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Heilige Nacht

Heilige Nacht – Fröhlich soll mein Herze springen

Fröhlich soll mein Herze springen
Dieser Zeit, da vor Freud‘
Alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
Alle Luft Laute ruft:
Christus ist geboren!

Heute geht aus seiner Kammer
Gottes Held, der die Welt
Reisst aus allem Jammer.
Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute.
Gottes Kind, das verbind’t
Sich mit unserm Blute.

Sollt‘ uns Gott nun können hassen,
Der uns gibt, was er liebt
über alle Maßen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
Seinen Sohn Aus dem Thron
Seiner Macht und Ehren.

Sollte von uns sein gekehret,
Der sein Reich und zugleich
Sich uns selbst verehret?
Sollt‘ uns Gottes Sohn nicht lieben,
Der jetzt kömmt, von uns nimmt,
Was uns will betrüben?

Hätte vor der Menschen Orden
Unser Heil Einen Greu’l,
Wär‘ er nicht Mensch worden.
Hätt‘ er Lust zu unserm Schaden,
Ei, so würd‘ unsre Bürd‘
Er nicht auf sich laden.

Er nimmt auf sich, was auf Erden
Wir getan, gibt sich an,
Unser Lamm zu werden,
Unser Lamm, das für uns stirbet
Und bei Gott Fuer den Tod
Gnad‘ und Fried‘ erwirbet.

Nun, er liegt in seiner Krippen,
Ruft zu sich mich und dich,
Spricht mit süßen Lippen:
Lasset fahr’n, o liebe Brüder,
Was euch quält, was euch fehlt,
Ich bring‘ alles wieder.

Ei, so kommt und lasst uns laufen!
Stellt euch ein, Groß und klein,
Eilt mit großem Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, der uns gern
Licht und Labsal gönnet.

Die ihr schwebt in großen Leiden,
Sehet, hier ist die Tür
Zu den wahren Freuden.
Fasst ihn wohl, er wird euch führen
An den Ort, da hinfort
Euch kein Kreuz wird rühren.

Wer sich fühlt beschwert im Herzen,
Wer empfind’t seine Sünd‘
Und Gewissensschmerzen,
Sei getrost, hier wird gefunden,
Der in Eil‘ machet heil
Die vergift’ten Wunden.

Die ihr arm seid und elende,
Kommt herbei, füllet frei
Eures Glaubens Hände!
Hier sind alle guten Gaben
Und das Gold, da ihr sollt
Euer Herz mit laben.

Süßes Heil, lass dich umfangen,
Lass mich dir, Meine Zier,
Unverrückt anhangen!
Du bist meines Lebens Leben;
Nun kann ich mich durch dich
Wohl zufrieden geben.

Meine Schuld kann mich nicht drücken,
Denn du hast meine Last
All‘ auf deinem Rücken.
Kein Fleck ist an mir zu finden,
Ich bin gar rein und klar
Aller meiner Sünden.

Ich bin rein um deinetwillen;
Du gibst g’nug Ehr‘ und Schmuck,
Mich darein zu hüllen.
Ich will dich ins Herze schließen;
O mein Ruhm, edle Blum‘,
Lass dich recht genießen!

Ich will dich mit Fleiß bewahren,
Ich will dir Leben hier,
Dir will ich abfahren;
Voller Freud‘ ohne Zeit
Dort im andern Leben.

Paul Gerhardt (1607–1676)

200 Jahre Night Before Christmas

Heute vor 200 Jahren, am 23. Dezember 1823 erschien in der Zeitung Troy Sentinel (im Staat New York) anonym das Gedicht A Visit from St. Nicholas, auch bekannt unter dem Namen The Night Before Christmas, auf dessen Autorenschaft später sowohl Clement Clarke Moore (1779–1863) als auch Henry Livingston, Jr. (1748–1828) Anspruch erhoben. Es geht wie folgt:

