Namenstag des Hl. Thomas von Aquin

Heute ist der Gedenktag für den Hl. Thomas von Aquin (1225–1274). Als einer der Kirchenväter hat er großen Einfluss auch auf unser heutiges Verständnis vom Christentum. Thomas war ein Scholastiker, also ein mittelalterlicher Philosoph, der von Aristoteles ausgehend die Methode der Beweisführung anwendet. Sein Hauptverdienst ist wohl, die Theologie zu einer Wissenschaft erhoben zu haben.

Noch heute werden im Unterricht seine quinque viae ad deum (fünf Wege zu Gott) behandelt – unter dem Namen Gottesbeweise. Auch wenn sie nicht die letztendliche Stichhaltigkeit einer mathematischen Beweisführung besitzen, sollte man sie nicht in einer unserer Zeit anhaftenden Arroganz schlicht als widerlegt abtun. Ihnen in Gedanken zu folgen, kann man auch als meditative Übung begreifen, die den Import halbverdauten fernöstlichen Krimskrams obsolet werden lässt.

2 Gedanken zu „Namenstag des Hl. Thomas von Aquin

  1. Ja spannend.
    Gerade auch was du über Arroganz schreibst. Gerade in letzter Zeit treffe ich immer wieder auf diese Barrieren bei eigentlich intelligenten Menschen, die es niemals zulassen würden, ihre „Beweise“ für eine Nichtexistenz Gottes auch nur für eine Sekunde zu hinterfragen. Gerade die hier angesprochenen Gottesbeweise von Aquins sind sehr nachvollziehbar. Und auch gerade das, was Kant sagt.
    Ich glaube das Problem (immer, auch in anderen Zusammenhängen!) ist eine abgeschlossene Meinung zu haben. Ich habe das Gefühl, die Leute werden von allen Seiten dazu gezwungen sich eine Meinung zu bilden, oder eine Entscheidung zu treffen, die sie dann nicht mehr revidieren dürfen. Damit macht man es sich aber zu einfach. Natürlich wollen wir alle immer so schnell wie möglich Antworten und möglich wenig Aufwand bei der Wahrheitsfindung, aber ich glaube das ist sehr schädlich.

    Von fernöstlichem importierten „Krimskrams“ zu sprechen, hat übrigens auch einen leicht arroganten Unterton. Wie du ja auch schon beschreibst, gibt es große Parallelen und es schadet nicht, sich damit auch intensiver auseinanderzusetzen. Ich jedenfalls war überrascht, was Tantra zum Beispiel für Erkenntnisse bringen kann (ich habe erst kürzlich einen Film darüber gemacht). Es ist ähnlich wie mit den Gottesbeweisen. Selbst wenn es nicht ganz wissenschaftlich nachvollziehbar ist, allein die Gedanken mal zu zulassen, könnte eine ganz neue Welt oder Herangehensweise eröffnen.

    1. An deinem Kommentar sehe ich, dass ich diesen Artikel deutlich zu kurz gehalten habe. Da hätte ich doch wesentlich mehr schrieben können und sollen. Aber nach deiner Ergänzung muss ich nun auch nicht mehr 😉
      Erstens ist dieses Immer-eine-Meinung-haben-Müssen meiner Ansicht nach wirklich ein Problem unserer Zeit. Es ist zwar gut, wenn man nicht jede Autorität fraglos anerkennt. Aber ein kritischer Geist muss auch die eigenen Gedanken so kritisch hinterfragen. Zum Zweiten halten wir nur schwer einen Schwebezustand aus. Manchmal können auch zwei auf den ersten Blick widersprüchliche Wahrheiten existieren.
      Von Schwebezuständen komme ich zu Unschärfen und dem Nobelpreisträger für Physik Werner Karl Heisenberg, der einmal gesagt haben soll:

      Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch;
      aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.

      Im Übrigen bekenne ich mich demütig zu einer Arroganz, auf der ich mich allerdings nicht ausruhe. Ich bekämpfe sie täglich. Nur von diesem Kampf bekommt man vielleicht nicht in jedem Post hier etwas mit. Mein kurzer Seitenhieb sollte aber nicht Religionen treffen, die mit den abrahamitischen nicht verwandt sind. Ich bezog mich allein auf den mitteleuropäischen Rezipienten, Typ frustrierte Hausfrau beim Yoga.
      Mir sagte mal ein Schüler, das Christentum habe für ihn einfach keine philosophische Tiefe. Auf Nachfragen kam dann heraus, dass er praktisch kein einziges Buch aus der Bibel gelesen hatte und seine Kenntnisse lediglich aus Zeichentrickfilmen und Hollywood-Produktionen bezog. Natürlich muss ich so einen Satz von einem Rotzebengel gar nicht ernst nehmen. Aber ich glaube, er ist symptomatisch für unsere Gegenwart. Solche Leute ziehen dann – ich zitiere mich – „halbverdauten fernöstlichen Krimskrams“ den christlichen Traditionen vor.
      Und von dem Gesamtgebäude des Tantrismus, in dem ich mich noch nicht bewegt habe, bleibt aber doch bei Kaffeehausgesprächen in Mitteleuropa auch nur die besondere sexuelle Erfahrung übrig. Mit dieser Bemerkung will ich aber Tantra im hinduistischen oder buddhistischen Kontext nicht verunglimpfen, mit keiner Silbe.

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