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Der Zustand der Welt gespiegelt in 10 historischen Ereignissen

Heute vor 53 Jahren wurde Jimmy Wales geboren, der Vater von Wikipedia. Ich spreche gern von Wikipedia als dem größten friedlichen Menschheitsprojekt, das es je gab. Und bitte: such ein anderes Projekt von dieser Größe und diesem globalen, den Menschen dienenden Ansatz. Ihr werdet nichts Vergleichbares finden.

Ohne Wikipedia fiele es mir auch viel schwerer, meine geliebten Top-Five-Listen zu verfassen, für die ich meist Geburts- oder Todestage berühmter Persönlichkeiten aufstelle.  Nun also, zum Geburtstag des Wikipedia-Begründers eine doppelte Top-Five-Liste von geschichtlichen Ereignissen an einem 7. August (inkl. zweier weiterer Geburtstage), in der sich auch der gegenwärtige Zustand unserer Welt spiegelt:

  • 936 wird Otto I. der Große (912–973) im Aachener Münster zum König des Ostfränkischen Reiches gekrönt. 26 Jahre später ist er dann der erste römisch-deutsche Kaiser.
  • 1485 bricht zum ersten Mal eine bis heute nicht eindeutig zugeordnete Krankheit in England aus – die Schweißsucht oder der Englische Schweiß. In fünf Seuchenwellen rafft sie Tausende dahin, bis sie 1551 wieder verschwindet.
  • 1495 wird auf dem Reichstag zu Worms vom König und späteren Kaiser Maximilian I. der Ewige Landfriede verkündet. Damit waren Fehden und Kleinkriege zwischen den Häusern innerhalb des Reiches – zumindest offiziell – untersagt.
  • 1867 wurde Emil Nolde geboren. Der außerordentlich begabte Expressionist zählte nach dem Krieg als Opfer des Nationalsozialismus. Tatsächlich war er selbst glühender Anhänger dieser verbrecherischen Ideologie. Heute müssen wir nun darum ringen, ob man Werk und Künstler trennen kann oder nicht.
  • 1869 wird in Eisenach der Gründungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Vorläufer der SPD) eröffnet. Am zweiten Tag erfolgte dan der tatsächliche Gründungsakt. Mit dabei: August Bebel und Wilhelm Liebknecht, der wiederum am 7. August 1900 verstarb.
  • 1883 wurde Joachim Ringelnatz in Wurzen geboren. Bei diesem expressionistischen Dichter muss nichts von etwas anderem getrennt werden. Man sollte ihn viel häufiger lesen. Und deshalb folgt der Liste ein schönes Gedicht von ihm.
  • 1908 wird bei Arbeiten zur Donauuferbahn in Willendorf eine steinzeitliche Figurine entdeckt. Heute kann man die Venus von Willendorf im Naturhistorischen Museum in Wien bewundern. Auf Facebook kann man Bilder dieser 25.000 Jahre alten Darstellung praller Weiblichkeit nicht in jedem Fall veröffentichten. Es kam 2017 vor, dass sie als Pornografie eingeschätzt und zensiert wurde.
  • 1947 landete der norwegische experimentelle Archäologe Thor Heyerdahl mit seinem Floß Kon-Tiki auf dem Atoll Raroia. Er bewies damit praktisch, dass eine Besiedlung Polynesiens von Südamerika aus möglich war.
  • 1964 verabschiedete der US-amerikanische Kongress die Tonkin-Resolution. Diese ermächtigte den Präsidenten Lyndon B. Johnson zum Eintritt in den Krieg gegen Nord-Vietnam. 2005 veröffentlichte der NSA Dokumente, die bestätigen, dass der vorher an Johnson gemeldete Angriff gezielt vorgetäuscht worden war.
  • 2008 beginnt in der Nacht zum 8. August der Kaukasuskrieg zwischen Russland und Georgien. Seitdem sind die Regionen Südossetien und Abchasien Autonome Republiken auf georgischem Gebiet.

