Schlagwort-Archive: Kirche

Moschee DE in der Friedenskirche

Gestern war ich mit einem Freund in einer Vorstellung von Moschee DE in der Friedenskirche in Gohlis. Das Stück handelt von dem Moschee-Neubau in Berlin-Heinersdorf, der seit der Baugenehmigung im Frühjahr 2006 bis zu seiner Fertigstellung im Herbst 2008 und darüberhinaus die Anwohner spaltet. Der Journalist Kolja Mensing (taz, Deutschlandradio Kultur) hat gemeinsam mit dem Regisseur (2004 Debütfilm Netto) und Rosa-von-Praunheim-Schülers Robert Thalheim Interviews mit Vertretern der unterschiedlichen Interessensgruppen geführt und deren Aussagen zu fünf Rollen im Theaterstück verdichtet.

Wir begegnen im Stück den fünfeinhalb Personen:

  • der Imam der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde
  • der Pfarrer der örtlichen Kirchengemeinde
  • der Vorsitzende der Bürgerinitiative gegen den Moscheebau
  • eine aus Stuttgart zugezogene Frau
  • ein Konvertit
  • die stumme Braut des Konvertiten

Das Stück besitzt keinen klassischen Spannungsbogen und hat mit seinen 90 Minuten ohne Pause durchaus Längen. Aber das Thema ist gerade in Gohlis besonders wichtig, wo bei einem geplanten Moscheebau der gleichen Muslim-Gemeinschaft ganz ähnliche Prozesse in Gang gesetzt wurden. Für mich verschwammen die Bezüge. In manchen Augenblicken dachte ich, das Stück sei über Leipzig und nicht Berlin geschrieben worden.

Mir hat ein Lied sehr gefallen, welches in der Produktion Verwendung fand: Wonder von Soap&Skin. Als die fünf Handelnden dieses Lied sangen, hatten sie Gelegenehit für ihr Abschlussstatement. Der Titel ist wunderbar gewählt! Und deshalb möchte ich ihn auch gleich hier zitieren:

Moschee DE wurde am 27. Februar 2010 am Schauspielhaus Hannover uraufgeführt. Am 17.05.2015 hatte die Produktion von David Perlbach in Kooperation mit Friedenskirche Leipzig-Gohlis e.V. Premiere. Am 05.06.2015 ist die letzte geplante Vorstellung.

Links
moschee-de.org
friedenskirche-gohlis.de
ahmadiyya.de Website der Moschee-Gemeinde in Berlin

Namenstag des Johann Gramann

Johann Gramann, genannt Johannes Poliander (Gräzisierung von Grau und Mann), wurde 1487 in Mittelfranken geboren. Er studierte ab 1503 in Leipzig und ab 1519 in Wittenberg beim nur vier Jahre älteren Dr. Martin Luther und beim zehn Jahre jüngeren Philipp Melanchthon. Bereits seit 1516 war Gramann Lehrer und später auch Rektor der Thomasschule zu Leipzig. Die berühmte Leipziger Disputation im Sommer 1519 wurde von Gramann protokolliert. Weitere Stationen waren für ihn Würzburg und Nürnberg, bis er auf Empfehlung Luthers Pastor in Königsberg wurde. Er beriet den Herzog Albrecht bei der Neuorganisation des nun protestantischen Schulwesens. Daraus ging 1544 die dritte protestantische Universität hervor, an der sich 196 Jahre später der damals 16-jährige Immanuel Kant einschrieb. Die Gründung der Universität erlebte Gramann nicht mehr. Er starb am 28. April 1541 in Königsberg.

Im Evangelischen Gesangbuch ist unter der Nummer 289 ein Lied von Gramann zu finden, das er mit Bezug auf den Psalm 103 wohl 1530 geschrieben hat: Nun lob, mein Seel, den Herren.

Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein!
Sein Wohltat tut er mehren, vergiss es nicht, o Herze mein!
Hat dir dein Sünd vergeben und heilt dein Schwachheit groß,
Errett dein armes Leben, nimmt dich in seinen Schoß,
Mit rechtem Trost beschüttet, verjüngt dem Adler gleich.
Der Herr schafft Recht, behütet, die leidn in seinem Reich.

