Archiv der Kategorie: Top-Five-Liste

Schauspielergeburtstag

Die Corona-Maßnahmen werden behutsam gelockert. Man traut sich wieder nach draußen. Aber im Zweifelsfall ist es noch immer ratsam, lieber zuhause einen Film zu sehen, als sich in eine dicht gedrängte Menschenmenge zu stürzen. Und weniger Bußgeld muss man dafür auch bezahlen.

Vielleicht können wir ja einen Film schauen, in dem eines dieser Geburtstagskinder vertreten ist. Eine Top-Five-Liste von Schauspielergeburtstagen, nachdem wir – außer der Reihe – erstmal Matt Stone zum 49. gratulieren. Er ist der Macher von South Park.

  • John Wayne (1907–1979) – Geboren als Marion Robert Morrison und später schlicht nur noch Duke genannt, ist er wohl einer der bedeutendsten Westernhelden Hollywoods. Politisch stand er am rechten Rand der Republikaner. Seine Filme bleiben trotzdem Meilensteine des Genres.
  • John Dall (1918–1971) – Ich kenne diesen Schauspieler nur aus einem Film, aber auch das ist ein Klassiker. 1948 plante er für Alfred Hitchcock in Cocktail für eine Leiche den perfekten Mord. An der Durchführung haperte es dann aber doch.
  • Horst Tappert (1923–2008) – Als Derrick sorgte er im deutschen Fernsehen dafür, dass es auch hierzulande keine perfekten Morde gibt. Sein berühmtester so nie gesprochener Satz: Harry, hol schon mal den Wagen!
  • Pam Suzette Grier (*1949) – Sie hätte eine dieser Blaxploitation-Frauen bleiben können. Aber dann entdeckte Quentin Tarantino sie für seine Homage an eben dieses Genre und schuf das Meisterwerk Jackie Brown, das durch eben diese Hauptdarstellerin so wunderbar wurde. Der beste Tarantino ever!
  • Benjamin Gregory Hertzberg (*1978) – Er ist als Brian Tanner ein Sidekick zu ALF ein Gesicht der späten 80er. Doch kurz nach dem Ende des anarchischen Außerirdischen kehrte er der Schauspielerein den Rücken zu.

Musiker-Geburtstage

Heute wird Mark David Chapman, der Mörder von John Lennon, 65 Jahre alt. Seit 20 Jahren stellt Chapman alle zwei Jahre ein Gnadengesuch, das immer wieder der Einwände Lennons Witwe Yoko Ono wegen abgelehnt wird. Das klingt nach kalter Rache. Wenn man aber bedenkt, dass Chapman, um seinem Idol ähnlicher zu sein, sogar selbst eine Japanerin geheiratet hatte, kann man verstehen, dass Yoko Ono noch immer Angst vor einem Chapman auf freiem Fuß hat.

Mark David Chapman nahm John Lennon 1980 das Leben. Aber das Erbe Lennons bleibt, trotz des 10. Mai. Und dieser Tag ist nicht nur der Geburtstag eines späteren Mörders an einem der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Er ist auch der Geburtstag von weiteren Musikern, die nicht die Unbedeutendsten sind. Das schreit nach einer Top-Five-Liste von Musiker-Gebrutstagen des 10. Mai:

  • Donovan Phillips Leitch (*1946) – Man nannte ihn den Britischen Dylan. Er machte das Lied Universal Soldier berühmt und das Lied ihn. Seine eigenen Songs wie Hurdy Gurdy Man sind schon mehrfach im Soundtrack bedeutender Filme verwendet worden. Ich habe ihn in meiner Jugend als eine Art Geheimtipp verehrt und erst sehr viel später andere Menschen getroffen, die seine Musik ebenso schätzen. Ihm widme ich das Beitragsbild (Foto von Jac. de Nijs am 12. Juli 1965). Donocan war in seiner Jugend genauso rotzig und genauso schön wie die Gallagher-Brüder oder Jake Bugg.
  • Sly Dunbar (*1952) – Für mich ist besonders wichtig die Zusammenarbeit mit Bob Dylan 1983. Aber man kennt den Schlagzeuger vor allem gemeinsam mit dem Bassisten Robbie Shakespeare und vor allem mit Peter Tosh.
  • Roland Kaiser (*1952) – Stilistisch wechseln wir das Feld deutlich, dafür bleiben wir im Geburtsjahr. Kaiser ist nicht meine Musik. Und dennoch begleitet er mich bereits mein gesamtes Leben lang. Santa Maria konnte ich als Grundschüler komplett mitsingen, auch ohne alle erotischen Implikationen nachzuvollziehen. Heute ziehe ich meinen Hut vor der Deutlichkeit, mit der dieser unerschütterliche Sozialdemokrat dem rechten Mob entgegentritt.
  • Sid Vicious (1957–1979) – Der Bassist der Sex Pistols. Sein tragisch kurzes Leben (inklusive Mordverdacht und Tod durch eine Überdosis) inspiriert bis heute Jugendliche im Punk-Umfeld.
  • Paul David Hewson (*1957) – Unter seinem bürgelichen Namen kennt ihn kaum einer. Es ist Bono von U2. Zu Beginn mochte ich U2 nicht sonderlich. Doch rückblickend haben sie ein bedeutendes Oeuvre geschaffen. Heute ist Bono weniger Musiker, sondern vielmehr weltweit tätiger Aktivist, der sich dadurch auch großer Kritik ausgesetzt sieht.

