Im Sommer war ein Fernsehteam bei unserem Fußballverein, dem FC Mohajer Leipzig e.V.
Es ging um migrantische Geschichten, also wie Menschen, die zu verschiedenen Zeiten nach Deutschland gekommen sind, heute hier leben, wie sie auf ihr bisheriges Leben zurückschauen und was sie von Deutschland erhoffen und erwarten.
Screenshot aus der ARD Mediathek
Als ein Beispiel wurde Edris Bahrami, Spieler und Vorstand des FC Mohajer, vorgestellt und interviewt. Ich denke, das Ergebnis kann sich sehen lassen. In der Mediathek der ARD ist diese Serie unter dem Titel #unterAlmans – migrantische Geschichte(n) zu finden. In Folge 1 – Hoffnung und kurz in Folge 5 – Deutschsein ist Edris Bahrami mit Frau und Kind und dem FC Mohajer zu sehen.
Dein König kommt in niedern Hüllen, Ihn trägt der lastbar’n Es’lin Füllen, Empfang ihn froh, Jerusalem! Trag ihm entgegen Friedenspalmen, Bestreu‘ den Pfad mit grünen Halmen! So ist’s dem Herren angenehm.
O mächt’ger Herrscher ohne Heere, Gewalt’ger Kämpfer ohne Speere, O Friedensfürst von großer Macht! Es wollen dir der Erde Herren Den Weg zu deinem Throne sperren, Doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.
Dein Reich ist nicht von dieser Erden, Doch aller Erde Reiche werden Dem, was du gründest, unterthan. Bewaffnet mit des Glaubens Worten, Zieht deine Schar nach den vier Orten Der Welt hinaus und macht dir Bahn.
Und wo du kommest hergezogen, Da ebnen sich des Meeres Wogen, Es schweigt der Sturm, von dir bedroht. Du kömmst, auf den empörten Triften Des Lebens neuen Bund zu stiften Und schlägst in Fessel Sünd‘ und Tod.
O Herr von großer Huld und Treue, O komme du auch jetzt aufs neue Zu uns, die wir sind schwer verstört. Not ist es, daß du selbst hienieden Kommst, zu erneuen deinen Frieden, Dagegen sich die Welt empört.
O laß dein Licht auf Erden siegen, Die Macht der Finsternis erliegen, Und lösch‘ der Zwietracht Glimmen aus; Daß wir, die Völker und die Thronen, Vereint als Brüder wieder wohnen In deines großen Vaters Haus!
Heute wurd in Kabul, Afghanistan ein Selbstmordattentat verübt. Besonders perfide daran ist, dass dies in einer Bildungseinrichtung geschah, in der sich junge Menschen auf die Universitätsprüfung vorbereitet haben. Es sind also ausschließlich zivile Opfer, unter denen ein hoher Anteil junger Frauen ist.
Ich kann gerade keine guten Worte dafür finden. Zum Glück habe ich meine spezielle Technik in der bildenden Kunst, um solche Phasen zu überstehen. Ich habe ein Bild gewählt, das heute um die Welt ging. Der junge Mann sitzt erschöpft im Gang eines Krankenhauses, wo Ärzte verzweifelt um das Leben seiner Schwester ringen.
Der Satz dazu bezieht sich auf Hiob/Ayyub, der trotz allen Leides seinen Glauben niemals verlor. Ich lasse ihn in seiner Glaubensfestigkeit eine kurze Pause machen.
Noch bin ich in London. Und hier habe ich einen wunderbaren Film gesehen. Er heißt Three Thousand Years of Longing. Regie führte George Miller, der auch für die Mad-Max-Reihe verantwortlich zeichnet; genau dort liegt auch schon das Problem. Aber davon später mehr.
Tilda Swinton spielt eine einzelgängerische Literaturwissenschaftlerin, die bei einem Aufenthalt in Istanbul ein kleines Glasfläschchen auf einem Basar ersteht. Bei dessen Reinigung im Hotelzimmer zerbricht der Verschluss und heraus kommt ein Dschinn gespielt von Idris Elba.
Kinoplakat
Nun entwickelt sich zwischen den beiden eine ganz besondere Spannung. Der Dschinn bietet seiner Befreierin die obligatorischen Wünsche. Die Literaturwissenschaftlerin kennt die alten Geschichten und weiß, dass die Erfüllung solcher Wünsche doch so leicht ins Unglück führen kann und wähnt sich wunschlos glücklich. Der Dschinn erzählt seine titelgebende 3000-jährige Lebens- und Leidensgeschichte.
Es ist oberflächlich ein Film über Wünsche, das Verlangen, die Liebe. Schon das muss viele Zuschauer enttäuschen. Denn nachdem George Miller gerade mit dem vierten Mad-Max-Teil Fury Road viel Action und Spezialeffekte abgeliefert hat, sind Zuschauer und Londoner Filmkritiker gleichermaßen verwirrt bzw. enttäuscht.
Ich sehe in diesem Film über die Liebe hinaus ein anderes wichtiges Thema: das Verhältnis zwischen Orient und Okzident. Schon auf dem Flug Richtung Istanbul liest Tilda Swintons Charakter The Prophet von Khalil Gibran. Dieser libanesich-US-amerikanische Dichter ist bereits ein Sinnbild für die ost-westliche Verständigung. Die Geschichte des Dschinns beginnt am Hofe des biblischen Salomo, der als Sulaiman auch im Koran als weiser König und Prophet verehrt wird. Im modernen London schließlich kommt der östliche Dschinn nicht gut zurecht und führt quasi eine Art Fernbeziehung mit der westlichen Literaturwissenschaftlerin.
Die Kritiker in England vermissen einen roten Faden, andere wollen mehr Action, den Miller so gut auf die Leinwand bringen kann. Das kann ich nicht so bestätigen. Es gibt zwar in den Rückblicken auf die Geschichte des Dschinns auch ein paar nette Spezialeffekte. Bei Lichte besehen ist es aber ein Kammerspiel mit zwei hervorragenden Schauspielern. Die literarische Vorlage lieferte A. S. Byatt, von der ich noch nichts gelesen habe. Nach dem Film hat aber meine Tante ihren Bücherschrank für mich geöffnet. Ich werde nacharbeiten! Die Kurzgeschichte heißt The Djinn in the Nightingale’s Eye, was ein wunderschöner Titel ist.
Seit einigen Tagen bin ich in London. Da gibt es natürlich viel zu berichten. Und genau so natürlich habe ich keine Zeit, das alles hier reinzutippen. Also nur sechs Bilder, die alle irgendwie miteinander verbunden sind – auf verschiedenen Ebenen.
Ein kleiner Tipp: Es hat alles irgendwie mit Joni Mitchell zu tun, von der ich mir heute auch ein Buch mit ihren frühen Songtexten in ihrer Handschrift gekauft habe. Und die zwei Impressionisten hängen nicht in der Tate Modern, wie man durch die Zusammenstellung vielleicht denken könnte.
Die junge Dame auf den mittleren Bildern ist Keely Denham. Ich habe mir ihre CD Blue Leaves gekauft. Auf einer anderen EP interpretiert sie ein Lied von Joni Mitchell 😉