Nun Schluss damit! Und ein Liebesgedicht von Ringelnatz; wie versprochen.

Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei – verjährt –
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.

Ich habe dich so lieb.

Geburtstage von Menschen mit nur einem Vornamen

Heute ist der Geburtstag von Angela Merkel. Dazu auch von dieser Stelle herzliche Glückwünsche an die erste Frau und erste Ostdeutsche im Bundeskanzleramt! Die Glückwünsche muss sich Frau Merkel aber teilen mit dem zwei Jahre älteren David Hasselhoff, der nicht auch heute Geburtstag hat, sondern mit seinem Gesang die Berliner Mauer zum Einsturz brachte und somit Angela Merkels Aufstieg erst ermöglichte. Oder so lautet zumindest die Legende.

Ich möchte mich mit einer Top-Five-Liste auf andere Geburtstagskinder konzentrieren, nämlich Künstler, die man lediglich unter einem (Vor-)Namen kennt. Ich sortiere nach Alter.

  • Quino (*1932) – Der argentinische Cartoonist ist vor allem durch seine Mafalda bekannt. Die stellte er auch in den Dienst von UNICEF.
  • Milva (*1939) – Runde 80 wird die italienische Sängerin in diesem Jahr. Sie sang auf italienisch und deutsch: Hurra, wir leben noch!
  • Guru (1961–2010) – In den 90er Jahren setzte sein Projekt Jazzmatazz Maßstäbe in Sachen Hip-Hop und Jazz. Er starb an Krebs.
  • Ivan (*1962) – Ein spanischer Popsänger, den ich normalerweise nicht auf dem Schirm hätte. Aus Ralph Siegels Dschingis Khan machte er Sin Amor.
  • Darude (*1975) – Der finnische DJ produzierte eine ganze Reihe von Nummer-1-Hits. Beim ESC 2019 schied er mit Look Away im Halbfinale auf dem letzten Platz aus.

Fünf Musiker-Geburtstage

Den ganzen Tag überlege ich, wie ich den heutigen Namenstag des Hl. Thomas Morus (1478–1535) mit den Geburtstagen des Bankräubers John Dillinger (1903–1934), dem Computerpionier Konrad Zuse (1910–1995), dem großartigen Regisseur Billy Wilder (1906–2002) und dem Schriftsteller Erich Maria Remarque (1898–1970) zusammenbringe. Doch jetzt gegen Abend mit einem Glas Weißwein steht mir der Sinn nach leichterer Unterhaltung. Deshalb gibt es jetzt eine Top-Five-Liste von modernen Musikern, die heute auch ihren Geburtstag feiern. Und diesmal leben alle Geburtstagskinder noch.

  • Kris Kristofferson (*1936) – Er war einer der Highwaymen, einer Country-Super-Group mit Johnny Cash, Emil Jennings und Willie Nelson. Aber am bekanntesten ist wohl sein Song Me and Bobby McGee. Es war die letzte Aufnahme von Janis Joplin.
  • Cyndi Lauper (*1953) – Manche sehen in ihr das Vorbild für Madonna. ICh liebe vor allem drei Songs von ihr: True Colors, Time After Time und natürlich Girls Just Want to Have Fun. Diese Lieder haben meine ersten Teenager-Parties begleitet.
  • Jimmy Somerville (*1961) – Vor allem Smalltown Boy von seiner Band Bronski Beat habe ich noch im Ohr. Vor etwa 15 Jahren habe ich ihn im Werk II nicht nur gesehen, sondern auch Backstage mit ihm gesprochen.
  • Andreas „Campino“ Frege (*1962) – Um ehrlich zu sein; die Toten Hosen haben mich eigentlich nie interessiert. Sie waren natürlich irgendwie immer da. Aber für mich nur Hintergrundmusik. Die politischen Äußerungen Campinos aus den letzten Jahren haben ihn mir allerdings näher gebracht.
  • Michael Wendler (*1972) – Er ist Vertreter einer Popkultur, die mir egaler kaum sein kann. Aber er hat nunmal heute Geburtstag und ich brauchte einen Fünften für meine Top-Five-Liste 😉

Herzlichen Glückwunsch allen musikalischen Geburtstagskindern!

Vom Personen- zum Markennamen

Heute ist der Geburts- bzw. Todestag von Menschen, die ihren Namen im herkömmlichen Sinne unsterblich gemacht haben. Das schreit nach einer Top-Five-Liste (in zeitlicher Reihenfolge):

  • Carl Joseph Meyer (09.05.1796–27.06.1856) – Er gründete das Bibliographische Institut, zu dem heute auch der Duden-Verlag gehört. Meyers Konversations-Lexikon war jahrzehntelang die größte Konkurrenz zur Brockhaus Enzyklopädie.
  • August Friedrich Pauly (09.05.1796–02.05.1845) – Für Altphilologen und Historiker ist Der Kleine Pauly, die Kurzfassung der Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, immer noch ein Standardwerk.
  • Adam Opel (09.05.1837–08.09.1895) – Das heute etwas glücklose Auto trägt den Namen des Rüsselsheimers, der sich so schöne auf Popel reimt.
  • Apollonia Margarete Steiff (24.07.1847–09.05.1909) – Durch Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt, beschäftigte sie sich mit der Nähmaschine und gründete schließlich das Unternehmen, dem die Erfindung des Teddybären zugesprochen wird.
  • Vidal Sassoon (17.01.1928–09.05.2012) – Ich wusste bis dato nicht, dass dies der Name eines Menschen ist. Aber mit Friseuren und Haarpflegeprodukten kenne ich mich eben auch nicht so aus. Sein Leben lässt sich als Traum vom armen Haarwäscher zum Millionär beschreiben.

Zehn musikalische Geburtstage

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen Musik in der Luft liegt. Nicht des aktuellen Wetters wegen. Das ist ja eher untypisch für einen Mai des 21. Jahrhunderts. Aber ich habe seit langer Zeit wieder mal ein Lied geschrieben, bzw. ein bestehendes Lied in die deutsche Spreche herüber gerettet. Ich denke, am nächsten Montag werde ich es in der VILLA zuur OpenStage spielen.

Heute ist außerdem einer dieser Tage, der unserer Welt bedeutende Musiker geschenkt hat. Deshalb eine meiner geliebten Top-Five-Listen von Musikern, die heute Geburtstag feiern (in zeitlicher Reihenfolge), die ich auf Grund der besonderen Häufung auf eine Top-Ten-Liste erweitere:

  • Bing Crosby (1903–1977) – Er lieh White Christmas von Irving Berlin seine Stimme. Gemeinsam sind sie unsterblich und zur Zeit auf Platz zwei der größten Verkaufserfolge aller Zeiten (nach Candle in the Wind).
  • Colorado Pete (1909–1969) – Er war einer der Singin‘ Cowboys der 30er und 40er Jahre. Er war vor allem ein Radio-Phänomen. KMBC 980 Kansas City – Brush Creek Follies ist teilweise bei YouTube zu finden und tatsächlich höhrenswert.
  • Pete Seeger (1919–2014) – Der linke Umweltaktivist war über Jahrzehnte das Epizentrum der US-amerikanischen Folk-Szene. Sein Erbe sind unvergessliche Songs wie: Where Have All the Flowers Gone, We Shall Overcome und If I Had a Hammer.
  • Dave Dudley (1928–2003) – Er machte den Cowboy der Country-Musik zum Fernfahrer. Ich liebe sein Lied Six Days on the Road. In Deutschland haben Truck Stop ihm einen Song verehrt: Ich möcht‘ so gern Dave Dudley hörn.
  • James Brown (1933–2006) – Beim Godfather of Soul fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Daher nur ein paar Songtitel, die für sich sprechen: I Got You (I Feel Good), It’s a Man’s Man’s Man’s World, Sexmachine, Living in America.
  • Georges Moustaki (1934–2013) – Édith Piaf, Dalida und Yves Montand sangen seine Lieder. Er komponierte und textete. Von ihm stammt beispielsweise der Text des großartigen Milord.
  • John Primer (*1946) – Er hat in den Bands von Willie Dixon und Muddy Waters gespielt. Aber auch als Frontmann macht er eine gute Figur. Ach, es gibt so viele Musiker, die man einfach nicht genug würdigt. Und die Zeit ist so begrenzt.
  • Mary Hopkin (*1950) – Mit 18 Jahren sang sie ihren Hit Those Were the Days, den man bis heute kennt. Zwei Jahre später brachte sie mit Knock Knock Who’s There dem Vereinten Königreich beim Grand Prix (jetzt ESC) einen respektablen zweiten Platz.
  • Rea Garvey (*1973) – Man kennt den gebürtigen Iren wohl vor allem als Frontmann der Band Reamonn und als Coach bei The Voice of Germany.
  • Sidney Royel Selby III (*1997) – Unter dem Namen Desiigner brachte er den Rap-Song Panda heraus, der von Billboard auf Platz 24 der 100 wichtigsten Songs 2016 gelistet wird. Mich verstört das Video ein wenig. Aber Kanye West hat den Song bereits versampelt.

Sie passt nicht direkt in diese Liste. Aber ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass heute vor 128 Jahren die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt geboren wurde. Ihre Säk’schen Glassigger zeugen von einer hohen Musikalität der Leipzigerin. Herzlichen Glückwunsch!

Geburtstag von fünf Autorinnen

Heute ist der Geburtstag des britischen Schriftstellers Nick Hornby. Sein bekanntestes Buch ist wohl About a Boy (1998), das mittlerweile sowohl im Kino (2002) als auch in einer TV-Serie (2014/15) weitere Rezipienten fand. Den Titel entlieh Hornby, so heißt es, dem Nirvana-Lied About a Girl. Da ist es nur gerecht, wenn wir neben Hornby eine Top-Five-Liste weiblicher Autoren erstellen, die heute ebenfalls Geburtstag haben (in zeitlicher Reihenfolge).

  • Eliza Acton (1799–1859) – Acton blieb unverheiratet, lebte mit ihrer Mutter und schrieb romantische Gedichte. In die Geschichte eingegangen ist sie aber mit ihrem Kochbuch Modern Cookery for Private Families von 1845.
  • Ida Boy-Ed (1852–1928) – Mit 17 Jahren verheiratet, verließ sie acht Jahre später ihren Mann und schrieb Romane, Erzählungen sowie journalistische Beiträge. In Lübeck unterhielt sie einen Salon und gehörte zu den frühen Förderern von Thomas Mann und Wilhelm Furtwängler. Sie ist auf dem Beitragsbild zu sehen.
  • Tania Blixen (1885–1962) – Sie stammt aus Dänemark und ist eine weitere selbstbestimmte Frau, die sich durch Scheidung ihres Lebemanns entledigte. Man kennt sie heute vor allem als afrikanische Farmerin. Afrika – dunkel lockende Welt von 1937 gibt Auskunft über diese Zeit. 1985 wurde sie mit Meryl Streep als Blixen preisgekrönt unter dem Titel Jenseits von Afrika verfilmt.
  • Helen Meier (*1929) – Ich kenne ihre Werke nicht. Aber die ausgebildete Grundschullehrerin beschäftigt sich in ihren Büchern mit den drei Themen: Altern, gescheiterte Lebensläufe und unerfüllte Liebe.
  • Joanna Murray-Smith (*1962) – Sie zählt heute zu den bedeutendsten Autorinnen Australiens. Ihre Bühnenstücke werden auch am Broadway gezeigt, u.a. 1998 mit Meryl Streep im Stück Honour, in dem es um Ehebruch geht.

Der Frühling und die Literatur

Neben der Liebe ist wohl der Frühling der größte Antrieb in der schöngeistigen Literatur. nicht umsonst werden alle drei in einem Atemzug genannt – mal zart gehaucht und mal ungestüm herausgeschrien.  Und die Buchmesse in Leipzig findet ebenfalls in jedem Jahr erneut in Frühlingsnähe statt.

Wann genau Frühling ist, habe ich schon einmal vor einigen Jahren in einem Beitrag untersucht. In diesem Jahr ist für mich der 20. März ein wichtiger Frühlingsanfang. Seit fast 1000 Jahren beginnt mit diesem Tag, dem Nouruz-Fest, im persisch-afghanischen Kulturkreis das neue Jahr. Im Iran isst man dazu ein Mal, das aus sieben Speisen bereitet wird, die alle mit S beginnen:

  1. Sabze – Grünes, also Weizen-, Gersten- oder Linsensprossen
  2. Samanou Malz aus Weizen
  3. Sir – Knoblauch
  4. Sendsched – Mehlbeere der Schmalblättrigen Ölweide
  5. Serkeh – Essig
  6. Somagh – Gewürzsumach
  7. Sib – Apfel

Der Frühling ist eine Zeit des Anfangs. In Leipzig gibt es eine besonders lange Tradition, die im Frühling ihren Anfang nahm. Der Thomanerchor kann eine Gründungsurkunde vorweisen, die auf den 20. März 1212 datiert ist und von Kaiser Otto IV. unterzeichnet.

Wer es weniger klassisch mag. Heute ist der 50. Hochzeitstag von John Lennon und Yoko Ono. Die Goldene Hochzeit blieb ihnen verwehrt. Am 8. Dezember 1980 fiel John Lennon einem geisteskranken Fan zum Opfer.

Nun, ich habe den Eintrag mit der Literatur begonnen. Deshalb möchte ich hier mit einer Top-Five-Liste von Literaten enden, die am 20. März Geburtstag feiern (in zeitlicher Reihenfolge):

  • Ovid (43 v.Chr. – 17 n.Chr.) – Einer der größten römischen Dichter. Liebeslyrik, Sagenstoffe und Klagelieder schrieb der Zeitgenosse Jesu.
  • Friedrich Hölderlin (1770–1843) – Ein Romantiker, ein Klassiker, der doch so anders ist als die Weimarer Klassiker. Selbst in seiner „Umnachtung“ noch genialisch.
  • Henrik Ibsen (1828–1906) – Berühmt ist vor allem der Peer Gynt, auch weil Edvard Grieg dazu so ungeheuer schöne und markante Musik geschrieben hat.
  • Christoph Ransmayr (*1954) – Von diesem studierten Philosophen und Ethnologen habe ich Die letzte Welt gelesen, als Abiturient. Er hängt sehr am Werk Ovids. Ob das wirklich nur ein Zufall ist?
  • Jens Petersen (*1976) – Ich muss gestehen, ich kenne diesen Arzt und Schriftsteller nicht. Aber er kann nicht so richtig schlecht sein; 2009 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Flagge zeigen!

Heute hat die deutsche Flagge Geburtstag, bzw. einen ihrer vielen Geburtstage. Denn die Farben Schwarz-Rot-Gold sind nicht nur älter als die Bundesrepublik und die Weimarer Republik, sondern sogar ein wenig älter als der Deutsche Bund von 1815. Denn davor kommen noch die Burschenschaft und das Lützowsche Freikorps der Befreiungskriege. Aber heute ist ein besonders rundes Jubiläum. Vor 100 Jahren beschloss der Staatenausschuss die Farben der deutschen Nationalflagge. Der Staatenausschuss war die Ländervertretung zur Zeit der Weimarer Nationalversammlung, quasi der Bundesrat der Übergangsphase.

Heute wissen wir, wie tragisch und brutal die Weimarer Republik endete. Doch das besudelt nicht die Farben Schwarz-Rot-Gold, die – nebenbei bemerkt – die Regeln der klassischen, aristokratischen Heraldik brechen. Bezeichnend ist nämlich, dass die Nationalsozialisten die Farben wieder abschafften. Statt der selbstbewussten bürgerlich-freiheitlichen Flagge wehte überall das heraldikkonforme Hakenkreuzbanner.


Für eine andere Entwicklung in Richtung Freiheit ist dieser Tag auch besonders wichtig. Die LGBT-Bewegung, deren Fortschritt ebenfalls am Wehen einer bestimmten Flagge abgelesen werden kann, kann heute bedeutender Ereignisse und Geburtstag gedenken. Ich liste sie in zeitlicher Reihenfolge auf:

  • 1895 – John Sholto Douglas, 9. Marquess of Queensberry lässt in seinem Club einen Brief übergeben für Oscar Wilde, den posierenden Sodomiten. Douglas ist der Vater von Alfred Douglas, dem Geliebten Oscar Wildes. Die quasi-öffentliche Betitelung als Sodomiten zwingt Wilde zu Verleumdungsklage. Diese wiederum führt zu Wildes strafrechtlicher Verurteilung wegen Homosexualität.
  • 1932 – Andreas Meyer-Hanno wird geboren. Der u. a. mit einem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Opernregisseur ist einer der wichtigsten Schwulenaktivisten der Bundesrepublik. Er setzte sich ein für das Mahnmal Homosexuellenverfolgung in Frankfurt a.M. auf dem dafür umbenannten Klaus-Mann-Platz. Es war das erste bundesdeutsche Denkmal für schwulen und lesbischen Opfer des NS-Regimes.
  • 1933 – Yoko Ono wird geboren. Sie ist nicht nur eine fantastische Künstlerin und die große Liebe von John Lennon; sie ist eine Menschenrechtsaktivistin, eine Kämpferin für den Frieden und die Gleichstellung von Homosexuellen. In der Komödie Jeffrey (1995) wird der schwule Innenarchitekt Sterling (Patrick Stewart) nach seiner größten erotischen Phantasie gefragt. Seine Antwort: einen Tee trinken mit Yoko Ono, um ihre Inneneinrichtung zu sehen.
  • 1937 – Der Reichsführer SS Heinrich Himmler hält in Bad Tölz eine Geheimrede vor den SS-Gruppenführern. In dieser Rede bezeichnet er Homosexualität als ein anormales Leben. Nach der relativen Zurückhaltung während der Olympischen Sommerspiele 1936 bedeutet dieses Rede die Rückkehr bzw. Ausweitung der Verfolgung von Homosexuellen.
  • 2006 – Die lesbische Polizistin Laurel Hester stirbt. Sie setzte sich erfolgreich dafür ein, dass ihre Partnerin nach ihrem krankheitsbedingt frühen Tod Anspruch auf Pensionszahlungen erhält, wie es bei heterosexuellen Paaren üblich ist. Julianne Moore spielt Hester im Film Freeheld (2015).

Geburtstage der Wanderer zwischen den Welten

Es gibt diese berühmten Persönlichkeiten, bei deren Zuordnung man Probleme hat. Nennt man beispielsweise im Deutschen Reich geborene Menschen jüdischer Abstammung, die in die USA flohen und dort zu Ruhm und Ehren kamen, Deutsche, Juden oder Amerikaner? Es kommt wohl ganz auf den Einzelfall an. Schriftsteller im Exil blieben meist Deutsche, unabhängig der Staatsbürgerschaft. Naturwissenschaftler verbinden wir dann wohl eher mit ihrer konkreten Wirkungsstätte.

Auch in anderen Fällen kann die individuelle Biographie von historischen Umwälzungen gekreuzt werden. Dann finden wir die Persönlichkeit plötzlich auf zwei Seiten wieder. Heute gibt es eine Top-Five-Liste von Geburtstagskindern, die sich auf unterschiedlichen Feldern aber immer auch zwischen den Welten bewegten.

  • Bāyezīd II. (1447–1512) – Als Sultan des Osmanisches Reiches nahm er die aus Spanien vertriebenen Juden auf. Er soll dazu gesagt haben: Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen.
  • Nikolaus von Amsdorf (1483–1565) – Er war 1542 in Naumburg der erst lutherische Bischof, der in Deutschland eingesetzt wurde. Sein katholischer Konkurrent und Nachfolger Julius von Pflug war dann bereits der letzte Bischof in Naumburg überhaupt. In der Rechtfertigungslehre vertrat er pointiert die extreme Position: gute Werke sind schädlich zur Seligkeit.
  • Joseph Conrad (1857–1924) – Als Sohn polnischer Adeliger im russischen Reich in Berdytschiw geboren, das heute in der Ukraine liegt. Erst in seinen Zwanzigern lernte er Englisch. Heute gilt er als einer der wichtigsten englischsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Zum Thema Sprache wusste er auch: Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses übriggeblieben ist.
  • Anna Freud (1895–1982) – Sie ist mit dem berühmten Namen zuallererst als Tochter Sigmund Freuds bekannt. Doch ihre eigenen Beiträge gerade zur Kinderpsychoanalyse sind bemerkenswert. Ein schöner Spruch von ihr für jedes Poesie-Album lautet: Wie wunderbar ist es, dass niemand auch nur einen Moment warten muss, bevor er anfängt, die Welt zu verbessern.
  • Katarina Witt (*1965) – In den 80er Jahren war sie die Eiskunstläuferin der DDR schlechthin. Olympia- und Weltmeistertitel häuften sich bis 1988. 1994 trat sie erneut an, diesmal für das wiedervereinigte Deutschland. Sie belegte einen respektablen 7. Platz bei Olympia und wurde deutscher Vizemeister. Hier kommt kein Zitat aber ein bemerkenswerter Fun Fact: Der Playboy von 1998 mit Aktbildern von Katarina Witt ist nach dem mit Marilyn Monroe erst die zweite Ausgabe, die weltweit ausverkauft war.

75 Jahre Joni Mitchell

Heute ist Joni Mitchell 75 Jahre alt. Sie ist für mich eine Wichtige Kraftquelle und Inspiration. Ihre Musik und ihre Texte bedeuten mir seit Jahrzehnten unglaublich viel. Und die Tatsache, dass sie viele ihrer Plattencover selbst gestaltet hat, dient mir auch innerlich als Rechtfertigung für das eigene Komplettpaket.

Eigentlich sollte ich einen langen Aufsatz schreiben über bestimmte Alben und die Songs darauf, die verwendeten Instrumente, die Liebschaften, die Künstler, die von Joni Mitchell beeinflusst wurden usw. usf. Aber ich beschränke mich auf eine Top-Five-Liste – nicht meiner Lieblingssongs von ihr, sondern – von Cover-Versionen anderer Künstler:

  • Carey – mit halbem Tempo live von Cindy Lauper; sehr hypnotisch!
  • Big Yellow Taxi – von Bob Dylan in einer seiner schlimmeren Phasen, aber so habe ich das Lied eben kennengelernt.
  • Got ′til it′s gone – eigentlich ein eigenständiges Lied von Janet Jackson; aber mit wichtigem Hook-Line-Sample aus Big Yello Taxi; auch im Video kann man Joni Mitchell entdecken.
  • A Case of You – von Prince am Klavier gerade erst postum veröffentlicht.
  • Both Sides NowCleo Laine machte aus dem Folksong eine klassische Nummer; Joni Mitchell selbst kopierte später diesen Stil.

Und zum Abschluss ein mittlerweile 5 Jahre altes Interview mit ihr: