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Geburtstag von Margaret Atwood

Heute wird Margaret Atwood 76 Jahre. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute! Atwood ist unter den englischsprachigen Autoren mein absoluter Favorit. Begonnen habe ich mit ihren Erzählungen in der Sammlung Wilderness Tips, die ich eher zufällig aus der Riege originalsprachlicher Bücher am Bahnhof herausgefischt hatte. Ich weiß nicht, was es damals war, was mich so fasziniert hat. Während ich mich im Deutschen von feministischer Literatur fernhielt, konnte ich mich hier relativ unbefangen nähern.

Damit möchte ich Atwood nicht in eine Schublade stecken, aus der ihre Bücher wohl nie mehr von einem Mann geholt werden würden. Doch selbstverständlich beschäftigt sie sich auch mit dem Frausein. Der bekannteste Roman heißt A Handmaids Tale (Report der Magd), der unter dem Titel Geschichte der Dienerin von Volker Schlöndorf verfilmt wurde. In dieser Dystopie werden Frauen zu Gebährmaschinen degradiert.

Mein Lieblingsbuch von ihr ist der Roman Robber Bride (Räuberbraut). Drei Frauen wird von einer weiteren Frau jeweils der Ehemann/Freund ausgespannt. Die Drei werden durch diese Ereignisse zu Freundinnen. Ach, während ich das schreibe, merke ich, wie unzureichend eine solche Inhaltsangabe ist.

Und im Abschluss dieses kurzen Blog-Eintrags denke ich, eine Top-Five-Liste wäre wahrscheinlich doch sinnvoller gewesen …

Das Windhahn-Syndrom

Seit einigen Jahren kenne ich Winfried Völlger als einen freundlichen, ruhigen Mann, der am Montagabend in der Villa zur OpenStage Saxophon spielt. Bei einigen Liedern spielen wir zusammen – ohne vorherige Absprache, nach einem kurzen Blick, das reicht. Seiner Gestalt sieht man an, dass er eine Geschichte hat. Mit seinem weißen Vollbart bewegt er sich irgendwo zwischen griechischem Philosophen und Waldschrat. Vielleicht ist er auch ein Wilder Mann, der dem Prinzen zu Hilfe eilt. Auf jeden Fall freue ich mich jeden Montag, den ich ihn in der Villa treffe und seinem Saxophonspiel lauschen kann, wenn wir nicht gar gemeinsam spielen.

An einem dieser Abende sagt Winfried Völlger mir, dass ein Buch von ihm wieder aufgelegt wurde. Das interessierte mich. Und nach einem Feature im Deutschlandfunk über das 1983 bei Hinstorff veröffentlichten Windhahn-Syndrom bestellte ich sofort ein Exemplar der Neuausgabe des Mitteldeutschen Verlags, Halle (Saale).

Heute habe ich die Lektüre beendet. Es ist wahrscheinlich noch zu früh, um wirklich eine gute Buchbesprechung zu verfassen. Aber bevor mein Herz platzt, muss ich kurz meiner Begeisterung Ausdruck verleihen. Ich habe lange nicht ein so gutes Buch gelesen! Die DDR der frühen 80er Jahre ist so genau beobachtet. Das klingt sicher komisch, wenn ein Mensch das schreibt, der die 80er Jahre bis auf wenige Wochen Urlaub im Westen Deutschlands verbracht hat. Aber ich habe mich eingehend mit der Vergangenheit meiner mittlerweile 23-jährigen Wahlheimat Leipzig beschäftigt, um doch auch auf diesem Felde eine halbwegs gesicherte Aussage zu treffen.

Den Inhalt des über 300 Seiten starken Romans werde ich jetzt nicht wiedergeben. Begreift diesen Blog-Eintrag als eine etwas kryptische Leseempfehlung!

Links
mitteldeutscherverlag.de
voellger.de

Es geht voran

Seit Schulzeiten fühle ich mich berufen zu schöpferischer Tätigkeit. Vor allem dem geschriebenen Wort habe ich mich – Vorsicht! Wortspiel – verschrieben. Nun habe ich den Vertrag unterschrieben für die Veröffentlichung meiner Erzählung Lucias Aufbrüche bei der  J.F. Steinkopf Verlag GmbH. Noch ist das Buch natürlich nicht auf der Website kirchenshop-online.de zu finden. Aber in wenigen Wochen ist es soweit.

Dadurch beschwingt google ich mal wieder meinen Namen und Begriffe, die mir noch so einfallen. Ärgerlich ist, dass bei Amazon mein selbst veröffentlichter englischer Gedichtband Far From Perfect bei einer einfachen Suche nicht immer als Ergebnis angezeigt wird, da er in die Kategorie der fremdsprachigen Bücher fällt. Ich verstehe es nicht ganz, aber wer streitet sich schon mit Amazon. Ich rede nicht mal mit denen.

