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Slow West – die Moritat von Jay Cavendish

Welch ein Glück, dass die Welt rund ist! Diese Tatsache hat Kolumbus nicht nur Amerika entdecken lassen,sie gibt auch der Sehnsucht nach dem Westen immer mal wieder neuen Schwung. Denn im Gegensatz zu den Himmelsrichtungen Norden und Süden, gibt es für Ost und West keine definierten Extreme. Immer kommen unzivilisierte Horden aus dem Osten, immer fliehen die Träumer, die Visionäre, die Edelmütigen in den Westen. Das wusste auch schon der klassische Philologe J. R. R. Tolkien und ließ seine Elben sich nach dem Westen sehnen.

Aus dem ganz weiten Westen kam im vergangenen Jahr ein Film, der dem Genre des Western ein ganz neues Leben einhaucht: Slow West, Langfilmdebüt des Schotten John Maclean, der auch das Drehbuch schrieb. Gedreht wurde der Film in Neuseeland mit einer Reihe von neuseeländischen Schauspielern in den Nebenrollen und Michael Fassbender sowie Kodi Smit-McPhee in den beiden Hauptrollen.

Schon 2007 wurde zur Veröffentlichung von No Country for Old Men von Coen-Brüdern über die Wiedergeburt des Western geschrieben. Für mich befinden sie sich allerdings in einer Phase des späten Post-Spät-Western, wenn man es so beschreiben mag. Slow West nun ist ein echter Neo-Western.

Er hat alle Bestandteile eines klassischen Western: Pferde; Revolver; Indianer, die von Weißen gemordet werden; ein Greenhorn; Kopfgeldjäger, die nach steckbrieflich Gesuchten fahnden; harter Alkohol; Lagerfeuer und Sternenhimmel; die Bewegung Richtung Westen und schließlich der Showdown, der in diesem Fall nicht versöhnlich, sondern ganz der Tradition der Spät-Western folgend tragisch endet. Und doch erinnert der Film mehr an die Geschichte, die uns ein Bänkelsänger auf einem europäischen Markt vorsingt. Später wird das Hausmädchen diese Moritat nun als Küchenlied an das restliche Personal weitergeben. Doch was ist denn nun passiert?

Wir begegnen dem jungen und verliebten Jay Cavendish. Durch Rückblenden erfahren wir, dass er, Neffe des schottischen Lord Cavendish, sich in ein einfaches Bauernmädchen verliebt hat. In einem Streit zwischen dem Vater des Bauernmädchens und dem Lord kommt es zu einem tragischen Unfall. Der Lord stirbt. Vater und Tochter fliehen aus Schottland nach Amerika. Nun hat sich der 16-Jährige nach Amerika aufgemacht, um sie zu suchen. Ein Kopfgeldjäger nimmt ihn unter seine Fittiche, erst für einen kleinen Zuverdienst, dann um durch ihn das Mädchen, auf dessen Kopf bereits 2.000 Dollar (im 19. Jahrhundert viel Geld) ausgesetzt sind, schnell zu finden, schließlich aber, um mit ihm zusammen, dem Mädchen zu helfen. Das Mädchen wird den großen Showdown überleben. Aber das streut dem Jungverliebten nur noch mehr Salz in die Wunde. Wer den Film gesehen hat, möge mir diesen Scherz verzeihen. Wie die kleine Holzhütte zusammengeschossen wird, ist eines der vielen Zitate aus klassischen und späten Western. Ich denke da an das Ende von The Wild Bunch (1969) oder auch eine frühe Szene aus Pat Garret & Billy the Kid (1973), beide von Sam Peckinpah. Slow West ist ein Film, den ich nicht verpasst haben möchte!

Über die Leistungen von Michael Fassbender muss ich wohl nichts schreiben: Allein im letzten Jahr haben wir ihn neben seiner Rolle als Kopfgeldjäger Silas noch als Lord Macbeth und Steve Jobs gesehen. Er hat mit Regisseuren wie Ridley Scott, Steve McQueen und Steven Soderbergh gearbeitet. Und seit 2011 gibt er in den X-Men-Filmen den Magneto.

