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Gordon Lightfoot ist tot

Gestern ist der kanadische Singer/Songwriter Gordon Lightfoot gestorben. Geboren wurde er am 17. November 1938 in der Kleinstadt Orillia in der ostkanadischen Provinz Ontario. Lightfoot begann seine Karriere als Songwriter für Künstler wie Elvis Presley sowie Peter, Paul and Mary, bevor er 1966 sein erstes eigenes Album herausbrachte.

1974 gelang ihm mit dem Lied Sundown ein Nummer-Eins-Hit in den USA. Seit den 1980er Jahren war er aber selbst nicht mehr in den Top-50 vertreten. Seine Songs wurden aber von anderen Künstlern immer wieder interpretiert. 1986 wurde Lightfoot in die Canadian Music Hall of Fame aufgenommen. Kein geringerer als Bob Dylan war es, der die Laudatio hielt. Lighfoot wurde in den 1960er Jahren von einigen Kritikern der kanadische Dylan genannt.

Bis ins hohe Alter war Lightfoot auf Bühnen musikalisch aktiv. Sein letztes Album Solo nahm er 2019 auf und brachte es im Folgejahr heraus. Es bekam gute Kritiken, setzte sich am Markt aber nicht durch. Im Frühjahr 2023 musste Lightfoot aus geseundheitlichen Gründen seine Tour abbrechen. Am 01. Mai starb er im KRankenhaus in Toronto. Gordon Lighfoot wurde 84 Jahre alt.


Ihm zu Ehren möchte ich eine Top-Five-Liste meiner Liebslingssongs von Gordon Lightfoot aufstellen. Ich habe nicht jeden der ganz großen Singlehits mit aufgenommen, sondern sie eher persönlich gehalten:

  • Early Morning Rain (1966) – Sein erstes Album Lightfoot! ist angefüllt mit hervorragenden Songs. Dieser sticht für mich auch deshalb so hervor, weil ich ihn zuerst von Bob Dylan auf seinem Album Selfportrait (1970). Außerdem hege ich den Verdacht, dass Reinhard Mey dieses Lied im Ohr hatte, als er Über den Wolken schrieb.
  • Walls (1967) – Ein zugleich geistreiches und charmantes Liebeslied vom zweiten Album The Way I Feel. Vor allem die schelmisch drangehängte letzte Strophe hat mich verzaubert.
  • If You Could Read My Mind (1970) – Vom Album Sit Down Young Stranger, das später dann doch noch den Titel dieses Superhits erhielt. Das Lied wurde schon so oft gecovert. Heute kennt man wohl vor allem Johnny Cash’s Version, die er in seinem Todesjahr bereits erblindet und im Rollstuhlsitzend einsang. Sie wurde 2006 auf den American Recordings V postum veröffentlicht.
  • Cold on the Shoulder (1975) – Der Titelsong seines siebten Albums ist der Song eines Paares, das sich wieder zusammenrauft. Die kälte an der Schulter bleibt. Es war das Album, mit dem ich Gordon Lightfoot kennenlernte. Die erwähnte Kälte habe ich beim Hören immer empfunden.
  • Rainy Day People (1975) – Vom gleichen Album, aber mit einem ganz anderen Zungenschlag. Im Gegensatz zu den Sonnenscheinfreunden, die sich in Problemzeiten zurückziehen, bleiben Regentagfreunde stets bei dir.

Nicht mit in die Reihe gehört The First Time vom ersten Album 1966; denn dies ist nciht von Gordon Lightfoot geschrieben. Es stammt aus der Feder von James Henry Miller (1915–1989), den man eher unter seinem Künstlernamen Ewan MacColl kennt. Seine Tochter Kirsty MacColl hatte nicht nur seinen Künstlernamen übernommen, sondern auch seine linke Gesinnung und die Musikalität. 1957 hat Ewan MacColl es für Peggy Seeger geschrieben.

1972 nahm Roberta Flack den Song auf und machte ihn weltberühmt. Heute kennt man außerdem das Lied von Johnny Cash, der es 2002 für sein Album American Recordings IV – The Man Comes Around einsang. Gerade Gordon Lightfoot und Johnny Cash stehen da in einem interessanten Spanungsverhältnis: Der eine sang es für sein erstes Album ein, der andere für das letzte, das zu seinen Lebzeiten veröffentlicht wurde. Was meinen sie und welchen Zeitraum überbrücken sie, wenn sie sich an ein erstes Mal erinnern?

They just wanna live …

Rassistisch motivierte Polizeigewalt ist in den USA – und leider nicht nur dort – trauriger und uns alle beschämender Alltag. Doch dieses Mal, bei der Lynchung von George Floyd, scheint es besonders eklatant. Der gesamte Tathergang wurde gefilmt. Und es gibt viele Zeugen.

Floyd war unbewaffnet und gefesselt, als ein weißer Polizist auf dem Hals des Opfers kniete. Der Polizist hält die meiste Zeit seine Hände in den Taschen, was noch deutlicher betont, wie wenig er sich bedroht gefühlt haben muss. Man sieht dieses Video und möchte diesem Polizisten und seinen Kollegen Dinge antun, die von Martin Luther King oder Gandhi nicht gutgeheißen würden.

