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Kris Kristofferson ist tot

Kris Kristofferson ist tot, ein Held meiner Kindheit und Jugend. Ich fühle, ich sollte einen langen Nachruf schreiben; doch ich spüre auch, ich habe jetzt nicht die Kraft dazu. Stattdessen begnüge ich mich mit einer dünnen Top-Five-Liste von Kris-Kristofferson-Songs, die mich in meinem Leben besonders berührt haben. Ich wähle nur Interpretationen von anderen.

  • Me and Bobby McGee – Natürlich muss ich mit diesem Song beginnen. Ich kannte den großen (und jungen) Kristofferson bereits als Billy the Kid aus dem Film von Sam Peckinpah mit Bob Dylan in einer Nebenrolle und dem notorischen Knocking on Heavan’s Door als Teil der genialen Filmmusik. Aber die Geschichte von mir und Bobby McGee, das war ganz Janis Joplin. Diese Verzweiflung am Ende und die Tatsache, dass es ihre letzte Aufnahme gewesen war vor ihrer Überdosis. Das hat meine Teenagerseele berührt.
  • Help Me Make It Through the Night – Hier war es Joan Baez, die mich mit diesem Song vertraut machte. Das war eine deutlich mildere Version als die von Kristofferson selbst gesungene. Doch da war ich selbst noch jung und die melodiöse, weiche Variante verzweifelt genug für mich.
  • They Killed Him – Auf Bob Dylans Album Knocked Out Loaded tauchte 1986 plötzlich Kristoffersons Name wieder auf. Die Personen, die in diesem Song besungen wurde, kannte ich als Friedensstifter aus dem Religionsunterricht und der Joan-Baez-Biografie: Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Jesus Christus. Und jede Strophe endet mit dem schockierten Ausruf: My God, they killed him!
  • Sunday Morning Coming Down – Ich kenne keinen anderen Song, der eine Katerstimmung so gut in Worte und Melodie verpackt hat. Und Johnny Cash ist der richtige Interpret für eine solche Situation.
  • Something They Can’t Take Away – Roy Orbison nahm 1976 dieses Lied auf; da war sein eigener Stern längst gesunken oder zumindest drastisch heruntergedimmt. Die Zeilen aus dem Lied passen aber heute: But there’s times in the morning //
    And there’s times at the close of day // When your memory comes easy as smiling //
    And that’s something they can’t take away

Gordon Lightfoot ist tot

Gestern ist der kanadische Singer/Songwriter Gordon Lightfoot gestorben. Geboren wurde er am 17. November 1938 in der Kleinstadt Orillia in der ostkanadischen Provinz Ontario. Lightfoot begann seine Karriere als Songwriter für Künstler wie Elvis Presley sowie Peter, Paul and Mary, bevor er 1966 sein erstes eigenes Album herausbrachte.

1974 gelang ihm mit dem Lied Sundown ein Nummer-Eins-Hit in den USA. Seit den 1980er Jahren war er aber selbst nicht mehr in den Top-50 vertreten. Seine Songs wurden aber von anderen Künstlern immer wieder interpretiert. 1986 wurde Lightfoot in die Canadian Music Hall of Fame aufgenommen. Kein geringerer als Bob Dylan war es, der die Laudatio hielt. Lighfoot wurde in den 1960er Jahren von einigen Kritikern der kanadische Dylan genannt.

Bis ins hohe Alter war Lightfoot auf Bühnen musikalisch aktiv. Sein letztes Album Solo nahm er 2019 auf und brachte es im Folgejahr heraus. Es bekam gute Kritiken, setzte sich am Markt aber nicht durch. Im Frühjahr 2023 musste Lightfoot aus geseundheitlichen Gründen seine Tour abbrechen. Am 01. Mai starb er im KRankenhaus in Toronto. Gordon Lighfoot wurde 84 Jahre alt.