Ramadan, Corona und die Werbung

Der Ramadan und der Advent haben – bei allen offensichtlichen Unterschieden – wichtige Gemeinsamkeiten. Beide sind die Vorbereitungszeit für die Offenbarung des Wort Gottes, ob es nun für Moslems der Koran ist oder für Christen Jesus, das fleischgewordene Wort. Beide sind auch Fastenzeiten. Ok, der Advent war es mal. Und beide sind gleichzeitig die Gelegenheit für Festessen und soziale Interaktion in Familie, Freundeskreis und Nachbarschaft.

Deshalb hat auch die Fernsehwerbung sowohl den Advent als auch den Ramadan entdeckt für besonders aufwendige Werbefilmproduktionen. Bereits im letzten Jahr habe ich eine kleine Auswahl von Videos präsentiert, die mir besonders gefallen haben. In diesem Jahr möchte ich das wiederholen. In allen Werbungen (mit Ausnahme von McDonald’s) sind die Folgen der Corona-Krise bereits zu erkennen.

Wir beginnen mit McDonald’s in Singapur. Ein junger Mann arbeitet bei McDelivery. Wir erleben ihn als einen sehr sympathischen Menschen. Er ist im Ramadan ständig von Essen umgeben. Gegen Abend wird er von seinem letzten Kunden zum Essen eingeladen.

Der pakistanische Getränkehersteller Jam-e-Shirin zeigt uns Mutter und Tochter im Konflikt, weil kein Essen für ein Iftar-Mahl im Haus ist. Die Arbeitgeberin würde Geld schicken, mein die Mutter. Du hast doch schon lange nicht mehr für sie gearbeitet, die Tochter. Als ein Bote eine Kiste mit Lebensmitteln, einen Umschlag mit Geld und ein Handy übergibt, an dem die Arbeitgeberin spricht, dass sie niemals ihre beste Mitarbeiterin im Ramadan vergessen könnte, ist alles wieder gut.

Das Waschmittel Surf excel ist auch aus Pakistan. Ein Junge lernt von seinem Vater, dass es im Ramadan auch um gute Taten geht. Der Junge strengt sich den ganz Tag an, anderen zu helfen und eine Freude zu bereiten, und wird dabei sehr schmutzig. Am Abend kommt der Vater nachhause. Dort erst sehen wir, dass er ein Arzt ist.

Die ägyptische Banque Misr ruft jedem Menschen zu: du bist außergewöhnlich! Gezeigt werden unsere Helden der Corona-Krise sowie Menschen mit Handicap und – wie man es wohl sagen würde – ganz normale Menschen. Jeder einzelne ist etwas Besonderes.

Der Telekommunikationsanbierter Zain aus Kuwait macht ja jedes Jahr von sich reden durch seine besonders zu Herzen gehende Ramadan-Werbung. Hier geht es um Lebensfreude und Liebe trotz Corona und vor allem um Gottvertrauen angesichts der globalen Krise. Selbstverständlich bekommen die Helden der Krise einen Applaus gespendet.


Damit ist meine Top-Five-Liste der Werbung im Ramadan eigentlich abgeschlossen. Aber das Indus Hospital hat als Fundraiser einen Werbespot zu Corona im Ramadan produziert. Mit diesem Video möchte ich abschließen. Ramadan Kareem!

Politikerinnengeburtstag

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die ihm den Rücken freihält. So heißt es allgemein. Doch immer wieder – und heute glücklicherweise immer öfter – treten Frauen aus dem Hintergrund und werden selbst erfolgreich. Bevor ich meine Top-Five-Liste von Politikerinnen, die heute Geburtstag haben, beginne, möchte ich zwei weiteren Frauen gratulieren.