Doch Floyd selbst setzte sich dafür ein, die schwarze Jugend Amerikas zu entwaffnen und ihnen eine bürgerliche Zukunft zu bereiten. Und auch seine letzten Worte sind frei von Gewaltandrohungen oder Flüchen. Die Auschreitungen, die in seinem Namen geschehen, würden Floyd wahrscheinlich nicht gefallen.

Der 12-jährige Gospelsänger Keedron Bryant hat nach dem Mord an George Floyd ein kurzes Lied auf seinem Instagram-Konto hochgeladen, dessen Text von seiner Mutter stammen soll. Der Text ist sehr eindringlich:

I’m a young black man
doing all that I can to stand
oh but when I look around and I see
what’s being done to my kind
everyday I’m being haunted as prey
my people don’t want no trouble
we’ve had enough struggle
I just wanna live
God protect me!

Das Video wurde mehrfach geteilt und 100.000-fach geschaut. Auch die Vernsehkanäle haben es entdeckt. Und Altpräsident Obama bezog sich in einem Tweet auf dieses kurze Lied eines schwarzen Jungen.

Auf YouTube gibt es eine Anzahl von Musikern, die als Zeichen ihrer Solidarität das Acappella-Stück mit einer Instrumentalspur unterlegt haben. Die Geschichte um das Lied erzählen Mutter und Sohn in der Sendung Access Hollywood.

Zehn musikalische Geburtstage

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen Musik in der Luft liegt. Nicht des aktuellen Wetters wegen. Das ist ja eher untypisch für einen Mai des 21. Jahrhunderts. Aber ich habe seit langer Zeit wieder mal ein Lied geschrieben, bzw. ein bestehendes Lied in die deutsche Spreche herüber gerettet. Ich denke, am nächsten Montag werde ich es in der VILLA zuur OpenStage spielen.

Heute ist außerdem einer dieser Tage, der unserer Welt bedeutende Musiker geschenkt hat. Deshalb eine meiner geliebten Top-Five-Listen von Musikern, die heute Geburtstag feiern (in zeitlicher Reihenfolge), die ich auf Grund der besonderen Häufung auf eine Top-Ten-Liste erweitere:

  • Bing Crosby (1903–1977) – Er lieh White Christmas von Irving Berlin seine Stimme. Gemeinsam sind sie unsterblich und zur Zeit auf Platz zwei der größten Verkaufserfolge aller Zeiten (nach Candle in the Wind).
  • Colorado Pete (1909–1969) – Er war einer der Singin‘ Cowboys der 30er und 40er Jahre. Er war vor allem ein Radio-Phänomen. KMBC 980 Kansas City – Brush Creek Follies ist teilweise bei YouTube zu finden und tatsächlich höhrenswert.
  • Pete Seeger (1919–2014) – Der linke Umweltaktivist war über Jahrzehnte das Epizentrum der US-amerikanischen Folk-Szene. Sein Erbe sind unvergessliche Songs wie: Where Have All the Flowers Gone, We Shall Overcome und If I Had a Hammer.
  • Dave Dudley (1928–2003) – Er machte den Cowboy der Country-Musik zum Fernfahrer. Ich liebe sein Lied Six Days on the Road. In Deutschland haben Truck Stop ihm einen Song verehrt: Ich möcht‘ so gern Dave Dudley hörn.
  • James Brown (1933–2006) – Beim Godfather of Soul fällt es mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Daher nur ein paar Songtitel, die für sich sprechen: I Got You (I Feel Good), It’s a Man’s Man’s Man’s World, Sexmachine, Living in America.
  • Georges Moustaki (1934–2013) – Édith Piaf, Dalida und Yves Montand sangen seine Lieder. Er komponierte und textete. Von ihm stammt beispielsweise der Text des großartigen Milord.
  • John Primer (*1946) – Er hat in den Bands von Willie Dixon und Muddy Waters gespielt. Aber auch als Frontmann macht er eine gute Figur. Ach, es gibt so viele Musiker, die man einfach nicht genug würdigt. Und die Zeit ist so begrenzt.
  • Mary Hopkin (*1950) – Mit 18 Jahren sang sie ihren Hit Those Were the Days, den man bis heute kennt. Zwei Jahre später brachte sie mit Knock Knock Who’s There dem Vereinten Königreich beim Grand Prix (jetzt ESC) einen respektablen zweiten Platz.
  • Rea Garvey (*1973) – Man kennt den gebürtigen Iren wohl vor allem als Frontmann der Band Reamonn und als Coach bei The Voice of Germany.
  • Sidney Royel Selby III (*1997) – Unter dem Namen Desiigner brachte er den Rap-Song Panda heraus, der von Billboard auf Platz 24 der 100 wichtigsten Songs 2016 gelistet wird. Mich verstört das Video ein wenig. Aber Kanye West hat den Song bereits versampelt.

