Gestern war ich mit guten Freunden in Weimar. Neben einem wunderschönen Frühlingsspaziergang an der Ilm vorbei an Goethes Gartenhaus inklusive Eis und später italienischem Abendessen stand vor allem eine Premiere im Deutschen Nationaltheater an.
Das Ballhaus (Le Bal) nach einer Idee des Théâtre du Campagnol macht einen Ballsaal zum Protagonisten und die Schauspieler zu tanzenden Statisten der Zeitgeschichte. Hundert Jahre, von den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts bis heute sehen wir in zwei Stunden an uns vorrüberziehen. Das gesamte Stück kommt ohne gesprochenen Text aus. Die Melodien der Jahrzehnte sprechen für sich.
Man sieht den Schaupsielerinnen und Schaupsielern die Freude an diesem besonderen Stück an. Das überträgt sich unmittelbar auf den Zuschauer. Kleine Gags und größere Spannungsbögen der deutschen Geschichte werden hier tanzend gespiegelt. Es lässt sich schwer in Worte fassen. Von Mark Twain stammt ein Wort, das auch im Programm zum Stück zitiert wird:
Geschichte wiederholt sich nicht –
Mark Twain
aber sie reimt sich.
In diesem Sinne sehen wir im Ballsaal immer wieder tanzend Liebe und Verlangen, Erwiderung und Ablehnung – alles im Spiegel der deutschen Geschichte: Inflation, aufsteigender Nationalsozialismus, Weltkrieg, Wiederaufbau, Sozialismus, Wiedervereinigung, 9/11 und Corona. Die Zwei Stunden sind prall gefüllt mit Anspielungen und Reminiszenzen.
Links
http://theatreducampagnol.fr/
https://www.nationaltheater-weimar.de/
https://bit.ly/stueckseite-programmheft-ballhaus