Er hat uns wissen lassen sein herrlich Recht und sein Gericht,
Dazu sein Güt ohn Maßen, es mangelt an Erbarmung nicht.
Sein‘ Zorn lässt er wohl fahren, straft nicht nach unsrer Schuld,
Die Gnad tut er nicht sparen, den Schwachen ist er hold.
Sein Güt ist hoch erhaben ob den‘, die fürchten ihn.
So fern der Ost vom Abend, ist unsre Sünd dahin.

Wie sich ein Mann erbarmet ob seiner jungen Kindlein klein,
So tut der Herr uns Armen, wenn wir ihn kindlich fürchten rein.
Er kennt das arm Gemächte und weiß, wir sind nur Staub,
Ein bald verwelkt Geschlechte, ein Blum und fallend Laub:
Der Wind nur drüber wehet, so ist es nimmer da,
Also der Mensch vergehet, sein End, das ist ihm nah.

Die Gottesgnad alleine steht fest und bleibt in Ewigkeit
Bei seiner lieben G’meine, die steht in seiner Furcht bereit,
Die seinen Bund behalten. Er herrscht im Himmelreich.
Ihr starken Engel, waltet seins Lobs und dient zugleich
Dem großen Herrn zu Ehren und treibt sein heiligs Wort!
Mein Seel soll auch vermehren sein Lob an allem Ort.

Namenstag des Hl. Alexander von Lyon

Über den Hl. Alexander ist nicht viel bekannt. Er soll ursprünglich aus Phrygien stammen und in Lyon im Jahre 178 mit seinem Freund Epipodius sowie 34 weiteren jungen Männern das Martyrium erlitten haben. Ob die Christenverfolgung in Lyon unter dem Philosophenkaiser Markus Aurelius historisch ist, wird durchaus bezweifelt. Epipodius soll als der Jüngere bereits am 22. April nach Folterungen enthauptet worden sein. Alexander wurde zwei Tage später ans Kreuz geschlagen. Seine Rippen sollen bereits gebrochen gewesen sein und sein Gedärme herausgequollen, so dass er am Kreuz sofort starb. Das Patronat dieses Alexander konnte ich nciht ermitteln. Epipodius gilt als der Schutzheilige der Studenten. Außerdem ist er der Patron aller Opfer von Betrug und Folter.

Mit dem Hl. Alexander nicht anders in Beziehung stehend als durch seinen Namen möchte ich den heutigen Blog-Eintrag für eine Top-Five-Liste nutzen: berühmte Alexander, welche unsere Sicht auf die Welt nachhaltig verändert haben.

  1. Alexander der Große von Makkedonien (356–323 v. Chr.) ist wohl der mit Abstand bekannteste Alexander. Er gab den Griechen mit einem Weltreich auch das Selbstvertrauen zurück. Ich stelle mir seine letzten Tage eher tragisch vor. Was macht ein Mensch, der in seiner Welt alles erreicht hat? Wer ist ihm gleich und kann ihm ein Gegenüber sein?
  2. Papst Alexander VI. (1492–1503) aus der Familie der Borgia war zu seiner Zeit durchaus umstritten. Doch ist er u. a. wichtig für die Antikenrezeption im frühneuzeitlichen Rom. Im Jahre seines Amtsantritts wurde Amerika entdeckt. Er teilte die Neue Welt zwischen Spaniern und Portugiesen auf.
  3. Zar Alexander I. von Russland (1777–1825) war der letzte Herrscher Europas, der Napoleon noch die Stirn bieten konnte. Beim Wiener Kongress hatte er großen Einfluss auf die neue Machtverteilung in Europa.
  4. Alexander von Humboldt (1769–1859) hat als Naturforscher unsere Sicht auf die Welt so sehr geprägt, dass man seinen Einfluss wohl kaum überschätzen kann. Nenne eine naturwissenschaftliche Disziplin, und Alexander von Humboldt hat sein Scherflein dazu beigetragen.
  5. Alexander Solschenizyn (1918–2008) schrieb sein Hauptwerk erst 1973, drei Jahre nachdem er bereits den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte. In Der Archipel Gulag beschreibt Solschenizyn die Gräuel der stalinistischen Lager. Das Buch zählt zu den einflussreichsten des 20. Jahrhunderts, hat es doch den Blick auf den Kommunismus nachhaltig geschärft.