Sie passt nicht direkt in diese Liste. Aber ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass heute vor 128 Jahren die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt geboren wurde. Ihre Säk’schen Glassigger zeugen von einer hohen Musikalität der Leipzigerin. Herzlichen Glückwunsch!

Volkstrauertag und Gettysburg Address

Heute ist Volkstrauertag. Seit 1952 ist der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres dem Gedenken von Kriegstoten und Opfern von Gewaltherrschaft. Wichtig ist hier, dass es nicht um eine Verherrlichung vermeintlicher deutscher Heldentaten geht. Alle Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft stehen gemeinsam im Zentrum.

Genau heute jährt sich die Einweihung des Soldatenfriedhofs auf dem Schlachtfeld von Gettysburg in Pennsylvania. Dort hielt Präsident Abraham Lincoln eine Rede, die heute zu den berühmtesten von US-Präsidenten gehaltenen Reden zählt. Martin Luther King wählte bspw. als Einstieg in seine I-have-a-dream-Rede eine ganz ähnliche Satzkonstruktion. Hier die Rede in ganzer Länge:

Four score and seven years ago our fathers brought forth on this continent, a new nation, conceived in Liberty, and dedicated to the proposition that all men are created equal.

Now we are engaged in a great civil war, testing whether that nation, or any nation so conceived and so dedicated, can long endure. We are met on a great battle-field of that war. We have come to dedicate a portion of that field, as a final resting place for those who here gave their lives that that nation might live. It is altogether fitting and proper that we should do this.

But, in a larger sense, we can not dedicate – we can not consecrate – we can not hallow – this ground. The brave men, living and dead, who struggled here, have consecrated it, far above our poor power to add or detract. The world will little note, nor long remember what we say here, but it can never forget what they did here. It is for us the living, rather, to be dedicated here to the unfinished work which they who fought here have thus far so nobly advanced. It is rather for us to be here dedicated to the great task remaining before us – that from these honored dead we take increased devotion to that cause for which they gave the last full measure of devotion – that we here highly resolve that these dead shall not have died in vain – that this nation, under God, shall have a new birth of freedom – and that government of the people, by the people, for the people, shall not perish from the earth.

Abraham Lincoln
November 19, 1863

Der Begriff „score“ meint eine Einheit von zwanzig, also vor 87 Jahren (4 × 20 + 7 = 87). Die Bewertung von Lincolns Rede war durchaus unterschiedlich. Er selbst hielt sie für schwach. Sein mit zwei Stunden Redezeit ausführlicherer Vorredner Edward Everett schrieb in einem Brief an Lincoln:

I should be glad if I could flatter myself that I came as near to the central idea of the occasion, in two hours, as you did in two minutes.

Die Chicago Times kannte 1863 Präsident Trump noch nicht. Daher goss sie ihre Häme über Abraham Lincoln aus:

The cheek of every American must tingle with shame as he reads the silly, flat and dishwatery utterances of the man who has to be pointed out to intelligent foreigners as the President of the United States

Links
http://www.volkstrauertag.de/
http://www.abrahamlincolnonline.org/
http://www.loc.gov/exhibits/gettysburg-address/
https://en.wikipedia.org/wiki/File:Gettysburg_Address_Bliss_copy.jpg

Spanisch ist die Sprache der Liebe

Bob Dylan, Literaturnobelpreisträger, veröffentlichte in meinem Geburtsjahr eine Aufnahme unter dem Titel Spanish is the Loving Tongue, die in ihrer Stilistik eine Ausnahme in seinem Schaffen darstellt, für mich allerdings prägend war, weil sie sich auf meiner zweiten eigenen Bob-Dylan-Platte befand.

Die Grundlage für dieses Lied bildet das Gedicht A Border Affair des amerikanischen Dichters Clark Badger (1883–1957), das 1919 in der Sammlung Sun and Saddle Leather veröffentlicht wurde. Badger ist einer der großen Cowboy-Dichter Amerikas. Er lebte sogar einige Zeit im berühmt-berüchtigten Tombstone in Arizona, nahe der mexikanischen Grenze, bis er schließlich zum offiziellen Staatsdichter von South Dakota ernannt wurde. In dem Buch Sun and Saddle Leather findet sich auch ein anderes, heute weit verbreitetes Gedicht: A Cowboy’s Prayer. Ein Gebet, das Gott nicht in amtskirchlichen Organisationseinheiten sondern vielmehr in der Natur sucht.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: A Border Affair erzählt die Geschichte eines Mannes, der aus den USA stammend einer Frau in Mexiko begegnet. Von ihr lernt er die Sprache der Liebe, zu der zumindest die zwei spanischen Ausdrücke mi amor (meine Liebe) und mi corazon (mein Herz) gehören. Wegen eines Kampfes nach verlorenem Pokerspiel muss der liebende Mann über die Grenze fliehen. Da er nicht mehr zurück nach Mexiko kann, wird er seine Geliebte nie wieder sehen. Aber Spanisch ist ihm zur Sprache der Liebe geworden.

