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Vorabend des 1. Advent

1. Advent – Wie soll ich dich empfangen?

Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei.

Dein Zion streut dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.

Was hast du unterlassen
zu meinem Trost und Freud,
als Leib und Seele saßen
in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen,
da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.

Ich lag in schweren Banden,
du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden,
du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.

Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.

Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.

Ihr dürft euch nicht bemühen
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen,
die ihm an euch bewusst.

Auch dürft ihr nicht erschrecken
vor eurer Sünden Schuld;
nein, Jesus will sie decken
mit seiner Lieb und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern
zu Trost und wahrem Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern
verbleib ihr Erb und Teil.

Was fragt ihr nach dem Schreien
der Feind und ihrer Tück?
Der Herr wird sie zerstreuen
in einem Augenblick.
Er kommt, er kommt, ein König,
dem wahrlich alle Feind
auf Erden viel zu wenig
zum Widerstande seind.

Er kommt zum Weltgerichte:
zum Fluch dem, der ihm flucht,
mit Gnad und süßem Lichte
dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne,
und hol uns allzumal
zum ewgen Licht und Wonne
in deinen Freudensaal.

Paul Gerhardt (1607–1676)

Stuttgart ’23 – Tag 3

Für heute stand ein Tagesausflug zum Kloster Maulbronn auf dem Programm. Es ist die besterhaltene Klosteranlage aus dem Mittelalter, die man nördlich der Alpen finden kann. Sogar die Wirtschaftsgebäude aus Fachwerk und Teile der Fischteiche sind erhalten. Seit 1993 zählt das Kloster zum UNESCO-Welterbe. Mit einem kleinen Blogeintrag kann ich dieser Stätte ohnehin nicht gerecht werden. Deshalb heute nur ein paar wenige Bilder:

Ach, ich hätte den ganzen Tag im Kloster bleiben können und jede Ecke aus zig denkbaren Winkeln fotografieren können! Schließlich ist dies heiliger Boden – aus vielen verschiedenen Gründen. Johannes Kepler, Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse waren hier als Schüler. Aber wir konnten nicht länger verweilen, weil wir noch ein keltisches Fürstengrab besichtigen wollten. Da war ich in merkwürdiger Stimmung und wenig aufnahmebereit.

Aus unserem Reisebus heraus habe ich noch dieses Foto während der Fahrt geschossen. Es zeigt das Schloss Kaltenstein in Vaihingen an der Enz. Das Schloss und die Stadt sollte ich mir als ein Reiseziel merken. Vielleicht in der Zeit der Weinfeste.

Schloss Kaltenstein in Vaihingen an der Enz

Am späten Nachmittag waren wir wieder in Stuttgart. Ich nutzte einen Leerlauf in meinem Tagungsplan, um die Kirche schräg gegenüber unserem Tagungshotel, dem Maritim, zu besuchen. Ich hatte Glück! Der Organist der St.-Fidelis-Kirche übte gerade ein wenig und ich betrachtete die wunderschönen Fenster von Georg Meistermann (1911–1990), während ich der Musik lauschte.

Links
https://www.kloster-maulbronn.de/
https://www.burgen-web.de/kaltenstein.htm

https://www.kath-stuttgart-west-botnang.de/gemeinden/st-fidelis

Adventsmarkt

Heute findet der Adventsmarkt in der Friedenskirche in Leipzig Gohlis statt. In den letzten zwei Jahren ist er coronabedingt ausgefallen. Es sind nur vier Stunden an einem Sonnabend; aber mir hat der Adventsmarkt gefehlt. Ich freue mich auf die nächsten Stunden.

Neben meinen Büchern werde ich auch den Kalender 2023 unter dem Titel ORIENTALISCHE MÄRCHEN GESTALTEN anbieten. Den gibt es aber nciht zu kaufen, sondern gegen eine Spende an den FC Mohajer Leipzig e.V. – empfohlen werden 10 EUR.

Ein Wochenende in Hildesheim

Am letzten Wochenende ist meine Mutter 80 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass versammelte sich die Familie in Hildesheim, der Geburtsstadt der Geschwister Williges. Fotografisch ging es mir an diesem Wochenende mehr um die Familie, vor allem um meine beiden Neffen. Da aber jeder selbst bestimmen soll, wie tief sein digitaler Fußabdruck wird, gibt es bei diesem Blogeintrag keine Familienfotos.

