Schlagwort-Archiv: Abraham

In der Kathedrale von Llandaff

Über die Kathedrale von Llandaff ließe sich viel schreiben. Schließlich ist sie eine der ältesten christlichen Stätten auf dem Gebiet des Vereinigten Königreichs überhaupt. Doch ich bin bei meinen Besichtigungen in so großer Eile, dass ich die Reflexion nicht schaffe. Nur ein kleines Detail möchte ich hier gerne vorstellen.

Ein Kniepolster war mir aufgefallen. Ich hatte es fotografiert, weil ich später über Digitalisierung, Bildpixel und klassische Stickkunst nachdenken wollte.

Dann erst fiel mir auf, was dort dargestellt ist: Links sieht man Abraham, der drauf und dran ist, seinen Sohn zu opfern, und einen Engel, der ihm Einhalt gebietet, indem er auf einen Schafbock weist. Die Schrift auf dem Opferaltar mahnt uns „Gott wird es sehen“. Rechts sieht man Mariä Verkündigung mit Engel und Maria und dem Heiligen Geist in symbolhafter Gestalt einer Taube.

Warum nun die beiden Bilder auf einem Kniepolster? Ich habe keine abschließende Antwort. Es sind wichtige Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament. Die Verteilung der beiden Bilder auf dem Polster entspricht exakt dem Goldenen Schnitt, einem quasi göttlichen Verhältnis. Auf dem ersten Bild verbietet Gott die Opferung von Menschen zu seiner Ehre. Auf dem zweiten Bild sendet er seinen Sohn, der um der menschlichen Sünden willen leiden und sterben wird, wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt wird.

Vielen Dank dem (mir) unbekannten Künstler für diese kleine Meditationshilfe!

Link
https://www.llandaffcathedral.org.uk/

Opferfest / Eid ul-Adha

Heute beginnt das muslimische Opferfest. Es ist das wichtigste Fest im muslimischen Kalender. Mit diesem Fest ist auch die Pilgerfahrt nach Mekka verbunden. Den deutschen Namen hat das Fest durch die Geschichte, die Juden, Christen und Muslime gemeinsam haben, die Geschichte von Abraham, der von Gott aufgefordert wurde, seinen Sohn zu opfern.

Es gibt viele Überlegungen zu dieser Geschichte: Wie kann Gott solch eine Forderung stellen? Ist es eine Prüfung der Treue Abrahams? Oder ist die scheinbare Fügung Abrahams unter dieses grausame Gebot Gottes eine Prüfung der Barmherzigkeit Gottes?

Im letzten Augenblick wird das Menschenopfer verhindert und für die Zukunft verboten. Daran sind alle abrahamitischen Religionen gebunden. Das verbindet uns auch heute, bei allen anderen Unterschieden. Eid Mubarak!

Eid Mubarak!

Opferfest 2020

Muslime in der ganzen Welt feiern heute das Opferfest. Normalerweise wären jetzt hunderttausende von ihnen auf Pilgerreise in Mekka. Doch Corona verursacht auch für den Hadsh eine ungewöhnliche Situation.

Das Virus zeigt uns Menschen, wie schutzlos und klein wir sind. Wir müssen uns Gottes Liebe und Barmherzigkeit ganz anvertrauen. Er hat einen Plan für uns. In seiner Hand sind wir sicher. Er hat einen Bund mit uns geschlossen.

Eid Mubarak!

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Abraham und das verhinderte Sohnesopfer

Seit heute hängt in meinem Arbeitszimmer ein neues Bild. Es zeigt Erzvater Abraham mit einem Schafbock auf den Knien, ein Messer in der Rechten und einen verängstigt-fragenden Sohn (Ist es Isaak oder Ismael?), der zu seinem Vater hinaufschaut. Im bärtigen Gesicht Abrahams kann man je nach eigener Stimmung ein altersweises Lächeln erkennen oder ein nachdenkliches Zögern, ob er nun wirklich nur das Schaf opfern solle. Die zweieinhalb Figuren sind auf leeren Kisten platziert, die früher einmal Gewehre und Granaten beinhaltet haben können.

Mir bedeutet die Geschichte um Abraham und seinen Sohn sehr viel. Sie ist ein verbindendes Element des jüdischen, christlichen und islamischen Glaubens. Gemeinsam nennt man sie ja auch die abrahamitischen Religionen. Selbstverständlich blicken Gläubige der drei Religionen auch unterschiedlich auf gemeinsame Erzählungen. Aber der Kern dieser Geschichte vom Sohnesopfer, das letztendlich nicht stattfand, ist doch wohl: keine Menschenopfer zur Ehre Gottes!

Abraham von Ihsan Abou Said

Das Bild ist ein Geschenk von meinem lieben Freund und Künstler Ihsan Abou Said. In langen Nächten haben wir über Religionen und deren Auswirkungen auf Gesellschaften und Individuen diskutiert. Und er war so freundlich, mein Buch Wenn du nicht da bist … ins Arabische zu übertragen.

Nun habe ich ein Original von ihm in meinem Arbeitszimmer. Vielen Dank dafür!

Links
https://de-de.facebook.com/ – Ihsan Art Works auf Facebook
https://www.epubli.de/ –  في غيابك – Wenn du nicht da bist … (auf Arabisch)