Es ist Sonntag. Ich habe keine weiteren Verpflichtungen. Sogar die Weihnachtsgeschenke sind noch vor Beginn der Adventszeit gebastelt. Jetzt könnte ich mich um mein nächstes Buchprojekt kümmern. Das werde ich natürlich auch noch machen. Vorher erlaube ich mir allerdings noch ein wenig Müßiggang. Das steht dem Prinzen zu.
Vor einigen Wochen lag der Wochenzeitung Die Zeit ein Werbemagazin von Google bei: AUFBRUCH Künstliche Intelligenz – Was sie bedeutet und wie sie unser Leben verändert. Ich bin natürlich weit davon entfernt, Werbung für einen der größten Datenkraken unserer Zeit zu machen. Aber beim Durchblättern dachte ich so bei mir, dass wir vielleicht wirklich ein wenig unfair bei der Beurteilung sind. Künstliche Intelligenz, neuronale Netzwerke, selbstlernende Maschinen sind eine große Chance für die Menschheit. Statt Google vorzuwerfen, dass es dort investiert, sollten wir andere fragen, warum sie es nicht tun.
Ich hatte bei einem Glas Wein im Freundeskreis schon einmal die Idee ausgesponnen, Facebook müsse enteignet werden und der UNO überschrieben werden. Dann sollte ganz ohne Werbung und weitere versteckte Agenda jedem Erdenbürger bei Geburt ein Konto zugeteilt werden. Daran verknüpft sich selbstverständlichen die Forderung zur Ausstattung der Dritten Welt mit Computern und dem Ausbau des schnellen Internets in schwierigen Regionen wie Mecklenburg-Vorpommern. Aber das ist wirklich eher etwas für Wein-Abende.
So, oder so, wir müssen uns mit den Digitalen Fragen beschäftigen. Wie versetzen wir die heutigen Schüler in die Lage, ein unabhängiges Urteil zu fällen? Oft kommen die Vorschläge Richtung digitalisierter Unterricht. Doch ich denke schon lange, dass ein Smart-Board im Klassenzimmer nicht gleich die Fähigkeit stärkt, über Big-Data, Chancen und Risiken von Netzwerken, Internet der Maschinen usw. nachzudenken. Peter Dabrock, Professor für Systematische Theologie und Vorsitzender des Deutschen Ethikrats kommt in besagter Google-Publikation mit einem kurzen Interview zu Wort. Dort sagt er zum Abschluss, dass er die Klassische Bildung für geeignet hält:
Sie vermittel[t], was ich Differenzkompetenz und Ambiguitätssensibilität nenne – dass man achtsam wird oder bleibt für die feinen Unterschiede, für nicht eindeutige Sachverhalte und individuelle Besonderheiten. Die Bibel, Goethes Faust, Mathematik, zwei Fremdsprachen, Musik und Sport – das scheint mir ein gutes Paket zu sein, um mit den Herausforderungen zurechtzukommen, die durch künstliche Intelligenz entstehen.
Man darf wohl nicht überbewerten, dass Herr Professor Dabrock in seinem Bildungskanon die Naturwissenschaften und den Geschichtsunterricht unterschlägt, sowie Kunst, Hauswirtschaftskunde und ausgerechnet Ethik bzw. Religion. Auch hat er sich mit diesem Satz sicher nicht gegen Informatik-Unterricht ausgesprochen. Ich kann ihm nur zustimmen!
Eigentlich wollte ich aber nur sonntäglich-leicht über eine Website von Google erzählen. Quick, Draw! ist ein Online-Spiel von Google, hinter dem ein neuronales Netzwerk steckt, das lernt, menschliche Krakelzeichnungen schnell zu entziffern. Für jede Zeichnung hat man 19 Sekunden Zeit. Nicht alle meine Versuche hat das Netzwerk erkannt – manchmal verständlicherweise, manchmal nicht.
Link
https://quickdraw.withgoogle.com/