‚Twas the night before Christmas, when all thro‘ the house
Not a creature was stirring, not even a mouse;
The stockings were hung by the chimney with care,
In hopes that St. Nicholas soon would be there;
The children were nestled all snug in their beds,
While visions of sugar plums danc’d in their heads,
And Mama in her ‚kerchief, and I in my cap,
Had just settled our brains for a long winter’s nap —
When out on the lawn there arose such a clatter,
I sprang from the bed to see what was the matter.
Away to the window I flew like a flash,
Tore open the shutters, and threw up the sash.
The moon on the breast of the new fallen snow,
Gave the lustre of mid-day to objects below;
When, what to my wondering eyes should appear,
But a miniature sleigh, and eight tiny rein-deer,
With a little old driver, so lively and quick,
I knew in a moment it must be St. Nick.
More rapid than eagles his coursers they came,
And he whistled, and shouted, and call’d them by name:
»Now! Dasher, now! Dancer, now! Prancer and Vixen,
On! Comet, on! Cupid, on! Donder and Blitzen;
To the top of the porch! To the top of the wall!
Now dash away! Dash away! Dash away all!«
As dry leaves before the wild hurricane fly,
When they meet with an obstacle, mount to the sky;
So up to the house-top the coursers they flew,
With the sleigh full of toys — and St. Nicholas too:
And then in a twinkling, I heard on the roof
The prancing and pawing of each little hoof.
As I drew in my head, and was turning around,
Down the chimney St. Nicholas came with a bound:
He was dress’d all in fur, from his head to his foot,
And his clothes were all tarnish’d with ashes and soot;
A bundle of toys was flung on his back,
And he look’d like a peddler just opening his pack:
His eyes — how they twinkled! His dimples: how merry,
His cheeks were like roses, his nose like a cherry;
His droll little mouth was drawn up like a bow,
And the beard of his chin was as white as the snow;
The stump of a pipe he held tight in his teeth,
And the smoke it encircled his head like a wreath.
He had a broad face, and a little round belly
That shook when he laugh’d, like a bowl full of jelly:
He was chubby and plump, a right jolly old elf,
And I laugh’d when I saw him in spite of myself;
A wink of his eye and a twist of his head
Soon gave me to know I had nothing to dread.
He spoke not a word, but went straight to his work,
And fill’d all the stockings; then turn’d with a jerk,
And laying his finger aside of his nose
And giving a nod, up the chimney he rose.
He sprung to his sleigh, to his team gave a whistle,
And away they all flew, like the down of a thistle:
But I heard him exclaim, ere he drove out of sight —
Happy Christmas to all, and to all a good night.

Anonym

Ich habe mich vor einigen Jahren an eine Übersetzung gewagt, die ich hier gern anfüge.

‚Swar der Heilige Abend, und im ganzen Haus
Rührte sich niemand, nicht einmal ’ne Maus;
Die Socken war’n gut am Kamin angebracht,
Sankt Niklas, der mocht‘ sie nun füll’n über Nacht;
Es träumten die Kinder warm zugedeckt
Den Reigen von Dörrobst und süßem Konfekt,
Die Mutter mit Kopftuch, mit Schlafmütze ich
Wir schliefen genauso tief winterlich –
Dann plötzlich da draußen ein lautes Getöse;
Ich sprang auf, zu sehen, wer solches auslöse.
Mir glückte blitzschnell hin zum Fenster zu eilen,
Und dieses zu öffnen, die Läden zu teilen.
Das Mondlicht im Schnee auf der Fensterbank:
Ein taghelles Funkeln, in das alles versank,
Misstrauend den Augen erkannte ich dann,
Acht Rentiere zogen ’nen Schlitten heran.
Ein alter und lebhafter Kutscher darauf,
Der sah mir doch recht nach Sankt Nikolaus aus.
Sie waren ganz wie die Adler geschwind,
Ich hörte die Rufe der Namen im Wind:
»Nun, Flitzer! Nun, Tänzer! Du Stolzer, du Füchsin,
Los, Komet und Amor! Los, Donner und Blitzen!
Auf das Dach der Veranda, gleich aufs Dach vom Haus!
Los weiter, noch weiter! Holt alles heraus!
«
Wie trockenes Laub im Winde aufweht,
Dieser Zug jedem Stein aus dem Wege geht.
Und hoch bis zum Dachfirst die Zugtiere fliegen
Voran dem Schlitten, wo die Spielzeuge liegen.
Und ferner vom Dach her kann ich noch hören
Das Scharren der Hufe, zu leis‘, um zu stören.
Ich wandte mich wieder dem Zimmer zu
Da sprang Nikolaus durch den Schornstein im Nu:
Gekleidet in Pelzen von Kopf bis zum Fuß,
Doch alles sehr schmutzig von Asche und Ruß;
Ein Bündel von Spielzeugen auf seinem Rücken
Ganz wie ein Hausierer mit seinen Schaustücken:
Die Augen – ein Leuchten! Und Grübchen: gewitzt,
Zwischen rosigen Wangen ’ne Kirsch-Nase sitzt;
Sein Mund lächelt drollig: ein riesiges U
Mit einem rein schneeweißen Vollbart dazu;
Den Holm einer Pfeife fest zwischen den Zähnen,
Mit Rauch ihn umwabernd gleich Engelsmähnen.
Das Antlitz so weit und der Bauch kugelrund,
Beim Lachen bebt wackelnd davon jedes Pfund:
Ein properes Kerlchen, vergnügt, wunderbar!
Ich musste selbst lächeln, als ich ihn so sah.
Es zwinkert‘ das Auge, der Kopf nickt‘ dazu,
Das nahm mir die Angst und gab mir die Ruh.
Er sagte kein Wort, begann flugs im Stillen,
Die Socken, die hingen, mit Spielzeug zu füllen;
Er hob einen Finger zur Nase, darauf
Stieg er wieder den Schornstein hinauf
Ein‘ Sprung auf den Schlitten, der Mannschaft ein Pfeifen;
Fort! – Leicht, wie die Winde ’ne Daune ergreifen;
Mein Ohr nahm noch wahr, was mein Aug‘ nicht ausmacht:
»Ein Frohes Fest allen! Und allen Gut‘ Nacht!«