Spanish is the lovin‘ tongue,
Soft as music, light as spray.
Twas a girl I learnt it from,
Livin‘ down Sonora way.
I don’t look much like a lover,
Yet I say her love words over
Often when I’m all alone—
„Mi amor, mi corazon.“

Nights when she knew where I’d ride
She would listen for my spurs,
Fling the big door open wide,
Raise them laughin‘ eyes of hers
And my heart would nigh stop beatin‘
When I heard her tender greetin‘,
Whispered soft for me alone—
„Mi amor! mi corazon!“

Moonlight in the patio,
Old Señora noddin‘ near,
Me and Juana talkin‘ low
So the Madre couldn’t hear—
How those hours would go a-flyin‘!
And too soon I’d hear her sighin‘
In her little sorry tone—
„Adios, mi corazon!“

But one time I had to fly
For a foolish gamblin‘ fight,
And we said a swift goodbye
In that black, unlucky night.
When I’d loosed her arms from clingin‘
With her words the hoofs kep‘ ringin‘
As I galloped north alone—
„Adios, mi corazon!“

Never seen her since that night.
I kaint cross the Line, you know.
She was Mex and I was white;
Like as not it’s better so.
Yet I’ve always sort of missed her
Since that last wild night I kissed her,
Left her heart and lost my own—
„Adios, mi corazon!“

Viele Folk- und Countrysänger haben diese Strophen mal mehr mal minder originalgetreu gesungen: Judy Collins, Bob Dylan, Marianne Faithfull, um nur einige zu nennen. Für einen YouTube-Link habe ich eine Version von Emmylou Harris ausgewählt. Ich hoffe, sie gefällt.

Aber warum schreibe ich das heute? Es ist weder Bob Dylans, Clark Badgers noch Emmylou Harris‘ Geburts- oder Todestag. Heute ist mein Lieblingsliebesbuch auf Spanisch erschienen. Wenn du nicht da bist … heißt ab heute auch Cuando no estás cerca … Vielen Dank an Fabian Esteban Osorio für die Übersetzung!

Folie1Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass dieses in mittlerweile sechs Sprachen erhältliche Buch als eine eindeutige Liebeserklärung verschenkt werden kann. Seine Originalität erkennt man daran, dass kein einziges Mal der Satz „Ich liebe dich.“ darin vorkommt.

Links
https://www.epubli.de/shop/buch/cuando-no-est-s-cerca-fabian-williges-9783745069532/64663
http://www.gutenberg.org/ebooks/36770Sun and Saddle Leather als freies Ebook
https://archive.org/details/sun_saddle_leather_eh_1411_librivox/Sun and Saddle Leather als freies Hörbuch

Doppelte Top-Five-Liste von Geburtstagen

Auch auf die Gefahr hin, mich dem Vorwurf der Beliebigkeit auszusetzen, muss ich heute gleich eine weitere Top-Five-Liste von Geburtstagskindern erstellen und sie – bei Überdehnung ihres Namens – um weitere fünf Geburtstagskinder erweitern. Aber auch hier entsteht für mich in der Zusammenstellung und zwischen den Zeilen ein Bild unserer heutigen Welt und meiner Prägung. Gut, eine doppelte Top-Five-Liste von Geburtstagskindern des 18. März in zeitlicher Reihenfolge:

  • Christian Friedrich Hebbel (1813–1863) – Er gehörte zum Kanon meiner Schulzeit. Maria Magdalena hat mich merkwürdig berührt. Seine Sicht auf die Nibelungen wirkt nach. Auch wenn manches Gedicht von ihm heute ein wenig altbacken wirkt, mag ich seine Verse. Den Vorfrühling zitiere ich aus aktuellen Anlass weiter unten.
  • Stephen Grover Cleveland (1837–1908) – Er ist der einzige US-amerikanische Präsident, der seine zwei Amtszeiten nicht direkt hintereinander absolvierte. Er ist der 22. (1885–1889) und der 24. (1893–1897) Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
  • Emilie Kempin-Spyri (1853–1901) – Sie ist die Nichte der Heidi-Autorin Johanna Spyri; aber das bringt ihr nicht den Platz auf dieser Liste. Sie ist die erste Frau, die in der Schweiz als Juristin promovierte und sich habilitierte, letztendlich aber nicht als Anwältin praktizieren durfte. Sie emigrierte in die USA. Damals waren die noch ein Einwanderungsland.
  • Rudolf Christian Karl Diesel (1858–1913) – Er ist der Erfinder des Dieselmotors, einem Motor, der in den letzten Jahren arg in Verruf geraten ist. Hoffen wir, dass die Zeit der Verbrennungsmotoren tatsächlich bald vorbei ist!
  • Arthur Neville Chamberlain (1869–1940) – Den britischen Premier kennt man aus dem Geschichtsunterricht. Seine Appeasement-Politik machte Hitler vielleicht stärker, mit Sicherheit stellte sie ihm nicht genug entgegen. Daran muss ich heute häufiger denken: Syrien, Türkei, Russland, USA, Ungarn, Polen …
  • Kurt Erich Ohser (1903–1944) – Man kennt ihn eher unter seinem Pseudonym e.o.plauen, noch markanter sind seine Bildergeschichten von Vater und Sohn. Ohser wurde als Regimegegner denunziert und erhängte sich am Vorabend seines Prozesses vor dem berüchtigten Volksgerichtshof.
  • Charlotte von Mahlsdorf (1928–2002) – Als Lothar Berfelde geboren gründete der berühmteste Transvestit der DDR ein Gründerzeitmuseum, das bis heute Bestand hat. Sein Leben kennt alle Licht- und Schattenseiten, die man sich vom Nationalsozialismus, Kommunismus und der Nachwendezeit vorstellen kann. Eine Galionsfigur der ostdeutschen Schwulenszene mit Bundesverdienstkreuz.
  • Christa Wolf (1929–2011) – die große deutsche Schriftstellerin hat mein Leben nachhaltig beeinflusst. Die Lektüre ihres geteilten Himmels in der 11. Klasse ließ in mir den Entschluss reifen, zum Studium in den Osten zu ziehen. Im Germanistikstudium lernte ich dann Christa T. und Kassandra lieben. Weitere Werke folgten.
  • Anne Will (*1966) – Als Moderatorin der Tagesthemen trat sie in mein Leben. Ihre Talkshow liefert oft Grund zum Ärgern. Aber auch das ist wohl gut so.
  • Charlotte Elisabeth Grace Roche (*1978) – Ich habe sie nie als VIVA-Moderatorin erlebt, ihre Feuchtgebiete nicht ergründet und keine Schoßgebete gen Himmel oder sonst wohin gestoßen. Da sie nun aber heute Geburtstag hat, käme ich mir komisch vor, diese popkulturelle Gestalt nicht zu erwähnen.

Vorfrühling

Wie die Knospe hütend,
Daß sie nicht Blume werde,
Liegts so dumpf und brütend
Über der drängenden Erde.

Wolkenmassen ballten
Sich der Sonne entgegen,
Doch durch tausend Spalten
Dringt der befruchtende Segen.

Glühnde Düfte ringeln
In die Höhe sich munter.
Flüchtig grüßend, züngeln
Streifende Lichter herunter.

Daß nun, still erfrischend,
Eins zum andern sich finde,
Rühren, alles mischend,
Sich lebendige Winde.

Beginn der Geburtstagswochen

Was meinen Geburtstag angeht, bin ich ein Kind geblieben. Der Satz klingt etwas eigenartig, entferne ich mich doch gerade mit steigender Zahl an Geburtstagen von meiner Kindheit. Geblieben ist mir die Spannung auf diesen Tag hin, obwohl ich im Erwachsenenalter keine großen Überraschungsgeschenke erwarte. Es ist eine Art individueller Adventszeit, vielleicht weil mein Geburtstag auf den Vierundzwanzigsten fällt. Es sind für mich die Geburtstagswochen. Die möchte ich heute einläuten mit einer Top-Five-Liste von besonderen Jahrestagen des 1. Februar 2017, in denen sich auch die aktuelle Lage der Welt spiegeln soll:

  • 1892, vor 125 Jahren, gelangen dem Astronomen Martin Brendel gemeinsam mit dem Geografen Otto Baschin am Altafjord in Norwegen die ersten bekannten Fotografien des Nordlichts.
  • 1917, vor 100 Jahren, eröffnete die deutsche Marine im Ersten Weltkrieg den uneingeschränkten U-Boot-Krieg um Großbritannien und Frankreich, sowie im Mittelmeerraum. Das Kriegsglück drehte sich nicht. Die deutsche Jugend zwischen den Kriegen erhielt neue Helden.
  • 1942, vor 75 Jahren, ging der US-amerikanische Auslandssender Voice of America von Großbritannien in deutscher Sprache zum ersten Mal auf Sendung, um den Propaganda geplagten Deutschen die Wahrheit über den Krieg und die Naziverbrechen zu verkünden.
  • 1957, vor 60 Jahren, lief der von Felix Wankel entwickelte und später nach ihm benannte Drehkolbenmotor DKM54 auf dem Prüfstand der NSU zum ersten Mal. 1960 wurde der Wankelmotor mit dem NSU Prinz III erstmals in einem Pkw verbaut.
  • 2012, vor 5 Jahren, starb die polnische Dichterin und Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska. Eines ihrer bekanntesten Gedichte heißt Kot w pustym mieszkaniu (Katze in der leeren Wohnung) und erschien vor 25 Jahren in deutscher Sprache. Der Übersetzer Karl Dedecius verstarb übrigens 2016, ebenfalls im Februar.

Katze in der leeren Wohnung

Sterben – das tut man einer Katze nicht an,
Denn was soll die Katze
in einer leeren Wohnung.
An den Wänden hoch,
sich an Möbeln reiben.
Nichts scheint sich hier verändert zu haben,
und doch ist alles anders.
Nichts verstellt, so scheint es,
und doch alles verschoben.
Am Abend brennt die Lampe nicht mehr.

Auf der Treppe sind Schritte zu hören,
aber nicht die.
Die Hand, die den Fisch auf den Teller legt,
ist auch nicht die, die es früher tat.

Hier beginnt etwas nicht
zur gewohnten Zeit.
Etwas findet nicht statt,
wie es sich gehört hätte.
Jemand war hier und war,
dann verschwand er plötzlich
und ist beharrlich nicht da.

Alle Schränke durchforscht.
Alle Regale durchlaufen.
Unter Teppichen geprüft.
Trotz des Verbots
die Papiere durchstöbert.
Was bleibt da noch zu tun.
Schlafen und warten.

Komme er nur,
zeige er sich.
Er wird’s schon erfahren.
Einer Katze tut man sowas nicht an.
Sie wird ihm entgegenstolzieren,
so, als wollte sie’s nicht,
sehr langsam,
auf äußerst beleidigten Pfoten.
Noch ohne Sprung, ohne Miau.

Zum Tod von Leonard Cohen

Heute Morgen erreichte mich die Nachricht, dass gestern Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren gestorben ist. In diesem Alter aus der Welt zu scheiden, ist kein schwerer Schicksalsschlag. Und ihn weiß ich mehr als alle anderen am Thron des Herrn stehend und singend. Aber ohne Cohen wird es in dieser Welt gleich noch bisschen kälter und einsamer.

Seine Lieder werden bleiben. Und was für Lieder! Ich könnte Top-Five-Listen für jedes einzelne Album erstellen und hätte das Gefühl, wichtige Lieder unterschlagen zu haben.

Statt eine solche Liste aufzustellen, möchte ich ein Prosagedicht aus dem 1984 erschienenen Book of Mercy zitieren, zu dem ich auch eine ganz persönliche Beziehung habe. Kerstin hieß meine beste Freundin in meinem Abiturjahrgang. Nach der Schule saßen wir manches Mal im Karstadt-Restaurant und unterhielten uns bei Bechern von Kaffee über Gott und die Welt, Literatur und Musik. Durch sie habe ich z.B. Billy Bragg kennengelernt. Bei einem dieser Treffen geschah es, dass wir uns gleichzeitig eine Neuentdeckung vorlesen wollten. Ich erhielt der Vortritt und las das folgende Prosagedicht von Cohen. Kerstin lächelte. Sie hatte dasselbe Gedicht ausgesucht.

I heard my soul singing behind a leaf, plucked the leaf, but then I heard it singing behind a veil. I tore the veil, but then I heard it singing behind a wall. I broke the wall, and I heard my soul singing against me. I built up the wall, mended the curtain, but I could not put back the leaf. I held it in my hand and I heard my soul singing mightily against me. This is what it’s like to study without a friend.

Vielen Dank, Leonard Cohen!

GOD and the Gay Christian

Bis heute ist das Verhältnis von Sexualität und Religion ein sehr angespanntes. Homosexualität und Christentum scheinen oft unvereinbar zu sein. Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens sagte eine Woche vor seiner Amtseinführung im Sommer 2015, Homosexualität sei nicht der Wille Gottes. In Deutschland lässt man so einen Menschen reden; man muss ja nicht zuhören. In den USA werden solche Diskussionen – wie auch Wahlkämpfe – gemeinhin schriller geführt.

Wenn man sich im Jugendalter seiner sexuellen Orientierung bewusst wird, stehen viele vor der Entscheidung Kirche oder Sex. Die einen ziehen nach San Francisco, die anderen gehen in ein Umerziehungslager. Eine dritte Gruppe führt ein stilles Doppelleben. Daraus entstehende Probleme besprechen sie mit ihrem Psychiater.

Dem Harvard-Studenten Matthew Vines gefielen diese Optionen nicht. Er machte sich als Sohn in einer evangelikalen Familie daran, die entsprechenden Bibelstellen nach ihrem eigentlichen Gehalt abzuklopfen. Ein Text in einer antiken Sprache verfasst, der vor 3000 Jahren seinen Ursprung hat, meint vielleicht etwas anderes, als wir heute beim Lesen einer bereits interpretierenden Übersetzung ins Deutsche oder Englische verstehen mögen.

Auch das ist nicht neu. Wir nennen dies die historisch-kritische Auslegung der Bibel. Theologen an deutschen Universitäten machen das jeden Tag. Matthew Vines aber ging mit 21 Jahren über YouTube an die Öffentlichkeit. Mit 24 Jahren veröffentlichte er sein Buch GOD and the Gay Christian (ISBN 978-1-60142-516-4). Heute ist er 26 Jahre alt und ein wichtiger LGBT-Aktivist innerhalb der christlichen Rechten in den USA.

https://youtu.be/HiEf2UOYIAE

Ich bin sehr beeindruckt von seiner Arbeit. Einige Argumente sind mir lange bekannt. Schließlich beschäftige ich mich auch schon einige Zeit mit diesem Thema. Anderes habe ich durch sein Buch neu sehen gelernt. Vor allem aber ist seine Ernsthaftigkeit und sein Eifer inspirierend.

Links
http://www.matthewvines.com/ – Der Autor Matthew Vines
http://www.reformationproject.org/ – A Bible-Based, Gospel-Centered Approach to LGBT Inclusion
http://www.ekd.de/familie/44736.html – Stellungnahme zur Homosexualität von der Evangelischen Kirche in Deutschland aus dem Jahre 1996

Die Lage der Welt anhand von fünf historischen Ereignissen

Wie viele meiner Freunde kann ich mich in den letzten Monaten des Gefühls nicht erwehren, dass die ganze Welt verrückt geworden ist. Natürlich stimmt das überhaupt nicht; denn die Welt war schon immer verrückt. Trotzdem scheinen wir gerade in einer Phase zu leben, in der bestimmte Ereignisse sich häufen und fatale Prozesse eine Beschleunigung erfahren. Ich habe Angst um die EU, Angst vor den rechten Akteuren auf den Straßen und in neuen wie alten Parteien, Angst um das Leben der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, Angst vor islamistischem Terror, Angst vor Terror mit anderem Hintergrund bis hin zu Amokläufen psychisch Labiler, Angst vor einem neuen Kalten Krieg, Angst um unser Leben, wie wir es kennen und zu führen gewohnt sind. Und ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Aber diese Angst ist kein guter Ratgeber. Aus Angst macht man viele Fehler, vieles schlimmer, als es bisher war. Angst muss man manchmal auch einfach aushalten.

Damit sich zu dieser Angst auch ein wenig Gelassenheit mischt, erstelle ich heute eine Top-Five-Liste historischer Ereignisse des 17. Juli, die uns – leicht augenzwinkernd – die heutige Lage der Welt, vielleicht nicht erklären, aber doch zumindest kommentieren können:

  1. Luther geht ins Kloster – Von einem schweren Gewitter auf freier Flur überrascht rief der Student: Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden! Er überlebte das Unwetter und trat am 17. Juli 1505 in das Augustiner-Kloster in Erfurt ein. Als Mönch beschäftigte er sich besonders mit der Frage nach dem gnädigen Gott und damit, wie wir als Menschen vor Gott gerecht werden könnten. Sein Beichtvater empfahl ihn für das Studium der Theologie in Wittenberg. Und der Rest ist Geschichte: Romreise, Reformation, Reichstag und die wichtige Rechtfertigungslehre.
  2. Kinderarbeit wird in Deutschland eingeschränkt – Zunächst bemerkte Friedrich Wilhelm III. von Preußen, dass eine wachsende Zahl von Rekruten sowohl körperlich als auch geistig beeinträchtigt waren. Das lag an den menschenunwürdigen Bedingungen in den Bergwerken und Fabriken, in denen Kinder oft schon mit sechs Jahren zwölf Stunden pro Tag arbeiten mussten. Ab dem 9. März 1839 war in Preußen Kinderarbeit unter 10 Jahren in Fabriken und Bergwerken verboten, sogar unter 16 Jahren, wenn die betreffende Person keine grundlegende Schulbildung vorweisen konnte.
    Nach der Reichsgründung 1871 mussten alle Gesetze harmonisiert werden. 1878 war die Gewerbeordnung dran. Sie wurde am 17. Juli grundsätzlich aus Preußen für das gesamte Reich übernommen. Kinderarbeit in Fabriken wurde nun im gesamten Reich verboten; in der Landwirtschaft und für Heimarbeit blieb sie aber erlaubt. Kinder unter 14 Jahren durften nicht mehr als sechs Stunden täglich arbeiten und Jugendliche von 14 bis 16 Jahren nicht mehr als zehn Stunden. Die Strafen bei Nichteinhaltung dieser Gesetze blieb allerdings gering. Die Kinderarbeit in der Landwirtschaft wurde übrigens in der Bundesrepublik erst 1960 abgeschafft.
  3. Zar Nikolaus II. wird mit seiner Familie exekutiert – Nikolaus II. war der letzte Zar Russlands. Sein Sohn Alexei blieb bis zu seinem brutalen Tod mit 13 Jahren ein Zarewitsch, ein Sohn des Zaren und möglicher Nachfolger. Während der Oktoberrevolution 1917 wurde die Zarenfamilie gefangen gesetzt. Am 17. Juli 1918 wurden alle von einem Erschießungskommando exekutiert. Alexei, der als Bluterkranker seine gesamte Kindheit vor Verletzungen geschützt worden war, soll sich als besonders widerständig erwiesen haben. Nach den ersten Schüssen versuchte man, ihn mit Bajonettstichen zu töten. Ein Hemd mit eingenähten Edelsteinen soll ihn geschützt haben. Schließlich wurde er durch zwei Kopfschüsse getötet. In der russisch-orthodoxen Kirche werden er und die anderen Mitglieder der Zarenfamilie als Heilige verehrt. Sie gelten als Leidensträger, die im Gegensatz zu Märtyrern nicht für ihr Christsein aber doch als Christen gestorben sind.
  4. Beginn der Potsdamer Konferrenz – Die Potsdamer Konferenz ist die letzte in einer Reihe von Treffen der Alliierten, um die Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg zu beschließen. Sie steht für das Ende des Weltkrieges und für den Beginn des Kalten Krieges. Von britischer Seite begann Winston Churchill (konservativ) die Konferenz, wurde aber nach seiner Wahlniederlage in der Heimat 10 Tage später durch seinen Nachfolger Clement Attlee (labour) ersetzt. Es ist müßig zu überlegen, was in dieser Konferenz hätte anders laufen müssen, um eine 40-jährige Teilung Deutschlands zu verhindern. Es bleibt die wiederholte Erkenntnis, dass am grünen Tisch nicht alles bestimmt werden kann, und dass eine Versammlung großer Staatsmänner nicht zwingend auch ein großartiges Ergebnis hervorbringt, vor allem wenn statt des großen Zieles (Schaffung und Erhaltung des Weltfriedens) jeder seine eigene nationale oder gar persönliche Agenda verfolgt.
    Auf den Tag genau 53 Jahre später wurde unter dem Eindruck des Jugoslawienkrieges in Rom ein anderer wichtiger internationaler Schritt gegangen: die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofes, der schließlich 2002 in Den Haag seine Arbeit aufnahm. 124 Staaten sind dem Rom-Statut beigetreten. Nicht mit dabei sind vor allem: die Volksrepublik China, Indien, Irak, Iran, Israel, Kuba, Nordkorea, Pakistan, Russland, Syrien, Saudi-Arabien, Sudan, Türkei und die USA. Ich lasse diese Aufzählung mal unkommentiert.
  5. Walt Disney eröffnet sein erstes Disneyland – Nach den Erfolgen im Zeichentrick schuf Disney 1955 mit seinem ersten Disneyland in Anaheim, Kalinfornien einen weiteren Pfeiler seiner heutigen kommerziellen Macht. Bis heute wird dieses Disneyland weltweit in Sachen Besucherzahlen nur vom zweiten Disneyland in Oregon, Florida überflügelt. Die Idee des Vergnügungsparks war allerdings nicht neu. Der erste Park wurde 1583 [sic!] im dänischen Klampenbork gegründet. Er ist noch heute in Betrieb. Der Wiener Prater stammt aus dem Jahre 1766 und fällt wohl auch in diese Kategorie. Die Ansammlung mehrerer Vergnügungsparks, die Coney Island bilden, wächst und gedeiht seit Ende des 19. Jahrhunderts. Der russische Schriftsteller Maxim Gorki notiert 1906 über Coney Island: Das ist die Freiheit in der Hand des gelben Teufels, des Goldes. – Walt Disney hat später diese Herrschaft des Goldes über die – vermeintliche – Freiheit dann nur noch perver… äh … perfektioniert. Pervers ist die Situation ja bereits vorher gewesen.

Nicht als historische Ereignisse in diesem Sinne aufzuführen, aber auch nicht unerwähnt zu lassen sind folgende kurze Schlaglichter zum 17. Juli:

  1. Hinrichtung der Scilitanischen Märtyrer († 180) – Eine Gruppe von zwölf Männern und Frauen in Karthago wurden vom römischen Proconsul Publius Vigellius Saturninus hingerichtet. Sie sind nicht die ersten christlichen Märtyrer. Ihre Leidensgeschichte ist aber die älteste bekannte in lateinischer Sprache.
  2. Todestag von Adam Smith (1723–1790) – Der Aufklärer gilt als Begründer der Volkswirtschaftslehre. Vergessen dürfen wir aber nicht bei seiner Lektüre, dass ihm die globale Sicht noch nicht ganz vergönnt war. [Stichwort: Ausbeutung der Südhalbkugel durch die Länder der Nordhalbkugel.] Von ihm stammt die Idee der Unsichtbaren Hand, ein Konstrukt, das ich gern jedem Verschwörungstheoretiker entgegenschleudere.
  3. Geburtstag von Angela Merkel (* 1954) – Bundeskanzlerin ist sie nicht durch meine Stimme geworden. Aber gerade in den letzten Jahren der Krisen unterschiedlicher internationaler Ursache, wächst meine Achtung vor ihr.
  4. Todestag von Billie Holiday (1915–1959) und John Coltrane (1926–1967) – Ohne die beiden wäre der Jazz heute  nicht das, was er eben ist. Außerdem kann ich in dieser Liste ja nicht nur Politik und Religion stehen haben.
  5. Amtsantritt von Baschar al-Assad als Syrischer Staatspräsident (2000) – Der Amtsantritt des jungen, westlich gebildeten Augenarztes war noch mit hohen Hoffnungen verknüpft. Heute sieht es entschieden anders aus.