Kodi Smit-McPhee ist ein australischer Jungschauspieler, der in diesem Jahr 20 werden wird. Mir ist er zum ersten Mal aufgefallen in Let me in (2010), dem US-amerikanischen Remake des schwedischen Horrorfilms Let the Right One In (2008), für den ich an dieser Stelle auch gleich eine Empfehlung aussprechen möchte. 2013 habe ich ihn in A Birder’s Guide to Everything gesehen. Auch ein wunderbarer Film. In diesem Jahr werden sich Smit-McPhee und Fassbender auf der Leinwand in X-Men: Apocalypse wieder begegnen. Ich glaube, wir werden noch einige Filme mit diesem Schauspieler zu sehen bekommen. Ich bin gespannt.

Link
slowwestmovie.com

Groundhog Day und Mariä Lichtmess

Heute ist Groundhog Day (Tag des Murmeltiers), der namensgebende Tag, der sich 1993 für Phil Connors (gespielt von Bill Murray) immer wieder wiederholt. – Täglich grüßt das Murmeltier! Ich mag Bill Murray. Aber das ist wohl kein großes Bekenntnis. Das geht ja doch einigen in meinem Freundeskreis so. Vielleicht ist es diese notorische leichte Überforderung, die er ausstrahlt. Es scheint auch, dass er nie volltändig in die Szenerie gehört, in die er durch die Umstände hineingekommen ist. Darin kann man sich wohl auch wiederfinden, nicht nur aber besonders gut in Filmen wie Broken Flowers oder Lost in Translation.

Aber ich wollte keine Lobeshymne auf Bill Murray anstimmen. Dieser Eintrag sollte nur ganz nebenbei auf den filmischen Groundhog Day verweisen, bevor ich dann – wieder ganz der belehrende Besserwisser – darauf verweise, dass in christlichem Kontext der 2. Februar Mariä Lichtmess genannt wird. Es ist das Fest der Darstellung Jesu im Tempel. 30 Tage nach der Geburt ihres Sohnes ist Maria kultisch wieder rein. An diesem Tag wird die heilige Familie in den Tempel gegangen sein, um Jesus als Erstgeborenen mit einem Opfer symbolisch loszukaufen. Mit dem heutigen Tag ist nun auch der weiteste Kreis weihnachtlicher Festtage abgeschlossen.

In den USA und in Europa gleichermaßen ist der Tag mit Bauernregeln bis abergläubischen Ritualen zum Winterende verknüpft. Manchmal heißt es, in sechs Wochen könne der Winter vorbei sein, in anderen Traditionen sind es 40 Tage. Frei von diesem Aberglauben möchte ich aber doch sagen, dass mir die nun merklich wieder früher aufgehende Sonne gut tut.

Heute ist außerdem der zweite Todestag eines großen Charakterschauspielers der Murray nachfolgenden Generation. Am 2. Februar 2014 starb Philip Seymour Hoffman an einem Drogencocktail mit 46 Jahren.

Menschen, mit denen ich keinen Tee mehr trinken kann

Gestern Abend war in der VILLA wieder die OpenStage, die ich in alter Verbundenheit immer noch den Gitarrenabend nenne. Und ein Lied habe ich gestern auch wieder gehört: Hotel California, dessen Co-Autor und Eagles-Mitglied Glenn Frey am gestrigen Tag in New York City im Alter von 67 verstorben ist. Nun bin ich kein ausgesprochener Eagles-Fan, aber Hotel California gehört doch zum internationalen All-Zeit-Repertoire von Klassikern.

Jeden Tag werden Menschen geboren und jeden Tag sterben welche. Sicherlich gibt es auch tragischere Schicksale als den Tod eines Rockstars, wie zum Beispiel im Mittelmeer ertrinkende Flüchtlinge. Doch Tode aufzuwiegen bringt ebenfalls nichts. Es bleibt zu bemerken, dass Menschen, die wie Glenn Frey im Lichte einer wohlwollenden Öffentlichkeit stehen, bequem von zuhause aus zu betrauern sind. Niemand wird als Reaktion auf seinen Tod eine Gesetzesänderung verlangen.