Deutsch: Fabian W. Williges

Es ist nicht üblich, Namen zu übersetzen. Da aber die Namen der Rentiere so sprechend sind, habe ich eine Ausnahme gemacht. Im englischen Original wird von einem Miniaturschlitten, winzig kleinen Rentieren und einem kleinen, alten Kutscher, der an anderer Stelle auch noch ein Elf genannt wird, berichtet. Das wird heute grundsätzlich bei filmischen Adaptionen vergessen. In meiner Übertragung habe ich diese Adjektive daher ebenfalls weggelassen. Es ist also trotz der Namensgleichheit nicht der Hl. Nikolaus, der in seinem irdischen Leben Bischof war und nun als himmlische Gestalt wiederkehrt. Er scheint ein eigenständiges Fabelwesen zu sein mit einem Namen, der keine weitere Bedeutung in sich trägt.

Die Erfindung des Weihnachtsmanns durch dieses Gedicht fiel in eine Zeit, da in Neuengland noch allgemeine Uneinigkeit über die Art herrschte, wie ein Weihnachtsfest zu feiern sei, wurde Amerika doch u. a. von religiösen Eiferern unterschiedlicher Strömungen besiedelt, die sich erst eine neue gemeinsame kulturelle Identität schaffen mussten. Epiphanias, Neujahr und der erste Weihnachtsfeiertag standen in Konkurrenz zueinander. Einige puritanische Strömungen lehnten die Feier des Weihnachtsfestes grundsätzlich ab, da es zu sehr mit heidnischen Traditionen verwoben wäre. Mit dem Gedicht A Visit from St. Nicholas wurde dieser Streit zugunsten der Nacht vom 24. zum 25. Dezember entschieden. Die ersten Zeilen des Gedichts werden heute auch gerne die bekanntesten Worte der englischsprachigen amerikanischen Literaturgeschichte genannt.

In Margaret Atwoods wenig weihnachtlichem Roman A Handmaid’s Tale (Der Report der Magd) aus dem Jahre 1985, der 1990 unter dem Titel Die Geschichte der Dienerin von Volker Schlöndorff verfilmt wurde, gibt es eine Szene, in der die Protagonistin nachts zum Fenster schleicht, um herauszufinden, ob das Licht vom Mond oder von einem Scheinwerfer stammt: […] like a child, I want to see. The moon on the breast of the new-fallen snow (wie ein Kind möchte ich erkennen. Das Mondlicht im [Neu]Schnee auf der Fensterbank). Die kanadische Schriftstellerin Atwood kann davon ausgehen, dass der englischsprachige Leser diese Zeile als Bestandteil des Weihnachtsgedichtes erkennt und die Spannung eines Kindes vor der Bescherung assoziiert.