In der Mediathek der ARD war auch eine kleine Überraschung für mich verborgen. Adoro haben in der Abendschau des Bayerischen Rundfunk das Lied Wundervolle Welt gesungen. Der Text ist, wie viele meiner Freunde bereits wissen, von mir ins Deutsche übertragen worden. Die Aufnahme lässte sich hier anschauen: ardmediathek.de/radio/Abendschau/Adoro-mit-Wundervolle-Welt

Die Bibliothek des Vatikan

Wenn man mal wieder gut und niveauvoll unterhalten einen Tag vor dem PC verplempern möchte, kann ich die Website der Bibliothek des Vatikan empfehlen. Die Digita Vaticana Onlus hat sich, 2013 gegründet, zum Ziel gesetzt, 80.000 Manuskripte der Bibliothek zu digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Kenntnisse der Alten Sprachen helfen bei der Lektüre. Man kann sich aber auch von Buchillustrationen bezaubern lassen, oder einfach das geballte Wissen der Menschheit ungelesen bestaunen. Damit es aber nicht auf ewig ungelesen bliebe, gibt es eben dieses Projekt.

Links
vatlib.it – Hauptseite der Bibliothek des Vatikan
digitavaticana.org – Hauptseite der Digitana Vaticana Onlus
digital.vatlib.it/en/collection – Übersicht der bereits digitalisierten Manuskripte

Phantombilder von Figuren der Weltliteratur

Ich bin heute auf den Blog The Composites gestoßen, den ich sofort mit meinem ausgesuchten Leserkreis teilen möchte. Der kanadische Literaturkritiker und Künstler Brian Joseph Davis fertigt mit einer Software für Kriminologen Phantombilder von bekannten Figuren der Weltliteratur. Häufig sind die großen Werke ja bereits verfilmt, und wenn wir den Namen eines Protagonisten hören, sehen wir lediglich das Gesicht eines Schauspielers vor unserem geistigen Auge. Doch wie hat der Autor seine Hauptperson tatsächlich beschrieben?

Davis sucht die Passagen aus den Erzählungen heraus, die sich mit dem Äußeren der Personen beschäftigen und gibt die Beschreibungen in eine entsprechende Software ein (Der Name des Programms ist mir nicht bekannt.). Nicht alles, was dabei herauskommt, kann man wirklich als schön bezeichnen. Aber auch da hat uns Hollywood eher auf dem Gewissen als die schöne Literatur.

In fünf Tagen wird es 66 Jahre her sein, dass Nineteen Eighty-Four von George Orwell erschien. Die fünf Tage wollte ich mit diesem Eintrag aber nicht mehr warten. Deshalb präsentiere ich jetzt Julia, Winston Smiths Geliebte – zwar nicht bis zum Tode, aber zumindest bis zur Folter –, wie George Orwell sie beschrieben hat:

Julia aus 1984 von George Orwell
Erstellt von Brian Joseph Davis mit einer forensischen Software

Link
thecomposites.tumblr.com

To-do-Liste

Mal schnell hingeschrieben: eine To-do-Liste im Top-Five-Stil.

  1. Mehr Livemusik hören. Gestern war ich beim Bandmarathon in der VILLA, wo Bands unterschiedlichen Alters, Bestehens und Stils jeweils einen Kurzauftritt hatten. Und es hat mir richtig gut gefallen. Also: Mehr raus und was erleben!
  2. Nicht nur Sachen hin- und herräumen, auch mal etwas wegwerfen. Meine Wohnung quillt über vor Zeug: CDs, DVDs, Kleidung, Zeitschriften, Bücher (vor allem Bücher) und so Zeugs, was sich hartnäckig weigert, kategorisiert zu werden. Wozu braucht man das alles?
  3. Das Vatermörder-Projekt abschließen. Ich hatte es mir zu Beginn des Jahres vorgenommen, nun scheine ich bereits wieder etwas ermattet. So geht das nicht weiter. „Heute muss die Glocke werden!“
  4. Das Auftreten des Papstes nicht gleichsetzen mit einem kompletten und nachhaltigen Wandel der katholischen Kirche. Die Kommentare zu der Ehe-für-alle in Irland haben mal wieder gezeigt, wo der Vatikan steht.
  5. Den internationalen (außereuropäischen) Fußball boykottieren so lange Sepp Blatter noch lebt bzw. auf freiem Fuß ist.

Namenstag des Claude Elwood Shannon

Für meine Namenstage habe ich mich schon bisher nicht nur am Heiligenkalender orientiert. Auch manche Gedenktage habe ich bedacht, an dem nicht an einen Menschen erinnert wird, der von der katholischen Kirche heiliggesprochen wurde, z.B. Protestanten. Das wird natürlich auch so bleiben. Schließlich bin ich selbst Lutheraner. Heute möchte ich aber noch einen Schritt weiter gehen und einen Menschen vorstellen, der ganz und gar aus säkularen Sphären stammt: Claude Elwood Shannon.

Claude Shannon gehört zu der Gruppe von Menschen, ohne die ein moderne Computer gar nicht denkbar wäre. Trotzdem ist der nicht vielen Computernutzern ein Begriff. Ich selbst bin auch eher zufällig bei der Lektüre zu einem ganz anderen Thema auf ihn gestoßen – und das gerade heute.

Shannon war ein Mathematiker und Elektrotechniker und ist der Begründer der Informationstheorie. Er wurde heute vor 99 Jahren, also am 30. April 1916 in Gaylord [sic!], Michigan geboren und starb am 24. Februar 2001 in Medford, Massachusetts. Aus Medford stammen die zwei bekannten Lieder Jingle Bells und Over the River and into the Woods, die gern in der Wiehnachtszeit gesungen werden. Aber das gehört jetzt nicht hierher.

1948 veröffentlichte Shannon A Mathematical Theory of Communication (dt. Mathematische Grundlagen in der Informationstheorie) und legte damit die Grundlagen für unsere heutige Informations- und Kommunikationstechnik. Er soll es auch gewesen sein, der mit diesem Aufsatz die Maßeinheit Bit (aus Binary Digit) prägte, die allerdings vorher schon einmal von anderen diskutiert wurde.

1950 konstruierte er die künstliche Maus Theseus, die mit einem Gedächtnis aus Relais-Schaltkreisen den Weg durch ein 5-mal-5-Felder-Labyrinth fand. Er arbeitete auch an der Entwicklung der ersten Schachcomputer mit. Vom 1956 bis 1978 arbeitete er am berühmten MIT.

2000 kam in Deutschland eine Aufsatzsammlung von Shannon unter dem sprechenden Titel Ein – Aus heraus. Wer noch nicht weiß, was er mir zu Weihnachten schenken soll, spreche sich mit den anderen ab, die noch nicht wissen, was sie mir zu Weihnachten schenken sollen.

Ich verehre ihn besonders für seine Ultimate Machine, die heute leider auch of unter dem falschen Namen Useless Machine im Netz zu finden ist. Wenn man die Maschine anschaltet, macht sie das eine, wozu sie gebaut ist: sie schaltet sich aus. Aber seht selbst:

Unterwerfung von Michel Houellebecq

Über die letzten freien Tage habe ich Unterwerfung von Michel Houellebecq gelesen. Vor der Lektüre hatte ich die Absicht, eine Ausführliche Rezension zu schreiben. Allein der Erscheinungstermin in Frankreich, in so tragischer Synchronizität mit dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo, gebietet eine Würdigung des Werkes. Die Presse war sich ja auch (vor-)schnell einig, dass in diesem Buch der Islam demaskiert würde und seine schrecklich Fratze zum Vorschein käme.

Gleich vorab: Dem ist nicht so. Und ich habe auch keine große Lust, eine lange und große Rezension zu schreiben. Selbstverständlich ist der Roman gut zu lesen. Houellebecq kann schreiben. Und die Übersetzung ist gelungen. Ich war also einige Zeit gut unterhalten. Doch was bleibt, wenn ich das Buch ausgelesen beiseite lege?

Die Geschichte ist zu Beginn sehr realitätsnah und schlüssig eingeleitet. Durch den Wahlerfolg der Rechten schließen sich bürgerliche und linke mit der fiktiven islamischen Partei zusammen. Mohamed Ben Abbès, der erste moslemische Präsident Frankreichs, wird gewählt. Gegen Ende berührt das Buch religiöse Themen, als die Hauptfigur, der Literaturwissenschaftler François, mit Rediger, dem Rektor der Universität, über seine Wiedereinstellung und seinen Übertritt zum Islam verhandelt. Alles landet aber letztendlich bei der Frage, ob man als moderner Moslem auch weiter Alkohol trinken dürfe, und woher man für die Mehrehe die entsprechend hübschen Frauen bekäme, wenn auf der Straße doch alle verschleiert rumliefen.

Aus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel erfahre ich, „[d]er Roman habe ursprünglich die Bekehrung eines mit Huysmans befassten Literaturwissenschaftlers zum Katholizismus zum Thema gehabt und sollte dementsprechend mit Conversion betitelt sein; bei der Durchführung dieses Themas sei er allerdings an den gegenwärtigen Realitäten gescheitert.“

Das scheint mir tatsächlich auch passender zu sein. Denn diese pubertäre Konzentration auf das Sexuelle im Privatleben der Hauptperson angesichts der politischen und kulturellen Veränderungen der Gesellschaft, die im Buch zumindest angedeutet werden, ist bei Lichte besehen doch eher etwas für Menschen, die sich am Katholizismus abarbeiten wollen.

Link
dumont-buchverlag.de/buch/Michel_Houellebecq_Unterwerfung/