 

Namenstag des John Donne

Heute vor 483 Jahren starb John Donne (1572–1631), einer der bedeutendsten Dichter des englischen Barock. Er übersetzte aus dem Lateinischen ins Englische und verfasste Predigten und religiöse Gedichte. Ich habe vor einiger Zeit ein sehr schönes Gedicht von ihm zum Luciatag ins Deutsche übertragen. Aber das passt zeitlich wirklich nicht an das Ende des März.

Dem heutigen deutschen Leser ist John Donne nur mittelbar bekannt. Ernest Hemingways 1940 verfasster Roman For Whom the Bell Tolls (Wem die Stunde schlägt) über den spanischen Bürgerkrieg bezieht sich mit dem Titel auf eine Textpassage Donnes.

No man is an island, entire of itself; every man is a piece of the continent, a part of the main. If a clod be washed away by the sea, Europe is the less, as well as if a promontory were, as well as if a manor of thy friend’s or of thine own were. Any man’s death diminishes me because I am involved in mankind; and therefore never send to know for whom the bell tolls; it tolls for thee.

Zitiert nach: online-literature.com/donne/

Namenstag des Meister Eckhart

Der als Meister Eckhart bekannte Mystiker wurde 1260 in Hochheim bei Gotha geboren. In seiner Jugend schloss er sich den Dominikanern in Erfurt an. Er studierte und lehrte in Köln, Paris und Straßburg. Eckhart starb 1327 oder 1328 in Köln oder in der damaligen Papstresidenz Avignon, während ein Häresie-Prozess gegen ihn gerade vom Kölner Bistum auf die Päpstliche Ebene gehoben wurde. Er blieb also sein Leben lang im Schoß der Kirche. Postum wurden 28 seiner Sätze als häretisch oder zumindest heräsieverdächtig eingestuft. Eckhart selbst wurde aber nicht verurteilt.

Bemerkenswert für seine Zeit ist, dass Eckhart viele Werk auf Deutsch veröffentlichte. Er war ein früher Verfechter der Volksbildung. Auch theologisch diffizile Themen sollten der einfachen und somit wenig gebildeten Gemeinde vorgestellt werden. Die Möglichkeit, das manches nicht richtig verstanden würde, sah er nicht als größeres Problem.

Bekannte Schüler Meister Eckharts sind Johannes Tauler, von dem heute das Adventslied Es kommt ein Schiff geladen allgemeine Bekanntheit genießt, und Heinrich Seuse, dem das makkaronische Weihnachtslied In dulci jubilo zugeschrieben wird.


Als deutschsprachiger Mystiker schuf er ein neues Verständnis, eine neue Sprache der Theologie. Auch heute sind seine Gedanken (wieder) aktuell. Er sprach von einer Einswerdung der menschlichen Seele mit Gott, aus der Gott im Grunde der Seele neu geboren werde. Er sagte, dass Gott nicht über uns stehe, sondern in uns Menschen lebe. Dies war dann allerdings auch einer der Sätze, welche den langwierigen Prozess gegen Eckhart zur Folge hatten.

Meister Eckhart ist ein Vertreter der sogenannten Negativen Theologie. Der Begriff beschreibt die Idee, dass Gott von uns nicht treffend beschrieben werden kann, weil alle unsere Beschreibungsversuche zwingend als Zuschreibungen aus der Welt der Geschöpfe stammen, Gott aber als Schöpfer jenseits der Geschöpfe stehe.

Diesem Gedanken folgend kann man nicht mehr sagen: Gott ist Vater, weil der Begriff Vater sofort Bilder von menschlichen Vätern mit all ihren Unzulänglichkeiten evoziert. Gott aber ist nicht unzulänglich wie ein menschlicher Vater. Dann wäre es also eher zutreffend zu sagen: Gott ist kein Vater. Wir haben also einen Teilaspekt Gottes nur beschreiben können, indem wir eine negative Formulierung wählten.