In der Weihnachtsfolge Oh, Tannerbaum der ersten Staffel der Fernsehserie ALF, die in den USA erstmalig am 22. Dezember 1986 ausgestrahlt wurde, versucht der außerirdische ALF sich die Namen der acht Rentiere zu merken, vermischt sie aber mit den Namen der vier Evangelisten. Später kommt der Nachbar der Familie Tanner Mr. Ochmonek herein und bemerkt: the stockings are hung by the chimney with care (Die Socken sind liebevoll am Kamin angebracht).

In der Doppelfolge ALF’s Special Christmas aus der zweiten Staffel (Erstausstrahlung am 14. Dezember 1987) muss sich der sonst nur der Familie Tanner bekannte ALF einem Fremden zu erkennen geben, um dessen einsamen Selbstmord aus Trauer zu verhindern. Dieser rätselt, was für ein Wesen ALF sei, und kommt schließlich darauf, dass es sich nur um Santa Claus handeln könne, indem er die Beschreibung des äußeren Erscheinungsbildes aus dem Gedicht rezitiert.

Das schwungvolle Weihnachtslied Must be Santa von Hal Moore und Bill Fredericks aus dem Jahre 1960 fragt mit typischen Weihnachtsmanneigenschaften nach einer scheinbar unbekannten Person. Die Antwort wird im Kehrreim gegeben: it must be Santa Claus (Es muss der Weihnachtsmann sein). Unter den unverkennbaren Merkmalen gibt es neben dem weißen Bart auch eine rote Kirschnase und den Rentierschlitten. In der Version, die Bob Dylan von diesem Lied 2009 für sein Album Christmas in the Heart eingespielt hat, kommt er beim Nennen der acht Rentiernamen zweimal scheinbar durcheinander und nimmt jeweils vier Präsidenten der USA in zeitlicher Reihenfolge mit in die Aufzählung: Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Eisenhower, Kennedy, Johnson, Nixon und beim zweiten Mal Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Carter, Reagan, Bush and Clinton.

Jahresrückblick 2022

Silvester ist die richtige Zeit zum Innehalten und Zurückschauen – nicht zu lange! Man will ja nicht wehmütig werden. Aber man kann ja mal kurz die Koffer abstellen und durchatmen, bevor man sie wieder ergreift und weiterzieht in ein neues Jahr.

Wie zu den Weihnachtsfeiertagen habe ich hier nur Bilder ausgewählt, die ich in diesem Jahr im September bei meinem Urlaub in London geschossen habe. Dort lebt meine Tante, die ich sehr mag und mit der ich einmal im Jahr eine Uralubsreise unternehme. Eigentlich! Denn nach meinem letzten Besuch im September 2019 kam erstmal Corona mit den unterschiedlichsten Reiseregelungen und schon hatten wir uns drei Jahre lang nicht gesehen.

Jedes Bild zeigt Maria und Jesus, aber die Aussage ist jeweils eine ganz andere. Die möchte ich symbolhaft für die vier Quartale 2022 nehmen. Das passt vielleicht nicht immer ganz genau; aber als ein erste Anhaltspunkt soll es mir genügen.

Jungfrau mit Kind, Engeln und Johannes dem Täufer, Goa (17. Jh.)

Diese Madonna stammt aus Goa, Indien. Dort gab es bereits vor dem Eintreffen der Europäer (im konkreten Fall Portugiesen) eine christliche Gemeinde, die sogeannten Thomaschristen, die sich auf den Apostel Thomas berufen. Sie stehen der orthodoxen Kirche in vielem näher als der katholischen oder gar protestantischen Kirche. Bemerkenswert finde ich, wie Maria von Engeln getragen wird und wie Johannes der Täufer so klein und hilflos als Randfigur vergeblich um die Aufmerksamkeit Mariens buhlt.

Der Jahresanfang war für mich ein ganz freudiger, gespannter. Unser Bistro BolBolani wurde am 30. Januar ein Jahr alt. Und einen knappen Monat später hatte ich selbst Geburtstag. Doch dieser Freudentag wurde überschattet vom Einfall Putins in die Ukraine. Seitdem ist ein Schatten auf diesem Jahr. Und uns geht es bei allen Problemen um Gas, Speiseöl, Inflation und Klimawandel noch verhältnismäßig gut.

