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Karsamstag

Der Karsamstag führt ein Nischendasein. Viele nennen gar schon Ostersamstag. Doch das ist nicht richtig. Wenn Ostern das Fest der Auferstehung ist, ist der Karsamstag ein Tag der Trauer und des Stillstands. Jesus ist tot. Die Bewegung scheint am Ende.

Erst vor wenigen Jahren lernte ich ein Figurenthema kennen, das diese Karsamstagsstimmung einfängt: der tote Jesus im Grab. Das obere Foto habe ich 2016 in Breslau gemacht. Es zeigt eine Arbeit vom Barockbildhauer Balthasar Permoser (1651–1732).

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Der Jesus im Sarg steht im Erfurter Dom. Dort habe ich ihn 2017 fotografiert.

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Radwegekirchen

Es ist schon einige Zeit her, dass ich auf einem Fahrrad saß, geschweige denn regelmäßig auf zwei Rädern von Muskelkraft getrieben den Weg zwischen einem A und einem B überbrückte. Aber Richtung Sommeranfang ist zumindest die Vorstellung einer Radtour relativ verlockend.

Bei der Lektüre des aktuellen ZEIT-Magazins bin ich auf die Deutschlandkarte mit den Radwegekirchen gestoßen. Sie liegen an ausgewiesenen Radwanderwegen und sind geöffnet für kurze Andachten. Außerdem haben sie Toiletten und manchmal sogar Fahrradflickzeug. Besonders stark verbreitet ist die Idee der Radwegekirchen in Sachsen-Anhalt. Und in dem Bundesland liegt auch die Straße der Romanik. So ist zum Beispiel der Dom in Merseburg auch eine Radwegekirche.

Wenn es auch an diesem Wochenende des Sommeranfangs nicht ganz so freundlich aussieht, irgendwann in diesem Jahr sollte ich doch auch einmal wieder eine Radtour wagen. Interessierte Mitreisewillige dürfen sich gern melden.

Link
radwegekirchen.de

Namenstag des Hl. Bonifatius

Der Hl. Bonifatius wurde um 673 in Crediton (in der Grafschaft Devon) unter dem Namen Winfried geboren. Seine umfangreiche Missionstätigkeit im Osten des expandierenden Frankenreiches brachte ihm den Titel Apostel der Deutschen ein. Er reorganisierte und begründete eine Reihe von Bistümern in Bayern, Thüringen und Hessen. Besondere Erwähnung verdient dabei das Reichskloster Fulda, welches er 744 errichten ließ. 746 wurde Bonifatius Bischof von Mainz, später Bischof von Utrecht. Am Morgen des 5. Juni 754 oder 755 wurde Bonifatius mit seinen Begleitern euf einer Missionsreise in Friesland bei Dokkum erschlagen.

Er liegt in der Ratgar-Basilika in Fulda begraben. Um das Kloster wuchs die Stadt Fulda heran. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 verlor das Kloster Fulda seine im Heiligen Römischen Reich hervorragende Stellung. Die Städte Crediton, Fulda und Dokkum sind heute Partnerstädte.

Bonifatius ist wohl kein großer Theologe gewesen. Es gibt kein großes theologisches Werk, dass seinen Namen trägt. Die wohl wichtigste von ihm verfasste Schrift ist eine lateinische Grammatik. Aber sein Missionierungseifer ist bis heute legendär. Er soll den friesischen Herzog Radbod davon abgehalten haben, dem Donnergott Thor Menschenzu opfern. Außerdem soll er eine dem Gott geweihte Eiche gefällt haben. Als er dabei nicht von Thor aufgehalten wird und auch später offensichtlich nicht bestraft wurde, ließen sich viele Friesen bekehren. Es kann aber auch sein, dass mit dieser Tat der spätere Mord an Bonifatius durch die Friesen besiegelt wurde.

Link
bistum-fulda.de

Der Namenstag des Hl. Blasius

Als überzeugter Lutheraner bete ich nicht zu Heiligen. Im Augsburger Bekenntnis heißt es, dass man der Heiligen gedenken solle, um sich dadurch im eigenen Glauben zu stärken. Die Lebensläufe der Heiligen zu studieren, dient also der Ausrichtung des eigenen Lebens nach christlichen Grundsätzen und nicht, um ihn als Stellvertreter vor Gott bitten zu lassen. In diesem protestantischen Sinne möchte ich gern in unregelmäßigen Abständen Heilige an ihren (katholischen) Namenstagen vorstellen. Der 3. Februar ist der Namenstag des Hl. Blasius.

