Archiv der Kategorie: Top-Five-Liste

Musikergeburtstage

Es ist fast ein ganzer Monat verstrichen, seit ich etwas gepostet habe. Aber dazwischen war ich nicht untätig: viel Unterricht sowie eine Reise nach Baltrum für Lesung und eine Schreibwerkstatt. Außerdem arbeite ich gerade an so etwas wie einem Roman. Ups! Über solche Dinge soll man ja nicht reden, wenn sie noch nicht fertig sind … Na ja, jetzt ist es eben mal passiert.

Am heutigen Tage ist in der Geschichte schon wieder so viel passiert, dass es mir schwerfällt, ein oder zwei Ereignisse heraus zu picken. Der spätere Kaiser Heinrich II wurde am 9. Juli 1002 in Mainz zum König der Ostfranken gekrönt. Salbung und Krönung nahm dabei der Erzbischof Willigis vor. Das könnte man in einem Blog-Eintrag weiter ausführen. Gestorben ist Heinrich II. am 13. Juli 1024; dieser Tag ist auch sein Gedenktag seit seiner Heiligsprechung. Bestattet ist er mit seiner Frau Kunigunde im Dom zu Bamberg. Diese Stadt liebte der in Hildesheim geborene Ottone über alle Maßen. Er macht sie auch zum Sitz des von ihm begründeten Bistums. Aber über ihn und das Heilige Römische Reich deutscher Nation möchte ich heute gar nicht schreiben. Dafür ist der Tag zu sonnig und leicht.

Gerade komme ich von einem langen Spaziergang aus dem Rosental zurück. Mir ist eher musikalisch zumute. Deshalb ignoriere ich die Geburtstage von Schwergewichten wie Donald Rumsfeld und Wim Duisenberg, nenne keine Todestage und erwähne auch nur kurz, dass heute vor 463 Jahren die Schlacht bei Sievershausen zwischen Moritz von Sachsen und Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach geschlagen wurde. Moritz gewann, erlag aber kurze Zeit später seinen Verwundungen.In der Folge der Schlacht kam es zum Augsburger Religionsfrieden.

Allgemein gilt die Schlacht bei Sievershausen als die blutigste auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen. Möge das auf ewig so bleiben! Ich bin wenige einstellige Kilometer vom historischen Schlachtfeld aufgewachsen. 1979 begründete der Pastor Klaus Rauterberg das Antikriegshaus Sievershausen, das mir und meinem Schulfreund Hubertus Heil ein wichtiges Ausflugsziel wurde.

Mehr Leichtigkeit verspricht da schon die Erinnerung an das Finale der Fußball Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, das heute vor genau 10 Jahren stattfand – ohne deutsche Beteiligung, so wie morgen das EM-Finale in Frankreich. Frankreich war allerdings damals auch schon mit dabei, um schließlich im Elfmeterschießen den Italienern zu unterliegen, welche im diesjährigen Wettkampf von der deutschen Mannschaft heim geschickt wurden. Alle drei Länder haben ausreichend große Fußballtraditionen, um auch mal eine Niederlage einstecken zu können.

Die Überschrift verspricht Geburtstage von Musikern. Das mache ich ja gern in einer Top-Five-Liste. Heute wird es aber eine Top-Ten-Liste, weil es einfach zu viele sind. Und da habe ich schon Geburtstagskinder wie den Schlager-Hampelmann Ross Antony, die Kurt-Cobain-Witwe Courtney Love sowie den Hannah-Montana-Sidekick Mitchell Musso weggelassen. Also, die zehn für mich wichtigsten musikalischen Geburtstagskinder des 9. Juli in zeitlicher Reihenfolge:

  1. Lee Hazlewood (1929–2007) – An seiner Seite wurde die junge Nancy Sinatra zum Star. Aus seiner Feder stammen die großen Hits: These boots are made for walking und Summer Wine.
  2. Mercedes Sosa (1935–2009) – Der politischer Protestsong im Gewand südamerikanischer Folklore. Über Joan Baez bin ich zu Mercedes Sosa gekommen. Der größte Hit ist wohl: Gracias a la vida.
  3. Mighty Sparrow (*1935) – Ich muss gestehen, dass ich diesen Mann nicht kenne. Wenn er aber der Calypso King of the World genannt wird, kann ich ihn wohl kaum unterschlagen.
  4. Bon Scott (1946–1980) – Während manche streiten, ob Axel Rose nun wirklich zu AC/DC passt, war für andere Brian Johnson bereits der Sündenfall. Scott soll an seinem Erbrochenen erstickt sein und somit zum ersten Mal den Sängerwechsel nötig gemacht haben.
  5. Mitch Mitchell (1947–2008) – Der ehemalige englischer Kinderdarsteller war außerdem Schlagzeuger, der sich als Autodidakt vor allem dem Jazz näherte. Und plötzlich war er der Drummer der Jimi Hendrix Experience.
  6. Marc Almond (*1957) – Seine Band Soft Cell ist legendär. Tainted Love, ihr größter Hit, wird heute noch in Diskotheken gespielt. Aus seinem Schaffen als Solokünstler habe ich Anfang der 90er A Woman’s Story mit meiner Punkband gecovert. Ich glaube, ich muss den mal wieder rauskramen.
  7. James Kerr (*1959) – Zwischendurch mit Chrissie Hynde von den Pretenders verheiratet und mit musikalischen wie außermusikalischen Soloprojekten beschäftigt (z.B: ein Hotel in Taormina), ist er vor allem seit 30 Jahren Sänger und Komponist der schottischen Band Simple Minds. Den wohl größten Hit der Band Don’t You (Forget About Me) zum Film The Breakfast Club schrieb er allerdings nicht.
  8. Vicki Vomit (*1963) – Das Enfant terrible des deutschen Punkrock stammt aus Erfurt. Er ist sich für nichts zu schade und zu fast allem bereit. Songs wie Durchfall im Weltall oder Kleine Meerjungfrau sind einfach herrlich. Vielleicht ist meine Begründung für die Aufnahme Vicki Vomits in diese List etwas schwach; aber darauf scheißen wir beide.
  9. Eric Melvin (*1966) – Er ist der Gitarrist der (Skate-/Ska-/Street-)Punk(-Rock)-Band NoFX. Der Name ist eine Verbeugung vor der StraightEdge geprägten Punkbandlegende Negative FX. Es weist auf die Ursprünglichkeit des musikalischen Prozesses: No Effects.
  10. Jack White (*1975) – Der jüngste in meiner Liste ist wohl heute bei Menschen unter 30 der bekannteste Name. Seine Band The White Stripes hat mit dem Megahit Seven Nation Army nicht nur Musik- sondern auch Fußballgeschichte geschrieben. Oder kann sich noch irgendjemand eine Spiel (z.B. morgen) vorstellen, ohne das notorische Oh-ah-ah-ah-Oh-Oh?