Cäcilie Bertha Benz, geb. Ringer (1849–1944) übergab ihrem Verlobten Carl Benz bereits vor der Hochzeit ihre Mitgift, damit dieser sein Unternehmen weiterführen konnte. Schließlich begründete erst ihre legendäre Fahrt mit dem Benz Patent-Motorwagen Nr. 3 von Pforzheim nach Mannheim und zurück den wirtschaftlichen Erfolg dieser Erfindung.

Dorothy Gladys „Dodie“ Smith (1896–1990) ist eine englische Schriftstellerin. Von ihr stammt das Buch The Hundred and One Dalmatians, or the Great Dog Robbery, das 1961 von Walt Disney in einen märchenhaften Zeichentrickfilm verwandelt wurde.

Nun aber zu den Politikerinnen, die an einem 3. Mai geboren wurden:

  • Hedwig Heyl (1850–1934) – Parteipolitisch nicht so bedeutend und später leider auch ins rassische abgerutscht, schuf sie 1884 die erste Hauswirtschaftsschule. 1904 organisierte sie den Internationalen Frauenkongress in Berlin. 1920 bekam sie einen Ehrendoktor für Ernährungswissenschaften.
  • Golda Meir (1898–1978) – Nachdem sie 1949–1956 Arbeitsministerin und danach bis 1965 die Außenministerin Israels war, wurde sie am 17. März 1969 Israels erste und bisher eizige Ministerpräsidentin.
  • Traute Lafrenz (*1919) – Sie ist keine Politkerin im eigentlichen Sinne, sondern Ärztin. Sie gehört aber zum engeren Unterstützerkreis der Weißen Rose, erlbete das Ende des Zweiten Weltkriegs im Gefängnis und soll somit auch ein Teil meiner politischen Geburtstagsliste sein.
  • Katrin Dagmar Göring-Eckardt (*1966) – Sechs Jahre vor mir brach sie ihr Theologiestudium in Leipzig ab. Seit 1998 ist sie für Bündnis90/Die Grünen Mitglied des Bundestages. Und auch in der evangelisch-lutherischen Kirche übernimmt sie immer wieder wichtige Ämter.
  • Franziska Giffey (*1978) – Von 2015 an Bezirksbürgermeisterin in Berlin-Neukölln, wurde die SPD-Politikerin 2018 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Die Kirche und das ewige Blaue

Heute vor genau 800 Jahren wurde in Salisbury der Grundstein für The Cathedral Church of St Mary gelegt. Die Kathedrale ist ein frühes Beispiel für den Early English Style, der typisch englischen Ausprägung der Frühgotik. Der 100 Jahre später vollendete Vierungsturm ist heute mit 123 Metern der höchste Kirchturm Englands. Um ihn tragen zu können, wurden die Eckpfeiler der Vierung mit den charakteristischen Scherenbögen versehen, welche die Lasten noch einmal verteilen bzw. ableiten.

Die Kathedrale von Salisbury ist die Vorlage für den Roman Die Säulen der Erde (1989) von Ken Follett, der 2010 in einer deutsch-kanadischen Koproduktion verfilmt wurde. Das nehme ich zum Anlass für eine Top-Five-List von Schriftstellern, die heute Geburtstag haben:

  • Karl Kraus (1874–1936) – Der Dichter und Publizist bemühte sich um einen aufklärenden Journalismus. Für die Hetzblätter prägte er den Begriff Journaille. Heute wissen wir, dass der Kampf um guten Journalismus niemals aufhört.
  • Bruno Apitz (1900–1979) – Der Leipziger war früh Teil der Arbeiterbewegung, erst SPD, dann KPD. Im Nationalsozialismus kam er ins KZ. Sein Roman Nackt unter Wölfen ist bis heute Schulliteratur.
  • Kurt Friedrich Gödel (1906–1978) – Eigentlich ist Gödel Mathematiker und Logiker. Doch sein Nachweis, dass es in hinreichend starken Systemen Aussagen geben muss, die sich weder beweisen noch widerlegen lassen, kann auch in der Literatur und in der Lebenswelt so herrlich angewendet werden. Schließlich beschäftigte sich Gödel auch mit dem Gottesbeweis.
  • Harper Lee (1926–2016) – Sie schrieb nur ein Buch: To Kill a Mockingbird. Aber der wurde verfilmt mit Gregory Peck in der Hauptrolle als aufrechter Amerikaner.
  • Terence David John Pratchett (1948–2015) – Terry Pratchett gehört zu den großen der Fantasy-Literatur, genauer des Teils der Fantasy-Literatur, der man ein gewisses literarisches Niveau zugestehen muss. Und ich schwöre, dass ich wirklich einmal ein Buch von ihm lesen werde!

Die Liste prominenter Geburtstage reisst nicht ab. Heute vor 112 Jahren wurde der Unternehmer Oskar Schindler (1908–1974) geboren. Seine durch Steven Spielberg weltbreühmte Liste von kriegsnotwendigen Zwangsarbeitern rettete vielen Juden in Nazideutschland das Leben. Der Staat Israel erklärte ihn 1993 zu einem Gerechten unter den Völkern. Die von ihm Geretteten übergaben Schindler zum Dank einen Ring, der aus Zahngold gefertig war und einen Satz aus dem Talmud enthielt:

Wer nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt.

Man kann sagen, dass ein weiteres Gebrutstagskind des 28. April den passenden künstlerischen Ausdruck für das 20. Jahrhundert gefunden hat: Yves Klein (1928–1962) und seine Monochromen Vorschläge (siehe Beitragsbild).

Blau war in der Malerei des Mittelalters eine heilige Farbe. Und die Romantiker verzehrten sich in Sehnsucht nach der blauen Blume. Heute ist uns das Blau des Himmels oft noch Sinnbild des Göttlichen oder zumindes des Ewigen. Vor diesem Ewigen werden sich auch die letzten drei Jubilare des heutigen Tages rechtfertigen müssen:

  • António de Oliveira Salazar (1889–1970) – Er war von 1932 an als Ministerpräsident und später auch als Präsident Portugals der Staatsführer einer faschistoiden Diktatur, die erst vier Jahre nach seinem Tode mit der Nelkenrevolution beendet wurde.
  • Karl-Eduard Richard Arthur von Schnitzler (1918–2001) – Der schwarze Kanal war eine Sendung im DDR-Fernsehen. Dort schüttete der hinter vorgehaltener Hand als Sudel-Ede bezeichnete Moderator seine Propaganda über den Kapitalismus aus.
  • Saddam Hussein (1937–2006) – Der Diktator des Irak unterdrückte und mordete Kurden und Schiiten. Er war lange Zeit das Ziehkind des Westens gegen die kommunistischen Einflüsse im Iran und Afghanistan. Als er zu viel wollte und Kuwait besetzte, ließen ihn die USA fallen.

Schauspieler-Geburtstage

Der 21. April ist von mir schon zwei Mal bearbeitet worden: 2016 und 2017. In diesem Jahr möchte ich den Geburtstag von Schauspielern feiern – in einer Top-Five-Liste:

  • Anthony Quinn (1915–2001) – In fast allen größeren Hollywood-Produktionen der 40er- bis 60er-Jahre is Quinn vertreten. Man kennt ihn bis heute als bedauernswerten Glöckner von Notre-Dame und als den Griechen Alexis Sorbas.
  • Tony Danza (*1951) – Aus der Serie Wer ist hier der Boss bekannt. Hier teilt er sich den Synchronsprecher mit ALF: Tommi Piper.
  • Roy Dupuis (*1963) – Diesen Regisseur und Schauspieler kenne ich vor allem aus dem beklemmenden Film Jesus von Montreal. Absolute Empfehlung!
  • Toby Stephens (*1969) – Er stammt aus einer echten Schauspielfamilie. Seine Mutter ist Maggi Smith. Viel Theater, aber auch ein James Bond: Stirb an einem anderen Tag!
  • James McAvoy (*1979) – Ich liebe die Serie Shameless. Und wenn ich das schreibe, meine ich natürlich das britische Original und nicht das amerikanische Remake.

Todestage großer Anfänger

Bevor ich mich meinem eigentlichen Thema widme, möchte ich Tim Curry zum Geburtstag gratulieren. 74 Jahre wird der Darsteller des Doktor Frank N. Furter in The Rocky Horror Picture Show. Und gerade wird mir bewusst, wie nah an der Kinopremiere 1975 mein Erstkontakt im NDR 1985 war. Ich war 12 und habe bei weitem nicht alles verstanden. Aber mich faszinierte dieses schillernde sexuelle Mischwesen. Seitdem bin ich ein Fan.

Heute ist auch – in einer Häufung der Ereignisse, die mir die Nahrung für meine Blog-Einträge bietet – der Todestag von Daphne du Maurier, der Grande Dame des edlen Schreckens. Drei ihrer Erzählungen wurden von Alfred Hitchcock zu filmischen Meisterwerken veredelt: Rebecca (1938), Riff-Piraten (1939) und – last but not least – Die Vögel (1963). Noch beeindruckender finde ich aber den Film Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973), der ebenfalls auf einer Erzählung du Mauriers beruht. Wahrscheinlich würde sie heute als selbstbewusste Lesbierin leben. Damals nannte sie sich verschämt einen the boy in the box.


