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Todestag bedeutende Schnurrbartträger

Gestern war der Geburtstag einer der schändlichsten Schnurrbartträger, dessen Lebensgeschichte mit der Deutschlands, Europas und der Welt verquickt ist, dass kein anständiger Mann heute noch seinen Bart in seinem Stil tragen würde. Lediglich eine Assoziation zum anderen, nämlich zu Charlie Chaplin, würde das Tragen eines Zweifingerbartes für mich rechtfertigen. Aber es gibt viele andere Schnurrbartformen. Und es gibt eine lange Reihe berühmter Bartträger. Fünf von ihnen haben heute ihren Todestag:

  • Friedrich Hermann Loew (1807–1879) – Er war Mathematiklehrer, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und ein wichtiger Insektenforscher. Der größte Teil seiner Sammlung von 7.500 Arten befindet sich im Museum für Naturkunde in Berlin, der Rest in Harvard. Rund 4000 Arten beschrieb Loew zum ersten Mal. Sein GRab befindet sich in Halle an der Saale.
  • Carl Gustav Friedrich Hasselbach (1809–1882) – Über 30 Jahre war Hasselbach der (Ober-)Bürgermeister von Magdeburg. In seine Amtszeit fällt der Umbau der Stadt in eine moderne Großstadt. Der nach im benannte Hasselbachplatz ist Verkehrsknotenpunkt und wichtiger Bestandteil des Magdeburger Nachtlebens.
  • Samuel Langhorne Clemens (1835–1910) – Unter seinem bürgerlichen Namen kennt man ihn kaum. Clemens wurde als Mark Twain bekannt. Seine berühmtesten Figuren Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind allerdings bartlos.
  • John Maynard Keynes (1883–1946) – Seine wirtschaftstheoretischen Überlegungen bildeten 1967 die Grundlage für das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz in der Bundesrepublik Deutschland, dessen „Magisches Viereck“ Teil meines WiSo-Unterrichts ist. Die originalen Theorien Keynes‘ sind zu komplex für den Unterricht.
  • Prince Rogers Nelson (1958–2016) – Wenn man weltweit nur mit seinem Vornamen bekannt ist, hat man es wohl besonders gut gemacht. Seit einem Jahr muss diese Welt ohne Prince auskommen. Seine Songs sind unvergessen.

Greg Ash und wie ich auf ihn gekommen bin

Auch wenn im letzten Beitrag gleich zwei Kinofilme genannt sind, muss ich mir wohl langsam eingestehen, dass ich zu der Gruppe der Kinoverweigerer gehöre. Ich schaue Filme erst, wenn sie etwas älter sind. Dann gibt es sie auf DVD oder auf archive.org, weil der Film bereits gemeinfrei ist. Das liegt nicht daran, dass ich Angst vor großen Menschenansammlungen hätte oder es mir das Eintrittsgeld zu schade wäre. Es liegt an der Synchronisation. Jetzt kann man vieles einwänden, z.B. dass es ja auch manchmal irgendwo einen Film OmU gäbe. Ja, das stimmt – manchmal und irgendwo. Und in der Zwischenzeit habe ich mir die Kinobesuche abgewöhnt. Im Urlaub (z.B. in London) gehe ich dann ganz gern wieder.

Doch ich wollte heute gar nicht meckern. Ich wollte nur rechtfertigen, dass Grand Budapest Hotel erst gestern Abend gesehen habe. Ich habe die DVD von meiner Tante zu Weihnachten bekommen. Wer unter meinen Freunden mal Lust auf einen gemeinsamen Filmabend hat, darf mich gerne ansprechen. Der Film ist eine Wucht!

Wes Anderson drehte diesen Film mit einem bunten Strauß an Darstellerprominenz, denen man die Freude an der Arbeit ansieht: F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Ralph Fiennes, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson und da habe ich schon einige weggelassen. Anderson schrieb auch das Drehbuch nach Lektüre mehrerer Werke von Stefan Zweig. Die Studios in Babelsberg waren Produktionsort. Gedreht wurde unter anderem in Görlitz. Premiere hatte er zu den Filmfestspielen in Berlin 2014, wo er auch den silbernen Bären gewann.

Ralph Fiennes spielt Gustave, den Concierge des Grand Budapest Hotel, der den staatenlosen Flüchtling Zéro Moustafa als Lobby Boy (gespielt von Tony Revolori) unter seine Fittiche nimmt. Ich erzähle die Geschichte jetzt nicht weiter. Ich kann aber sagen, dass der Hauptteil des Films, in der Zeit zwischen den Kriegen angesiedelt in einem fantastischen, osteuropäischen Land, die Gratwanderung schafft, eine rasante Komödie zu sein, die nicht respektlos mit den Opfern umgeht. Stefan Zweig wird als Ideengeber benannt, der auch immer viel Verständnis für Täter und Opfer aufbrachte, bis er selbst an sich beides wurde. Komödiantisch war er für mich aber nicht. Die frühen John-Irving-Romane, z.B. Lasst die Bären los oder Hotel New Hampshire (sic!) kommen mir da eher in den Sinn.

Eine Szene zeigt Zéro bei seiner Morgentoilette. Er malt sich einen hauchdünnen Schnurrbart a la Clark Gable auf die Oberlippe, um distinguierter und älter zu wirken. Mir hat Tony Revolori in der Rolle des Lobby Boy Zéro sehr gefallen, dass ich gleich Wikipedia bemühte, um nachzuschlagen, ob er denn schon in weiteren Filmen zu sehen sei. Da wurde der Kurzfilm Special Delivery genannt. Der Film ist vom britischen Filmemacher Greg Ash und frei auf seiner Website und seinem YouTube-Kanal We Like Laughter zu sehen. Special Delivery wurde kurz nach Grand Budapest Hotel gedreht. In einer Szene wird Tonys Charakter von seinem Freund gebeten, sich einen Schnurrbart zu malen. Jeder würde jetzt einen Clark-Gable-Bart als Zitat oder Hommage an den großen Kinofilm erwarten; stattdessen malt er sich den für Charlie Chaplin und Adolf Hitler typischen Zwei-Finger-Bart. Das nennt man wohl eine Humorage.

Links
gregash.co.uk – Website von Greg Ash
gregash.wordpress.com – Gregs Blog Make Laugh, Not War
scottslookalikes.com – eine weitere Serie von Greg Ash