Geburtstag von Paul Dano und Tod von Anton Yelchin

Heute ist der Schauspieler Anton Yelchin bei einem Autounfall ums Leben gekommen.  Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen in Alpha Dog (2006), dann noch einmal in der Titelrolle des Charlie Bartlett (2007). 2009 spielt er in einer Episode von New York, I Love You mit. Dann kamen die kommerziell erfolgreichen Jahre. In den neuen Star-Trek-Filmen spielte er Pavel Chekov. Nun wurde Anton Yelchin von seinem eigenen zurück rollenden Auto überfahren. Er wurde 27 Jahre alt.

Paul Dano hat dieses kritische Lebensjahr bereits hinter sich gelassen. Der Charakterdarsteller wird heute 32 Jahre alt. Zu seinem Geburtstag möchte ich eine schnelle Top-Five-Liste meiner Lieblingsfilme mit Dano präsentieren (in zeitlicher Reihenfolge):

  1. L.I.E. – Long Island Expressway (2001)
  2. Little Miss Sunshine (2006)
  3. There Will Be Blood (2007)
  4. The Good Heart (2009)
  5. Love & Mercy (2014)
  6. und weil es heute sein Geburtstag ist: Youth (2015)

Todestag von Klaus Mann

Heute ist der Todestag eines meiner absoluten Lieblingsschriftsteller: Klaus Mann. An meinem Schreibtisch sitzend habe ich immer seine Werke im Regal gegenüber im Blick. Ich habe sie demütig unter die Werke seines Vaters und Nobelpreisträgers Thomas und seines Onkels Heinrich gestellt. Das sagt schon viel über seine schwierige Position.

Geboren wurde Klaus Mann am 18. November 1906 in München als zweites Kind von Thomas und Katia Mann. Sein vollständiger Name lautet Klaus Heinrich Thomas Mann. Das ist so platt wie beschreibend. Drei äußerst schwierige Startbedingungen prägen sein Literarisches Schaffen wie sein selbst verkürztes Leben: Der berühmte Vater, die zur vollständigen Auslebung drängende Homosexualität und sein Kampf gegen den Faschismus und für ein geeintes Europa. Am 21. Mai 1949 nahm sich Klaus Mann in Cannes das Leben.

Klaus Mann hätte sicherlich einen ganz langen und ausführlichen Artikel verdient. Aber ich fühle mich heute nicht danach. Aber ein paar Empfehlungen möchte ich aussprechen in Form einer Top-Five-Liste der für mich wichtigsten Bücher von Klaus Mann.

  1. Mephisto (1936) – Viele kennen von ihm nur dieses Werk. Und es ist auf jeden Fall eines seiner besten Bücher. Überdeckt wird es immer wieder von der einfachen Gleichung: Hendrik Höfgen im Roman = Gustaf Gründgens im Leben. Doch Klaus selbst wies immer wieder darauf hin, dass Mephisto nicht als Schlüsselroman zu lesen sei. Wir machen es uns mit dieser Lesart auch wirklich zu einfach; denn solche Typen wie Hendrik Höfgen gibt es viele. Die sind nicht alle mit Gründgens gestorben.
  2. Alexander. Roman einer Utopie (1929) – Die Geschichte Alexander des Großen. Mir kommt es vor, als hätte Klaus sich hier ein wenig am Verständnis eines Stefan Zweig orientiert. Natürlich ist aus dem Autor nicht schnell ein fundierter Historiker geworden. Trotzdem ist dieses Buch für an der griechischen Antike Interessierten wie auch träumenden Weltbürgern immer noch lesenswert.
  3. Symphonie Pathétique (1935) – Es geht um Tschaikowsky, wie er seine 6. Symphonie komponiert und die unglückliche Liebe zu seinem Neffen Wladimir. Klaus setzt diesem großen Komponisten aus dem Reigen homosexueller Künstler eine sehr empfindsames Denkmal.
  4. Der fromme Tanz. Das Abenteuerbuch einer Jugend (1926) – Mit 19 Jahren schrieb Klaus Mann das Buch, was einer (wenn nicht der) der erste Homosexuellen-Romane in deutscher Sprache. Davon ausgenommen sind wilhelminische Schoßbüchlein und andere Schundliteratur. Hier wurde das Thema Homosexualität auf die Agenda des Feuilletons gehoben. Schon dafür gebührt Klaus Ruhm und Ehre.
  5. Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht (1942, 1952) – Bereits 1932 als 26-Jähriger veröffentlichte Klaus Mann eine Autobiografie heraus. Das brachte ihm viel Häme ein, er litte doch wohl entschieden an Selbstüberschätzung. Heute liefern seine drei Autobiografien – The Turning Point erschien 1942 in den USA, Der Wendepunkt, von ihm überarbeitet, postum 1952 – ein gutes Bild das Lebens eines denkenden und fühlenden deutschen junge Mannes zu Zeiten der Weimarer Republik, des Faschismus und der frühes Nachkriegszeit.