Doch Meister Eckhart wehrt sich letztendlich auch gegen die Negative Theologie, wie sie bis dato verstanden wurde. Gott, so sagt Eckhart, sei ja gerade ein Nicht-Verneinender, somit schließe eine negative Beschreibung Gottes stets einen Aspekt aus. Oder, um es auf die sprachliche Spitze zu treiben, man müsse auf dem Weg des Verneinens letztendlich auch zu einem Verneinen des Verneinens kommen.

Der Sozialpsychologe und Philosoph Erich Fromm, dessen 115. Geburtstag gerade vier Tage zurückliegt, hat sich viel mit Meister Eckhart beschäftigt. In seinen beiden wohl bekanntesten Büchern Die Kunst des Liebens (1956) und Haben oder Sein (1976) zitiert er den mittelalterlichen Denker immer wieder.

Erich Fromm diskutiert im dritten Kapitel von Haben oder Sein eine Predigt Eckharts über das Jesus-Wort aus der Bergpredigt: Selig sind die geistlich Armen; denn ihrer ist das Himmelreich (Matthäus 5, 3). Eckhart definiert in seiner Predigt diese Armut so: Das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts weiß und nichts hat.

Nichts zu wollen, bedeute, überhaupt keine Begierden zu haben. Und Eckhart zählt auch das Gott-dienen-Wollen zu den Begierden. Nichts zu wissen, bedeute, nicht einem dogmatischen Wissen anzuhängen. Es bedeute aber nach Fromm nicht, zu vergessen, was man weiß, sondern dass man weiß. Ein Denken außerhalb dieses Armutsbegriffs (Fromm nennt es im Gegensatz zum Wissen im Haben ein Wissen im Sein) sei eines, das nie den Wunsch verspürt, stillzustehen, um Gewissheit zu erlangen. Zum Nicht-Haben erklärt Eckhart in seiner Predigt, dass er nicht nur der Welt ledig sein wolle, um eine Stätte Gottes zu sein, sondern Gott selbst sei die Stätte, in der er wirke. Dieser Gedanke steigert sich noch: Darum bitte ich Gott, dass er mich Gottes quitt mache.


Ich war noch in der Grundschule, als ich zum ersten Mal auf Meister Eckhart stieß oder viel mehr gestoßen wurde. Die Tochter meines Babysitters, der Schule gerade entwachsen, schrieb in mein Poesiealbum folgendes Eckhart-Wort:

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.

Ich habe damals natürlich nicht genau verstanden, was das bedeuten soll. Und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob sie wusste, warum sie mir diesen Satz ins Album schrieb. Aber ich bin froh, diesen Satz schon so lange mit mir herumtragen zu können.

Die Predigten Meister Eckharts sind recht preiswert bei Reclam erschienen. Und von den beiden Werken Erich Fromms gibt es Taschenbuchausgaben bei Ullstein und dtv.

Wann ist Frühling?

Wir warten in jedem Jahr wieder und immer ein wenig ungeduldiger als im Jahr zuvor auf den Frühling. Fast könnte man die ungeduldige Vorfreude der Erwachsenen in diesen Wochen mit der kindlich-adventlichen Erwartung des Weihnachtsfestes vergleichen, wenn sich dies nicht aus jahreszeitlichen und theologischen Gründen ausschlösse. Weihnachten und Ostern fallen eben tatsächlich niemals auf den selben Tag!

Da uns aber der Frühling so wichtig ist, können wir gleich mehrere Frühlingsanfänge feiern. Da bietet sich doch meine geliebte Form der Top-Five-Liste an:

  1. Frühlingsanfang im Kirchenjahr
    Für die Berechnung des Osterfestes ist der Frühlingsanfang wichtig. Der Sonntag nach dem Frühlingsvollmond, also dem Vollmond nach Frühlingsanfang, ist der Ostersonntag. Bereits beim Konzil von Nicäa wurde das so festegelegt und der Frühlingsanfang auf den 21. März gesetzt. In Abhängigkeit des Monzykluses kann das Osterfest also schon am 22. März beginnen oder aber erst am 25. April. In diesem Jahr wird der Frühlingsvollmond am 4. April sein. Der 5. April ist dann Ostersonntag.
  2. Der phänologische Frühlingsanfang
    Wenn man einen Spaziergang macht, interessieren einen nicht unbedingt Kalender und Berechnungen von bestimmten Terminen. Man schaut in die Natur. Und was man sieht, bestimmt auch, wie man sich fühlt. Brechen die ersten Schneeglöckchen durch den Schnee, beginnt der Vorfrühling. Die gelben Blüten der Forsythie ordnet man dem sogenannten Erstfrühling zu. Die Apfelblüte zeigt uns schließlich gemeinsam mit dem ersten Flieder den Beginn des Vollfrühlings in Mitteleuropa an.
  3. Der astronomische Frühlingsanfang
    Die erste Tag-und-Nacht-Gleiche des Jahres bestimmt den astronomischen Beginn des Frühling; die zweite dann übrigens den Herbstanfang. In diesem Jahr hat der astronomische Frühling bereits gestern am 20. März begonnen.
  4. Der meteorologische Frühlingsanfang
    Die Meteorologen lieben Statistiken. Damit man diese sauber erstellen kann, braucht es klare Zuordnungen. Daher hat die unter dem Dach der UN arbeitende World Meteorological Organization die drei Monate März, April und Mai dem Frühling zugeorndet. Wir sind heute also schon drei Wochen tief im meteorologischen Frühling. (Die Aufteilung der übrigen neun Monate erspare ich mir, um nicht die Intelligenz meiner Leser zu kränken.)
  5. Der ökonomische Frühlingsanfang
    Böse Zungen behaupten, man erkenne den Beginn des Frühlings am Beginn des Sommerschlussverkaufs, da ja im Handel vieles überpünktlich bis absolut unzeitig angeboten würde. So schlimm ist es allerdings noch nicht um uns gestellt. Obwohl saisonale Schlussverkäufe seit 2004 nicht mehr gesetzlich bestimmt werden, haben sich doch bestimmte Zeiten bewahrt (Juli/August für den SSV und Januar/Februar für den WSV). Das Ende des Winterschlussverkaufs ist also eine Art ökonomischer Frühlingsanfang. Ungefähr zur gleichen Zeit halten dann auch Schokoladenosterhasen und Nugateier Einzug in die deutschen Supermärkte.

Ich möchte den heutigen Blogeintrag auch nutzen, um einen anderen Blog kurz vorzustellen. Unter dem Namen Neues aus Philly stellt Anne Sophie Heisig ihre temporäre Wahlheimat Philadelphia vor. Während ihrer ersten Semester der Theologie habe ich sie in Leipzig, genauer beim Gitarrenabend in der VILLA kennengelernt. Sie spielt nämlich Gitarre und hat – nebenbei bemerkt – eine wunderbare Stimme. Nun ist sie für ein Studienjahr in den USA.

In diesem Sommer aber wird sie zurückkommen. Darauf freue ich mich. Gestern hat sie auf ihrem Blog einem Artikel den Titel Warten auf den Frühling gegeben. Dem schließe ich mich an. Der Blog beinhaltet übrigens deutlich weniger Worte und mehr Bilder als mein Blog. Ein kurzer Besuch lohnt sich also.

Link
neues-aus-philly.blogspot.de

Der Namenstag des Hl. Blasius

Als überzeugter Lutheraner bete ich nicht zu Heiligen. Im Augsburger Bekenntnis heißt es, dass man der Heiligen gedenken solle, um sich dadurch im eigenen Glauben zu stärken. Die Lebensläufe der Heiligen zu studieren, dient also der Ausrichtung des eigenen Lebens nach christlichen Grundsätzen und nicht, um ihn als Stellvertreter vor Gott bitten zu lassen. In diesem protestantischen Sinne möchte ich gern in unregelmäßigen Abständen Heilige an ihren (katholischen) Namenstagen vorstellen. Der 3. Februar ist der Namenstag des Hl. Blasius.

Das mag ein Name sein, den der ausreichend Verdorbene nur mit einem Schmunzeln lesen oder gar aussprechen mag. Seinen Ursprung und seine Bedeutung hat er entweder aus dem Lateinischen – dann bedeutet er der Lispler –, oder aus dem Griechischen – dann steht er für den auf den König Christus Getauften.