Ihm zu Ehren möchte ich eine Top-Five-Liste meiner Liebslingssongs von Gordon Lightfoot aufstellen. Ich habe nicht jeden der ganz großen Singlehits mit aufgenommen, sondern sie eher persönlich gehalten:

  • Early Morning Rain (1966) – Sein erstes Album Lightfoot! ist angefüllt mit hervorragenden Songs. Dieser sticht für mich auch deshalb so hervor, weil ich ihn zuerst von Bob Dylan auf seinem Album Selfportrait (1970). Außerdem hege ich den Verdacht, dass Reinhard Mey dieses Lied im Ohr hatte, als er Über den Wolken schrieb.
  • Walls (1967) – Ein zugleich geistreiches und charmantes Liebeslied vom zweiten Album The Way I Feel. Vor allem die schelmisch drangehängte letzte Strophe hat mich verzaubert.
  • If You Could Read My Mind (1970) – Vom Album Sit Down Young Stranger, das später dann doch noch den Titel dieses Superhits erhielt. Das Lied wurde schon so oft gecovert. Heute kennt man wohl vor allem Johnny Cash’s Version, die er in seinem Todesjahr bereits erblindet und im Rollstuhlsitzend einsang. Sie wurde 2006 auf den American Recordings V postum veröffentlicht.
  • Cold on the Shoulder (1975) – Der Titelsong seines siebten Albums ist der Song eines Paares, das sich wieder zusammenrauft. Die kälte an der Schulter bleibt. Es war das Album, mit dem ich Gordon Lightfoot kennenlernte. Die erwähnte Kälte habe ich beim Hören immer empfunden.
  • Rainy Day People (1975) – Vom gleichen Album, aber mit einem ganz anderen Zungenschlag. Im Gegensatz zu den Sonnenscheinfreunden, die sich in Problemzeiten zurückziehen, bleiben Regentagfreunde stets bei dir.

Nicht mit in die Reihe gehört The First Time vom ersten Album 1966; denn dies ist nciht von Gordon Lightfoot geschrieben. Es stammt aus der Feder von James Henry Miller (1915–1989), den man eher unter seinem Künstlernamen Ewan MacColl kennt. Seine Tochter Kirsty MacColl hatte nicht nur seinen Künstlernamen übernommen, sondern auch seine linke Gesinnung und die Musikalität. 1957 hat Ewan MacColl es für Peggy Seeger geschrieben.

1972 nahm Roberta Flack den Song auf und machte ihn weltberühmt. Heute kennt man außerdem das Lied von Johnny Cash, der es 2002 für sein Album American Recordings IV – The Man Comes Around einsang. Gerade Gordon Lightfoot und Johnny Cash stehen da in einem interessanten Spanungsverhältnis: Der eine sang es für sein erstes Album ein, der andere für das letzte, das zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde. Was meinen sie und welchen Zeitraum überbrücken sie, wenn sie sich an ein erstes Mal erinnern?

Fünf Musiker-Geburtstage

Den ganzen Tag überlege ich, wie ich den heutigen Namenstag des Hl. Thomas Morus (1478–1535) mit den Geburtstagen des Bankräubers John Dillinger (1903–1934), dem Computerpionier Konrad Zuse (1910–1995), dem großartigen Regisseur Billy Wilder (1906–2002) und dem Schriftsteller Erich Maria Remarque (1898–1970) zusammenbringe. Doch jetzt gegen Abend mit einem Glas Weißwein steht mir der Sinn nach leichterer Unterhaltung. Deshalb gibt es jetzt eine Top-Five-Liste von modernen Musikern, die heute auch ihren Geburtstag feiern. Und diesmal leben alle Geburtstagskinder noch.

  • Kris Kristofferson (*1936) – Er war einer der Highwaymen, einer Country-Super-Group mit Johnny Cash, Emil Jennings und Willie Nelson. Aber am bekanntesten ist wohl sein Song Me and Bobby McGee. Es war die letzte Aufnahme von Janis Joplin.
  • Cyndi Lauper (*1953) – Manche sehen in ihr das Vorbild für Madonna. ICh liebe vor allem drei Songs von ihr: True Colors, Time After Time und natürlich Girls Just Want to Have Fun. Diese Lieder haben meine ersten Teenager-Parties begleitet.
  • Jimmy Somerville (*1961) – Vor allem Smalltown Boy von seiner Band Bronski Beat habe ich noch im Ohr. Vor etwa 15 Jahren habe ich ihn im Werk II nicht nur gesehen, sondern auch Backstage mit ihm gesprochen.
  • Andreas „Campino“ Frege (*1962) – Um ehrlich zu sein; die Toten Hosen haben mich eigentlich nie interessiert. Sie waren natürlich irgendwie immer da. Aber für mich nur Hintergrundmusik. Die politischen Äußerungen Campinos aus den letzten Jahren haben ihn mir allerdings näher gebracht.
  • Michael Wendler (*1972) – Er ist Vertreter einer Popkultur, die mir egaler kaum sein kann. Aber er hat nunmal heute Geburtstag und ich brauchte einen Fünften für meine Top-Five-Liste 😉

Herzlichen Glückwunsch allen musikalischen Geburtstagskindern!

Zehn musikalische Geburtstage

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen Musik in der Luft liegt. Nicht des aktuellen Wetters wegen. Das ist ja eher untypisch für einen Mai des 21. Jahrhunderts. Aber ich habe seit langer Zeit wieder mal ein Lied geschrieben, bzw. ein bestehendes Lied in die deutsche Spreche herüber gerettet. Ich denke, am nächsten Montag werde ich es in der VILLA zuur OpenStage spielen.

Heute ist außerdem einer dieser Tage, der unserer Welt bedeutende Musiker geschenkt hat. Deshalb eine meiner geliebten Top-Five-Listen von Musikern, die heute Geburtstag feiern (in zeitlicher Reihenfolge), die ich auf Grund der besonderen Häufung auf eine Top-Ten-Liste erweitere:

  • Bing Crosby (1903–1977) – Er lieh White Christmas von Irving Berlin seine Stimme. Gemeinsam sind sie unsterblich und zur Zeit auf Platz zwei der größten Verkaufserfolge aller Zeiten (nach Candle in the Wind).
  • Colorado Pete (1909–1969) – Er war einer der Singin‘ Cowboys der 30er und 40er Jahre. Er war vor allem ein Radio-Phänomen. KMBC 980 Kansas City – Brush Creek Follies ist teilweise bei YouTube zu finden und tatsächlich höhrenswert.
  • Pete Seeger (1919–2014) – Der linke Umweltaktivist war über Jahrzehnte das Epizentrum der US-amerikanischen Folk-Szene. Sein Erbe sind unvergessliche Songs wie: Where Have All the Flowers Gone, We Shall Overcome und If I Had a Hammer.
  • Dave Dudley (1928–2003) – Er machte den Cowboy der Country-Musik zum Fernfahrer. Ich liebe sein Lied Six Days on the Road. In Deutschland haben Truck Stop ihm einen Song verehrt: Ich möcht‘ so gern Dave Dudley hörn.
  • James Brown (1933–2006) – Beim Godfather of Soul fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Daher nur ein paar Songtitel, die für sich sprechen: I Got You (I Feel Good), It’s a Man’s Man’s Man’s World, Sexmachine, Living in America.
  • Georges Moustaki (1934–2013) – Édith Piaf, Dalida und Yves Montand sangen seine Lieder. Er komponierte und textete. Von ihm stammt beispielsweise der Text des großartigen Milord.
  • John Primer (*1946) – Er hat in den Bands von Willie Dixon und Muddy Waters gespielt. Aber auch als Frontmann macht er eine gute Figur. Ach, es gibt so viele Musiker, die man einfach nicht genug würdigt. Und die Zeit ist so begrenzt.
  • Mary Hopkin (*1950) – Mit 18 Jahren sang sie ihren Hit Those Were the Days, den man bis heute kennt. Zwei Jahre später brachte sie mit Knock Knock Who’s There dem Vereinten Königreich beim Grand Prix (jetzt ESC) einen respektablen zweiten Platz.
  • Rea Garvey (*1973) – Man kennt den gebürtigen Iren wohl vor allem als Frontmann der Band Reamonn und als Coach bei The Voice of Germany.
  • Sidney Royel Selby III (*1997) – Unter dem Namen Desiigner brachte er den Rap-Song Panda heraus, der von Billboard auf Platz 24 der 100 wichtigsten Songs 2016 gelistet wird. Mich verstört das Video ein wenig. Aber Kanye West hat den Song bereits versampelt.

Sie passt nicht direkt in diese Liste. Aber ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass heute vor 128 Jahren die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt geboren wurde. Ihre Säk’schen Glassigger zeugen von einer hohen Musikalität der Leipzigerin. Herzlichen Glückwunsch!