Meine liebsten dunklen Bands

In Leipzig hat das Wave-Gotik-Treffen hat begonnen – zum 25. Mal. Das erste habe ich 1992 gerade verpasst; denn ich bin erst im Sommer nach Leipzig gezogen. Von da an war ich aber auf immer wieder unterschiedliche Art mit der VILLA und dem WERK II verbunden, die ja zu den Keimzellen des WGT gehören.

Ich bin niemals ein Gruft im klassischen Sinn gewesen, hatte aber Gruft-Freunde. Und ich interessiere mich für Fantasy und klassischen Horror. Das ist auch wieder ein Berührungspunkt. Zur Feier des 25. WGT möchte ich mein CD-Regal durchgehen und eine Top-Five-Liste meiner liebsten dunklen Bands präsentieren, inklusive Anspieltipp. Natürlich wieder ohne Anspruch auf Vollständigkeit und völlig undogmatisch und in zufälliger Reihenfolge.

  1. Nick Cave & the Bad Seeds – Auf Nick Cave bin ich in meinen letzten zwei Schuljahren gestoßen. Der Ship Song war gerade als Single erschienen. Die Entwicklungen der letzten Jahre habe ich nicht mehr so verfolgt. Aber rückwärts bis zu seinen Anfängen ist er für mich interessant geblieben. Anspieltipp: People ain’t no good
  2. The Cure – Ich weiß tatsächlich überhaupt nicht, was Robert Smith in den letzten 10 bis 15 Jahren gemacht hat. Die Bloodflowers hatte ich noch einmal gehört, aber die haben mich nicht überzeugt. Die frühen „punkigen“ Cure sind auf jeden Fall die besseren. Die erste Single: Killing an Arab
  3. In the Nursery – Sie tauchten recht früh als eine der vielen Gruftbands auf Mixtapes auf. Dann hatte ich sie aus den Augen verloren. Jahre später sind sie mir mit Filmmusik zu klassischen Stummfilmen wieder begegnet. Der Anspieltipp ist daher auch gleich ein Filmtipp: Man with a Movie Camera
  4. Joy Division – Eigentlich war das gar nicht meine Musik. Und trotzdem hat sie mich bis heute nicht mehr losgelassen. Wie viel Frust kann man in ein Lied packen? Joy Division haben da Maßstäbe gesetzt. Anspieltipp: Iceage
  5. The Sisters of Mercy – Ich habe sie immer als die Popstars der Gruftszene empfunden. Mir gefielen die Anspielungen auf Leonard-Cohen-Texte. Ich habe sie lange nicht gehört. Gerade bin ich erstmal zu Wikipedia gegangen, um zu checken, ob es Andrew Eldritch überhaupt noch gibt. Anspieltipp: Something Fast

Todestag fünf völlig verschiedener Menschen

Selbstverständlich sind schon an jedem Tag, den der Kalender für uns bereithält, Tausende gestorben. Ich interessiere mich dann für bestimmte Häufungen. Diese müssen in keiner Weise wissenschaftlichen Untersuchungen standhalten. Ich gehe mal davon aus, dass gemeinsame Todestage über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg Zufall sind, wenn sie nicht durch Anschläge,Selbst- oder Ritualmorde bewusst herbeigeführt wurden. Aber ich schweife ab.

Tatsächlich kommt mir die Liste antiker und mittelalterlicher Persönlichkeiten für diesen Tag ein wenig dünn vor. Heute möchte ich in einer (wieder nur zeitlich sortierten) Top-Five-Liste fünf [sic!] Personen ehren, die aus unterschiedlichen Gebieten kommen und doch jeder für sich eine nachhaltige Wirkung auf uns haben.

  1. Ferdinand Magellan (1480–1521) – Er gilt als der erste Weltumsegler, obwohl er sie nicht abgeschlossen hat. Er wurde auf der philippinischen Insel Mactan getötet. Seine Matrosen, die das großartige Projekt ohne Magellan beendeten, wurden die ersten Weltumsegler, allen voran Enrique Melaka, der Sklave und Dolmetscher Magellans. Er stammte von den philippinischen Inseln und kam im April 1521 von seiner Weltumrundung wieder in der Heimat an.
  2. Ferdinand Reich (1799–1882) – Der aus Bernburg stammende Chemiker und Physiker wirkte vor allem an der Bergakademie in Freiberg. Bei spektralanalytischen Untersuchungen der schwarzen Zinkblende entdeckte und benannte er das chemische Element Indium, das uns heute in Flachbildschirmen und Touchscreens begegnet.
  3. Montgomery Rufus Karl Siegfried Straube (1873–1950) – Der Thomaskantor und 11. Bachnachfolger ist meist nur als Karl Straube bekannt. Den Lebensdaten entnimmt man bereits eine zeitliche Nähe zum Faschismus. 1926 trat er das erste Mal der NSDAP bei. Unter seiner Leitung trat der Thomanerchor in HJ-Uniformen auf. Nun kann man natürlich sagen, dass das Amt des Thomaskantors sich nicht für den Widerstand eignet. Doch als ein moralischer Kompass sollte uns sein Leben wohl nicht dienen. Technisch brach unter ihm aber eine wirklich neue Zeit an. Von 1931 bis 1937 führte er nicht nur sämtliche Bachkantaten zu den Sonntagen auf, es wurde auch der erste im Rundfunk übertragene Kantatenzyklus.
  4. Ruth Handler (1916–2002) – Sie machte aus einer Mannequin-Puppe ein Kinderspielzeug für ihre Tochter Barbara. Der Name der Tochter ist im Diminutiv heute der ganzen Welt bekannt: Barbie. Die unrealistischen Maße werden häufig kritisiert, da sie den Kindern ein falsches Bild vermittelten. Man kann dem entgegenhalten, dass aus den Prinzessinnen der Kinderspiele auch äußerst selten reale Königinnen werden. Ruth Handler erkrankte in den 70er Jahren an Brustkrebs. Das nahm die Unternehmerin zum Anlass, neben Mattel die Firma Nearly Me zu gründen, um Brustkrebspatientinnen mithilfe von Brustprothesen ein neues Selbstwertgefühl zu geben. Beide Unternehmen gibt es heute noch.
  5. Dorothee Sölle (1929–2003) – Den Namen kennen viele aus dem Religionsunterricht. Sie steht für eine diesseitige Theologie, inklusive Emanzipation und Ökologie, wie kaum eine andere. Sie sagt: „Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen kommt einer Heuchelei gleich. Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein.“ Mit diesen Gedanken verknüpft ist auch die Theologie nach dem Tode Gottes.

Todestag wichtiger Mathematiker und Physiker

Immer mal wieder, wenn ich mir die Liste von Geburts- und Todestagen auf der Wikipedia anschaue, fällt mir eine Häufung auf, die selbstverständlich eine zufällige ist, die in mir aber trotzdem das Gefühl der Besonderheit des Tages für ein bestimmtes Themenfeld entstehen lässt. Heute ist ein solcher Tag, nämlich ein Tag der Mathematik und Physik. Das liegt selbstverständlich vor allem am Todestag Albert Einsteins vor nunmehr 61 Jahren. Aber seht selbst in meiner Top-Five-(+4)-Liste bedeutender Mathematiker und Physiker, die an einem 18. April starben (aufsteigend in zeitlicher Reihenfolge):

  1. John Graunt (1620–1674) – Unter dem englischen König Charles II. versuchte der Kurwarenhändler, aus den Sterberegistern Londons eine Frühwarnsystem für Pestepedemien zu entwickeln. Das gelang ihm nicht. Aber er ist ein früher Vertreter der systematischen Datenauswertung, schlicht der modernen Statistik.
  2. Édouard Albert Roche (1820–1883) – Nach diesem französischen Mathematiker und Astronom ist unter anderem die Roche-Grenze benannt, das ist die Schwelle, an der die Gravitationskraft eines Himmelskörpers der Gezeitenkraft eines anderen erliegt.
  3. John Ambrose Fleming (1849–1945) – Auf den Erkenntnissen Edisons aufbauend ist der Brite Fleming der eigentliche Erfinder der Elektronenröhre. Mit dieser Erfindung begann das Elektronikzeitalter.
  4. Albert Einstein (1879–1955) – Fast berühmter als seine Arbeiten innerhalb der Physik sind heute wohl seine wirren Haare, seine herausgestreckte Zunge und ein paar Sätze über die Unendlichkeit der menschlichen Dummheit, die gerne immer wieder auf Facebook zitiert werden.
  5. Piet Hein (1905–1996) – Er studierte an der Kopenhagener Universität theoretische Physik. Seine wohl bekannteste Leistung hat allerdings eine ganz praktische Auswirkung: die Superellipse. Im Auftrag der Stadt Stockholm entwickelte er die Superellipse als Kompromiss zwischen Kreis und Quadrat, bzw. Ellipse und Rechteck beim Straßenbau. Der Kreisverkehr auf dem Sergels torg in Schwedens Haupstadt ist also rein mathematisch keiner …
  6. Gian-Carlo Rota (1932–1999) – Die moderne Kombinatorik ist von diesem US-Amerikaner italienischer Abstammung geprägt. Seitdem ist die Kombinatorik als mathematisches Fach anerkannt und nicht mehr nur eine Sammlung von Einzelproblemen. Das brachte ihm zahlreiche Ehrendoktorwürden ein. Die längste Zeit arbeitete er am berühmten MIT.
  7. István Vincze (1912–1999) – Vincze ging den beruflichen Umweg über eine Versicherungsgesellschaft und das Bildungsministerium, bevor er sich als Professor in Budapest mit Lehre und Forschung beschäftigte. Seine Themen waren u.a. die parameterfreie Statistik und die Informationstheorie.
  8. Edgar Frank Codd (1923–2003) – Der Brite leistete Entscheidendes für die heute allgegenwärtige Arbeit mit Datenbanken. Das System R stammt von ihm, das auch die Grundlage für SQL und Oracle lieferte. Mit 70 Jahren setzte er mit dem OLAP-Begriff noch einmal Maßstäbe. Er formulierte 12 (später 18) Regeln für ein On-Line Analytical Processing.
  9. Curt Meyer (1919–2011) – Bei Meyer tue ich mich ein wenig schwer, sein Schaffen in kurzen, griffigen Worten zu beschreiben, allein schon, weil ich es nicht verstehe. Es bleibt dabei, dass er ein Mathematiker mit Wikipedia-Eintrag ist. Und heute ist die fünfte Jährung seines Todestages.

Dazu kämen jetzt eigentlich noch die Schachmeister: Rudolf Charousek, Leonid Iwanowitsch Kubbel, Klaus Junge. Auch der Chemiker Justus von Liebig starb an einem 18. April, sowie die Botaniker Léon Dufour und Nicolas-Théodore de Saussure. Aber irgendwo muss man ja die Grenze ziehen. Schließlich erwähne ich ja auch nicht den deutschen Barockdichter Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau oder den norwegischen Anthropologen Thor Heyerdahl.

Kindersoldaten und Kinderstars

Nach meiner Lobeshymne auf den Film Slow West keimte in mir die Idee einer Top-Five-Liste von Kinder- oder Jugendstars, die im Erwachsenenalter weiterhin erfolgreich und vor allem auch an anspruchsvollen Produktionen beteiligt sind. Ironischer Weise fällt die Verwirklichung dieser Idee auf den 12. Februar, der seit 2002 als Red Hand Day international bekannt ist. Im Deutschen lautet der Name etwas sperrig: Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten.

Doch so unpassend ist der Zeitpunkt auf den zweiten Blick gar nicht. Zum einen führt das umso deutlicher vor Augen, welche Luxusprobleme die westliche Welt im Gegensatz zu den Krisenherden unserer Zeit entwickelt hat. Andererseits sind die Schicksale mancher ehemaliger Kinderstars in ihrer Traurigkeit und Grausamkeit denen der Kindersoldaten nicht ganz unähnlich. Allzu oft endet der scheinbar glückliche Weg in Drogenabhängigkeit und Selbstmord. Corey Haim durfte immerhin 38 werden. Jonathan Brandis nahm sich mit 27 das Leben. Und ob das Leben eines Macaulay Culkin wirklich ein beneidenswertes ist, lassen wir mal dahingestellt.

Trotzdem ist der Vergleich von Leid aus zwei sehr verschiedenen Welten immer etwas anrüchig. Es bleibt wohl doch der Begriff des Luxusproblems an den Kinder- und Jugendstars haften, wenn wir sie neben die Kindersoldaten aus Afrika stellen. Und ich habe mich mit meinem Eintrag kräftig verrannt.

Hier nun meine kleine Top-Five-Liste von Schauspielern, die mir als Kinder oder Jugendliche zum ersten Mal aufgefallen sind, die aber als Erwachsene immer noch oder jetzt erst recht in anspruchsvollen Produktionen mitwirken. Leonardo DiCaprio ist nicht mit in der Liste, obwohl ich seine Filme sehr schätze; aber der wird ja nun in diesem Jahr – genauer in gut zwei Wochen – sicherlich seinen Oscar erhalten. Dann braucht er keine Nennung auf einer meiner Top-Five-Listen:

  1. Paul Dano (*1984) – Die Hauptrolle in L.I.E. – Long Island Expressway (2001) neben Brian Cox war der Startschuss für eine großartige Karriere. In The Emperor’s Club war er 2002 in einer Nebenrolle im Kreise vieler junger Schauspieler zu sehen. Little Miss Sunshine (2006), There Will Be Blood (2007), The Good Heart (2009) und Taking Woodstock (2009) sind weitere Filme mit Dano, die man gesehen haben sollte. 2015 sah ich ihn in Youth, der auf deutsch Ewige Jugend betitelt wurde.
  2. Jamie Bell (*1986) – Im Jahr 2000 war wohl jeder verzaubert von Billy Elliot. Mittlerweile produziert in London das von Elton John geschaffene Musical neue Kinderstars im Jahrestakt. Die Filme Undertow (2004), Dear Wendy (2005), The Chumscrubber (2005) hätten mehr Beachtung verdient als der im gleichen Jahr erschienene King Kong von Peter Jackson, in dem Bell eine Nebenrolle hatte. Hallam Foe (2007) und Eagle (2011) sind die letzten Filme, die ich mit ihm gesehen habe. Das heißt aber nicht, dass Jamie Bell untätig war.
  3. Keir Gilchrist (*1992) – 2003 ein kleiner Auftritt in der dritten Staffel von Queer as Folk (US) und 2004 eine Nebenrolle in Saint Ralph sind mir damals gar nicht aufgefallen. Die Serie United States of Tara (2009-2011) war meine erste bewusste Begegnung mit Gilchrist. Danach habe ich noch gesehen: It’s Kind of a Funny Story (2010), It Follows (2014) und The Stanford Prison Experiment (2015), was wieder eine Ansammlung junger hoffnungsvoller Schauspieler ist.
  4. Will Poulter (*1993) – Son of Rambow (2007) hieß der erste Kinofilm mit Poulter. Ein herrlicher Kinderfilm, der sehr gut auch in erwachsenen Runden geschaut werden kann. Dann war er im britischen Fernsehen mit der School of Comedy zu sehen, bevor er in den Kreis der Narnia-Schauspieler erhoben wurde. We’re the Millers von 2013 steht noch in meinem DVD-Regal. Und 2015 steht er gemeinsam mit Leonardo DiCaprio für The Revenant vor der Kamera.
  5. Kodi Smit-McPhee (*1996) – Für ihn ist es eigentlich noch zu früh. Erst im Sommer wird er dem Teenager-Alter entwachsen sein. Ich habe ihn 2010 in Let Me In und Matching Jack gesehen, dann 2013 in A Birder’s Guide to Everything. Dass er auch mal Geld verdient mit einer Nebenrolle im Dawn of the Planet of the Apes, möchte ich ihm nicht vorwerfen. Bisheriges Highlight ist auf jeden Fall der nun schon mehrfach erwähnte Slow West (2015).

Kaum bin ich fertig mit der Liste, fällt mir auf, wie unfair ich bin gegenüber deutschen Schauspielern. Keine Angst, an die Ochsenknechts habe ich nicht gedacht. Aber Marek Harloff, Kostja Ullmann und – Trommelwirbel – Tom Schilling gehören natürlich auch auf Spitzenplätze. Das schreit ja fast nach einer neuen Liste allein für deutsche Schauspieler.

Links
redhandday.org
aktion-rote-hand.de
child-soldiers.org
kindersoldaten.info
childreninfilm.com
spiegel.de/…/vergessene-kinderstars

Der Geburtstag von fünf Schriftstellern

Eigentlich hätte ich viel langweiliges Zeug zu machen. Stattdessen mache ich, was man in dieser Situation eben macht: Ich surfe ein wenig herum und lese Facebook-Posts, ohne die sich unsere Welt sicherlich auch weiter drehen würde. Da fallen mir zwei Geburtstage ins Auge: Fußballbundestrainer Jogi Löw wird heute 56 Jahre alt, der nicht nur die deutsche Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft führte, sondern auch das neue Bild des modernen Mannes prägen half. Der US-amerikanische Autor Paul Auster wird heute 69 Jahre alt. Sein immer etwas grimmiges Gesicht kenne ich bereits aus Teenager-Tagen. Damals kam seine New-York-Trilogie heraus. Ich glaube, er ist ein guter Autor. Aber ich habe tatsächlich noch nie etwas von ihm gelesen. Für Empfehlungen oder Geburtstagsgeschenke (in drei Wochen ist es ja bei mir soweit) bin ich offen.

Der 3. Februar ist, was Schriftsteller angeht, ein geburtenreicher Tag. Das kann man durchaus als Ironie begreifen, ist er doch ebenso der Todestag von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, der die Druckerzeugnisse erst erschwinglich werden ließ. Mich inspiriert der Tag zu einer Top-Five-Liste von schreibenden Geburtstagskindern (nach Geburtsjahr).

  1. Sidney Lanier (1842–1881) – Als Südstaatler kämpfte er im Bürgerkrieg. Seine Gedichte sind von einer besonderen Musikalität geprägt. Er tat sich auch als Literaturwissenschaftler und professioneller Flötist hervor. Den amerikanischen Jungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts brachte er in Neufassungen die Sagen um König Artus nahe: The Boy’s Kind Arthur.
  2. Ernst von Wildenbruch (1845–1909) – Von ihm habe ich nichts gelesen. Aber auch er geistert in meinem Leben seit mehr als 20 Jahren herum. Gottfried Benn nennt seinen Namen im Gedicht Teils-teils. Die erste Strophe lautet: In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs / wurde auch kein Chopin gespielt / ganz amusisches Gedankenleben / mein Vater war einmal im Theater gewesen / Anfang des Jahrhunderts / Wildenbruchs »Haubenlerche« / davon zehrten wir / das war alles.
  3. Gertrude Stein (1874–1946) – Sie schrieb, wie die Kubisten malten. Eine Amerikanerin in Paris. Sie gab der Lost Genration ihren Namen. Überhaupt ist sie hochgradig zitierfähig – zu jedem Anlass. Ganze Werke von ihr zu lesen, finde ich persönlich allerdings deutlich anstrengender, als ein kubistischen Gemälde zu betrachten. Tender Buttons (1914) habe ich gelesen. Jetzt fühle ich mich sehr konservativ. Ihr schönster und wohl auch bekanntester Satz: Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose ist eine Rose. Und da hat sie ja auch irgendwie recht.
  4. Georg Trakl (1887–1914) – Er gehört in den großen Klub 27, auch wenn heutige Jugendliche den expressionistischen Dichter wohl nicht mehr kennen. Er starb an einer Überdosis Kokain. Ob Unfall oder Suizid ist bis heute ungeklärt. Die letzten vier Zeilen des 1913 veröffentlichten Gedichts Menschheit sprechen mich besonders an: Es wohnt in Brot und Wein ein sanftes Schweigen / Und jene sind versammelt zwölf an Zahl. / Nachts schrein im Schlaf sie unter Ölbaumzweigen; / Sankt Thomas taucht die Hand ins Wundenmal.
  5. Henning Mankell (1948–2005) – Er ist einer der bedeutendsten Vertreter des Schweden Krimi. Seine Kurt-Wallander-Reihe weit bekannt. Ich muss gestehen, auch von ihm habe ich nichts gelesen. Aber die Kieler Tatorte, deren Drehbücher er verfasst hat, habe ich gesehen.