Der Hl. Blasius lebte im ausgehenden zweiten und beginnenden dritten Jahrhundert und war Bischof von Sebaste in der heutigen Türkei. Er ist somit Zeitgenosse, Landsmann und Berufskollege des Hl. Nikolaus.

Während seiner Gefangenschaft soll der Hl. Blasius einem Mann das Leben gerettet haben, der drohte an einer Fischgräte zu ersticken. Dieser Legende wegen gilt er als Schutzheiliger gegen Halserkrankungen. In manchen Gegenden wird bis heute am 3. Februar der Blasiussegen erteilt. Das ist nicht ganz unpassend; denn der Tag liegt mitten in der Grippezeit. Als ein Wolf das Schwein einer sonst armen Frau raubte, brachte allein das Gebet des Eingekerkerten das Schwein zurück. Sie dankte dem Bischof, indem sie das Schwein schlachtete und ihm Teile davon ins Gefängnis schmuggelte. Doch er bat sie nur, nach seinem Tod jedes Jahr zu seinem Gedenken eine Kerze zu entzünden. Deshalb wird der Heilige oft mit einer oder zwei Kerzen dargestellt. Schließlich erlitt der Hl. Blasius das Martyrium. Er sollte ertränkt werden, ging allerdings wie vormals Jesus über das Wasser. Schließlich wurde er enthauptet. Das war im Jahr 316 unter Kaiser Licinius.

Wichtig finde ich an dieser Heiligenlegende wie an vielen anderen auch, dass der Glaube an Gott nicht Superheldenkräfte verspricht, die einen vor jedem Unheil bewahren. Solche Geschichten könnten uns auch keinen Trost spenden. Die Szene mit dem Hl. Blasius, der über das Wasser schreitet, zeigt die Kraft Gottes. Seine Enthauptung führt uns vor Augen, was wir Menschen einander antun.


Ein berühmter Träger dieses Namens ist der französische Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623–1662). Von ihm stammt eine frühe Rechenmaschine, die allerdings nur addieren und subtrahieren konnte. Der Weg zum heutigen Rechner war also noch sehr weit. Seine Überlegungen zu Vakuum und Luftdruck führten zu der nach ihm benannten Einheit. Ein Pascal ist der Druck von einem Newton auf einen Quadratmeter.

Wir dürfen uns Pascal aber nicht als einen kalten Mathematiker vorstellen. Er selbst konstatierte, dass menschliches Erkennen immer auf Zusammenspiel von Herz und Verstand gründe. Als christlicher Apologet konstruierte Blaise Pascal die sogenannte Pascal’sche Wette. Die Argumentation verläuft so, dass es nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung stets eine bessere Wette sei, an Gott zu glauben und diesen Glauben zu praktizieren, weil der zu erwartende Gewinn mindestens gleich groß oder größer sei als der zu erwartende Gewinn im Falle des Unglaubens.


Für mich persönlich verbindet sich der Name seit früher Kindheit mit dem Dom St. Blasii zu Braunschweig. Als Teil des Ensembles um die Burg Dankwarderode wurde der Dom 1173 von Heinrich dem Löwen gestiftet. Der Herzog von Sachsen und Bayern ist auch im Dom bestattet, gemeinsam mit seiner zweiten Frau Mathilde von England.

Der Braunschweiger Dom ist für mich in seiner heutigen ästhetischen Wirkung das Idealbild einer protestantischen Kirche: Romanische Schlichtheit mit Gotischen Anbauten. In Sachsen-Anhalt gibt es besonders viele Kirchen dieser Bauart. Verbunden sind sie zur Straße der Romanik.

An dieser Straße gibt es auch noch eine weitere Kirche, die dem Hl. Blasius geweiht ist, obwohl er insgesamt eher sollten als Kirchenpatron gewählt wurde. Im kleinen Altenburg bei Bernburg (Saale) findet sich die Dorfkirche St. Blasius, die 1288 erstmals urkundlich erwähnt wurde.


In Bauernweisheiten ist noch überliefert, dass der Winter zum Blasiustag zwar noch lange nicht vorbei sei, aber langsam seine Härte einbüße. Und das ist ja auch etwas Gutes.

 

Links
braunschweigerdom.de
strassederromanik.de
die-strasse-der-romanik.de