if a manor of thy friend’s or of thine own were. Any man’s death diminishes me because I am involved in mankind; and therefore never send to know for whom the bell tolls; it tolls for thee.

Zitiert nach: online-literature.com/donne/

Namenstag des Meister Eckhart

Der als Meister Eckhart bekannte Mystiker wurde 1260 in Hochheim bei Gotha geboren. In seiner Jugend schloss er sich den Dominikanern in Erfurt an. Er studierte und lehrte in Köln, Paris und Straßburg. Eckhart starb 1327 oder 1328 in Köln oder in der damaligen Papstresidenz Avignon, während ein Häresie-Prozess gegen ihn gerade vom Kölner Bistum auf die Päpstliche Ebene gehoben wurde. Er blieb also sein Leben lang im Schoß der Kirche. Postum wurden 28 seiner Sätze als häretisch oder zumindest heräsieverdächtig eingestuft. Eckhart selbst wurde aber nicht verurteilt.

Bemerkenswert für seine Zeit ist, dass Eckhart viele Werk auf Deutsch veröffentlichte. Er war ein früher Verfechter der Volksbildung. Auch theologisch diffizile Themen sollten der einfachen und somit wenig gebildeten Gemeinde vorgestellt werden. Die Möglichkeit, das manches nicht richtig verstanden würde, sah er nicht als größeres Problem.

Bekannte Schüler Meister Eckharts sind Johannes Tauler, von dem heute das Adventslied Es kommt ein Schiff geladen allgemeine Bekanntheit genießt, und Heinrich Seuse, dem das makkaronische Weihnachtslied In dulci jubilo zugeschrieben wird.


Als deutschsprachiger Mystiker schuf er ein neues Verständnis, eine neue Sprache der Theologie. Auch heute sind seine Gedanken (wieder) aktuell. Er sprach von einer Einswerdung der menschlichen Seele mit Gott, aus der Gott im Grunde der Seele neu geboren werde. Er sagte, dass Gott nicht über uns stehe, sondern in uns Menschen lebe. Dies war dann allerdings auch einer der Sätze, welche den langwierigen Prozess gegen Eckhart zur Folge hatten.

Meister Eckhart ist ein Vertreter der sogenannten Negativen Theologie. Der Begriff beschreibt die Idee, dass Gott von uns nicht treffend beschrieben werden kann, weil alle unsere Beschreibungsversuche zwingend als Zuschreibungen aus der Welt der Geschöpfe stammen, Gott aber als Schöpfer jenseits der Geschöpfe stehe.

Diesem Gedanken folgend kann man nicht mehr sagen: Gott ist Vater, weil der Begriff Vater sofort Bilder von menschlichen Vätern mit all ihren Unzulänglichkeiten evoziert. Gott aber ist nicht unzulänglich wie ein menschlicher Vater. Dann wäre es also eher zutreffend zu sagen: Gott ist kein Vater. Wir haben also einen Teilaspekt Gottes nur beschreiben können, indem wir eine negative Formulierung wählten.

Doch Meister Eckhart wehrt sich letztendlich auch gegen die Negative Theologie, wie sie bis dato verstanden wurde. Gott, so sagt Eckhart, sei ja gerade ein Nicht-Verneinender, somit schließe eine negative Beschreibung Gottes stets einen Aspekt aus. Oder, um es auf die sprachliche Spitze zu treiben, man müsse auf dem Weg des Verneinens letztendlich auch zu einem Verneinen des Verneinens kommen.

Der Sozialpsychologe und Philosoph Erich Fromm, dessen 115. Geburtstag gerade vier Tage zurückliegt, hat sich viel mit Meister Eckhart beschäftigt. In seinen beiden wohl bekanntesten Büchern Die Kunst des Liebens (1956) und Haben oder Sein (1976) zitiert er den mittelalterlichen Denker immer wieder.

Erich Fromm diskutiert im dritten Kapitel von Haben oder Sein eine Predigt Eckharts über das Jesus-Wort aus der Bergpredigt: Selig sind die geistlich Armen; denn ihrer ist das Himmelreich (Matthäus 5, 3). Eckhart definiert in seiner Predigt diese Armut so: Das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts weiß und nichts hat.

Nichts zu wollen, bedeute, überhaupt keine Begierden zu haben. Und Eckhart zählt auch das Gott-dienen-Wollen zu den Begierden. Nichts zu wissen, bedeute, nicht einem dogmatischen Wissen anzuhängen. Es bedeute aber nach Fromm nicht, zu vergessen, was man weiß, sondern dass man weiß. Ein Denken außerhalb dieses Armutsbegriffs (Fromm nennt es im Gegensatz zum Wissen im Haben ein Wissen im Sein) sei eines, das nie den Wunsch verspürt, stillzustehen, um Gewissheit zu erlangen. Zum Nicht-Haben erklärt Eckhart in seiner Predigt, dass er nicht nur der Welt ledig sein wolle, um eine Stätte Gottes zu sein, sondern Gott selbst sei die Stätte, in der er wirke. Dieser Gedanke steigert sich noch: Darum bitte ich Gott, dass er mich Gottes quitt mache.


Ich war noch in der Grundschule, als ich zum ersten Mal auf Meister Eckhart stieß oder viel mehr gestoßen wurde. Die Tochter meines Babysitters, der Schule gerade entwachsen, schrieb in mein Poesiealbum folgendes Eckhart-Wort:

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.

Ich habe damals natürlich nicht genau verstanden, was das bedeuten soll. Und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob sie wusste, warum sie mir diesen Satz ins Album schrieb. Aber ich bin froh, diesen Satz schon so lange mit mir herumtragen zu können.

Die Predigten Meister Eckharts sind recht preiswert bei Reclam erschienen. Und von den beiden Werken Erich Fromms gibt es Taschenbuchausgaben bei Ullstein und dtv.

Namenstag des Hl. Joseph von Nazareth

Der Hl. Joseph gehört wohl neben Jesus und Maria zu den bekanntesten Personen des Neuen Testaments. Doch weiß man mehr über seinen Beruf (Zimmermann) als über seine tatsächliche Beziehung zu den beiden anderen. War er der Ehemann Marias, der mit ihr viele Kinder hatte, wie zum Beispiel Jakobus, den „Bruder“ des Herrn? Oder war der alternde Joseph der jungen Maria eher ein väterlicher Freund, der mit ihr die geschlechtslose und nach ihm benannte Josephsehe führte?

Der Stammbaum Jesu, der in den Evangelien nach Matthäus und nach Lukas (unterschiedlich) aufgelistet ist, nennt Joseph als das letzte Glied der Kette, das Jesu Abstammung von König David bezeugen soll. Eine Beweisführung, die bei wortwörtlicher Jungfrauengeburt offenkundig obsolet wäre.

Vielleicht ist das aber auch eine moderne Funktion des Hl. Joseph, uns zu zeigen, dass biologische Vaterschaft am Ende nur für den Genetiker interessant ist. Vater ist, wer die Rolle des Vater annimmt, sie mit Leben füllt und dem Kind gegenüber Verantwortung übernimmt. Joseph hat genau das getan.

In meinem Projekt Vatermörder, an dem ich dieser Tage verstärkt arbeite, beschäftige ich mich mit abwesenden biologischen Vätern und den ihnen folgenden Stiefvätern bis hin zu modernen Patchwork-Familien. Vor allem aber geht es mir darum, was diese Lebenssituation mit den Söhnen macht. Man darf gespannt bleiben.

Der Josephstag war bis in die späten 60er Jahre in Bayern ein gesetzlicher Feiertag, in Italien sogar noch bis 1977. In vielen Kantonen der Schweiz wird er bis heute gefeiert. In manchen Bundesländern Österreichs ist auch heute noch zu Sankt Joseph schulfrei.

Eine schöne Bauernregel verheißt uns nach dem heutigen Sonnentag ein gutes Jahr:

Ist es zu Sankt Joseph klar,
folgt ein gutes Honigjahr.

Namenstag des Hl. Patrick von Irland

Wie bei vielen Heiligen der ersten Jahrhunderte ist über den Hl. Patrick kaum Gesichertes überliefert. Er soll zwischen 385 und 461 gelebt haben. Wahrscheinlich war er ein Sohn eines in Britannien stationierten Römers, der bereits ein Christ war. Mit 16 Jahren soll er von Seeräubern nach Irland verschleppt worden sein, wo er als Sklave verkauft seine Jugend über Schafe hüten musste, bis ihm die Flucht nach Frankreich und dort in ein Kloster gelang. Später als ausgebildeter Geistlicher kehrte er zur Mission nach Irland zurück.

Durch ein Gebet allein soll der Hl. Patrick sämtliche Schlangen von der Insel vertrieben haben. Dies gleicht wohl aber eher dem alten Witz vom Holzfäller, der seine Ausbildung in der Sahara absolvierte und auf die Anmerkung, dass es da doch keine Bäume gebe, erwiderte: „Ja, jetzt nicht mehr.“ Bereits seit der letzten Eiszeit sind keine Schlangen auf Irland nachweisbar.

Noch bekannter als die Geschichte von den Schlangen ist jedoch die vom dreiblättrigen Kleeblatt – Shamrock genannt. Der Hl. Patrick nahm das Kleeblatt, um die Dreifaltigkeit Gottes zu erklären: ein Blatt, das aus drei Blättern besteht. So haben Christen auch nur einen Gott, der sich aber in drei Gestalten zu erkennen gibt: als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Dass diese drei eins sind, ist wichtig, um dem Vorwurf des Polytheismus zu entkräften. Im Islam ist dies der wohl größte Kritikpunkt am Christentum. Dieser Umstand basiert allerdings auf einem Missverständnis und hat mit dem Hl. Patrick nichts zu tun.

Der Hl. Patrick gehört heute zu den bekannteren Heiligen. Allerdings nicht, weil so viele Menschen die Legenden um ihn kennen würden, sondern nur, weil er der Schutzheilige Irlands ist und Exiliren in der ganzen Welt den Saint Patrick Day bekannt gemacht haben. Heute wird er auch von vielen Nichtiren feierlich begangen. Zumindest nutzen die Irish Pubs in den deutschen Großstädten den Tag, um ihre Kundschaft grün anzumalen, Guinness Beer und Irish Whiskey zu verkaufen.

Der irish-katholische Moraltheologe Denis Vincent Twomey sprach sich 2007 im The Irish Independent gegen die bestehenden Festtagstraditionen aus und sagte, es sei an der Zeit, den Saint Patrick’s Day wieder als einen kirchlichen Feiertag zu beanspruchen. Die alkoholgetriebenen Ausschweifungen sollten einer frommeren [und familientauglicheren] Freude weichen. Ich persönlich stimme ihm mit dem Hinweis zu, dass er sich – ganz echter Ire – nicht absolut gegen den Alkohol ausspricht. Der Artikel im März 2007 war betitelt: More piety, fewer pints ‚best way to celebrate‘

Namenstag des Hl. Thomas von Aquin

Heute ist der Gedenktag für den Hl. Thomas von Aquin (1225–1274). Als einer der Kirchenväter hat er großen Einfluss auch auf unser heutiges Verständnis vom Christentum. Thomas war ein Scholastiker, also ein mittelalterlicher Philosoph, der von Aristoteles ausgehend die Methode der Beweisführung anwendet. Sein Hauptverdienst ist wohl, die Theologie zu einer Wissenschaft erhoben zu haben.

Noch heute werden im Unterricht seine quinque viae ad deum (fünf Wege zu Gott) behandelt – unter dem Namen Gottesbeweise. Auch wenn sie nicht die letztendliche Stichhaltigkeit einer mathematischen Beweisführung besitzen, sollte man sie nicht in einer unserer Zeit anhaftenden Arroganz schlicht als widerlegt abtun. Ihnen in Gedanken zu folgen, kann man auch als meditative Übung begreifen, die den Import halbverdauten fernöstlichen Krimskrams obsolet werden lässt.

Namenstag des Hl. Valentin

Die Legenden kennen zwei Heilige dieses Namens, einen Priester in Rom und einen Bischof in Umbrien. Beide wurden in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts enthauptet, weshalb manche Forscher auch davon ausgehen, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. Beide heilten Kranke und bekehrten römisch-heidnische Beamte.

In manchen Schriften ist zu lesen, dass der Hl. Valentin Verliebte heimlich nach christlichem Ritus traute. Das soll dann als Begründung für die heutige Bedeutung des Valentinstages herhalten. Bei Lichte besehen, trauten damals alle Priester und Bischöfe (hoffentlich) Verliebte heimlich, da Christen in Rom ja noch verfolgt wurden.

Andere sehen darin Überreste der römischen Lupercalien, einem sehr kruden Fest, bei dem sich sonst nackte Priester die Felle der geopferten Böcke umbanden, um den Palatin tanzten und verheiratete Frauen mit Lederriemen schlugen, um ihre Ehe zu segnen. Da sind wohl doch die Pralinen und Blumen von heute vorzuziehen.

Der Hl. Valentin ist aber nicht nur für Verliebte da. Er ist auch der Schutzpatron der Jugend und der Reisenden. Und auf eine kurze Reise werde ich mich nun auch begeben. Ich muss nur noch schnell vorher Blumen kaufen…

Der Namenstag des Hl. Hieronymus Aemiliani

Der Hl. Hieronymus wurde in 1486 in Venedig geboren. Bereits mit 15 Jahren trat er in die Armee ein. Man sagt, dass er durch seine Zeit als Kindersoldat verrohte und ein sehr brutaler Mensch war. Einmal in Gefangenschaft gekommen – mit Fußfessel und Steinkugel – betete er, dass er noch eine Chance bekommen wolle, um auch noch Gutes in dieser Welt zu tun. Maria soll ihm erschienen sein und ihm einen Schlüssel übergeben haben, mit der er seine Fußfessel lösen konnte.

Seine zweite Lebenshälfte verbrachte der Hl. Hieronymus als sanftmütiger, gelassener und verständnisvoller Mensch. Nach Hungersnot und Seuche in Venedig versammelte er die Vielzahl an Waisenkindern und errichtete für sie ein Haus. Außerdem kümmerte er sich um eine handwerkliche Ausbildung für die Jungen. Mädchen gab er Geld für die Mitgift, damit sie ehrenhaft heiraten konnten.

1528 gründete er den Orden der Somasker, den man auch Gesellschaft der Diener der Armen nennt. Es gibt die Somasker noch heute – vor allem in Italien sowie in Mittel- und Südamerika. Sie betreiben dort Waisenhäuser und Internate, aber auch Krankenhäuser.

Am 8. Februar 1537 starb Hieronymus Aemiliani. Papst Clemens XIII. sprach ihn 1767 heilig. Dargestellt wird er meist an eine Steinkugel gekettet oder im Kreise von Waisenkindern. Er gilt als der Patron der Waisen und der vernachlässigten oder verwahrlosten Jugendlichen. Er ist auch einer Schutzpatrone Venedigs. Der Name Hieronymus kommt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet der heilig Genannte.


Das ist der richtige Tag, um den Film 7 Jungfrauen noch einmal zu sehen. 2005 in Spanien von Alberto Rodríguez mit vielen Laiendarstellern gedreht, zeigt er die 48 Stunden, die ein straffällig gewordener Jugendlicher aus dem Gefängnis beurlaubt wird, um an der Hochzeit seines älteren Bruders teilzunehmen. Selbstverständlich hat er in der Zeit auch vieles nachzuholen, was ihm im Gefängnis verwehrt ist. Der Film endet tragisch mit dem Tod seines besten Freundes. Die Hauptperson entschließt sich, nicht ins Gefängnis zurückzugehen.

Der Film wurde 2005 und 2006 auf zahlreichen Festivals gespielt und erhielt viele Nominierungen und Preise; darunter die Silberne Muschel in der Kategorie Bester männlicher Hauptdarsteller für Juan José Ballesta beim Internationalen Filmfestival in San Sebastian.

Der Namenstag des Hl. Blasius

Als überzeugter Lutheraner bete ich nicht zu Heiligen. Im Augsburger Bekenntnis heißt es, dass man der Heiligen gedenken solle, um sich dadurch im eigenen Glauben zu stärken. Die Lebensläufe der Heiligen zu studieren, dient also der Ausrichtung des eigenen Lebens nach christlichen Grundsätzen und nicht, um ihn als Stellvertreter vor Gott bitten zu lassen. In diesem protestantischen Sinne möchte ich gern in unregelmäßigen Abständen Heilige an ihren (katholischen) Namenstagen vorstellen. Der 3. Februar ist der Namenstag des Hl. Blasius.

Das mag ein Name sein, den der ausreichend Verdorbene nur mit einem Schmunzeln lesen oder gar aussprechen mag. Seinen Ursprung und seine Bedeutung hat er entweder aus dem Lateinischen – dann bedeutet er der Lispler –, oder aus dem Griechischen – dann steht er für den auf den König Christus Getauften.

Der Hl. Blasius lebte im ausgehenden zweiten und beginnenden dritten Jahrhundert und war Bischof von Sebaste in der heutigen Türkei. Er ist somit Zeitgenosse, Landsmann und Berufskollege des Hl. Nikolaus.

Während seiner Gefangenschaft soll der Hl. Blasius einem Mann das Leben gerettet haben, der drohte an einer Fischgräte zu ersticken. Dieser Legende wegen gilt er als Schutzheiliger gegen Halserkrankungen. In manchen Gegenden wird bis heute am 3. Februar der Blasiussegen erteilt. Das ist nicht ganz unpassend; denn der Tag liegt mitten in der Grippezeit. Als ein Wolf das Schwein einer sonst armen Frau raubte, brachte allein das Gebet des Eingekerkerten das Schwein zurück. Sie dankte dem Bischof, indem sie das Schwein schlachtete und ihm Teile davon ins Gefängnis schmuggelte. Doch er bat sie nur, nach seinem Tod jedes Jahr zu seinem Gedenken eine Kerze zu entzünden. Deshalb wird der Heilige oft mit einer oder zwei Kerzen dargestellt. Schließlich erlitt der Hl. Blasius das Martyrium. Er sollte ertränkt werden, ging allerdings wie vormals Jesus über das Wasser. Schließlich wurde er enthauptet. Das war im Jahr 316 unter Kaiser Licinius.

Wichtig finde ich an dieser Heiligenlegende wie an vielen anderen auch, dass der Glaube an Gott nicht Superheldenkräfte verspricht, die einen vor jedem Unheil bewahren. Solche Geschichten könnten uns auch keinen Trost spenden. Die Szene mit dem Hl. Blasius, der über das Wasser schreitet, zeigt die Kraft Gottes. Seine Enthauptung führt uns vor Augen, was wir Menschen einander antun.


Ein berühmter Träger dieses Namens ist der französische Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623–1662). Von ihm stammt eine frühe Rechenmaschine, die allerdings nur addieren und subtrahieren konnte. Der Weg zum heutigen Rechner war also noch sehr weit. Seine Überlegungen zu Vakuum und Luftdruck führten zu der nach ihm benannten Einheit. Ein Pascal ist der Druck von einem Newton auf einen Quadratmeter.

Wir dürfen uns Pascal aber nicht als einen kalten Mathematiker vorstellen. Er selbst konstatierte, dass menschliches Erkennen immer auf Zusammenspiel von Herz und Verstand gründe. Als christlicher Apologet konstruierte Blaise Pascal die sogenannte Pascal’sche Wette. Die Argumentation verläuft so, dass es nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung stets eine bessere Wette sei, an Gott zu glauben und diesen Glauben zu praktizieren, weil der zu erwartende Gewinn mindestens gleich groß oder größer sei als der zu erwartende Gewinn im Falle des Unglaubens.


Für mich persönlich verbindet sich der Name seit früher Kindheit mit dem Dom St. Blasii zu Braunschweig. Als Teil des Ensembles um die Burg Dankwarderode wurde der Dom 1173 von Heinrich dem Löwen gestiftet. Der Herzog von Sachsen und Bayern ist auch im Dom bestattet, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Mathilde von England.

Der Braunschweiger Dom ist für mich in seiner heutigen ästhetischen Wirkung das Idealbild einer protestantischen Kirche: Romanische Schlichtheit mit Gotischen Anbauten. In Sachsen-Anhalt gibt es besonders viele Kirchen dieser Bauart. Verbunden sind sie zur Straße der Romanik.

An dieser Straße gibt es auch noch eine weitere Kirche, die dem Hl. Blasius geweiht ist, obwohl er insgesamt eher sollten als Kirchenpatron gewählt wurde. Im kleinen Altenburg bei Bernburg (Saale) findet sich die Dorfkirche St. Blasius, die 1288 erstmals urkundlich erwähnt wurde.


In Bauernweisheiten ist noch überliefert, dass der Winter zum Blasiustag zwar noch lange nicht vorbei sei, aber langsam seine Härte einbüße. Und das ist ja auch etwas Gutes.

 

Links
braunschweigerdom.de
strassederromanik.de
die-strasse-der-romanik.de