Aber ich schweife ab. In den letzten Tagen und Wochen, sind einige berühmte Menschen von uns gegangen, die mir durchaus viel bedeutet haben. In Momenten der Selbstüberschätzung stelle ich mir gerne vor, wie ich z.B. – nicht ein Konzert besuche, sondern – mit einer musikalsichen Berühmtheit gemeinsam ein Konzert gebe. Mehr noch gefiele es mir, mich bei einer Tasse Tee mit großen Künstlern in einem Gespräch auszutauschen oder ein gemeinsames Projekt zu planen. Solchen Träumen sind ja keine Grenzen gesetzt. Und bevor es in die Kommentare kommt: Mir selbst ist klar, wie unrealistisch solche Vorstellungen oft, fast immer sind.

Besonders fragwürdig werden solche Phantasien, wenn die Person des Verlangens verstorben ist. Das schreit nach einer neuen Top-Five-Liste der Personen, die ich leider nicht mehr zum Tee einladen kann. Ich nehme auf diese Liste nicht John Lennon, der erschossen wurde, als ich sieben Jahre alt war; denn als ich anfing Musik zu machen, war er bereits einige Jahre tot. Auch Thomas Mann kommt nicht mit auf die Liste. Der starb ja noch vor meiner Geburt. Bob Dylan, Leonard Cohen, Joni Mitchell und Yoko Ono sind ebenfalls nicht vertreten. Es ist zwar äußerst unwahrscheinlich, dass ich bald einen Status erreiche, der ein Treffen mit einer dieser Personen ermöglicht, aber es ist immerhin theoretisch möglich.

Hier nun die Top-Five-Liste der Menschen, mit denen ich leider keinen Tee mehr werde trinken können, in der aufsteigenden Reihenfolge ihrer Sterbedaten:

  1. Michael Ende († 28. August 1995) – Von Jim Knopf über Bastian B. Bux zu Momo hat er meine Kindheit nicht nur begleitet sondern ausgestaltet. Als Jugendlicher hat mich der Spiegel im Spiegel so fasziniert, dass er zu einem wichtigen Teil für den Wunsch verantwortlich ist, selbst solche Texte zu schreiben. Jetzt ist Michael Ende schon über 20 Jahre tot, aber an seine Qualität komme ich lange noch nicht heran.
  2. Lou Reed († 27. Oktober 2013) – The Velvet Underground haben mich früh begeistert. Und am Walk on the Wildside kommt man als Teenager in Verwirrung der Gefühle wohl auch kaum vorbei. Aber besonders hat mich sein 1973er Album Berlin umgehauen. Es war ein regelrechter Zufallskauf aus einem Ausflug nach Hannover. Die Melancholie diese Albums fiel bei mir auf fruchtbaren Boden.
  3. Will McBride († 29. Januar 2015) – Sein Tod ist für mich besonders tragisch. Will McBride habe ich tatsächlich bei einer Ausstellung seiner Fotos von Romy Schneider getroffen. Nach einem Gespräch gab er mir seine Telefonnummer. Ich habe mich nie getraut, ihn anzurufen.
  4. David Bowie († 10. Januar 2016) – Ziggy Stardust, Major Tom und überhaupt dieser Mann, der im Kleid wie im Anzug einfach umwerfend aussah. Time takes a cigarette, puts it in your mouth. Als ich das zum ersten Mal hörte, war ich selbst noch ein Raucher und verstand ihn sofort, fühlte mich verstanden. Ich hätte ihn gern gefragt, ob Wild-Eyed Boy from Freecloud tatsächlich, wie ich vermute, durch das Gedicht Mai von K. H. Macha inspiriert ist.
  5. Alan Rickman († 14. Januar 2016) – Eine Freundin hatte vor mir Robin Hood – Prince of Thieves mit Kevin Costner gesehen. Sie sagte zu mir, dass mir der Sheriff von Nottingham gefallen würde. Er sähe aus wie Cat Stevens. Das ist natürlich nicht alles, was es zu Alan Rickman zu sagen gäbe. Aber ich möchte es an dieser Stelle einfach mal so stehen lassen.