Das mag ein Name sein, den der ausreichend Verdorbene nur mit einem Schmunzeln lesen oder gar aussprechen mag. Seinen Ursprung und seine Bedeutung hat er entweder aus dem Lateinischen – dann bedeutet er der Lispler –, oder aus dem Griechischen – dann steht er für den auf den König Christus Getauften.

Der Hl. Blasius lebte im ausgehenden zweiten und beginnenden dritten Jahrhundert und war Bischof von Sebaste in der heutigen Türkei. Er ist somit Zeitgenosse, Landsmann und Berufskollege des Hl. Nikolaus.

Während seiner Gefangenschaft soll der Hl. Blasius einem Mann das Leben gerettet haben, der drohte an einer Fischgräte zu ersticken. Dieser Legende wegen gilt er als Schutzheiliger gegen Halserkrankungen. In manchen Gegenden wird bis heute am 3. Februar der Blasiussegen erteilt. Das ist nicht ganz unpassend; denn der Tag liegt mitten in der Grippezeit. Als ein Wolf das Schwein einer sonst armen Frau raubte, brachte allein das Gebet des Eingekerkerten das Schwein zurück. Sie dankte dem Bischof, indem sie das Schwein schlachtete und ihm Teile davon ins Gefängnis schmuggelte. Doch er bat sie nur, nach seinem Tod jedes Jahr zu seinem Gedenken eine Kerze zu entzünden. Deshalb wird der Heilige oft mit einer oder zwei Kerzen dargestellt. Schließlich erlitt der Hl. Blasius das Martyrium. Er sollte ertränkt werden, ging allerdings wie vormals Jesus über das Wasser. Schließlich wurde er enthauptet. Das war im Jahr 316 unter Kaiser Licinius.

Wichtig finde ich an dieser Heiligenlegende wie an vielen anderen auch, dass der Glaube an Gott nicht Superheldenkräfte verspricht, die einen vor jedem Unheil bewahren. Solche Geschichten könnten uns auch keinen Trost spenden. Die Szene mit dem Hl. Blasius, der über das Wasser schreitet, zeigt die Kraft Gottes. Seine Enthauptung führt uns vor Augen, was wir Menschen einander antun.


Ein berühmter Träger dieses Namens ist der französische Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623–1662). Von ihm stammt eine frühe Rechenmaschine, die allerdings nur addieren und subtrahieren konnte. Der Weg zum heutigen Rechner war also noch sehr weit. Seine Überlegungen zu Vakuum und Luftdruck führten zu der nach ihm benannten Einheit. Ein Pascal ist der Druck von einem Newton auf einen Quadratmeter.

Wir dürfen uns Pascal aber nicht als einen kalten Mathematiker vorstellen. Er selbst konstatierte, dass menschliches Erkennen immer auf Zusammenspiel von Herz und Verstand gründe. Als christlicher Apologet konstruierte Blaise Pascal die sogenannte Pascal’sche Wette. Die Argumentation verläuft so, dass es nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung stets eine bessere Wette sei, an Gott zu glauben und diesen Glauben zu praktizieren, weil der zu erwartende Gewinn mindestens gleich groß oder größer sei als der zu erwartende Gewinn im Falle des Unglaubens.


Für mich persönlich verbindet sich der Name seit früher Kindheit mit dem Dom St. Blasii zu Braunschweig. Als Teil des Ensembles um die Burg Dankwarderode wurde der Dom 1173 von Heinrich dem Löwen gestiftet. Der Herzog von Sachsen und Bayern ist auch im Dom bestattet, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Mathilde von England.

Der Braunschweiger Dom ist für mich in seiner heutigen ästhetischen Wirkung das Idealbild einer protestantischen Kirche: Romanische Schlichtheit mit Gotischen Anbauten. In Sachsen-Anhalt gibt es besonders viele Kirchen dieser Bauart. Verbunden sind sie zur Straße der Romanik.

An dieser Straße gibt es auch noch eine weitere Kirche, die dem Hl. Blasius geweiht ist, obwohl er insgesamt eher sollten als Kirchenpatron gewählt wurde. Im kleinen Altenburg bei Bernburg (Saale) findet sich die Dorfkirche St. Blasius, die 1288 erstmals urkundlich erwähnt wurde.


In Bauernweisheiten ist noch überliefert, dass der Winter zum Blasiustag zwar noch lange nicht vorbei sei, aber langsam seine Härte einbüße. Und das ist ja auch etwas Gutes.

 

Links
braunschweigerdom.de
strassederromanik.de
die-strasse-der-romanik.de