Doch nun zu einer Top-Five-Liste von Todestagen berühmter Männer des Beginnens. Spätestens seit Ostern wissen wir ja, dass der Tod nicht immer ein Ende sein muss, sondern vielmehr einen Anfang darstellt.

  • Ulrich Fugger der Ältere (1441–1510) – Hier mache ich schon den ersten Kompromiss. Er ist nicht der Begründer großen Familie der Fugger von der Lilie, aber er ist der älteste Sohn. Sein um 18 Jahre jüngerer Bruder, der auch den Namen des Vater erbte, wurde später von Albrecht Dürer porträtiert und wurde Jakob der Reiche genannt. Beider Großneffe, der Kunstmäzen Hans Fugger starb übrigens auch an einem 19. April. Wenn hier etwas angefangen hat, dann der Kapitalismus und kaufmännische Familiendynastien.
  • Philipp Melanchthon (1497–1560) – Er war nicht einfach Wegbegleiter Martin Luthers. Man kann ihn gut und gerne den zweiten Wittenberger Reformator nennen. Auch er wurde von Albrecht Dürer porträtiert; bekannter aber ist sein Abbild aus der Werkstatt Lucas Cranachs. Seine Allgemeinen Grundbegriffe der Theologie sind 1521 die erste Dogmatik der entstehenden evangelischen Kirche.
  • Charles Robert Darwin (1809–1882) – Über den Begründer der Evolutionstheorie muss ich wohl nicht viel schreiben. Aber es ließe sich anmerken, dass Darwin in Cambridge Theologie studierte, dass er Gott als höchste regelgebende Instanz ansah. Sein Zweifeln an Gott hatte übrigens weniger mit der Evolutionstheorie als mit dem frühen Tod seiner Tochter Annie 1851. Für die vor allem in den USA verbreiteten Grabenkämpfe zwischen Creationisten und Darwinisten hätte er wohl nur ein Kopfschütteln übrig.
  • Pierre Curie (1859–1906) – Er bekam gemeinsam mit seiner Frau Marie eine Hälfte des Physiknobelpreises 1903 zugesprochen, währen die andere Hälfte an Henri Becquerel ging. Dass seine Frau 1911 noch einen zweiten Nobelpreis (für Chemie) bekommen sollte, erlebte er nicht mehr, da er mit 46 Jahren bei einem Unfall mit einem Pferdefuhrwerk starb. Seine Tochter Irène Joliot-Curie bekam 1935 den Nobelpreis für Chemie zugesprochen. Pierre Curie ist somit Nobelpreisträger, Ehemann einer doppelten und Vater einer weiteren Nobelpreisträgerin. Dass seine Forschung den Anfang zu einer neuen Massenvernichtungswaffe und einer langfristig problematischen Energienutzung wurde, wollen wir ihm nicht anlasten.
  • Konrad Hermann Joseph Adenauer (1876–1967) – Mit ihm beginnt die Bundesrepublik Deutschland ihren erfolgreichen Weg aus der Nazizeit zu einem wachsend selbstbewussten Staat innerhalb westlicher Bündnisse. Ich wäre als Zeitgenosse wohl nicht auf seienr Seite gewesen. Rückblickend muss man seine historische Leistung doch anerkennen.

Geburtstag von Tadeusz Kantor

Heute wäre der polnische Maler, Bühnenbildner und Theaterregisseur Tadeusz Kantor 105 Jahre alt geworden. Das ist eine Formulierung, die eigentlich nur den Frühvollendeten vorbehalten ist. Wer mit 27 Jahren stirbt, wäre am folgenden Geburtstag 28 Jahre alt geworden. Gut, heute gibt es eine Reihe von Überhundertjährigen. Deshalb erlaube ich mir diese Formulierung. Und das Leben des Tadeusz Kantor überspannt Zeitalter, wenn er auch nur innerhalb eines Jahrhunderts gelebt hat.

Geboren wurde Kantor am 6. April 1915 in der Kleinstadt Wielopole Skrzyńskie, die – damals noch zu Österreich-Ungarn gehörend – mit dem Ende des Ersten Weltkriegs Teil des wiedergegründeten Staats Polen wurde und 1933 ihren Status als Stadt einbüßte. Er studierte bis 1939 an der Akademie für Schöne Künste in Krakau. Während der deutschen Besatzung leitete er das Unabhängige Theater im Untergrund. 1948 wurde er Professor an der Kunstakademie. 1955 wendete er sich wieder vermehrt dem Theater zu. Kantor ist ein wichtiger Vertreter der 1957 begründeten zweiten Krakauer Gruppe, die sich niht nur mit ihrem Namen auf die expressionistische Künstlervereinigung der 30er Jahre bezog.

In Deutschland konnte man Werke von Tadeusz Kantor auf der zweiten und sechsten Dokumenta in Kassel bewundern (1959 und 1977). 1975 huldigte er – neben der unverholenen Systemkritik an der Volksrepublik Polen – dem großen Jan Matejko (1838–1893), indem er dessen „Preußische Huldigung“ [siehe Ausschnitt Beitragsbild] als ein archiviertes Museumstück mit einzeln verpackten Figuren darstellte. Nur der Hofnarr Stańczyk, der im Originalgemälde in der Stunde des Triumphs bereits das Ende Polens vorausahnt, ist bei Kantor überdeutlich und wortwörtlich hervorgehoben. Sieht der weise Narr hier bereits das Ende der Volksrepublik?

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Der 6. April ist allerdings auch der Todestag von so vielen bedeutenden Personen, dass ich gleich noch eine Top-Ten-Liste hintanfüge:

  • Notker I. (840–912) – Wir kennen ihn heute wohl vor allem als ersten Biografen Karls des Großen, obwohl er selbst erst 26 Jahre nach seinem Tod geboren wurde.
  • Richard Löwenherz (1157–1199) – Es ist schwer, diesen König von England objektiv zu bewerten, kennt man ihn heute doch hauptsächlich personifiziert durch Senior-Darsteller am Ende von Robin-Hood-Filmen.
  • Raffael (1483–1520) – Heute ist sein 500. Todestag. Er ist so bedeutend, dass sogar seine Gegner Mitte des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung ihres Stils seinen Namen wählten (die Präraffaeliten).
  • Albrecht Dürer (1471–1528) – Er ist wohl der wichtigste Kupferstecher und Holzschneider Deutschlands. Aber vor allem bleibt sein Hase.
  • Hermann Koch (1814–1877) – Ich kenne diesen Harzer Bergbeamten nicht. Aber in Zeiten von Corona dachte ich, es kann nicht schaden, den Vater von Robert Koch mit in die Liste aufzunehmen.
  • Erich Ohser (1903–1944) – Man kennt ihn vor allem unter seinem Pseudonym e. o. plauen, mit dem er seine Vater-und-Sohn-Comicstrips unterzeichnete. Er karrikierte für den Vorwärts Hitler und Goebbels. Letztendlich wurde er ein Opfer der Faschisten.
  • Igor Strawinsky (1882–1971) – Vom Impressionismus bis zur Neuen Musik, von Russland bis New York City, von Familienmensch bis Liebhaber der Coco Chanel.
  • Heinrich Lübke (1894–1972) – Er war von 1959 bis 1969 der zweite Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Man hat sich gern über ihn lustig gemacht; seine Versprecher und sein schlechtes Englisch. Aber das schlechte Englisch war angedichtet und die Versprecher erste Anzeichen einer schweren Erkrankung.
  • Isaac Asimov (1920–1992) – Ich habe noch immer nichts von ihm gelesen. Natürlich kenne ich seine drei Gesetze der Robotik. Und er war Mitglied bei Mensa. Das rechtfertigt doch scho eine Erwähnung.
  • Louis Henri Maxence Bertrand Rainier Grimaldi (1923–2005) – Als Rainier III. war er Fürst von Monaco. Das ist heute eher etwas für goldene Blätter. Besonders, da er Grace Kelly ehelichte und das Zirkusfestival von Monte Carlo gründete.

Links
https://www.cricoteka.pl/pl/en/ – Centre for the Documentation of the Work of T. K.
http://kantorfoundation.pl/en/ – Tadeusz Kantor Foundation
http://alephino.documentaarchiv.de/ – Documenta-Archiv

Zerstörtes Hildesheim und Geburtstage

Heute vor 75 Jahren wurde meine Geburtstadt Hildesheim durch US-amerikanische, kanadische und britische Einheiten bombardiert. 824 Menschen sind an diesem Tag ums Leben gekommen und zahlreiche Kulturgüter wurden zerstört. Hildesheim galt bis dahin mit seiner mittelalterlichen Innenstadt als Nürnberg des Nordens.

Direkt nach dem Krieg wurden die Kirchen wieder aufgebaut. Die Holzdecke der evangelisch-lutherischen Kirche St. Michael (siehe Beitragsbild) war vor dem Bombardement ausgelagert worden. Daher ist sie im Original erhalten. Auch der katholische Dom wurde wieder aufgebaut, an desen Rückseite der 1000-jährige Rosenstock, der in der Bombennacht verbrannt war, wieder erblühte. Ein erstes Rosenwunder hatte Kaiser Ludwig den Frommen zum Bau einer Kapelle bewogen, aus der letztendlich der Dom geworden war. Das Überleben des Rosenstocks gilt den Hildesheimern als das zweite Rosenwunder.

Seit 1985 gehören Dom und Michaeliskirche zum UNESCO Weltkulturerbe. Sie sind beide in vorromanischer Zeit vom Bischof Bernward in Auftrag gegeben worden, der ein Schüler des Mainzer Erzbischof Willigis war. Need I say more? Seit den 80ern wurden auch einige weltliche Bauten der Innenstadt rekonstruiert; allen voran das Knochenhaueramtshaus und der Umgestülpte Zuckerhut. Hildesheim ist heute eine schöne Mittelstadt mit rund 100.000 Einwohnern, aus der man ganz gerne stammen kann.

Die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Innenstädte werden nicht nur rechtsaußen kontrovers diskutiert. Ich denke, dass sie zum Ende des Zweiten Weltkriegs notwendig waren. Von deutscher Seite gab es einen unbedingten Kriegswillen, der genauso unbedingt gebrochen werden musste. Die Niederlage musste genauso total sein, wie der Krieg, den Goebbels im Sportpalast verkündet hatte, damit es später nicht zu einer weiteren Dolchstoßlegende kommen würde.


Nun ist Hildesheim aber meine Geburtsstadt und da wären Geburtstage doch ein viel passenderes Thema für einen Blog-Eintrag. Nach den Kirchen ist es wohl angebracht, eine Top-Five-Liste von theologischen Geburtstagskindern des 22. März zu erstellen (in zeitlicher Reihenfolge):

  • Paul Gerhardt (1607–1676) – Wer schon einmal ein evangelisches Gesangbuch in den Händen hielt, muss diesen Menschen nicht mehr vorgestellt bekommen. Seine Lieder atmen die lutherische Theologie, als hätte er die Reformation selbst angestoßen. Besonders kennt man wohl Geh aus mein Herz und suche Freud und mein Lieblingsweihnachtslied Ich steh an deiner Krippen hier. Um ein wenig Mut zu machen folgt auf die Top-Five-Liste das Lied Befiehl du deine Wege.
  • August Hermann Francke (1663–1727) – Wir bleiben in Mitteldeutschland, obwohl Francke in Lübeck geboren ist, und auch bei Kirchenlieddichtern. Aber vor allem kennt man hier die Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale. Die Gebäude zählen ebenfalls zum UNSECO Weltkulturerbe.
  • Christoph Ernst Luthardt (1823–1902) – Es ist nicht nur der Tag, es ist auch die Region. Luthardt war Theologieprofessor in Leipzig. Er war mitbegründer der Allgemeinen evangelisch-lutherischen Konferenz, der Vorläuferorganisation des Lutherischen Weltbundes. Außerdem schrieb er Über die Darstellung des Schmerzes in der bildenden Kunst.
  • Albrecht Goes (1908–2000) – Nun haben haben wir die Region verlassen. Goes ist nicht nur Theologe, sondern auch Schriftsteller gewesen. Häufig sah man ihn im Fernsehen das Wort zum Sonntag sprechen. Und er hielt am 30. August 1969 die Trauerrede bei der Beisetzung Erika Manns.
  • Aleida Assmann (*1947) – Sie ist keine Theologin, sondern Ägyptologin und Kutlurwissenschaftlerin, hat aber gemeinsam mit ihrem Mann, dem Religionswissenschaftler Jan Assmann zu vielen auch Judentum und Christentum betreffenede Themen gearbeitet. Dafür bekamen sie gemeinsam schon einige Preise, auch einige, die sonst an Theologen vergeben werden.

 

Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.

Dem Herren musst du trauen,
wenn dir’s soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen,
es muss erbeten sein.

Dein’ ewge Treu’ und Gnade,
o Vater, weiß und sieht,
was gut sei oder schade
dem sterblichen Geblüt;
und was du dann erlesen,
das treibst du, starker Held,
und bringst zum Stand und Wesen,
was deinem Rat gefällt.

Weg hast du allerwegen,
an Mitteln fehlt dir’s nicht;
dein Tun ist lauter Segen,
dein Gang ist lauter Licht;
dein Werk kann niemand hindern,
dein Arbeit darf nicht ruhn,
wenn du, was deinen Kindern
ersprießlich ist, willst tun.

Und ob gleich alle Teufel
hier wollten widerstehn,
so wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurücke gehn;
was er sich vorgenommen
und was er haben will,
das muss doch endlich kommen
zu seinem Zweck und Ziel.

Hoff, o du arme Seele,
hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
da dich der Kummer plagt,
mit großen Gnaden rücken;
erwarte nur die Zeit,
so wirst du schon erblicken
die Sonn der schönsten Freud.

Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen gute Nacht,
lass fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll,
Gott sitzt im Regimente
und führet alles wohl.

Ihn, ihn lass tun und walten,
er ist ein weiser Fürst
und wird sich so verhalten,
dass du dich wundern wirst,
wenn er, wie ihm gebühret,
mit wunderbarem Rat
das Werk hinausgeführet,
das dich bekümmert hat.

Er wird zwar eine Weile
mit seinem Trost verziehn
und tun an seinem Teile,
als hätt in seinem Sinn
er deiner sich begeben,
und sollt’st du für und für
in Angst und Nöten schweben,
als frag er nichts nach dir.

Wird’s aber sich befinden,
dass du ihm treu verbleibst,
so wird er dich entbinden,
da du’s am mindsten glaubst;
er wird dein Herze lösen
von der so schweren Last,
die du zu keinem Bösen
bisher getragen hast.

Wohl dir, du Kind der Treue,
du hast und trägst davon
mit Ruhm und Dankgeschreie
den Sieg und Ehrenkron;
Gott gibt dir selbst die Palmen
in deine rechte Hand,
und du singst Freudenpsalmen
dem, der dein Leid gewandt.

Mach End, o Herr, mach Ende
mit aller unsrer Not;
stärk unsre Füß und Hände
und lass bis in den Tod
uns allzeit deiner Pflege
und Treu empfohlen sein,
so gehen unsre Wege
gewiss zum Himmel ein.

Geburtstag des Widerstands

Wer meinem Blog folgt, weiß ja mittlerweile, dass ich gerne Geburts- und Todestage verschiedener Menschen in einen Zusammenhang stelle. Manchmal mit ganz erstaunlichen Ergebnissen. Ein guter Freund meinte mal, dass durch die vielen aufgezeichneten Geburtstage einfach immer fünf kombinierfähige Personen zu finden wären. Ich bemühe mich, diesem Vorwurf der Beliebigkeit zu entkommen.

Heute mache ich mir aber keine Sorgen. Denn meine heutige Auswahl an Geburtstagskindern wird jeden überraschen. Ich präsentiere eine Top-Five-Liste von Männern, die gegen das Naziregime gekämpft haben und an einem 11. März geboren wurden.

  • Caesar von Hofacker (1896–1944) – Er war nicht nur der Cousin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, sondern auch ein wichtiger Teil des 20. Juli 1944. Dem Nazi-Richter des Volksgerichtshofes Roland Freisler hielt er entgegen: Sie schweigen jetzt, Herr Freisler! Denn heute geht es um meinen Kopf. In einem Jahr geht es um Ihren Kopf! – Und er hätte neinahe Recht behalten, wenn jener nicht im Februar 1945 bei einem Luftangriff ums Leben gekommen wäre.
  • Albrecht von Hagen (1904–1944) – Auch er gehörte zu den Männern des 20. Juli 1944. Er war beim Oberkommando der Wehrmacht tätig. Seiner Frau schrieb er noch am Tag seiner Hinrichtung: Mit meinem Schicksal kann ich nicht hadern.
  • Helmuth James Graf von Moltke (1907–1945) – Er begründete den Kreisauer Kreis, die Keimzelle des militärischen Widerstands gegen Hitler. Er ist wohl neben Stauffenberg die bekannteste Person des militärischen Widerstands. Er soll Freisler entgegnet haben: Macht eine Legende aus uns!
  • Hanns-Gero von Lindeiner genannt von Wildau (1912–1984) – Der Stalingrad-Veteran wurde in der Folge des 20. Juli 1944 verhaftet aber nicht hingerichtet. Seit 1959 gehörte er als CDU-Mitglied dem Deutschen Bundestag an.
  • Benjamin Berell Ferencz (*1920) – Er kämpfte gegen die Nazis aus deutlich sicherer Position, war doch der damals 27-Jährige der jüngste leitende Staatsanwalt bei den Nürnberger Prozessen, genauer beim neunten der zwölf Prozesse, dem Einsatzgruppen-Prozess. Mit 90 Jahren erhielt er dafür das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.