Nachtrag
In der Tagesschau um 20:00 Uhr muss ich erfahren, dass gestern auch der französische Schriftsteller Michel Tournier gestorben ist. Sein bekanntestes Buch heißt Der Erlkönig aus dem Jahre 1970. Es ist 1996 von Volker Schlöndorff unter dem Titel Der Unhold mit John Malkovich verfilmt worden. Er erhält nun einen nicht nummerierten Ehrenplatz in meiner heutigen Top-Five-Liste.

Greg Ash und wie ich auf ihn gekommen bin

Auch wenn im letzten Beitrag gleich zwei Kinofilme genannt sind, muss ich mir wohl langsam eingestehen, dass ich zu der Gruppe der Kinoverweigerer gehöre. Ich schaue Filme erst, wenn sie etwas älter sind. Dann gibt es sie auf DVD oder auf archive.org, weil der Film bereits gemeinfrei ist. Das liegt nicht daran, dass ich Angst vor großen Menschenansammlungen hätte oder es mir das Eintrittsgeld zu schade wäre. Es liegt an der Synchronisation. Jetzt kann man vieles einwänden, z.B. dass es ja auch manchmal irgendwo einen Film OmU gäbe. Ja, das stimmt – manchmal und irgendwo. Und in der Zwischenzeit habe ich mir die Kinobesuche abgewöhnt. Im Urlaub (z.B. in London) gehe ich dann ganz gern wieder.

Doch ich wollte heute gar nicht meckern. Ich wollte nur rechtfertigen, dass Grand Budapest Hotel erst gestern Abend gesehen habe. Ich habe die DVD von meiner Tante zu Weihnachten bekommen. Wer unter meinen Freunden mal Lust auf einen gemeinsamen Filmabend hat, darf mich gerne ansprechen. Der Film ist eine Wucht!

Wes Anderson drehte diesen Film mit einem bunten Strauß an Darstellerprominenz, denen man die Freude an der Arbeit ansieht: F. Murray Abraham, Mathieu Amalric, Adrien Brody, Willem Dafoe, Ralph Fiennes, Jeff Goldblum, Harvey Keitel, Jude Law, Bill Murray, Edward Norton, Tilda Swinton, Tom Wilkinson, Owen Wilson und da habe ich schon einige weggelassen. Anderson schrieb auch das Drehbuch nach Lektüre mehrerer Werke von Stefan Zweig. Die Studios in Babelsberg waren Produktionsort. Gedreht wurde unter anderem in Görlitz. Premiere hatte er zu den Filmfestspielen in Berlin 2014, wo er auch den silbernen Bären gewann.

Ralph Fiennes spielt Gustave, den Concierge des Grand Budapest Hotel, der den staatenlosen Flüchtling Zéro Moustafa als Lobby Boy (gespielt von Tony Revolori) unter seine Fittiche nimmt. Ich erzähle die Geschichte jetzt nicht weiter. Ich kann aber sagen, dass der Hauptteil des Films, in der Zeit zwischen den Kriegen angesiedelt in einem fantastischen, osteuropäischen Land, die Gratwanderung schafft, eine rasante Komödie zu sein, die nicht respektlos mit den Opfern umgeht. Stefan Zweig wird als Ideengeber benannt, der auch immer viel Verständnis für Täter und Opfer aufbrachte, bis er selbst an sich beides wurde. Komödiantisch war er für mich aber nicht. Die frühen John-Irving-Romane, z.B. Lasst die Bären los oder Hotel New Hampshire (sic!) kommen mir da eher in den Sinn.

Eine Szene zeigt Zéro bei seiner Morgentoilette. Er malt sich einen hauchdünnen Schnurrbart a la Clark Gable auf die Oberlippe, um distinguierter und älter zu wirken. Mir hat Tony Revolori in der Rolle des Lobby Boy Zéro sehr gefallen, dass ich gleich Wikipedia bemühte, um nachzuschlagen, ob er denn schon in weiteren Filmen zu sehen sei. Da wurde der Kurzfilm Special Delivery genannt. Der Film ist vom britischen Filmemacher Greg Ash und frei auf seiner Website und seinem YouTube-Kanal We Like Laughter zu sehen. Special Delivery wurde kurz nach Grand Budapest Hotel gedreht. In einer Szene wird Tonys Charakter von seinem Freund gebeten, sich einen Schnurrbart zu malen. Jeder würde jetzt einen Clark-Gable-Bart als Zitat oder Hommage an den großen Kinofilm erwarten; stattdessen malt er sich den für Charlie Chaplin und Adolf Hitler typischen Zwei-Finger-Bart. Das nennt man wohl eine Humorage.

