Als überzeugter Lutheraner bete ich nicht zu Heiligen. Im Augsburger Bekenntnis heißt es, dass man der Heiligen gedenken solle, um sich dadurch im eigenen Glauben zu stärken. Die Lebensläufe der Heiligen zu studieren, dient also der Ausrichtung des eigenen Lebens nach christlichen Grundsätzen und nicht, um ihn als Stellvertreter vor Gott bitten zu lassen. In diesem protestantischen Sinne möchte ich gern in unregelmäßigen Abständen Heilige an ihren (katholischen) Namenstagen vorstellen. Der 3. Februar ist der Namenstag des Hl. Blasius.
Das mag ein Name sein, den der ausreichend Verdorbene nur mit einem Schmunzeln lesen oder gar aussprechen mag. Seinen Ursprung und seine Bedeutung hat er entweder aus dem Lateinischen – dann bedeutet er der Lispler –, oder aus dem Griechischen – dann steht er für den auf den König Christus Getauften.
Der Hl. Blasius lebte im ausgehenden zweiten und beginnenden dritten Jahrhundert und war Bischof von Sebaste in der heutigen Türkei. Er ist somit Zeitgenosse, Landsmann und Berufskollege des Hl. Nikolaus.
Während seiner Gefangenschaft soll der Hl. Blasius einem Mann das Leben gerettet haben, der drohte an einer Fischgräte zu ersticken. Dieser Legende wegen gilt er als Schutzheiliger gegen Halserkrankungen. In manchen Gegenden wird bis heute am 3. Februar der Blasiussegen erteilt. Das ist nicht ganz unpassend; denn der Tag liegt mitten in der Grippezeit. Als ein Wolf das Schwein einer sonst armen Frau raubte, brachte allein das Gebet des Eingekerkerten das Schwein zurück. Sie dankte dem Bischof, indem sie das Schwein schlachtete und ihm Teile davon ins Gefängnis schmuggelte. Doch er bat sie nur, nach seinem Tod jedes Jahr zu seinem Gedenken eine Kerze zu entzünden. Deshalb wird der Heilige oft mit einer oder zwei Kerzen dargestellt. Schließlich erlitt der Hl. Blasius das Martyrium. Er sollte ertränkt werden, ging allerdings wie vormals Jesus über das Wasser. Schließlich wurde er enthauptet. Das war im Jahr 316 unter Kaiser Licinius.
Wichtig finde ich an dieser Heiligenlegende wie an vielen anderen auch, dass der Glaube an Gott nicht Superheldenkräfte verspricht, die einen vor jedem Unheil bewahren. Solche Geschichten könnten uns auch keinen Trost spenden. Die Szene mit dem Hl. Blasius, der über das Wasser schreitet, zeigt die Kraft Gottes. Seine Enthauptung führt uns vor Augen, was wir Menschen einander antun.
Ein berühmter Träger dieses Namens ist der französische Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623–1662). Von ihm stammt eine frühe Rechenmaschine, die allerdings nur addieren und subtrahieren konnte. Der Weg zum heutigen Rechner war also noch sehr weit. Seine Überlegungen zu Vakuum und Luftdruck führten zu der nach ihm benannten Einheit. Ein Pascal ist der Druck von einem Newton auf einen Quadratmeter.
Wir dürfen uns Pascal aber nicht als einen kalten Mathematiker vorstellen. Er selbst konstatierte, dass menschliches Erkennen immer auf Zusammenspiel von Herz und Verstand gründe. Als christlicher Apologet konstruierte Blaise Pascal die sogenannte Pascal’sche Wette. Die Argumentation verläuft so, dass es nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung stets eine bessere Wette sei, an Gott zu glauben und diesen Glauben zu praktizieren, weil der zu erwartende Gewinn mindestens gleich groß oder größer sei als der zu erwartende Gewinn im Falle des Unglaubens.
Für mich persönlich verbindet sich der Name seit früher Kindheit mit dem Dom St. Blasii zu Braunschweig. Als Teil des Ensembles um die Burg Dankwarderode wurde der Dom 1173 von Heinrich dem Löwen gestiftet. Der Herzog von Sachsen und Bayern ist auch im Dom bestattet, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Mathilde von England.
Der Braunschweiger Dom ist für mich in seiner heutigen ästhetischen Wirkung das Idealbild einer protestantischen Kirche: Romanische Schlichtheit mit Gotischen Anbauten. In Sachsen-Anhalt gibt es besonders viele Kirchen dieser Bauart. Verbunden sind sie zur Straße der Romanik.
An dieser Straße gibt es auch noch eine weitere Kirche, die dem Hl. Blasius geweiht ist, obwohl er insgesamt eher sollten als Kirchenpatron gewählt wurde. Im kleinen Altenburg bei Bernburg (Saale) findet sich die Dorfkirche St. Blasius, die 1288 erstmals urkundlich erwähnt wurde.
In Bauernweisheiten ist noch überliefert, dass der Winter zum Blasiustag zwar noch lange nicht vorbei sei, aber langsam seine Härte einbüße. Und das ist ja auch etwas Gutes.
Links
braunschweigerdom.de
strassederromanik.de
die-strasse-der-romanik.de