
Archiv der Kategorie: Selbstbezogen


Ein Wochenende in Breslau
Ich liebe
Da ich die Stadt an sich bereits kenne, habe ich keine typischen Sehenswürdigkeiten fotografiert. Ich war in drei Museen – dem Archäologischen Museum, dem Nationalmuseum (Bildende Kunst) und dem Museum für zeitgenössische Kunst – und auf der Rückfahrt besuchte ich noch die Friedenskirche Zur Hl. Dreifaltigkeit
in n Świdnica/Schweidnitz.
Links
http://muzeum.miejskie.wroclaw.pl/en/museum/archeologiczne/
https://mnwr.pl/en/
https://muzeumwspolczesne.pl/mww/
https://luteranie.wroc.pl/parafia-w-swidnicy/

Ihsan Abou Said bei SagArt e.V.
Gestern war in den Ausstellungsräumen des SagArt e.V. in der Eisenbahnstraße 37 eine Vernissage des syrischen Künstlers und guten Freundes Ihsan Abou Said. Ich hatte leider nur mein Handy dabei. Das sieht man den Fotos an. Aber dass es eine sehr gelungene Verantaltung war, kann man auf den Bildern schon noch erkennen. Mir hat auch die Musik sehr gut gefallen, die in der auf dem vierten Bild zu sehenden Formation ganz spontan entstanden war.
Die Ausstellung läuft bis zum 28. März 2020. Öffnungszeiten: Freitag 16:00–19:00 Uhr, Sonnabend 11:00–14:00 und 16:00–19:00 Uhr, Sonntag 11:00–16:00 Uhr
Ich war zum ersten Mal in den Räumen des SagArt e.V. Mir hat die Atmosphäre sofort zugesagt. Im Gespräch mit leitenden Vereinsmitgliedern habe ich dann noch erfahren, dass es in einem weiteren Raum eine Arabesken-Werkstatt gibt, die jeden Freitag von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet ist. Unter Anleitung kann man dort einen Holzhocker mit dieser so typisch orientalischen Ornamentik versehen.
Links
http://sagart.de/ – SagArt Galerie
https://arthubabudhabi.wixsite.com/ – Arbeiten von Ihsan Abou Said (etwas älter)
https://www.youtube.com/ – Musik von Ihsan Abou Said

Beim Muay-Thai-Training
Muay Thai ist ein Sport aus Thailand. Von weitem kann man es für Kickboxen halten. Es soll aber noch anspruchsvoller, körperlich fordernder sein. Heute wurde ich zum Training in 8 Weapons Gym in der Hohen Straße eingeladen. Getroffen habe ich ein Gruppe sehr freundlicher, aufgeschlossener Menschen, die mit viel Selbstdisziplin ihr Training absolvierten.
Ich habe mich noch ein wenig schwer getan, diesen Sport zu fotografieren. Ich hatte den Eindruck, immer eine hundertstel Sekunde zu spät oder zu abzudrücken. Und Brennweite, Blende, Verschlusszeit, ISO – da bin ich ziemlich geschwommen. Aber ich glaube auch, dass man durch die Fotos einen recht guten Eindruck vom Training bekommt.

Kalender 2020 – Februar – FC Mohajer Leipzig

FC Mohajer auch 2020
Mein Kalender-Projekt ist abgeschlossen. Die zwölf Kalenderblätter werden hier sukzessive monatlich veröffentlicht. Aber – wie man so schön sagt – ich bin mit dieser Mannschaft noch nicht fertig. Bis ich weiß, wie ein nächstes Projekt aussehen wird, mache ich erstmal weiter mit Fotos von Trainingsspielen und Turnieren. Hier also die ersten Bilder von einer Trainingseinheit im Lene-Voigt-Park.

Abschluss der Spendenumfrage
Meine Ausstellung FC Mohajer Leipzig – ein afghanisches Fußballteam im Soziokulturellen Zentrum „Die VILLA“ ist nun abgeschlossen. Die Bilder sind abgehängt. Die Kalender und Poster sind verkauft und verschenkt. In meinem Arbeitszimmer ist der Januar aufgeschlagen, wie auch in diesem Blog. Bevor ich mich auf das nächste Projekt stürze, bleibt nur noch, die Spendenumfrage auszuwerten, die ich während der Ausstellungszeit durchgeführt habe.
Ich wollte von den Besuchern des Cafés wissen, welchen Sport sie selbst treiben. Die Intensität der sportlichen Aktivität sollte mit Beträgen in unterschiedlicher Höhe angezeigt werden. Das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber von der Tendenz her schon.
Ich hatte damit gerechnet, dass die Säule für Fußball schnell gefüllt wäre und alle anderen nahezu leer bleiben würden. Schließlich ging es in der Ausstellung um eine Fußballmannschaft und Fußball ist ja auch quasi der Nationalsport der Deutschen. Dem war aber nicht so. Das Fitnessstudio hat deutlich gewonnen. Und selbst Cricket steht vor Fußball. Haben sich da einige einen Scherz erlaubt? Oder haben Gäste aus Afghanistan eher für ihren zweitliebsten Sport gestimmt?
Aber seht selbst! Insgesamt sind 82,80 EUR zusammengekommen, die sich wie folgt auf die verschiedenen Sportarten verteilt haben. Runde 90 EUR habe ich heute sehr gern an den VILLA e.V. überwiesen.

Buchbesprechung: Der Filmvorführer
Georgien haben die meisten Deutschen nicht im Zentrum ihres Radars. Die Beatles haben in ihrem Hit Back in the USSR versichert, dass sie Georgia immer im Hinterkopf behalten würden. Das war allerdings eher eine Homage an Ray Charles, der mit seinem Hit Georgia on my mind den Bundesstaat der USA besungen hatte, in dem er 1930 geboren wurde. Ein gutes halbes Jahrhundert vorher, nämlich 1878 wurde mit Josef Stalin der wohl berühmteste Georgier geboren. Doch der Herr Dschughaschwili ist nicht unbedingt Reklame für das kleine Land. Ich persönlich kann dann gerade noch Eduard Schewardnadse nennen, der erst Außenminister der Sowjetunion war und später Präsident Georgiens. Damit erschöpfte sich bis vor kurzem mein Wissen über Georgien.
Dann habe ich die Musikerin Nino Chokhonelidze kennen gelernt. Sie hat mein Buch Wenn du nicht bist … ins Georgische übersetzt. Bei der Zusammenarbeit habe ich das georgische Alphabet zum ersten Mal gesehen. Und das georgische Märchen vom Aschenstocherer gehört. Aber genau das möchte ich ja mit meinem Übersetzungsprojekt unter anderem erreichen – Sprachen und Kulturen zu entdecken. Aber dieser Blog-Eintrag sollte gar nicht von mir handeln, sondern von einem Buch, das ich gerade gelesen habe. Ein Buch, das mir Nino mitgebracht hat, um Georgien noch ein bisschen besser zu verstehen.
Der Filmvorführer von Aka Morchiladze ist ein Roman, der 2009 in Georgien und 2018 in einer deutschen Übersetzung von Iunona Guruli beim Weidle Verlag erschienen ist. Morchiladze wurde 1966 in Tiflis geboren und gehört wohl zu den bekanntesten zeitgenössischen Autoren Georgiens. Bereits 20 Romane hat er veröffentlicht und eine ganze Reihe von Kurzgeschichten. Einige seiner Bücher sind bereits verfilmt. Sein Roman Reise nach Karabach wurde nicht nur ein Bestseller, sondern ein regelrechtes Kultbuch.
Doch hier soll es ja um den Filmvorführer gehen. Der beginnt etwas verschachtelt. Der junge Mann Beso arbeitet als Fahrer bei einer internationalen Organisation. Von einem Tag auf den anderen ist er verschwunden. Was von ihm bleibt, ist seine Lebensgeschichte, die er als ein Manuskript auf Englisch hinterlässt. Das kann ein Grund dafür sein, dass die Sprache in diesem Roman sehr reduziert scheint, einfach, grob. Es hat mich ein wenig an das Deutsche aus der Zeit der Inventur erinnert (Eich, Böll, Borchert).
Beso schildert sein Leben in der westgeorgischen Provinz in der Nähe von Kortaissi. Bereits in jungen Jahren schließt er Freundschaft mit dem 40 Jahre älteren Islam Sultanow, der als Sohn eines Khans in der postrevolutionären Sowjetunion lediglich als Filmvorführer in einer Kleinstadt arbeiten kann. Sie schließen eine besondere Freundschaft, die nach dem frühen Unfalltod von Besos Vater zu einer quasi Vater-Sohn-Beziehung heranreift.
Zum Militärdienst nach Afghanistan abkommandiert, überlebt Beso die Gefangennahme durch die Taliban nur durch ein Schriftstück, das ihm Islam Sultanow vor dem Einsatz in weiser Vorraussicht übergeben hatte.
Besos Leben nach dem Militärdienst ist geprägt von Antriebs- und Orientierungslosigkeit, was einer nicht dezidiert thematisierten Posttraumatischen Belastungsstörung einerseits und den gesellschaftlichen Umwälzungen in der Sowjetunion andererseits geschuldet sein mag. Sultanow setzt wichtige Impulse: Heiraten, Englisch lernen, ein Auto kaufen.
Dann geht Sultanow fort, um sein angestammtes Khanat zurückzuerobern – und stirbt dabei. Den Anfang im Hinterkopf könnnen wir uns vorstellen, dass Beso aufgebrochen ist, um das Erbe seines Wahlvaters anzutreten.
Der Filmvorführer heißt im georgischen Original Mameluk. Das ist – vermutlich – der Spitzname, den die Bevölkerung in der Kleinstadt dem Filmvorführer Islam Sultanow gegeben hat. In der deutschen Fassung wird er Tatar genannt. Vielleicht übersehe ich etwas, aber ich halte das nicht für eine glückliche Übersetzung.
Ein Tatar ist ein Angehöriger von heute noch verstreut in Russland lebenden Turkvölkern und meist moslemischen Glaubens. Auch die Aserbaidschaner, Nachbarn der Georgier, und Kasachen werden heute Tataren genannt. Das passt natürlich schon. Aber ein Mameluk ist eine arabische Bezeichnung für Sklaven, die in den Militärdienst gezwungen wurden. In diesem Begriff verbinden sich Islam Sultanow und Beso. Das Wort hätte man doch auch im Deutschen als Titel beibehalten können. In der Berufsbezeichnung steckt jedenfalls nicht viel von der Magie dieses Buches.
Ja, viel ist es nicht, was ich dazu schreiben kann. Es sind nur 130 Seiten. Und jetzt habe ich mir einige andere Bücher bestellt. Ich möchte mehr erfahren. Empfehlung!
Links
http://www.weidleverlag.de/ – Deutscher Verlag von Aka Morchiladze
https://www.epubli.de/ – როცა აქ არ ხარ … / Wenn du nicht da bist … (Georgisch)

Kalender 2020 – Januar – FC Mohajer Leipzig

Jahresrückblick 2019
Silvester 2019 – ein Tag auf dem Zeitstrahl. Aber in unserer Kultur ist es üblich, hier den Schnitt anzusetzen. Die Erinnerung unterscheidet zwischen vor und nach diesem Tag, genauer dieser Nacht. Ich möchte auch eine kurze Rückschau halten auf die vergangenen zwölf Monate; zwölf Bilder habe ich mir dafür herausgesucht, die ich mit euch betrachten möchte.
Ich beginne mit einem Bild aus dem Kalender, der mich und euch im Jahr 2019 begleitet hat. Es waren Porträts aus meinem Projekt Vaterbilder – Gespräche mit Söhnen aus Rumpf- und Patchwork-Familien. Dieses Projekt habe ich im Januar mit dem zweiten Band erfolgreich abgeschlossen. Das lag mir mittlerweile schwer auf der Seele. Bereits 17 Jahre hatte ich daran gearbeitet. Es drohte, ein Dauerprojekt zu werden, welches niemals ein Ende finden würde. Doch das habe ich abgewendet. [http://vaterbilder.de/]
Im Februar ist mein Geburtstag. 2019 habe ich das Geburtstagswochenende dazu genutzt, mich meiner frühen Lebensjahre zu erinnern. Ich war auf dem Wurmberg, dem höchsten Berg Niedersachsens, und verbrachte eine Nacht in meiner Geburtsstadt Hildesheim, bevor ich dann noch meine Eltern besuchte.
Das nächste familiäre Großereignis war die Goldene Hochzeit meiner Eltern. Selbstverständlich war ich in die Organisation eingebunden. Zusätzlich hielt ich einen kleinen Vortrag und leitete eine Schreibwerkstatt mit allen Gästen an. Es war eine sehr schöne Feier, die ich lange in Erinnerung behalten werde.
Ähnlich einprägsam – aber aus anderen Gründen – war die Ausstellung von Yoko Ono in Leipzig. Dazu hatte ich einen eigenen Blog-Eintrag verfasst.
Im Sommer war die Taufe meines Patenkindes Fabian, dem ich als Geschenk ein Märchenbuch überreichen konnte. Der schlaue Dschirtdan stammt ursprünglich aus Aserbaidschan, ist aber mit Hänsel und Gretel aus Deutschland und Nim-Kuni aus Afghanistan verwandt.
Ich habe die Zeit gefunden, an einem anderen Projekt weiterzuarbeiten, das ich immer den Annaberg-Roman nenne. Es geht gar nicht so sehr um Annaberg. Die Stadt ist lediglich die Kulisse, die ich vor mittlerweile zehn Jahren kennenlernen durfte. Meine Recherchen haben mich 2019 nach Naunhof geführt, wo ich auf einen äußerst freundlichen Archivleiter gestoßen bin. Vielen Dank für die Unterstützung!
Im September habe ich meine Tante in London besucht, um mit ihr ihren Geburtstag zu feiern. Wir unternehmen immer viel gemeinsam. Deshalb sind auch die nächsten zwei Bilder noch aus London: die All-gender-Toilette der Tate Modern und mein Selfie vor einem Prom-Konzert in der Royal Abert Hall. [Auch das Beitragsbild stammt vom diesjährigen London-Urlaub und ebenfalls aus der Tate Modern.]
Die nachhaltigste Veränderung 2019 war für mich aber die Begegnung mit dem FC Mohajer Leipzig, einer Fußballmannschaft, deren Spieler alle aus Afghanistan stammen. Da kann ich eigentlich nicht einen Link setzen; denn mein Blog ist voll von Fotos der Spieler und ihrer Gegner. Ich freue mich sehr, dass mich die Spieler so offenherzig und freundlich aufgenommen haben. Die Spieltage bedeuten mir sehr viel. Vielleicht setze ich einen Link zu dem Interkulturellen Fußballturnier des Bürgervereins Gohlis, mit dem für mich alles angefangen hat.
Seit November (bis etwa Mitte Januar 2020) sind meine Spieler-Porträts des FC Mohajer Leipzig im Café der VILLA zu sehen. Die Ausstellung wurde erst mit Vernissage eröffnet, um zwei Tage später noch ein Kicker-Turnier in der Ausstellung abzuhalten. Die Kalenderblätter werde ich natürlich hier auf dem Blog Monat für Monat präsentieren.
Mohammad Mirzayi, der Kapitän der Mannschaft, hat in diesem Jahr das Bistro Etria eröffnet. Es befindet sich in der Rosa-Luxemburg-Straße 10 und hat neben den üblichen Gerichten Döner und Pizza auch besondere Spezialitäten aus Afghanistan auf der Karte. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Das war mein Jahr 2019. Es ist noch mehr passiert. Aber diese zwölf Schlaglichter reichen schon, um mir vor Augen zu führen, wie gut es mir geht. Ich führe ein Leben an einem sicheren Ort in relativem Wohlstand, der mir auch das Reisen gestattet. Ich habe wunderbare Menschen in meinem näheren Umfeld und in der Welt verteilt, mit denen gemeinsam dieses Leben eine Freude ist.
Ich danke Gott für seine Güte und gehe demütig ins neue Jahr. Möge es mit eben so viel Freude beginnen! Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr 2020 mit viel Liebe und Vernunft. Es gibt ja auch ein Menge Herausforderungen, auf die ich in meinem Text aber nun einmal nicht eingehen wollte. Gemeinsam werden wir auch dort erfolgreich sein. Inshallah!