Verfassungstag der Weimarer Republik

Am 11. August 1919 wurde die am 31. Juli des gleichen Jahres vom Reichstag verabschiedete Verfassung der sogenannten Weimarer Republik vom sozialdemokratischen Reichspräsidenten Friedrich Ebert unterzeichnet. Drei Tage später trat sie in Kraft. Viele Artikel sind der Paulskirchenverfassung von 1849 entnommen und fanden nach der Niederschlagung des Faschismus auch wieder Eingang in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Diesen Traditionsstrang sollten alle aufrechten deutschen Demokraten nicht aus dem Blick verlieren. Er kann Kraft und Mut spenden, gerade in unseren Zeiten.

Als Nationalfeiertag wurde der 11. August ab 1921 begangen. Er war aber nicht im gesamten Reich ein gesetzlicher Feiertag. Das Foto zeigt die letzte Verfassungsfeier am 11. August 1932 vor dem Reichstag in Berlin. Das Bild ist vom Bundesarchiv (Bild 102-13744 / CC-BY-SA).

Die grosse Verfassungsfeier der Reichsregierung am 11. August 1932 in Berlin ! Blick von der Siegessäule auf den flaggengeschmückten Platz vor dem Reichstag während der Verfassungsfeier.
Die große Verfassungsfeier der Reichsregierung am 11. August 1932 in Berlin.

Die Bibliothek des Vatikan

Wenn man mal wieder gut und niveauvoll unterhalten einen Tag vor dem PC verplempern möchte, kann ich die Website der Bibliothek des Vatikan empfehlen. Die Digita Vaticana Onlus hat sich, 2013 gegründet, zum Ziel gesetzt, 80.000 Manuskripte der Bibliothek zu digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Kenntnisse der Alten Sprachen helfen bei der Lektüre. Man kann sich aber auch von Buchillustrationen bezaubern lassen, oder einfach das geballte Wissen der Menschheit ungelesen bestaunen. Damit es aber nicht auf ewig ungelesen bliebe, gibt es eben dieses Projekt.

Links
vatlib.it – Hauptseite der Bibliothek des Vatikan
digitavaticana.org – Hauptseite der Digitana Vaticana Onlus
digital.vatlib.it/en/collection – Übersicht der bereits digitalisierten Manuskripte

Das erste Benefizkonzert der Rockgeschichte

Heute vor 44 Jahren fand im Madison Square Garden in New York das erste Benefizkonzert der Rockgeschichte statt. George Harrison organisierte das Concert for Bangladesh gemeinsam mit Ravi Shankar, dessen Familie aus Bangladesh stammt. Nach dem Zyklon im Herbst 1970 und Ausbruch des Bangladesh-Krieges, der letztendlich zur Unabhängikeit des bis dahin Ost-Pakistan genannten Landes von West-Pakistan (heute: Pakistan) führte, war der Strom von Flüchtlingen in Indien auf 10 Millionen Menschen angewachsen.

Eric Clapton, Ringo Starr, Billy Preston, Leon Russell, Klaus Voormann und einige andere mehr waren auf der Bühne vereint. Außerdem trat Bob Dylan zu seinem ersten Live-Auftritt seit dem Motorradunfall 1969 wieder auf die Bühne. Fast 250.000 USD brachten die Eintrittskarten zu den zwei Konzerten zusammen, welche UNICEF für die Bangladesh-Hilfe übergeben wurden. Ein Film auf VHS und eine Dreier-LP (später Doppel-CD) brachten zusätzliche Einnahmen.

Gerade mit Blick auf die heutige Situation, speziell was den Umgang mit Flüchtlingen (hier übrigens auch auf Grund von Naturkatastrophen!) angeht, kann man sich an diesen denkwürdigen 1. August 1971 mal wieder erinnern.

Das Konzert ist mittlerweile natürlich ausschnittsweise und in Gänze (s.o.) verfügbar gemacht worden. Das Album zu kaufen, ist aber immer noch eine gute Idee. Der Erlös kommt UNICEF und der George-Harrison-Stiftung zugute.

Meine Musik auf Soundcloud

Ein guter Freund hat mich jetzt lang genug bearbeitet, ich solle doch meine Lieder, die ich über die Jahre auf selbstgebrannten CDs veröffentlicht hatte, endlich online stellen, damit man sie auch heute noch – wenigstens ab und zu – hören könne. Ja, die CD, einst Zeichen der Digitalisierung, ist mit ihrer materiellen Gebundenheit bereits wieder veraltet.

Ich habe jetzt zumindest einen Teil meiner Lieder hochgeladen. Zwei Playlists möchte ich hier besonders bewerben:

  • soundcloud.com/fabian-williges/sets/where-i-dont-belong
    Fünf sehr traurige Lieder über das Lieben-aber-nicht-zurück-geliebt-werden. Aufgenommen und produziert von Paul Vogel, den ich vor einigen Jahren in einem meiner Lehrgänge traff. Er hat ein besonderes Gehör und seine ganz eigene Art, an die Lieder heranzugehen. Ich fühle mich von ihm in diesen Liedern besonders gut verstanden.
  • soundcloud.com/fabian-williges/sets/fabian-die-coxx
    Drei Lieder gemeinsam mit der Schülerband „Die Coxx“, die ich über ein Projekt in der VILLA kennengelernt habe. Die Musiker sind heute natürlich keine Schüler mehr, aber zumindest teilweise noch immer Musiker. Ich denke sehr gern an diese Produktion zurück, die wir mit einfachsten Mitteln bewerkstelligt haben.

die bessere hälfte – Kunsthalle der Sparkasse Leipzig

Im Jahr 1998 waren laut Statistik der KSK 43,4 % der professionell als Bildende Künstler arbeitende Menschen in Deutschland Frauen. An den deutschen Kunsthochschulen studieren zu 60 % Frauen. Doch mit den Jahren verschwinden diese Künstlerinnen aus den den Galerien und Statistiken, um als Muse an der Seite eines männlichen Künstlers wieder aufzutauchen oder ganz in Familie und Haushalt aufzugehen. Nun kratzen 43,4 % deutlich stärker an den 50,9 % (Frauenanteil in Deutschland 2010 nach dem Statistischen Bundesamt) als z.B. die 23,4 % Frauen in der Gruppe der professionellen Musiker; trotzdem liegt auch hier noch ein Weg vor uns.

Und wenn man aufgefordert wird, drei bedeutende Bildende Künstler zu nennen, fallen den meisten nur männliche Künstler ein, wie z.B. Vincent van Gogh, der heute vor 125 Jahren starb, und keine einzige Künstlerin. Direkt nach bedeutenden Frauen in der Bildenden Kunst gefragt, bleibt es bei vielen erstmal still. Natürlich gibt es weltberühmte Künstlerinnen. Doch das scheinen vereinzelte Leuchttürme – das Bild ist wohl zu phallisch – oder Oasen in der männlich dominierten Kunstwüste zu sein. Das ist eine vielleicht milde aber subtile und daher umso weiter verbreitete Form des Sexismus, der auch ich mich zeihen lassen muss.

Die Kunsthalle der Sparkasse Leipzig stellt dieser Haltung eine Ausstellung entgegen: die bessere hälfte – malerinnen aus leipzig. Die konsequente Kleinschreibung lässt offen, ob es denn schlicht die Ehefrauen von Leipziger Malern sind, die auchmal zum Pinsel griffen, oder die qualitativ Besseren innerhalb eines Künstlerduos.  Das möchte auch ich hier nicht zu klären versuchen, aber einen Besuch der Ausstellung empfehlen. Sie läuft noch bis Ende August. Für Kunden der Sparkasse Leipzig ist der Eintritt frei. Die Kunsthalle fühlt sich vor allem der Leipziger Schule und der Neuen Leipziger Schule verpflichtet.

Aus der Reihe von Künstlerinnen möchte ich jetzt nur eine namentlich erwähnen: Gudrun Brüne. Ich kannte sie vor dieser Ausstellung nicht. Das qualifiziert mich sicher nicht als großen Kenner der Leipziger Schule. Brüne wurde 1941 in Berlin geboren. 1961 studierte sie an der HGB unter Bernhard Heisig, den sie 1991 heiratete. Bis 1999 lehrte sie an der Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Heute lebt sie in Strohdehne im Havelland.