Links
gregash.co.uk – Website von Greg Ash
gregash.wordpress.com – Gregs Blog Make Laugh, Not War
scottslookalikes.com – eine weitere Serie von Greg Ash

VISIONALE 2015 in Leipzig (Rückschau)

Morgen vor einer Woche fand im Schauspiel Leipzig die VISIONALE 2015 statt. Der Arbeitskreis Medienpädagogik der Stadt Leipzig präsentierte unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Burkhard Jung die Nominierten und Sieger aus der Menge von 81 Medienproduktionen aus ganz Sachsen gezeigt. Als Moderator führte August Geyler durch das Programm. Ich wurde als Teil der Foto-Jury auch auf die Bühne gebeten, um kurz zu umreißen, warum die zwei Preisträger in unserer Kategorie den Sieg davontrugen. Ich muss gestehen, dass ich schon ein wenig aufgeregt war, auf der Bühne des Schauspiels zu sein.

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Die Fotografien habe ich von der offiziellen Website der VISIONALE. Den Urheber kenne ich leider nicht.Da ich auf diesen Bildern aber selbst dargestellt bin, erlaube ich mir einfach die Übernahme.

Links (Berichterstattung)
visionale-leipzig.de
info-tv-leipzig.de
mephisto976.de

Hello, Adele! Hello, Xavier! Hello, Chase!

Es ja nun schon einige Zeit bekannt, dass sich Adele nicht für den Rest ihres Lebens ind Private zurückziehen wird. Seit letzten Freitag können wir hören, wie gut das ist. Die ersten Single-Auskopplung des bald erscheinenden Albums „25“ heißt „Hello“ und ist mal wieder ein Garant für aufgestellte Nackenhaare. Die Regie für das Musikvideo führte das kanadische Wunderkind Xavier Dolan. Bevor ich viel zu viel rede bzw. schreibe, hier nun das Video:

Eigentlich sollte ich es so stehen lassen. Reicht ja auch für einen Tag. Aber ich möchte auf eine Cover-Version hinweisen. Chase Holfelder, den ich für seine Reihe „Major to Minor“ und dort vor allem für seine Version von Cindy Laupers „Girls just wanna have fun“ sehr verehre, hat sich innerhlab kürzester Zeit nach Erscheinen der Single mit seiner Version vor Adele verneigt. Wir neigen einfach mal mit:

H. P. Lovecraft in Braunschweig

Mein Bruder ist seit Jahren beim Filmfest in Braunschweig ehrenamtlich aktiv. In diesem Jahr engagiert er sich besonders mit der ersten deutschen Werkschau zu H.P. Lovecraft. Im Vorlauf des Filmfests wurde mein Bruder vom in Dresden ansässigen Deep Red Radio interviewt. Bevor ich jetzt hier Wort an Wort reihe, überlasse ich meinem Bruder das Wort:

Link
drrshow.wordpress.com
filmfest-braunschweig.de

60. Todestag von James Dean

Heute vor 60 Jahren starb James Dean bei einem Autounfall. Er war gerade 24 Jahre alt. Häufig folgt an dieser Stelle der Satz, dass er in nur drei Filmen gespielt hat und doch Weltruhm errang. Das stimmt nicht ganz so. James Dean hat in drei Hollywoodproduktionen für das Kino eine Hauptrolle gespielt. Nur einer davon, nämlich East of Eden, kam zu seinen Lebzeiten heraus. Ein Monat nach seinem tragischen Tod erschien Rebel Without a Cause. Bei dem letzten der drei Filme Giant musste der Dean-Intimus Nick Adams einige Szenen nachsynchronisieren.

Vor diesen drei Filmen hat James Dean in anderen Kinoproduktionen kleine Nebenrollen gespielt, ohne allerdings im Abspann erwähnt worden zu sein. Außerdem sind mir zwei Werbespots mit ihm bekannt. Einer dieser Spots wurde zwei Wochen vor seinem Tod aufgenommen und ist ein Aufruf des National Safety Council zu Vorsicht im Straßenverkehr. Des Weiteren ist James Dean in einigen TV-Produktionen mit dabei gewesen. Einige davon habe ich auch schon sehen können.