Menschen, mit denen ich keinen Tee mehr trinken kann

Gestern Abend war in der VILLA wieder die OpenStage, die ich in alter Verbundenheit immer noch den Gitarrenabend nenne. Und ein Lied habe ich gestern auch wieder gehört: Hotel California, dessen Co-Autor und Eagles-Mitglied Glenn Frey am gestrigen Tag in New York City im Alter von 67 verstorben ist. Nun bin ich kein ausgesprochener Eagles-Fan, aber Hotel California gehört doch zum internationalen All-Zeit-Repertoire von Klassikern.

Jeden Tag werden Menschen geboren und jeden Tag sterben welche. Sicherlich gibt es auch tragischere Schicksale als den Tod eines Rockstars, wie zum Beispiel im Mittelmeer ertrinkende Flüchtlinge. Doch Tode aufzuwiegen bringt ebenfalls nichts. Es bleibt zu bemerken, dass Menschen, die wie Glenn Frey im Lichte einer wohlwollenden Öffentlichkeit stehen, bequem von zuhause aus zu betrauern sind. Niemand wird als Reaktion auf seinen Tod eine Gesetzesänderung verlangen.

Aber ich schweife ab. In den letzten Tagen und Wochen, sind einige berühmte Menschen von uns gegangen, die mir durchaus viel bedeutet haben. In Momenten der Selbstüberschätzung stelle ich mir gerne vor, wie ich z.B. – nicht ein Konzert besuche, sondern – mit einer musikalsichen Berühmtheit gemeinsam ein Konzert gebe. Mehr noch gefiele es mir, mich bei einer Tasse Tee mit großen Künstlern in einem Gespräch auszutauschen oder ein gemeinsames Projekt zu planen. Solchen Träumen sind ja keine Grenzen gesetzt. Und bevor es in die Kommentare kommt: Mir selbst ist klar, wie unrealistisch solche Vorstellungen oft, fast immer sind.

Besonders fragwürdig werden solche Phantasien, wenn die Person des Verlangens verstorben ist. Das schreit nach einer neuen Top-Five-Liste der Personen, die ich leider nicht mehr zum Tee einladen kann. Ich nehme auf diese Liste nicht John Lennon, der erschossen wurde, als ich sieben Jahre alt war; denn als ich anfing Musik zu machen, war er bereits einige Jahre tot. Auch Thomas Mann kommt nicht mit auf die Liste. Der starb ja noch vor meiner Geburt. Bob Dylan, Leonard Cohen, Joni Mitchell und Yoko Ono sind ebenfalls nicht vertreten. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass ich bald einen Status erreiche, der ein Treffen mit einer dieser Personen ermöglicht, aber es ist immerhin theoretisch möglich.

Hier nun die Top-Five-Liste der Menschen, mit denen ich leider keinen Tee mehr werde trinken können, in der aufsteigenden Reihenfolge ihrer Sterbedaten:

  1. Michael Ende († 28. August 1995) – Von Jim Knopf über Bastian B. Bux zu Momo hat er meine Kindheit nicht nur begleitet sondern ausgestaltet. Als Jugendlicher hat mich der Spiegel im Spiegel so fasziniert, dass er zu einem wichtigen Teil für den Wunsch verantwortlich ist, selbst solche Texte zu schreiben. Jetzt ist Michael Ende schon über 20 Jahre tot, aber an seine Qualität komme ich lange noch nicht heran.
  2. Lou Reed († 27. Oktober 2013) – The Velvet Underground haben mich früh begeistert. Und am Walk on the Wildside kommt man als Teenager in Verwirrung der Gefühle wohl auch kaum vorbei. Aber besonders hat mich sein 1973er Album Berlin umgehauen. Es war ein regelrechter Zufallskauf aus einem Ausflug nach Hannover. Die Melancholie diese Albums fiel bei mir auf fruchtbaren Boden.
  3. Will McBride († 29. Januar 2015) – Sein Tod ist für mich besonders tragisch. Will McBride habe ich tatsächlich bei einer Ausstellung seiner Fotos von Romy Schneider getroffen. Nach einem Gespräch gab er mir seine Telefonnummer. Ich habe mich nie getraut, ihn anzurufen.
  4. David Bowie († 10. Januar 2016) – Ziggy Stardust, Major Tom und überhaupt dieser Mann, der im Kleid wie im Anzug einfach umwerfend aussah. Time takes a cigarette, puts it in your mouth. Als ich das zum ersten Mal hörte, war ich selbst noch ein Raucher und verstand ihn sofort, fühlte mich verstanden. Ich hätte ihn gern gefragt, ob Wild-Eyed Boy from Freecloud tatsächlich, wie ich vermute, durch das Gedicht Mai von K. H. Macha inspiriert ist.
  5. Alan Rickman († 14. Januar 2016) – Eine Freundin hatte vor mir Robin Hood – Prince of Thieves mit Kevin Costner gesehen. Sie sagte zu mir, dass mir der Sheriff von Nottingham gefallen würde. Er sähe aus wie Cat Stevens. Das ist natürlich nicht alles, was es zu Alan Rickman zu sagen gäbe. Aber ich möchte es an dieser Stelle einfach mal so stehen lassen.

Nachtrag
In der Tagesschau um 20:00 Uhr muss ich erfahren, dass gestern auch der französische Schriftsteller Michel Tournier gestorben ist. Sein bekanntestes Buch heißt Der Erlkönig aus dem Jahre 1970. Es ist 1996 von Volker Schlöndorff unter dem Titel Der Unhold mit John Malkovich verfilmt worden. Er erhält nun einen nicht nummerierten Ehrenplatz in meiner heutigen Top-Five-Liste.