Maria und Kind, Türkei (um 1650)

Der Teller zeigt Maria und Jesus in einem Blumenmeer. Ich entdeckte die Keramik in der muslimischen Abteilung des British Museums. Jesus ist ein wichtiger Prophet im Koran und nach Maria ist sogar eine Sure benannt. Nur als Sohn Gottes wird Jesus eben nicht gesehen.

Im zweiten Quartal entwickelte ich die Idee für den Kalender 2023 Orientalische Märchen Gestalten. Diese Idee stand natürlich plötzlich monolithisch im Raum. Sie ist gereift, bis sie schließlich zum Jahresende verwirklicht vor mir lag in Form von einem Kalender mit zwölf Porträts von Spielern des FC Moahjer Leipzig e.V., einem Plakat mit allen 30 Mitgliedern des Vereins zum Saisonstart und einem Buch mit den orientalischen Märchen, auf die ich mich im Kalender beziehe.

Außerdem habe ich mich in dieser Zeit mit der guten Freundin Anna Baldauf beim Korrekturlesen ihrer Staatsexamensarbeit mit Ruth beschäftigen dürfen, einer Vorfahrin König Davids und somit auch Jesu Christi. Die Arbeit war meiner nach hervorragend. Die Prüfer haben es auch so gesehen. Herzlichen Glückwunsch!

Parmigianino (1503–1540), Jungfrau und Kind (1528)

Wenn auch dieses Bild, das unten rechts deutlich Fragment geblieben ist, vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammt, ist es für mich das modernste. Vielleicht liegt es gerade auch am Fragmentarischen.

Mein drittes Quartal 2022 war geprägt von den Geburtstagen zweier älterer Damen. Im Juli feierte meine Familie in meienr Geburtsstadt Hildesheim den 80-jährigen Geburtstag meiner Mutter und im September feierten meine Tante und ich in London ihren 82-jährigen.

Das Bistro habe ich an meinen Geschäftspartner Mohammad Mirzaiy verkauft. Ich bin doch wohl eher Künstler und Dozent. Auch wenn mir im Unterricht das Kaufmännische alles andere als fremd ist, war das tägliche Mühen im Bistro zusätzlich doch wohl zuviel für mich.

Gentile da Fabriano (1385–1427), Madonna mit Kind und Engeln (1425)

Das Jesuskind schaut in diesem prachtvollen Altarbild nicht zum Betrachter bzw. Betenden. Es wendet sich dem vordersten Engel zu und überreicht diesem ein Gänseblümchen. Gibt es eine unscheinbarere, alltäglichere und doch unschuldigere Blume als das Gänseblümchen?

Das vierte Quartal begann mit dem 80-jährigen Geburtstag meines Vaters, den wir als Familie in Hannover, einer der Wirkungsstätten meines Vaters, feierlich begangen haben. Den Rest des Jahres habe ich wie im Fieber am Kalender-Projekt und auch ganz konkret am Vorankommen des FC Mohajer Leipzig e.V. gearbeitet. Mit sehr viel Freude und letztendlich auch mit Erfolg, würde ich sagen. Die Weihnachtsfeiertage im täglich wechselnden Kreise meiner Familie und Patenkindfamilien waren ein wundervoller Abschluss dieses Jahres.

Ich wünsche uns allen, meiner Familie, meinen Freunden und Wegbegleitern und allen Lesern dieser Zeilen ein gesundes und frohes neues Jahr 2023 unter Gottes segnender Hand!

Links
https://courtauld.ac.uk/
https://www.nationalgallery.org.uk/

https://www.britishmuseum.org/

Tag des Königs David

Heute ist der Namestag des Königs David. Es ist kein historischer Tag wie Geburtsdatum, Datum der Thronbesteigung oder Sterbedatum. Der Gedenktag ist bewusst gesetzt. David gehört damit zu den Krippenheiligen. Das sind Heilige, deren Gedenktage in die Nähe des Weihnachtsfestes gelefgt wurden, um ihre Bedeutung zu betonen. Der Thomastag am 21. Dezember gehört ebnso dazu wie der Stephanstag am 26. Dezember.

Es soll aber in meiner Folge von weihnachtlichen Posts nicht um das Leben König Davids gehen. Er ist von Bedeutung als Vorfahr Jesu; denn er wird gern als Sohn Davids bezeichnet. Sowohl im Evangelium nach Lukas als auch nach Matthäus wird eine Genealogie Jesu nachgezeichnet, die bezeichnender Weise die Abstammung über Joseph nennt.

In der katholischen Kirche wurde es dann wichtig, eine Verwandtschaft mit König David über Maria zu betonen. In diesem Zusammenhang wurde die Darstellungen der Anna selbdritt populär. Anna ist die Mutter Mariens. Die hier wiedergegebene Anna selbdritt haben ich in der National Gallery in London gefunden.

Anna selbdritt, Gerolamo dai Libri, Verona, 1510–18

Ursprünglich war das Bild das Hauptstück eines Triptychons in der Kirche Santa Maria sella Scala in Verona. Geschaffen hat es Gerolamo dai Libri (1474–1555), den man der Frührenaissance zurechnet. Seinen merkwürdigen Beinamen hat er seinem Vater zu verdanken, der bereits als Buchillustrator gearbeitet hatte. Gerolamo folgte ihm in diesem Beruf nach, scheute aber auch die größeren Formate nicht.

Mir gefallen besonders die musikalischen Engel zu Füßen der Mütter mit dem Jesuskind. Man beachte auch denbezwungenen Drachen im Hintergrund.

Fest der Unschuldigen Kinder

Dieser Tag ist die dunkle Seite des Weihnachtsfestes. König Herodes lässt in Bethlehem alle Jungen unter zwei Jahren ermorden, um auch Jesus zu treffen. Jesus ist aber bereits auf dem Weg nach Ägypten, weil Joseph durch ein Traumgesicht gewarnt wurde.

Parmigianino, Rast auf der Flucht nach Ägypten, 1523/24 (Ausschnitt)

Gerade einmal 20 Jahre war Girolamo Francesco Maria Mazzola (1503–1540) alt, als er das Bild der heiligen Familie auf der Flucht malte. Man nannte ihn den Kleinen aus Parma. So ging er auch in die Kunstgeschichte ein. Nicht nur ein Schutzengel ist mitgekommen; auch Ochs und Esel sind mit dabei.

Link
https://courtauld.ac.uk/gallery/

Zweiter Weihnachtstag

Die Anbetung der Weisen oder Könige ist das zweite große Thema der Weihnachtsbilder. Der italienische Künstler Giovanni Baronzio hat dieses Bild irgendwann zwischen 1326 und 1340 gemalt. Sein Geburtsdatum ist unbekannt, gestorben ist er 1362. Er ghört zur zweiten Generation der Schule von Rimini. Im Hintergrund des Bildes sieht man auch die Verkündigung der Engel gegenüber den Hirten.

Giovanni Baronzio, Die Anbetung der Weisen, 1326–1350 (Ausschnitt)

Link
https://courtauld.ac.uk/gallery/

Heiliger Abend

Heute ist Heiliger Abend. Heute Abend beginnt die Weihnachtszeit. Heute Abend werden in vielen Familien die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum im Mittelpunkt stehen. Das soll auch so sein. Doch das erste Geschenk der Weihnacht ist die Menschwerdung Gottes. Den Hirten wurde es auf den Weiden Bethlehems als erstes bekannt gegeben durch den Verkündigungsengel. Danach sangen die Himmlischen Heerscharen:

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Lukas 2, 14
Guido Renzi, Die Anbetung der Hirten (Ausschnitt), 1640

Guido Reni (1575–1642), den man auch den göttlichen Guido nannte, hat diese Szene im Stil der Bologneser Schule abgebildet. Im oberen Ausschnitt sieht man die Himmlischen Heerscharen, im unteren die Krippe und die tatsächliche Anbetung der Hirten.

Guido Renzi, Die Anbetung der Hirten (Ausschnitt), 1640

In diesem Jahr zeige ich Bilder, die ich bei meinem Englandaufenthalt im September 2022 gesehen habe. Es werden also englische Weihnachten in diesem Jahr. Ich wünsche all meinen Freunden und Verwandten und auch den gelegentlichen Blog-Besuchern ein gesegnetes Weihnachtsfest und ihre ganz persönlichen Engelsbegegnungen.

Link
https://www.nationalgallery.org.uk/