Zwei Bilder von ihr hängen hier – unabhängig voneinander: Selbst mit Vorbildern (1982) zeigt Gudrun Brüne selbst, nachdenklich, fast schmollend vor einem Landschaftsbild. Rechts und Links von ihr sind zwei Bilder, auf denen eine junge Paula Modersohn-Becker und eine Rosa Luxemburg zu erkennen sind. Während Rosa Luxemburg ein schlichtes Bild ist, sieht man auf den zweiten Blick, dass die Malerin Paula Modersohn-Becker persönlich mit am Tisch neben Gudrun Brüne sitzt. Der Rahmen gehört zu ihrem Selbstporträt von 1906, das Brüne hier zitiert.

Das zweite Bild heißt Modellpuppe im roten Kleid (1994). Zu sehen ist eine Gliederpuppe in menschlicher bis leicht übermenschlicher Größe, quasi erschöpft auf einem Stuhl sitzend mit schwarzer Strumpfhose, blonder Perücke und (sic!) rotem Kleid. Das Bild stammt aus einer ganzen Schaffensperiode der Nachwendezeit. Geschichtlicher Wandel und künstlerische Entwicklung einer Malerin lassen sich hier wunderbar erkennen.

Der Katalog zur Ausstellung zeigt für 10 EUR leider nur das erste Bild. An der Kasse ist aber auch der Bildband Traum und Wirklichkeit von Gudrun Brüne zu erhalten, der mit 15 EUR geradezu unverschämt preiswert ist. Hier sieht man weitere Gliederpuppen und das Opus magnum Und immer wieder Guernica (2011) mit deutlichem Picasso-Bezug und weiteren Puppen, diesmal allerdings aus der Sphäre des Kinderspielzeugs.

Auch hier ist die Modellpuppe im roten Kleid leider nicht vertreten. Deshalb zitiere ich jetzt das Bild von der Gudrun Brünes Website, um meinen geschätzten Lesern einen Eindruck zu vermitteln.

Modellpuppe im roten Kleid (1994) von Gudrun Brüne

 

Links
kulturrat.de – Studie: Frauen in Kunst und Kultur II (1995–2000)
kunsthalle-sparkasse.de – Die Kunsthalle der Sparkasse Leipzig
gudrunbrüne.de – Website der Bildenden Künstlerin Gudrun Brüne

Namenstag von Angelus Merula

Sein Name beschreibt mit den lateinischen Formen für Engel und Amsel gleich zwei wichtige geflügelte Boten. Der Engel verkündet die Empfängnis und schließlich die Geburt Jesu und die Amsel jeden Frühlings- und Sommertag den Beginn eines neuen Tages. (Es sollte hier gar nicht Erwähnung finden; aber der Name hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem unserer Bundeskanzlerin.)

Angelus Merula wurde 1482 in Brielle in den heutigen Niederlanden geboren. Er studierte Theologie und Kirchenrecht, unter anderem an der Sorbonne. Unter dem Einfluss von Erasmus von Rotterdam beschäftigte sich Angelus Merula mit Reformideen innerhalb der Kirche, stand später allerdings in vielen Punkten der Reformation Luthers näher – vor allem in der Rechtfertigunslehre.

Erst mit 40 Jahren begann er das Studium des Griechischen, um das Neue Testament im Urtext lesen zu können. Mit fast 60 Jahren wurde die Inquisition doch noch auf ihn aufmerksam. Die Prozesse zogen sich. Als er 1557 schließlich auf dem Scheiterhaufen als Ketzer verbrannt werden sollte, kniete er vor dem Scheiterhaufen nieder, betete und verschied. So wurde nur seine Leiche dem Feuer übergeben.

