Archiv der Kategorie: Selbstbezogen

Rückschau

Heute ist es genau eine Woche her, dass ich meinen Geburtstag mit der Finissage meiner Ausstellung der Porträts des FC Mohajer Leipzig e.V. und einer Lesung aus meinem Buch Orientalische Märchen Gestalten mit anschließender begangen habe. Dieser Abend klingt in mir noch nach. Ich komme mir mit nun 50 Jahren fast wie ein kleiner Junge vor; denn ich muss sagen: Das war mein bisher schönster Geburtstag!

Ich glaube, einer der Höhepunkt des Abends war das Essen, das die Spieler unserer Mannschaft für mich gekocht haben. Und die servierten afghanischen Speisen sind bei allen Gästen sehr gut angekommen. Zuerst mussten wir die Zutaten einkaufen:

Mit allen Zutaten ging es in die Küche der afghanischen Moschee, in der eine Großküche eingerichtet ist. Denn zum Fastenbrechen während des Ramadan wird hier neben dem gemeinsamen Gebet auch zusammen gegessen. Wir haben die Küche zur Vorbereitung angemietet. Vielen Dank noch einmal für diese Möglichkeit!

Ach, man bekommt beim Betrachten ja gleich wieder Appetit. Mich hat vor allem fasziniert, wie gut alles geklappt hat. Ich meine, wir kennen uns als Fußballmannschaft udn nciht als Team einer Großküche. Aber jeder kannte seinen Platz und hat zugearbeitet. Wer gerade nichts zu tun hatte, machte etwas sauber oder bereitete einen neuen Tee für die anderen. Mashallah!

nun muss es köcheln

Ich selbst war in der Küche etwas ungeschickt und bin gestürzt. Mir ist nichts weiter passiert. Alhamdullah! Aber das Objektiv meiner Kamera wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Für die Fotos von der Feier muss ich Sascha Poser danken:

Ich habe von Heidi Bader ein sehr schönes Aquarell geschenkt bekommen. Es hat mir keine Ruhe gelassen, welches Bild von meinen vielen Fußballfotos wohl als Vorlage gedient haben könnte. Selbstverständlich gibt es eine gewissen künstlerische Freiheit, aber doch sind die Ähnlichkeiten frapierend. Vielen Dank!

Ich hatte meine Gäste gebeten, mit etwas Kleingeld an einer Umfrage teilzunehmen. Denn auf einer solchen Feier treffen sich Menschen, die ich in ganz unterschiedlichen Situationen kennenglernt habe, die mich mit sehr verschiedenen Umgebungen verbinden. Dem wollte ich spielerisch nachgehen. Das Ergebnis ist wie folgt:

Ergebnis der Spendenumfrage am 24.02.2023

Ich habe diese Woche die leicht aufgerundeten Beträge an die entsprechenden Vereine/Stiftungen überwiesen: 20 EUR an den KBB e.V., 60 EUR an die MinD-Stiftung gGmbH und jeweils 110 EUR an den VILLA e.V. und den FC Mohajer Leipzig e.V. Auch hier noch einmal vielen Dank an die vielen Spender!

Kalender 2023.03 – OMG

Abdel Khaleg bewacht das Tor wie ein Bär.

Im Kalender 2023 werden die Spieler des FC Mohajer Leipzig e.V. porträtiert. Dazu bediene ich mich orientalischer Märchengestalten – manche weltberühmt, andere kaumbekannt. Die Märchen habe ich im Buch Orientalische Märchen Gestalten – Gruppiert von Fabian W. Williges versammelt und herausgegeben (ISBN 978-3-7565-5743-1).

Märchenumfrage

Während im Café der VILLA meine Collagen ausgestellt waren, habe ich eine kleine Umfrage zum Thema Märchen durchgeführt. Abstimmen konnten die Besucher mit kleinen Spenden. Ein Tag vor der Finissage möchte ich hier das Ergebnis präsentieren.

Das Ergebnis ist eindeutig: die Märchen aus Tausendundeiner Nacht liegt vorn, gefolgt von den deutschen Klassikern der Gebrüder Grimm. Nach dem drittplatzierten Hans Christian Andersen kommt dann erstmal lange Zeit nichts.

Aufgerundet habe ich gerade 30 EUR an den VILLA e.V. überwiesen.

Taha Duymaz ist tot

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023 hat schreckliche Folgen für viele Familien in einer großen Region. Es gibt deutlich Berufenere, um darüber zu schreiben und die Inplikationen einzuordnen, sowohl geologisch als auch soziologisch. Während ich dies schreibe, nähert sich die Zahl der Toten der 50.000 und die Verletzte soll es mehr als 125.000 gegeben haben. Die Zahlen werden sicherlich in den nächsten Wochen noch nach oben korrigiert.

Das Leid der Vielen ist für Menschen andernorts schwer greifbar. Auch ich habe die Bilder in den Nachrichten gesehen und die Menschen bedauert. Doch gestern Abend haben mich der Schrecken und die Trauer richtig erreicht, als ich erfahren habe, dass Taha Duymaz unter den Opfern dieses Erdbebens ist.

Ich habe den jungen Mann durch einen Bericht im Weltspiegel kennengelernt. Er war ein Junge aus einfachen bis ärmlichen Verhältnissen in der Provinz Hatay im südlichsten Zipfel der Türkei. Was ihn auszeichnete und auch ins deutsche Fernsehen brachte, war, dass er zunächst einfache Rezepte in ungekünstelter dörflicher Umgebung zubereitete und die Videos auf Instagram und YouTube hochlud.

Er hatte den Charme, wenn ich das über einen kürzlich Verstorbenen sagen darf, eines hässlichen Entleins. Eine Verletzung hatte sein rechtes Auge entstellt, seine Nase war huckelig und schief, seine Ohren standen ab, er war dünn und leicht buckelig und seine Arme und Beine etwas zu lang und ungelenk. Aber er zeigte einen tiefen und aufrichtigen Ernst beim Zubereiten seiner Speisen und er zog dieses kleine Projekt konsequent durch, bis in der Türkei und international Menschen und Unternehmen auf ihn aufmerksam wurden.

Das brachte ihm und seiner Familie einen gewissen Wohlstand, der von manchen argwöhnisch beobachtet und hämisch kommentiert wurde. Er ließ seine Nase richten, die Ohren anlegen und begann ein Fitnesstraining. Seine Frisur wurde aufwendiger und seine Kleidung feiner. Kurz: das hässliche Entlein war drauf und dran, das Versprechen dieses Märchens einzulösen und ein schöner Schwan zu werden.

Am 6. Februar 2023 wurden Taha Duymaz und seine Schwester Melek verschüttet. Am zwölften Tag der Katastrophe wurden ihre Leichname geborgen. Taha Duymaz wurde 19 Jahre alt.

Links
https://www.dw.com/de/
https://www.instagram.com/tahaduymazz/
https://www.youtube.com/@tahaduymaz

Bandcamp 2022/23

Das Soziokulturelle Zentrum Die VILLA Leipzig veranstaltet jährlich ein Bandcamp, das europäische und nordafrikanische Jugendliche in drei Wochen in drei Städten musikalisch zusammenführt. In diesem Jahr standen Amarante (Portugal), Tunis (Tunesien) und Leipzig auf dem Plan. Gestern ging das Bandcamp mit einem Abschlusskonzert der 30 Teilnehmer im VILLAkeller zu Ende.

Ach, nicht lang schnacken! Hier sind die Bilder:

Die letzten beiden Bilder sind heute Morgen antstanden. Es sind Geschenke der tunesischen Musiker an mich. Vielen Dank dafür!

Link
https://villa-leipzig.de/musik-und-bands/europaeisches-bandcamp

Kalender 2023.02 – OMG

Mustafa hat ein glückliches Händchen wie Aladin.

Im Kalender 2023 werden die Spieler des FC Mohajer Leipzig e.V. porträtiert. Dazu bediene ich mich orientalischer Märchengestalten – manche weltberühmt, andere kaumbekannt. Die Märchen habe ich im Buch Orientalische Märchen Gestalten – Gruppiert von Fabian W. Williges versammelt und herausgegeben (ISBN 978-3-7565-5743-1).

Der Blick einer Frau

Es gibt das Pareidolie genannte Phänomen, in unbelebten Dingen das Gesicht eines Menschen zu sehen. So kann ein Briefkasten schnell wie ein Gesciht mit einem breit gezogenen Mund aussehen. Gestern musste ich bei den Tagesthemen plötzlich an Liza Minelli und Josephine Baker denken, als ich auf der stark vereinfachten Weltkarte im Hintergrund auf die Ostküste Nordamerikas schaute. Dass mir das noch nie vorher aufgefallen war!

Die großen Seen sind das eine Auge, der Sankt-Lorenz-Golf das andere. Die Hudsonbai führt eine interessante Haarsträhne spitz in die Stirn. Der Atlantik ist ein Tuch, ein Schleier, ein Schal, der den Mund dieser Schönheit verdeckt. Seht selbst:

Kalender 2023.01 – OMG

Abadir ist gewitzt und verwegen wie Sindbad.

Im Kalender 2023 werden die Spieler des FC Mohajer Leipzig e.V. porträtiert. Dazu bediene ich mich orientalischer Märchengestalten – manche weltberühmt, andere kaumbekannt. Die Märchen habe ich im Buch Orientalische Märchen Gestalten – Gruppiert von Fabian W. Williges versammelt und herausgegeben (ISBN 978-3-7565-5743-1).

Jahresrückblick 2022

Silvester ist die richtige Zeit zum Innehalten und Zurückschauen – nicht zu lange! Man will ja nicht wehmütig werden. Aber man kann ja mal kurz die Koffer abstellen und durchatmen, bevor man sie wieder ergreift und weiterzieht in ein neues Jahr.

Wie zu den Weihnachtsfeiertagen habe ich hier nur Bilder ausgewählt, die ich in diesem Jahr im September bei meinem Urlaub in London geschossen habe. Dort lebt meine Tante, die ich sehr mag und mit der ich einmal im Jahr eine Uralubsreise unternehme. Eigentlich! Denn nach meinem letzten Besuch im September 2019 kam erstmal Corona mit den unterschiedlichsten Reiseregelungen und schon hatten wir uns drei Jahre lang nicht gesehen.

Jedes Bild zeigt Maria und Jesus, aber die Aussage ist jeweils eine ganz andere. Die möchte ich symbolhaft für die vier Quartale 2022 nehmen. Das passt vielleicht nicht immer ganz genau; aber als ein erste Anhaltspunkt soll es mir genügen.

Jungfrau mit Kind, Engeln und Johannes dem Täufer, Goa (17. Jh.)

Diese Madonna stammt aus Goa, Indien. Dort gab es bereits vor dem Eintreffen der Europäer (im konkreten Fall Portugiesen) eine christliche Gemeinde, die sogeannten Thomaschristen, die sich auf den Apostel Thomas berufen. Sie stehen der orthodoxen Kirche in vielem näher als der katholischen oder gar protestantischen Kirche. Bemerkenswert finde ich, wie Maria von Engeln getragen wird und wie Johannes der Täufer so klein und hilflos als Randfigur vergeblich um die Aufmerksamkeit Mariens buhlt.

Der Jahresanfang war für mich ein ganz freudiger, gespannter. Unser Bistro BolBolani wurde am 30. Januar ein Jahr alt. Und einen knappen Monat später hatte ich selbst Geburtstag. Doch dieser Freudentag wurde überschattet vom Einfall Putins in die Ukraine. Seitdem ist ein Schatten auf diesem Jahr. Und uns geht es bei allen Problemen um Gas, Speiseöl, Inflation und Klimawandel noch verhältnismäßig gut.

Maria und Kind, Türkei (um 1650)

Der Teller zeigt Maria und Jesus in einem Blumenmeer. Ich entdeckte die Keramik in der muslimischen Abteilung des British Museums. Jesus ist ein wichtiger Prophet im Koran und nach Maria ist sogar eine Sure benannt. Nur als Sohn Gottes wird Jesus eben nicht gesehen.

Im zweiten Quartal entwickelte ich die Idee für den Kalender 2023 Orientalische Märchen Gestalten. Diese Idee stand natürlich plötzlich monolithisch im Raum. Sie ist gereift, bis sie schließlich zum Jahresende verwirklicht vor mir lag in Form von einem Kalender mit zwölf Porträts von Spielern des FC Moahjer Leipzig e.V., einem Plakat mit allen 30 Mitgliedern des Vereins zum Saisonstart und einem Buch mit den orientalischen Märchen, auf die ich mich im Kalender beziehe.

Außerdem habe ich mich in dieser Zeit mit der guten Freundin Anna Baldauf beim Korrekturlesen ihrer Staatsexamensarbeit mit Ruth beschäftigen dürfen, einer Vorfahrin König Davids und somit auch Jesu Christi. Die Arbeit war meiner nach hervorragend. Die Prüfer haben es auch so gesehen. Herzlichen Glückwunsch!

Parmigianino (1503–1540), Jungfrau und Kind (1528)

Wenn auch dieses Bild, das unten rechts deutlich Fragment geblieben ist, vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammt, ist es für mich das modernste. Vielleicht liegt es gerade auch am Fragmentarischen.

Mein drittes Quartal 2022 war geprägt von den Geburtstagen zweier älterer Damen. Im Juli feierte meine Familie in meienr Geburtsstadt Hildesheim den 80-jährigen Geburtstag meiner Mutter und im September feierten meine Tante und ich in London ihren 82-jährigen.

Das Bistro habe ich an meinen Geschäftspartner Mohammad Mirzaiy verkauft. Ich bin doch wohl eher Künstler und Dozent. Auch wenn mir im Unterricht das Kaufmännische alles andere als fremd ist, war das tägliche Mühen im Bistro zusätzlich doch wohl zuviel für mich.

Gentile da Fabriano (1385–1427), Madonna mit Kind und Engeln (1425)

Das Jesuskind schaut in diesem prachtvollen Altarbild nicht zum Betrachter bzw. Betenden. Es wendet sich dem vordersten Engel zu und überreicht diesem ein Gänseblümchen. Gibt es eine unscheinbarere, alltäglichere und doch unschuldigere Blume als das Gänseblümchen?

Das vierte Quartal begann mit dem 80-jährigen Geburtstag meines Vaters, den wir als Familie in Hannover, einer der Wirkungsstätten meines Vaters, feierlich begangen haben. Den Rest des Jahres habe ich wie im Fieber am Kalender-Projekt und auch ganz konkret am Vorankommen des FC Mohajer Leipzig e.V. gearbeitet. Mit sehr viel Freude und letztendlich auch mit Erfolg, würde ich sagen. Die Weihnachtsfeiertage im täglich wechselnden Kreise meiner Familie und Patenkindfamilien waren ein wundervoller Abschluss dieses Jahres.

Ich wünsche uns allen, meiner Familie, meinen Freunden und Wegbegleitern und allen Lesern dieser Zeilen ein gesundes und frohes neues Jahr 2023 unter Gottes segnender Hand!

Links
https://courtauld.ac.uk/
https://www.nationalgallery.org.uk/

https://www.britishmuseum.org/