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Zuerst möchte ich den Blick aus unserem Hotel vorstellen. Das Parkhotel Berghölzchen steht auf dem Moritzberg und zeigt uns die Stadt durch einen Schleier wuchernden Grüns. Die Bäume geben den BLick frei auf vier der vielen wunderschönen Kirchen Hildesheims: St. Andreas, Dom St. Mariä Himmelfahrt, St. Lamberti und St. Godehard.

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Die weiteren Bilder stammen aus dem Familienpark Sottrum, in der Nähe von Hildesheim, wo wir den Sonntag verbracht haben. Dieser Freizeitpark bräuchte eigentlich eine ganz ausführliche Besprechung, für die ich leider gerade keine Zeit habe. Es gibt dort keine elektrischen Fahrgeschäfte und doch ist für jedes Alter – vom Kleinkind bis zu den Großeltern – etwas dabei in einem wilden und geistreichen Sammelsurium.

Auch das letzte Bild zeigt ein Element aus diesem Familienpark zum Thema Perspektiven auf das Leben. Mit im Bild sind meine Eltern, die über den modernen Begriff des Framings diskutieren.

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Links
https://www.hildesheim-tourismus.de/
https://www.berghoelzchen.de/
https://www.welterbe-niedersachsen.de/welterbe-in-hildesheim
https://michaelis-hildesheim.wir-e.de/
http://www.familienparksottrum.de/

Pfingsten – Der Geburtstag der Kirche

Von den drei wichtigsten Festen im Christentum ist das Pfingstfest wohl das am wenigsten prominente. Weihnachten und Ostern haben ihren festen Platz im Kalender der Familienfeiern. Zu Pfingsten kann man alles mögliche unternehmen. Die ursprüngliche Bedeutung dieses Tages stört da wenig.

Das ist schade; denn das Pfingstfest ist der Augenblick, zu dem wir endgültig in dei Pflicht genommen werden. Es ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Apostel, die nun 40 Tage mit dem Auferstandenen gelebt haben, sich dann von ihm zur Himmelfahrt endgültig verabschieden mussten, werden heute – 10 Tage später – durch den Heiligen Geist befähigt, in vielen Sprachen zu sprechen. Es ist als eine Aufhebung der Sprachverwirrung von Babel zu verstehen.

Dargestelt wird dieser Augenblick der Ausgießung oft mit Flammen über den Häuptern der Apostel, wie in diesem Relief aus dem Erfurter Dom zu sehen ist.

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Wer nunvom Heiligen Geist beseelt ist, steht in der Nachfolge Christi. Deshalb nennt man das Pfingstfest auch den Geburtstag der Kirche. Die erste Gemeinde bildet sich gleich nach der ersten Predigt Petri:

Als sie aber das hörten, ging’s ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

Apostelgeschichte 2, 37–39

Das zweite Bild stammt aus Konstantinopel im 11. Jahrhundert und ist in den Staatlichen Museen zu Berlin zu sehen. Hier werden nicht nur die Apostel, sondern auch gleich der byzantinische Kaiser Basileus zum Gefäß des Heiligen Geistes.

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Ostermontag

Wenn ein christliches Fest besonders wichtig ist, hat es zwei Feiertage hintereinander: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Also heute der Ostermontag, der uns die Bedeutung der Auferstehung unterstreicht.

Aber die Auferstehung ist auch der Punkt am Christentum, der für die meisten Menschen am schwersten zu fassen ist. Durch Thomas, den zweifelnden Jünger, werden aber auch wir modernen Menschen abgeholt. Er wollte erst an die Auferstehung glauben, wenn er seine Finger in die Wundmale Jesu halten dürfe.

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Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.

Johannes 20, 24–29

Die Figurengruppe findet sich im Nationalmuseum in Breslau. Dort habe ich sie 2016 fotografiert. Die Figuren sind überlebensgroß.

Ostersonntag

Der Ostersonntag ist einer der wichtigsten Tage im Kirchenjahr. Hier liegt der wichtige Kipppunkt zwischen der Bewegung eines Wunderheilers und em Beginn einer Weltreligion. Das leere Grab am dritten Tag, das nun die Nachfolger Jesu umso stärker in die Verantwortung nimmt. Sie sollen Jesu Weg fortsetzen, handeln, wie er es getan hat.

Als Symbol eignet sich das Licht. Es ist auch so schwer greifbar wie das Wunder der Auferstehung und doch eine Quelle für das Leben auf der Erde. Im Januar 2018 war ich in Rom für eine Hochzeitsfeier. Natürlich habe ich diesen Besuch auch genutzt, um meine Erinnerungen an wichtige Stätten aufzufrischen; mit dabei das Pantheon. Dieser antike Rundbau fasziniert durch seine Kuppel, in deren Scheitelpunkt und Mitte ein Opäum (eine Öffnung von neun Metern Durchmesser), das Sonnenlicht hereinlässt.

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Das zweite Bild ist 2016 in Breslau entstanden. Die Stiftskirche zum Heiligen Kreuz und St. Bartholomäus ist eine backsteingotische Doppelkirche auf der Dominsel. Im unteren Kirchenraum ist alles naturgemäß etwas gedrungener. Oben entfaltet die Gotik dann ihre volle Kraft. Mir war im düsteren Gewölbe das eindringende Tageslicht aufgefallen.

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Gründonnerstag

Die Corona-Pandemie verschwindet aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Für Geimpfte mag sie auch tatsächlich an Schrecken verloren haben. Das Leiden der Menschen in der Ukraine tritt in den Fordergrund. So oder so bin ich überzeugt, dass Jesus mit den Menschen leidet. Darum geht es besonders in der Passionszeit, die mit dem heutigen Tag und den folgenden zwei Tagen ihren Schluss- und Höhepunkt erlebt.

Der Name Gründonnerstag weist auch in diese Richtung. Er ist nicht nach der Farbe der Hoffnung benannt, sondern nach dem Verb greinen, was ein anderes Wort für weinen ist. Es ist der Tag des letzten Abendmahls und der Gefangennahme Jesu.

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Meine Auswahl fiel heute auf das Altarbild der Kulturkirche St. Blasii in Quedlinburg. Ich war dort im September 2016 mit meiner englischen Tante und meinen Eltern. Mir gefiel das Bild, weil es neben Brot und Wein auch ein Lämmchen auf dem Tisch zeigt. So haben die Jünger vielleicht doch die Chance, auch körperlich satt zu werden. Außerdem weist dieses Hauptgericht auf ein anderes wichtiges sprachliches Bild. Jesus ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt und zur Schlachtbank geführt wird.

Bei jedem Abendmahl im Gottesdienst erinnern wir an die Einsetzungsworte Jesu, in denen er Brot und Wein als sein Leib und Blut vorstellt. Paulus zitiert für die Gemeinde in Korinth Jesu Worte beim Abendmahl, indem er schreibt (1. Korinther 11, 25):

Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr’s trinket, zu meinem Gedächtnis.

Seitdem wird in Europa in der Nähe einer Kirche oder eines Klosters Wein angebaut, um die Grundlage des Blutes Christi zum Abendmahl zur Verfügung zu haben. In jedem Zechgelade schwingen das erste Wunder Jesu – die Verwandlung von Wasser zu Wein bei der Hochzeit zu Kana – und das letzte Abendmahl mit.

Deswegen noch eine Darstellung eines trinkenden Knaben von Adolf von Hildebrand (1847–1921) aus der Gründerzeit. Er ist in der Nationalgalerie in Berlin zu finden, wo ich 2018 das letzte Mal war.

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Link
https://www.quedlinburg-info.de/
https://www.smb.museum/

Epiphanias – Heilige Drei Könige

Dieser letzte Tag der engeren Weihnacht hat viele Bedeutungen. Der Taufe Christi wird an diesem Tag mancher Orts gedacht. Vor allem ist dies aber der Tag, an dem man der Heiligen Drei Könige gedenkt, die sich als Weise oder Sterndeuter aus dem Morgenland aufgemacht haben, um dem Messias zu huldigen.

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Im Matthäus-Evangelium ist nicht von Königen die Rede, sondern von Magi. Und es steht auch nicht da, dass es drei gewesen seien. Aber sie brignen drei Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Von den drei Geschenken schloss man auf drei Weise. Und da Jesus der König der Könige ist, müssen es wohl Könige sein, die sich ihm unterwerfen.

Mit der Dreizahl wurde im Volksglauben und in der Kunst weiter gespielt: sie stehe für die drei Lebensalter – Jüngling, Mann und Greis. Und sie steht für die drei Kontinente der alten Welt – Afrika, Asien und Europa.

Diese drei Halbfiguren sind in Breslau ausgestellt. Die Stadt und ihre Museen liebe ich außerordentlich. Wenn es wieder halbwegs sicher ist, besuche ich die Stadt wieder.