Namenstag von Maria Magdalena

Nun habe ich ganz den 20. Juli 1944 vergessen, dessen man in den heutigen Zeiten (Stichwort Freital) doch gedenken sollte. Das große Jubiläum im letzten Jahr hatte ich dafür feierlich begangen, indem ich eine Sonderausstellung im Militärhistorischen Museum in Dresden besuchte. Nun ist Attentat auf Hitler. Stauffenberg und mehr eine Wanderausstellung. Bis zum 13. September 2015 ist sie in Ludwigsburg (bei Stuttgart) zu sehen. Sie besteht zu großen Teilen aus dem, was der Museumspädagoge Flachware nennt. Es ist also viel zu lesen. Aber mich haben einige der Originalbriefe beeindruckt, die dort gezeigt werden.

Links
mhmbw.de – Militärhistorisches Museum in Dresden
garnisonmuseum-ludwigsburg.de – Garnisonmuseum in Ludwigsburg (aber das sagt ja schon die URL)


Ich wollte mich heute auf Maria Magdalena stürzen; denn heute ist ihr Namenstag, der von nahezu allen Kirchen begangen wird – allerdings in unterschiedlicher Intensität. Maria Magdalena wird im Deutschen auch Maria von Magdala genannt. Das ist kein Adelstitel, sondern eine Herkunftsbezeichnung. Der Name Maria ist zur Zeit Jesu einfach zu häufig gewesen. An Beinamen zur Identifizierung fehlt es unserer Maria aber nun wirklich nicht. Lediglich Maria, die Mutter Jesu, hat noch ein paar mehr.

Maria Magdalena ist eine höchstwahrscheinlich historische Person aus einem Dorf am westlichen Ufer des See Genezareth, was heute unter dem Namen Migdal bekannt ist. Sieben Dämonen soll Jesus ihr ausgetrieben haben, bevor sie selbst eine Jüngerin Jesu wurde. Sie wird an einigen Stellen in den Evangelien erwähnt. Sie ging mit nach Jerusalem, war Zeugin der Kreuzigung und der Auferstehung. Der Religionswissenschaftler David Flusser entwickelte eine Theorie, nach der Maria Magdalena dem Evangelisten Lukas zugearbeitet hätte. Hippolyt von Rom nannte sie bereits im dritten Jahrhundert die Apostelin der Apostel.

Die Geschichte der anonymen Sünderin, die Jesus die Füße wusch und salbte, wurde seit Papst Gregor I. mit Maria Magdalena assoziiert. Aus der Sünderin wurde mit der Zeit eine Prostituierte. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden Besserungsanstalten für gefallene Mädchen Magdalenenheime genannt.

In einigen apokryphen Schriften gnostischer Tradition wird Maria Magdalena als Gefährtin oder gar Ehefrau Jesu bezeichnet. In popular- und pseudowissenschaftlichen Artikeln und Büchern wurde die kühne These aufgestellt, dass Maria mit Jesus nach Frankreich ausgewandert sein soll. Die Nachfahren bildeten dann das Haus der Merowinger.

Das aus Frankreich stammende Kleingebäck in Form einer Jakobsmuschel trägt seinen Namen Madeleine nur mittelbar der biblischen Gestalt wegen. Die Köchin am herzoglichen Hof zu Lothringen, die das Gebäck erfand, soll schlicht so geheißen haben. Aber sie stammte gewiss aus einer katholisch geprägten Familie.

Während es gerade schwül-warm ist über Leipzig, möchte ich zwei Bauernweisheit zitieren:

An Magdalena regnet’s gern, weil sie weinte um den Herrn.

Und in diesem Zusammenhang vielleicht ein wenig frustrierend:

Regnet’s am St. Magdalentag, folgt gewiss mehr Regen nach.

 

Nach dem CSD in Leipzig

Der Christopher Street Day in Leipzig und die gesamte vorangegangene Aktionswoche ist mit der gestrigen Parade, dem Straßenfest auf dem Marktplatz und dem Pride Ball im Täubchental glamourös zu Ende gegangen. Ich persönlich habe nur das Straßenfest besucht mit Ständen von Vertretern verschiedener queerer Interessensgruppen und Showprogramm auf einer Bühne, unterbrochen von einigen Grußworten. Es war wohl ein erfolgreicher CSD.

Ich selbst sehe die CSD-Feiern mit gemischten Gefühlen. Einerseits haben wir in Deutschland heute nicht die Probleme, welche die Homosexuellen und anderen Minderheiten der New Yorker Christopher Street der späten 60er hatten, was aus einer heutigen Feier immer mehr ausgelassenen Klamauk werden lässt. Andererseits habe ich das Gefühl, dass wir selbst eine solche scheinbar unpolitische Party den sexuellen Minderheiten schuldig sind, die in anderen Ländern – selbst noch auf dem europäischen Kontinent – verfolgt werden.

Wir haben ja auch noch nicht alles erreicht. Von einer allgemein akzeptierten und gesetzlich garantierten Gleichstellung trennt uns noch der eine oder andere Paragraph. Solches wird aber nicht auf dem Marktpatz ausgehandelt. Dafür muss man durch die Institutionen marschieren. Die Stimmung am nach der Mitte lechzenden rechten Rand in Deutschland und anderen Ländern lässt mich allerdings fürchten, dass selbst bereits Erreichtes immer wieder auf dem Spiel stehen kann.

In meinen dunkelsten Augenblicken frage ich mich, ob die Ehe-für-alle nicht schon fast ein Pyrrhussieg wäre. Dieser Tage diskutieren wir über eine Karte bei Google Maps, auf der geplante und errichtete Asylantenheime in ganz Deutschland verzeichnet sind. Und andere lassen sich im Standesamt freiwillig als verpartnert aber damit auch als offiziell homosexuell registrieren. Da müssen die Faschisten ja keine eigenen Schwarzen Listen mehr führen. Aber wie gesagt, das sind die düsteren Momente.

Besonders betroffen von den Schikanen der New Yorker Polizei war übrigens die afro- und lateinamerikanische Bevölkerung. Denn die Sexarbeiter und GoGo-Tänzer in den Schwulenclubs wie dem berühmt-berüchtigten Stonewall waren überwiegend Schwarze oder Latinos. Wie viel (oder eben wenig) sich für sie seit den Stonewall Riots geändert hat, sehen wir ja fast täglich in den Nachrichten, wenn weiße Polizisten mal wieder einen schwarzen Jugendlichen töten.

Um in einer solchen Gemütsverfassung dennoch Mut zu schöpfen, höre ich gern Scott Matthew, der für den absolut genialen Kinofilm Shortbus von John Cameron Mitchell 2006 einige Lieder schrieb. Matthew tritt auch im Film selbst auf. Das letzte Lied des Film heißt – wie originell – In the End. Ich poste es an dieser gleich zwei Mal:

Fremde in unserem Land

In Levitikus (3. Mose 19, 33 und 34) steht geschrieben:

Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.

Im Deuteronomium (5. Mose 10, 19) steht noch kürzer:

Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.

In beiden Fällen ist die Stoßrichtung gleich und gleichermaßen klar. Wenn das Volk Israel an seine Geschichte denkt, kennt es viele unangenehme und schwierige Situationen – immer wieder wird an die Zeit der Knechtschaft in Ägypten erinnert. Wer solches erlebt hat, kann einem anderen Leidenden gegenüber nicht kaltherzig sein.

Die Menschen, die in Freital und anderswo gegen Asylbewerber demonstrieren, sollten auch einmal in sich gehen und nachforschen, was nach Flutkatastrophen passiert ist, wer die Renten zahlt für Menschen, die zu DDR-Zeiten gearbeitet und nicht in des bundesrerpublikanischen System eingezahlt haben, wer die Flüchtlinge aus ehemals deutschen Ostgebieten aufgenommen hat.

Der deutsch-jüdische Impressionist Max Liebermann (1847–1935), der in vier Tagen Geburtstag hat, sprach 1933 einen legendären Satz, als er einen Fackelzug der Nationalsozialisten über den Pariser Platz marschieren sah, welche die sogenannte Machtergreifung feierten:

Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.

Diesem Satz möchte ich mich vollumfänglich anschließen.

Link
wie-kann-ich-helfen.info – ein privater Blog von Birte Vogel, der Informationen zu Hilfsprojekten für Flüchtlinge in Deutschland sammelt
perlen-aus-freital.tumblr.com – ein privater Blog, der Kommentare aus Sozialen Netzwerken sammelt, die häufig den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllen