Frieden ist nicht alles,
aber alles ist ohne den Frieden nichts.
Frieden ist nicht alles,
aber alles ist ohne den Frieden nichts.
Die Nachrichten der letzten Tage sind schwer zu ertragen. Afghanistan wird von den Taliban quasi überrannt. Die Internationalen Truppen sind fast vollständig abgezogen, während sich die Islamisten der Unterstützung aus dem benachbarten Pakistan sicher sein können. Das durch Korruption geschwächte noch junge Staatswesen hat den Taliban nichts entgegenzusetzen.
Heute habe ich ein kurzes Gedicht geschrieben, das ich mit Gebet für Afghanistan überschrieben habe. Es ist vielleicht nicht ganz fein geschliffen, aber es muss nun heraus:
Ich sende bange Worte stündlich himmelan:
Gib Frieden, Herr, gib Frieden in Afghanistan!Lass deine Liebe herrschen und Barmherzigkeit
Und nicht brutale Selbstgerechtigkeit der Taliban!Lass dieses Land umgeben stets von Freunden sein
Und nicht verdeckt besetzt, gelenkt aus Pakistan!Lass uns nicht denken, dieses Leid sei fern von uns!
Befreie uns vielmehr von diesem arroganten Wahn!Nur du allein schaffst, was der Mensch nicht kann.
Gib Frieden, Herr, gib Frieden für Afghanistan!
Adrianopel ist eine Stadt mit großer Geschichte. Als Uskodama gegründet, wurde sie im 2. Jahrhundert vom römischen Kaiser Hadrian umgebaut und nach ihm benannt. 378 erlitten die Römer ihre große Niederlage gegen die Gothen bei Adrianopel, was als ein Wendepunkt der Geschichte des Römischen Reiches gilt. Kreuzzügler, die aufgebrochen waren, die Heiligen Stätten von den sogenannten Ungläubigen zu befreien, plünderten mehrfach Adrianopel. Ab 1365 diente die Stadt als Residenz der türkischen Sultane. In den Balkankriegen des 20. Jahrhunderts wechselte die Stadt, die mittlerweile Edirne genannt wurde, mehrfach den Besitzer. Sie gehörte mal zu Bulgarien, mal Griechenland und schließlich wieder zur Türkei. Heute ist sie Hauptstadt der türkischen Provinz, die aus der Türkei auch ein kontinental-europäisches Land macht.
Vor genau 450 Jahren wurde in Edirne dieser Tage der Frieden von Adrianopel zwischen dem Heiligen Römischen Reich und dem Osmanischen Reich geschlossen, der mit seinen drei vertraglichen Verlängerungen eine 25 Jahre währende Friedensphase auf dem Balkan einläutete. Rückwirkend bedeutete dieser Frieden wohl eher einen verlängerten Waffenstillstand, der zum Sammeln neuer Kräfte und nicht zum friedlichen kulturellen Austausch genutzt wurde. Aber immerhin! Wenn die Zivilbevölkerung 25 Jahre nicht unter einem Krieg zu leiden hat, ist das ein Erfolg. 25 Jahre sind fast eine Generation.
Seit 2005 ist eine Städtepartnerschaft zwischen dem türkischen Edirne und dem deutschen Lörrach gewachsen. Beide Städte verbindet, dass sie in einem Dreiländereck liegen. Dabei herrschen derzeit zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz deutlich weniger Spannungen als zwischen der Türkei, Bulgarien und Griechenland. Und nicht an allen Problemen ist die Türkei schuld.
Gestern wurde der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel aus türkischer Untersuchungshaft entlassen. Er kehrte zurück nach Deutschland, wo er bei der WeltN24-Gruppe unter Vertrag steht. Mit ihm wurde eine symbolhaft aufgeladene Figur entlassen. Weitere Journalisten und andere Menschen sitzen noch in türkischen Gefängnissen. Vielen Deutschen ist der von Recep Tayyip Erdoğan geleitete Staat am Bosporus unheimlich geworden. Das Unverständnis gegenüber den türkischen Verhältnissen führt oft zu einer Gleichsetzung mit dem Islam. Alles, was uns Deutschen an der Türkei fremd und falsch erscheint, ist dann auch gleich ein Fehler des Islam, der so etwas überhaupt möglich gemacht hätte. [Ich werte heute nicht. Meine Kraft reicht heute nur aus, um zu benennen.]
Heute berichtet der NDR, dass die Landtagsfraktion der AfD in Mecklenburg-Vorpommern mit Pegida zusammenarbeiten möchte. Gegen die vermeintliche Islamisierung Deutschlands zu kämpfen, sei ein gemeinsame Aufgabe. [Auch hier werde ich heute nur melden und nicht kommentieren.]
Heute hat Bülent Arslan Geburtstag. Er ist ein CDU-Politiker aus Nordrhein-Westfalen, der 1975 in der Türkei geboren wurde. 1976 zog der Einjährige mit seinen Eltern nach Deutschland. Mit 22 Jahren wurde Arslan deutscher Staatsbürger. Er arbeitet als Unternehmensberater, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Arslan ist Muslim und sieht in seiner Mitgliedschaft zu einer Partei mit einem C im Namen kein Problem. Die Werte der Partei seien dem Christentum entnommen, die Politik der Partei aber Christen wie für Nicht-Christen gemacht. 2004 sagte Arslan der Deutschen Welle gegenüber:
Und wenn man sich die Werte ansieht, die im CDU-Grundsatzprogramm enthalten sind, dann sind das alles Werte, die man als aufgeklärter Muslim auch im Islam wieder finden kann: Gerechtigkeit, Freiheit, die Bedeutung der Familie beispielsweise, und ich denke, dass ich da nicht zu einer Ausnahme in Deutschland gehöre. Umfragen zeigen, dass rund 50 bis 60 Prozent der in Deutschland lebenden Türken konservativ eingestellt sind, also religiöse, wertgebundene Menschen sind. Das ist meiner Meinung auch ein Potential für die CDU.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Bülent Arslan!
Quelle
http://de.qantara.de/inhalt/bulent-arslan-als-muslim-in-der-cdu
Nach einem Ausflug in das Lager der CDU müsste ich eigentlich, um im Gleichgewicht zu bleiben, noch ein paar Zeilen zu Erich Zeigner verlieren, einer historischen Größe der SPD und erstem Bürgermeister im Leipzig der Nachkriegszeit, dessen Geburtstag heute ebenfalls ist. Doch den hier einfach nur anzuhängen, wird ihm auch nicht gerecht. Daher muss die einfache Erwähnung reichen.
Aber einen Todestag möchte ich noch ins Spiel bringen. Am 17. Februar 440 starb Mesrop Maschtoz bzw. Մեսրոպ Մաշտոց. Der Heilige ist der Entwickler eben dieses armenischen Alphabets zu Beginn des fünften Jahrhunderts. In Armenien trägt seit 1993 der Staatsorden seinen Namen. Ich muss gestehen, ich würde mich bis heute nicht um das armenische Alphabet und dessen heiligen Entwickler kümmern, wenn ich nicht vor zwei Jahren einen Flüchtling kennengelernt hätte, der einer armenisch-christlichen Minderheit aus Syrien angehört.
Dieser war so freundlich, mein Buch Wenn du nicht da bist … ins West-Armenische zu übersetzen. Wie alle anderen Ausgaben ist es bei epubli.de erschienen und kostet 7,95 EUR; es kann aber auch über den Buchhandel unter der ISBN 978-3-7450-6436-0 erworben werden.
Gestern bekam die Initiative ICAN – International Campaign to Abolish Nuclear Weapons den Friedensnobelpreis für 2017 zuerkannt, für „ihre Arbeit, Aufmerksamkeit auf die katastrophalen humanitären Konsequenzen von Atomwaffen zu lenken“. Vor zehn Jahren wurde sie in Wien gegründet, bei der Konferenz des Atomwaffensperrvertrags. Noch zwei Jahre früher aber dafür genau am heutigen Tag, also am 7. Oktober 2005, erhielt die 1957 gegründete IAEO – Internationale Atomenergie-Organisation in Wien gemeinsam mit ihrem damaligen Generaldirektor Mohammed el-Baradei den Friedensnobelpreis „für ihren Einsatz gegen den militärischen Missbrauch von Atomenergie sowie für die sichere Nutzung der Atomenergie für zivile Zwecke“. Die USA und Nordkorea zeigen uns in den letzten Wochen, dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist, dass nach der ersten in einem Konflikt abgeworfenen Atombombe über Hiroshima, die über Nagasaki nicht die letzte ihrer Art sein könnte.
Morgen ist der 25. Todestag von Willy Brandt. Auch er ist Träger des Friedensnobelpreises. Sein Verdienst ist die Versöhnung nach den Naziverbrechen und die langsame Wiederannäherung zwischen Ost und West. Dazu nutzte er die Politik der kleinen Schritte – und die große Geste des Warschauer Kniefalls.
Das ist wohl Grund genug für eine Top-Five-Liste von Nobelpreisträgern, die am 7. Oktober geboren oder gestorben sind. So allgemein muss ich es formulieren, um auf fünf Personen zu kommen.
Der 7. Oktober ist aber nicht nur ein guter, ein nobler, ein friedlicher Tag. Der 7. Oktober ist auch in die Geschichte der LGBT-Bewegung eingebrannt. Am frühen Morgen des 7. Oktober 1998 wurde der damals 21-jährige Matthew Wayne Shepard von zwei Männern in der kleinen Universitätsstadt Laramie im Bundesstaat Wyoming ausgeraubt, geschlagen, misshandelt und an einen Zaun gefesselt. Der Radfahrer, der ihn entdeckte, hielt Shepard zuerst für eine Vogelscheuche. Am 12. Oktober 1998 verstarb Shepard im Krankenhaus. Er war nicht mehr aus dem Koma erwacht.
Die beiden Täter wurden nach Intervention von Shepards Eltern nicht zum Tode verurteilt. Sie sitzen je zweimal lebenslänglich ab. Nach diesem Mord wurden die Gesetze in den USA für hate crimes (Hassverbrechen) verschärft. Matthew Shepard wurde postum zu einer Galionsfigur der LGBT-Bewegung. Shepards Eltern gründeten die Matthew Shepard Foundation.
Die Westboro Baptist Church nahm die Gerichtsverhandlung und die Beerdigung zum Anlass, gegen die Rechte Homosexueller zu demonstrieren. Auf ihren Schildern standen Sätze wie „God hates Fags“ und „Matt in Hell“. Sie Beziehen sich auf ein krudes Verständnis alt-testamentarischer Textstellen.
Bereits im November 1998 ging das New York City Tectonic Theater Project nach Laramie. Aus den Ortsbesichtigungen und Interviews ging das Laramie Project hervor. 2001 wurde es verfilmt mit Schauspieler wie Peter Fonda, Joshua Jackson, Christina Ricci, Laura Linney, Clea DuVall, Ben Foster und Steve Buscemi.
Auch im Bereich der Rock- und Pop-Musik fand der Mord an Matthew Shepard seinen Niederschlag. Hier muss ich die Regel der Top-Five-Liste gleich erweitern zu einer Top-Twelve-Liste der Songs, die von Matthew Shepard handeln oder ihm gewidmet sind. Auch diese Liste bleibt immer noch sehr unvollständig.
Aber das schönste Lied (und deshalb außerhalb der Top-Twelve-Liste) stammt vom kanadischen Singer-Songwriter Ron Sexsmith. Es heißt God Loves Everyone und findet sich auf seinem Album Cobblestone Runway aus dem Jahr 2002. Hier ein Video von YouTube:
Und noch eine Version:
Links
http://www.tectonictheaterproject.org/
http://www.matthewshepard.org/
Seit einer Woche ist Ramadan, der islamische Fastenmonat, der uns christlichen oder auch atheistischen Europäern abwechselnd Kopfschütteln und eine sportliche Anerkennung abnötigt. Aber das soll jetzt hier nicht behandelt werden. Jeden Abend nach Sonnenuntergang ist Iftar, das Fastenbrechen, das je nach Neigung ein festähnliches Essen mit der gesamten Nachbarschaft, ein Festmahl mit der versammelten Großfamilie oder – moderner – ein Fernsehabend mit bereitgestellten Snacks sein kann. Für die letztgenannte Möglichkeit produzieren große Unternehmen eigens einen Ramadan-Werbespot. Wir kennen das auch, von der Advents- und Weihnachtszeit sowie vor dem Osterfest.
Der arabische Telekommunikationsanbieter Zain hat in diesem Jahr etwas Besonderes gewagt. Er zeigt einen Selbstmordattentäter in Vorbereitung, der allerdings von der friedliebenden Bevölkerung gestellt, mit der Unvereinbarkeit seines Handels mit der islamischen Friedensbotschaft konfrontiert und schließlich wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wird. Der Sänger des den gesamten Spot untermalenden Liedes ist der preisgekrönte Hussain Al Jassmi. Im Werbespot treten auch Menschen auf, die von Attentaten der jüngsten Vergangenheit betroffen waren. Ihre Namen sind eingeblendet.
Selbstverständlich kann man nun unterschiedlicher Meinung sein, wie sich das Leid von Anschlagsopfern und Hinterbliebenen mit dem Kommerz eines Telekommunikationsanbieters verträgt. Aber ich möchte heute das Augenmerk auf einen anderen Punkt lenken. In Europa wünschen wir uns immer wieder Zeichen der Ablehnung gegenüber islamistischen Terror – auch und gerade von Akteuren innerhalb der muslimischen Welt.
Diese Werbung zum Ramadan ist eine deutliche Botschaft für den Frieden und die Liebe. Sie verdeutlicht, dass Attentate nicht im Sinne Gottes sind. Sie schürt keinen Hass und will jedem Menschen, auch moralisch Verwirrten und Fehlgeleiteten, einen Platz in der Gesellschaft geben. Mich berührt diese Werbung. Das möchte ich zum heutigen Freitagabend so stehen lassen.
Und meinen muslimischen Freunden wünsche ich weiterhin: Ramadan Mubarak! – !رمضان المبارك
Der 9. Oktober ist mal wieder so ein Tag, an dem man nicht weiß, worauf man sich konzentrieren soll. In Leipzig wird mit dem Lichtfest dem eigentlichen Scheitelpunkt der Friedlichen Revolution von 1989 gedacht. Die katholische Kirche ehrt gemeinsam mit den orthodoxen Kirchen heute den Stammvater der drei großen Buchreligionen Abraham. Schon diese zwei Punkte reichten aus, um mich nach langer Schreibabstinenz wieder richtig auszutoben.
In der westlichen Populärkultur verwurzelt, möchte ich diesen Eintrag aber vor allem John Lennon widmen. Heute vor 76 Jahren wurde er in Liverpool geboren. 40 Jahre später, am 8. Dezember 1980, wurde er in New York erschossen. Seine Lebensleistung ist bis heute unbestritten. Ich bin bereits 3 Jahre älter als John Lennon jemals wurde. Aber solche vergleiche machen immer unglücklich. Mich beeindruckt John Lennon – kurz formuliert – auf drei Feldern:
Die Philosophin Hannah Arendt, deren 110. Geburtstag wir in fünf Tagen begehen, prägte nach Beobachtung des Eichmann-Prozesses 1961 den Begriff der Banalität des Bösen. Das Böse sei nicht ein eher singuläres Monster, das es zu besiegen gelte, wie etwa der Hl. Georg einen Drachen niederrang. Jeder Mensch habe in seiner Freiheit tagtäglich und mannigfaltig die Möglichkeit, sich für das Gute oder für das Böse zu entscheiden.
Das gibt uns eine große Verantwortung mit auf den Weg. Jeder Supermarkteinkauf ist eine Entscheidung für oder gegen die Massentierhaltung, für die Ausbeutung oder die Unterstützung der Menschen in der Dritten Welt. Manchmal spüren wir das. Manchmal gehen wir in der Banalität selbst unter und tun Böses.
Es kann aber auch eine große Chance sein. Denn wenn das Böse in jeder Entscheidung, in jedem Tun lauert, ist doch auch sein Gegenteil, das Gute nicht so weit entfernt. Wir müssen uns nur dafür entscheiden. Wir können uns dafür entscheiden. Dann können auch sehr schnell alle Kriege beendet werden, wenn wir es denn nur wollen. Frieden ist aus dieser Sicht ganz einfach.
An dieser Stelle möchte ich den Deutschlehrern dieser Welt ein Aufsatzthema vorschlagen: Vergleiche folgende zwei Aussprüche unter dem Gesichtspunkt der Banalität des Bösen.
Das Gute – dieser Satz steht fest –
ist stets das Böse, was man läßt.
[aus: Die Fromme Helene (Heidelberg, 1872), Wilhelm Busch]
Es gibt nichts Gutes
außer: Man tut es.
[Moral, aus: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke (Zürich, 1936) Erich Kästner]
Link zu einem Beitrag im Deutschlandfunk über Hannah Arendt.
Weil ich es nun einmal nicht lassen kann, kommt hier auch noch eine ganz schnelle Top-Five-Liste von Geburtstagen des 9. Oktober (in aufsteigender Reihenfolge). Ich denke, es ist ersichtlich, welche Geburtstage ich hier ausgewählt habe, also aus welchen Gründen:
Heute ist auch der Geburtstag von Julius Maggi (1846–1912), dem Erfinder der nach ihm benannten Würze. Der hat mit dem Nationalsozialismus nicht so viel zu tun. Er dient mir nur als Grundlage für meine Abschlusspointe, dass aus einer einheitlich braunen Soße keine feine Küche zu machen ist.
Letztes Jahr am 1. August habe ich mit einem Blog-Eintrag auf den 44. Jahrestag des ersten Benefizkonzerts der Rockgeschichte hingewiesen. Mit der 45 könnte ich das wieder machen. Heute wird der Sender MTV 35 Jahre alt. Auch darüber könnte man philosophieren. Mir steht der Sinn aber nach etwas anderem. Der 1. August ist nämlich auch ein Tag für friedliche und überaus dauerhafte Bündnisse, die ich hier mit einer Top-Five-Liste ehren und den EU-Mitgliedstaaten ins Stammbuch schreiben möchte.
Vor genau 35 Jahren, am 8. Dezember 1980 wurde John Lennon von einem psychisch kranken Fan vor dem Dakota-Haus in New York erschossen. Vielen Jüngeren ist John Lennon nur noch ein abstrakter Übervater, der mal mit den Beatles irgendwelche Musik gemacht hat. Dann fällt ihnen vielleicht noch Imagine ein, das heute gern als Zauberformel gegen den Islamismus oder den Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche verwendet wird – „… and no religion, too.“
Für mich ist John Lennon immer mehr gewesen. Und Imagine halte ich nicht für sein bestes Stück. John war einer der ersten modernen Väter. Er war so verzweifelt auf der Suche nach Selbstverwirklichung. Er war ein großer Friedensaktivist. Und er war ein Liebender. Ganz nebenbei: Yoko Ono ist für mich auch nicht die Hexe, die letztendlich die Beatles auseinandergetrieben hat. Sie ist die perfekte Ergänzung für diesen haltlos Kreativen gewesen.
Natürlich ist es auch müßig, nach 35 Jahren zu überlegen, was aus John Lennon noch geworden wäre. Die Welt hat ihn verloren. Was bleibt, ist, was bis 1980 war, und eine trauernde Witwe, die neben ihrer eigenen künstlerischen Karriere auch das Erbe ihres Mannes verwaltet.
Ich poste jetzt kein Video von John Lennon und keine Dokumentation, nur ein Zitat:
WAR IS OVER!
(if you want it)
Links
johnlennon.com
johnlennonartworks.com
a-i-u.net
imaginepeace.com
Am 2. Oktober 1869 wurde Mahatma Gandhi geboren. Tatsächlich mag ich gerade nicht sein gesamtes Leben hier aufschreiben, von den Apartheids-Erfahrungen als junger Anwalt in Südafrika, sein Einsatz für die Unabhängigkeit Indiens. Die Suche nach dem historischen Gandhi ist ja schon bald genau so müßig wie die Suche nach dem historischen Jesus.
Gandhi ist heute ein überkonfessioneller Heiliger, der für Gewaltfreiheit ohne Duckmäusertum steht, für passiven Widerstand und zivilen Ungehorsam. Heutige Selbstmordattentate wären ihm ein Gräuel. Wenn ein Mensch für die Durchsetzung seiner Ziele leiden musst, dann war es immer nur Gandhi selbst, beispielsweise durch Hungerstreiks. Er steht für die Versöhnung von Hindus und Moslems, für Menschenrechte auch für die sogenannten Unberührbaren.
Am 30. Januar 1948 wurde Gandhi von Nathuram Godse erschossen. Für diesen Mord wurde Godse hingerichtet, was eine gewisse Ironie enthält; denn Gandhi war zeitlebens gegen die Todesstrafe. Gandhi wurde zwölf Mal für den Friedensnobelpreis nominiert. Im Jahre 1948 wurde kein Friedensnobelpreis verliehen, weil es keinen geeigneten lebenden Kandidaten gebe. Eine postume Verleihung der Nobelpreise ist grundsätzlich nicht vorgesehen.
Heute vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Dass auch Deutschland befreit und nicht nur besiegt wurde, ist seit Richard von Weizsäckers Rede zum 40-jährigen Kriegsende 1985 wohl doch common sense. Tatsächlich ist mir das Thema heute zu groß, um mich darüber auszubreiten. Stattdessen möchte ich das Augenmerk auf eine Merkwürdigkeit am Rande eines anderen Gedenktages lenken, der heute ebenfalls begangen wird – den Weltrotkreuztag.
Heute ist der Geburtstag von Henry Dunant (1828–1910), geistiger Vater der Genfer Konvetion (1864) und Begründer des Internationalen Kommitees vom Roten Kreuz (1876). Für sein philanthropisches Lebenswerk erhielt Dunant 1901 den ersten Friedensnobelpreis. Bereits 1938 wurde entschieden, dass der Geburtstag Henry Dunants ein offizieller Gedenk- und Feiertag der Internationalen Bewegung sein solle. Der Zweite Weltkrieg unterbrach diesen Plan. 1948 konnte schließlich zum ersten Mal gefeiert werden. Seit 1984 unter dem Namen Weltrotkreuz- und Rothalbmondtag.
Heute ist das Internationale Kommitee unter dem Leidspruch Per Humanitatem ad Pacem (Durch Menschlichkeit zum Frieden) sieben Grundsätzen verpflichtet:
Der Internationalität wegen möchte ich die Bewegung, die hinter dem heutigen Tage steht, gerne noch einmal dreisprachig vorstellen:
Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
International Red Cross and Red Crescent Movement
Mouvement international de la Croix-Rouge et du Croissant-Rouge
Das Rote Kreuz auf der Flagge ist nicht direkt durch das christliche Kreuz motiviert. Es ist die Inversion der Schweizer Flagge. Die Schweiz ist – mit nur geringfügigen Unterbrechungen – bereits seit 1647 der Neutralität verpflichtet. Als Europäer mag man sich kein besseres Zeichen für eine Hilfsorganisation denken. Da aber in den überwiegend moslemischen Ländern das Kreuz nicht erwünscht war, wurde der Rote Halbmond geschaffen.
Es gibt weitere offizielle und inoffizielle Symbole von Hilforganisationen, die aus der jeweils vorherrschenden Religion des Landes abgeleitet wurden, z.B. der Rote Davidstern oder (nicht als Teil der internationalen Organisation) die Rote Swastika. Es gibt auch den Vorschlag, eine Raute als neutrales Symbol übergreifend zu verwenden und sie Roter Kristall (Red Crystal, Cristal Rouge) zu nennen. In allen drei Sprachen bliebe die Abkürzung RK (bzw. RC, CR) zum alten Namen erhalten.
Mit dem Kreuz habe ich keine Probleme, nicht als religiöses Symbol und auch nicht als invertiertes Schweizer Kreuz. Aber mit dem Halbmond tue ich mich schwer. Nicht des Bezugs zum Islam wegen, sondern weil es schlicht und einfach kein Halbmond ist. Das muss doch mal jemandem aufgefallen sein. Sicherheitshalber habe ich ein Bild gezeichnet, welches Vollmond, Halbmond und eine Mondsichel zu unterscheiden hilft.
Es müsste also korrekt Rote Mondsichel heißen. Aber wie ist es mit den anderen beiden Sprachen, Englisch und Französisch? Die Mondsichel heißt im Englischen crescent und im Französischen croissant. Beide Wörter stammen vom Lateinischen crescere für wachsen, entstehen. Und das ist auch wieder falsch; denn die Mondsichel des Roten Halbmonds ist ein abnehmender Mond.
Christian Morgenstern hat in seinen Galgenliedern mit dem Gedicht Der Mond den deutschen Schülern eine Merkhilfe für den Astronomieunterricht geschenkt:
Als Gott den lieben Mond erschuf,
gab er ihm folgenden Beruf:Beim Zu- sowohl wie beim Abnehmen
sich deutschen Lesern zu bequemen,ein a formierend und ein z –
daß keiner groß zu denken hätt’.Befolgend dies ward der Trabant
ein völlig deutscher Gegenstand.
Damit dieses Gedicht als Merkhilfe funktioniert, muss man das Z allerdings auf alte Weise schreiben. Auch dafür habe ich eine kleine klärende Grafik angefertigt:
In der Musik kennen wir anschwellende Töne (crescendo) und abschwellende Töne (decrescendo). Im Englischen spricht man aber von einem waxing oder increasing crescent (zunehmende Mondsichel) und einem waning oder decreasing crescent (abnehmende Mondsichel). Man ahnt bereits, dass increase die gleiche etymologische Wurzel hat wie crescent, was die Formulierung noch aberwitziger macht. In der Heraldik, so lese ich, unterscheidet man auf Englisch auch increscent und decrescent. Aber der Rote Halbmond ist als Symbol doch Gegenstand der Heraldik.
Den Franzosen muss ich bei ihrer Inkorrektheit doch eines zugutehalten: Wenn ich Croissants esse, egal in welcher Ausrichtung sie auf dem Teller liegen, verschwinden diese ziemlich schnell, aber ich werde ein Zunehmender.