Schlagwort-Archive: England

London und die Metaebene

Seit einigen Tagen bin ich in London. Da gibt es natürlich viel zu berichten. Und genau so natürlich habe ich keine Zeit, das alles hier reinzutippen. Also nur sechs Bilder, die alle irgendwie miteinander verbunden sind – auf verschiedenen Ebenen.

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Ein kleiner Tipp: Es hat alles irgendwie mit Joni Mitchell zu tun, von der ich mir heute auch ein Buch mit ihren frühen Songtexten in ihrer Handschrift gekauft habe. Und die zwei Impressionisten hängen nicht in der Tate Modern, wie man durch die Zusammenstellung vielleicht denken könnte.

Die junge Dame auf den mittleren Bildern ist Keely Denham. Ich habe mir ihre CD Blue Leaves gekauft. Auf einer anderen EP interpretiert sie ein Lied von Joni Mitchell 😉

Links
https://courtauld.ac.uk/gallery/
https://www.tate.org.uk/
https://www.keelydenham.com/

5. Januar (12th Day of Xmas)

Der 5. Januar ist der vorletzte Tag der engeren Weihnachtszeit, die morgen mit der Ankunft der Weisen aus dem Morgenland endet. Heute ist auch der Namenstag von Eduard dem Bekenner, der am 5. Januar 1066 in London starb und sowohl in der katholischen als auch in der anglikanischen Kirche als Heiliger verehrt wird.

Warum man von 12 Tagen spricht, obwohl es ja wohl 13 zu sein scheinen, ist recht einfach erklärt. Es geht so eigentlich um die Nächte zwischen den Tagen, die man im Mittelalter auch die Rauhnächste genannt hat. Die Heilige Nacht wird dabei noch nicht mitgezählt.

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Das ist Grund genug, eine Darstellung auszuwählen, die ich bei einer meiner Fahrten zu meiner englischen Tante gefunden habe. Diese Minimalkrippe stammt aus der Southwark Cathedral im Süden Londons.

Der Chor der Kathedrale sang übrigens die Musik von Mr. Bean. Vor allem ist die Kathedrale bekannt durch ihre inklusive Politik:

Southwark Cathedral is an inclusive community where LGBTi+ people are welcomed and affirmed. The clergy would be delighted to help you to prepare prayerfully for your Civil Partnership.

Link
https://cathedral.southwark.anglican.org/

Die Kirche und das ewige Blaue

Heute vor genau 800 Jahren wurde in Salisbury der Grundstein für The Cathedral Church of St Mary gelegt. Die Kathedrale ist ein frühes Beispiel für den Early English Style, der typisch englischen Ausprägung der Frühgotik. Der 100 Jahre später vollendete Vierungsturm ist heute mit 123 Metern der höchste Kirchturm Englands. Um ihn tragen zu können, wurden die Eckpfeiler der Vierung mit den charakteristischen Scherenbögen versehen, welche die Lasten noch einmal verteilen bzw. ableiten.

Die Kathedrale von Salisbury ist die Vorlage für den Roman Die Säulen der Erde (1989) von Ken Follett, der 2010 in einer deutsch-kanadischen Koproduktion verfilmt wurde. Das nehme ich zum Anlass für eine Top-Five-List von Schriftstellern, die heute Geburtstag haben:

  • Karl Kraus (1874–1936) – Der Dichter und Publizist bemühte sich um einen aufklärenden Journalismus. Für die Hetzblätter prägte er den Begriff Journaille. Heute wissen wir, dass der Kampf um guten Journalismus niemals aufhört.
  • Bruno Apitz (1900–1979) – Der Leipziger war früh Teil der Arbeiterbewegung, erst SPD, dann KPD. Im Nationalsozialismus kam er ins KZ. Sein Roman Nackt unter Wölfen ist bis heute Schulliteratur.
  • Kurt Friedrich Gödel (1906–1978) – Eigentlich ist Gödel Mathematiker und Logiker. Doch sein Nachweis, dass es in hinreichend starken Systemen Aussagen geben muss, die sich weder beweisen noch widerlegen lassen, kann auch in der Literatur und in der Lebenswelt so herrlich angewendet werden. Schließlich beschäftigte sich Gödel auch mit dem Gottesbeweis.
  • Harper Lee (1926–2016) – Sie schrieb nur ein Buch: To Kill a Mockingbird. Aber der wurde verfilmt mit Gregory Peck in der Hauptrolle als aufrechter Amerikaner.
  • Terence David John Pratchett (1948–2015) – Terry Pratchett gehört zu den großen der Fantasy-Literatur, genauer des Teils der Fantasy-Literatur, der man ein gewisses literarisches Niveau zugestehen muss. Und ich schwöre, dass ich wirklich einmal ein Buch von ihm lesen werde!

Die Liste prominenter Geburtstage reisst nicht ab. Heute vor 112 Jahren wurde der Unternehmer Oskar Schindler (1908–1974) geboren. Seine durch Steven Spielberg weltbreühmte Liste von kriegsnotwendigen Zwangsarbeitern rettete vielen Juden in Nazideutschland das Leben. Der Staat Israel erklärte ihn 1993 zu einem Gerechten unter den Völkern. Die von ihm Geretteten übergaben Schindler zum Dank einen Ring, der aus Zahngold gefertig war und einen Satz aus dem Talmud enthielt:

Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.

Man kann sagen, dass ein weiteres Gebrutstagskind des 28. April den passenden künstlerischen Ausdruck für das 20. Jahrhundert gefunden hat: Yves Klein (1928–1962) und seine Monochromen Vorschläge (siehe Beitragsbild).

Blau war in der Malerei des Mittelalters eine heilige Farbe. Und die Romantiker verzehrten sich in Sehnsucht nach der blauen Blume. Heute ist uns das Blau des Himmels oft noch Sinnbild des Göttlichen oder zumindes des Ewigen. Vor diesem Ewigen werden sich auch die letzten drei Jubilare des heutigen Tages rechtfertigen müssen:

  • António de Oliveira Salazar (1889–1970) – Er war von 1932 an als Ministerpräsident und später auch als Präsident Portugals der Staatsführer einer faschistoiden Diktatur, die erst vier Jahre nach seinem Tode mit der Nelkenrevolution beendet wurde.
  • Karl-Eduard Richard Arthur von Schnitzler (1918–2001) – Der schwarze Kanal war eine Sendung im DDR-Fernsehen. Dort schüttete der hinter vorgehaltener Hand als Sudel-Ede bezeichnete Moderator seine Propaganda über den Kapitalismus aus.
  • Saddam Hussein (1937–2006) – Der Diktator des Irak unterdrückte und mordete Kurden und Schiiten. Er war lange Zeit das Ziehkind des Westens gegen die kommunistischen Einflüsse im Iran und Afghanistan. Als er zu viel wollte und Kuwait besetzte, ließen ihn die USA fallen.

45 Jahre jünger

Der Corona bedingte Lock-down brignt mich dazu, in meiner Wohnung aufzuräumen. In anderen Jahren nennt man das wohl Frühjahrsputz. Ich bin nun auf meinen ersten Kinderausweis gestoßen, der tatsächlich heute genau 45 Jahre alt ist. Auf Instagram und Facebook läuft eine Challange, die dazu herausfordert, Kinderbilder zu zeigen, für die man sich eventuell auch schämen könnte bzw. sollte. Nun, ich schäme mich nicht.

Das Bild zeigt mich also im Alter von zwei Jahren. Und ich erkenne mich doch – trotz selbstverständlich erheblicher Veränderungen – in diesem kleinen Jungen wieder. Er schaut interessiert in die Welt, aber auch leicht melancholisch. Den Ausweis habe ich bekommen für eine Englandreise zu Ostern. Auf dem Schiff nach England fiel mein Lieblingsteddy über Bord in die Nordsee. Der Junge auf dem Foto scheint dieses Schicksal bereits zu erahnen.

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