Geburts- und Todestage am heutigen Tag

Der September kommt mir immer besonders vollgepackt vor mit Geburts- und Todes- und Gedenktagen. Das sieht man meinen Posting-Aktivitäten hier nicht an. Der Englandurlaub und die Zeit des Auf- und Nacharbeitens haben ihren Tribut gefordert. Doch an diesem Wochenende hat mich eine gefährliche Männergrippe niedergestreckt. Ich werde den leichten Schnupfen, gepaart mit einem rauen Hals, wahrscheinlich überleben. Also bitte noch keine Blumen schicken! Aber diese kleine Atempause (in dem Wort ist auch ein wenig Ironie versteckt) gibt mir die Gelegenheit mit einer doppelten Top-Five-Liste den Posting-Rückstand aufzuarbeiten.

Die fünf wichtigsten Geburtstage des 26.09. sind:

  1. In Rouen im Jahre 1791 wurde einer der wichtigsten Vertreter der französischen Romantik geboren: Jean-Louis André Théodore Géricault. Er malte beispielsweise 1818/19 Das Floß der Medusa, welches heute im Louvre zu sehen ist.
  2. 1849 erblickte Iwan Petrowitsch Pawlow im russischen Rjasan das Licht der Welt. Manchmal wird auch der 14.09. als sein Geburtstag notiert; denn damals galt in Russland noch der Julianischer Kalender. Pawlow erhielt 1904 für seine Arbeiten als Physiologe den Nobelpreis für Medizin. Heute kennen wir ihn vor allem als Verhaltensforscher, bzw. seinen Hund und seine Klingel.
  3. Thomas Stearns Eliot wurde 1888 in St. Louis geboren. Mit 60 Jahren bekam er den Nobelpreis für Literatur. Ich kann jetzt nicht jedes bedeutende Werk von ihm aufzählen. Old Possum’s Book of Practical Cats lieferte die Vorlage für das Musical Cats. Und das Drama An Elder Statesman ist eine moderne Adaption des antiken Oidipus auf Kolonos.
  4. Ein Jahr später (1889) wird diese Welt um Martin Heidegger bereichert. Der heute vor allem wegen seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus in die Kritik geratene Philosoph zählt mit seinem Werk Sein und Zeit (1927) zu den herausragenden Denkern des 20. Jahrhunderts. Jean-Paul Sartre las Heidegger, was ihn zu einem Wegbereiter des Existenzialismus macht.
  5. In Brooklyn wurde 1898 George Gershwin geboren. Der Pianist und Komponist ist heute wohl vor allem durch das Werk Rhapsody in Blue (1924) und die erste eigentliche Oper Nordamerikas Porgy und Bess (1935) bekannt. Aus Porgy und Bess stammt das Lied Summertime, welches ich immer mit der Stimme von Janis Joplin in meinem inneren Ohr höre.

Es war nicht leicht, mich auf fünf Geburtstage zu beschränken. Weglassen musste ich zum Beispiel die Exfrau Nelson Mandelas Winnie Mandela (1936), den britischen Songschreiber und Sänger Bryan Ferry (1945), den deutschen Schauspieler Richy Müller (1955), den Staatspräsidenten der Ukraine Petro Poroschenko (1965), den Christusdarsteller der Passion Christi von Mel Gibson James Caviezel (1968), den sympathischen aber etwas glücklosen Nationalspieler der Einheit Michael Ballack (1976) und die US-amerikansiche Tennisspielerin Serena Williams (1981).

Die fünf wichtigsten Todestage des 26.09. sind:

  1. 1868 starb in Leipzig der Mathematiker und Astronom August Ferdinand Möbius. Er war Gründungsmitglied der Königlich Sächsischen Gesellschaften der Wissenschaften. Heute kennt fast jedes Kind seinen Namen in Verbindung mit einer verdreht verklebten Papierschlaufe, die quasi eine unendlich große Oberfläche hat.
  2. In San Francisco entschlief 1902 ein erfolgreicher amerikansicher Industireller, der 1829 im oberfränkischen Buttenheim das Licht der Welt erblickt hatte. Heute tragen wir alle seine Erfindung an den Beinen: die Jeans von Levi Strauss.
  3. Der Maler und Blaue Reiter August Macke fiel 1914 als Infantrist in der Champagne mit 27 Jahren. Er hatte sich wie viele andere auch freiwillig für den Großen Krieg gemeldet.
  4. Die große Bluessängerin Bessie Smith starb 1937 in Clarksdale, Mississippi unter nicht zweifelsfrei geklärten Umständen. Offiziell starb sie in einem Krankenhaus für Schwarze, nachdem sie einen Autounfall hatte. Andere behaupten, sie wäre am Unfallort verblutet, weil man sich lediglich um Weiße Verletzte kümmerte.
  5. Der deutsche Philosoph und Übersetzer Walter Benjamin, Teil des informellen Kreises der Frankfurter Schule, nahm sich auf der Flucht vor den Nazis im spanischen Portbou 1940 das Leben.

Auch hier sind wieder eine ganze Menge durch das letzte Raster gefallen, zum Beispiel der Heidedichter Kriegsfreiwillige Hermann Löns (1914), der ungarische Komponist Béla Bartók (1945), der englische Popmusiker Robert Palmer (2003) und der US-amerikansiche Schauspieler Paul Newman (2008).