Ich trat mit 11, 12 Jahren in meine persönliche James-Dean-Phase. Ich habe ihn verehrt. Er war für mich die vollendete Kombination aus Rebellion, Coolness und Anmut. Die Phase habe ich dann gemeinsam mit meiner Pubertät überwunden. Aber ein James-Dean-Fan bin ich trotzdem noch. 1954 war James Dean am Broadway in einer Theateradaption des Immoralisten von André Gide auf der Bühne. Da hätte ich sehr gern im Publikum gesessen.

The Last Time I Saw Richard

Nachdem ich während meines Urlaubs nichts gepostet habe, muss ich ja einiges nachholen. Daher heute gleich der nächste Eintrag. In London habe ich mir einige DVDs gekauft. Eine davon ist eine Sammlung von Kurzfilmen verschiedener Autoren. Ein Film ist mir gleich aufgefallen, weil er den Titel eines Joni-Mitchell-Liedes nutzt: The Last Time I Saw Richard. Mit dem Lied hat der Film nur bedingt und mit viel Fantasie etwas zu tun. Aber er ist gut! Er ist beklemmend aber gut.

Ich kannte den australischen Filmemacher Nicholas Verso vorher nicht. Toby Wallace, der jüngere der beiden Schauspieler, hatte ich mal in einem schlechten Kinderfilm gesehen. Aber hier gefällt mir deutlich besser. Im Laufe des Jahres wird der Spielfilm Boys in the Trees von Nicholas Verso erscheinen. Die Hauptrolle hat auch wieder Toby Wallace übernommen. Ich bin gespannt. Nun aber erstmal The Last Time I Saw Richard.

Auch ein Besuch seiner Website lohnt sich: nicholasverso.com

Fünf Highlights aus London

Es war die letzten zwei Wochen still auf dieser Website; denn ich war in London. Über diese Millionenstadt lässt sich natürlich immer viel sagen und schreiben. Aber ich möchte jetzt nicht meinen gesamten Urlaub inklusive Hin- und Rückreise mit Auto und Fähre schildern. Der Linksverkehr auf der Insel ist auch kein bemerkenswert großen Problem: es fahren ja alle links; da macht man einfach mit. Das neue Paar Clarks im Herstellerland gekauft, die vielen DVDs zu Sonderpreisen, die ich hier nur als teure Importware bekomme, das Abendgetränk im Pub, die Refugees-Welcome-Party, auf der die britische Regierung aufgefordert wurde, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, und Deutschland als ein gutes Beispiel benannt wurde, das alles werde ich jetzt nicht weiter ausführen. Ich schreibe jetzt keinen Reisebericht.

Ich möchte aber doch eine Top-Five-Liste erstellen mit den Highlights meiner Reise. Die Reihenfolge ist rein zeitlich bestimmt. Eine Wertung untereinander traue ich mir noch nicht zu.

  1. Promenadenkonzert in der Royal Albert Hall
    Es ist schlicht das größte Klassische Musikfestival der Welt, was da von Juli bis September in der Royal Albert Hall stattfindet. Und ich war am 3. September mit dabei. Das BBC National Orchestra of Wales spielte unter der Leitung von Thomas Søndergård. Wir hörten Auszüge aus Aladin von Carl Nielsen und Mahlers Sinfonie Nummer 4 in G-Dur. Der Höhepunkt aber war für mich die Weltpremiere von Pan, einer Komposition des 1964 geborenen B. Tommy Andersson. Das Konzert wurde von der BBC übertragen und ist auf der Website noch immer zu hören: bbc.co.uk
    Genau heute findet übrigens der Abschluss der Promenadenkonzertsaison statt – die berühmt-berüchtigte Last Night of the Proms. Ab 21:45 Uhr überträgt der NDR das Ereignis live, wie auch in den letzten 34 Jahren schon. Zum letzten Mal wird der heutige Abend dem deutschen Zuschauer von Rolf Seelmann-Eggebert erklärt. Hier geht es zum ndr.de.
  2. Me and Earl and the Dying Girl
    Wir sind einfach so ins Kino gegangen. Das ist ja im Vergleich zu den Proms nicht unbedingt highlightverdächtig. Aber der Film hat mir in der Tat sehr gut gefallen und soll deshalb doch in diese Liste aufgenommen werden. Vielleicht hilft es ja, dass der junge Hauptdarsteller Thomas Mann (sic) heißt. Der Regisseur Alfonso Gomez-Rejon gewann in diesem Jahr beim Sundance Filmfestival den Großen Preis der Jury und den Publikumspreis.
    In die deutschen Kinos wird der Film unter dem Titel Ich und Earl und das Mädchen kommen. Aber auch in der Synchronfassung wird das Mädchen höchstwahrscheinlich sterben. Thomas Manns Synchronstimme ist auf jeden Fall zum Sterben. Ich empfehle, den Film im Original zu sehen. Der englische Trailer findet auf youtube.com
  3. BP Portrait Award 2015
    Die National Portrait Gallery ist sowieso einen Besuch wert. Schließlich hängt hier eines der bekanntesten Portraits, welches William Shakespeare zeigen soll. Und die berühmten Gemälde Hans Holbeins, der die gesamte Tudor-Familie malte und das Bild Henrys VIII. entscheidend prägte, sind hier ausgestellt.
    Im September – und daher immer in meiner London-Reisezeit – werden in einer Sonderausstellung die Bilder des von British Petrol finanzierten Portrait Award gezeigt. Ich bin in diesem Jahr nicht gerade der Meinung der Jury. Aber eine Ausstellung dieser Qualität mit freiem Eintritt gehört auf jeden Fall auf diese Liste: npg.org.uk
  4. Essen im Aqua Shard
    The Shard bei London Bridge ist mit fast 310 m das höchste Gebäude innerhalb der EU. Es wurde 2012 fertiggestellt. Im 31. Stockwerk ist das Restaurant Aqua Shard, das mit einem herrlichen Ausblick über ganz London wirbt. Schon als Kind war ich im Tower und an der Tower Bridge. Als Jugendlicher und junger Erwachsener bin ich bei meinen Besuchen nur noch am Tower vorbeigegangen, weil mir der Eintritt einfach zu hoch ist. Nun habe ich von oben auf den Tower hinuntergeblickt. Ich darf nicht so viel über den Ausblick schreiben. Sonst denkt man noch, ich wolle vom Essen ablenken. Das hat das Essen aber nicht verdient. Es war vorzüglich – and quite pricey. Aber es war der Geburtstag meiner Tante. Da kann man das schon einmal machen: aquashard.co.uk
  5. Billy Elliot the Musical
    Der Film Billy Elliot ist im Jahre 2000 nicht an mir vorbeigegangen und an Elton John auch nicht. Der hatte die Idee, dass die Geschichte um den Bergarbeitersohn, der im von M. Thatcher gebeugten England, nicht Boxer sondern Tänzer werden möchte, durchaus musicalfähig sei, und schrieb gemeinsam mit dem ursprünglichen Drehbuchautor Lee Hall das Musical, welches im Mai 2005 im Victoria Palace Theatre seine Premiere feierte und seitdem beinahe täglich aufgeführt wird.
    Die größten Hits waren wohl Merry Christmas, Maggie Thatcher und die Singleauskopplung Electricity. Elton Johns Version findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=AfWFZ3iL7NA. Liam Mower, den man im Video als den 12-jährigen Billy Elliot tanzen sieht, steht heute, zehn Jahre später natürlich nichtmehr auf der Bühne. Aber im ersten Jahr sah die Szene so aus: https://www.youtube.com/watch?v=zO0oa_hEx9g. Am letzten Dienstag stand der heute 12-jährige Nat Sweeney auf der Bühne. Ob für ihn Billy Elliot ein Sprungbrett sein wird, wie für andere, die sich mittlerweile auch bis zu Games of Thrones hochgedient haben, können wir wohl erst nach weiteren zehn Jahren beurteilen.
    Das Musical hat einen eigenen YouTube-Kanal: BillyElliotMusicalUK und eine eigene Website: billyelliotthemusical.com