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Todestag von Ian Curtis

Heute vor 42 Jahren nahm sich Ian Curtis das Leben. Curtis war der Frontmann der post-punk Band Joy Division. Nach seinem Tod blieb die Band zusammen und nannte sich nach einer Umbesetzung New Order.

Joy Division liefern den Soundtrack der No-future-Generation. Ich kann bis heute kaum ein Album durchhören, ohne am Leben zu verzweifeln. Sein Suizid ist so konsequent und folgerichtig. Die letzt Single der Band ist wohl auch die bekannteste:

When routine bites hard and ambitions are low
And resentment rides high but emotions won’t grow
And we’re changing our ways taking different roads
Then love, love will tear us apart again
Love, love will tear us apart again

Gerade dieser Tage habe ich in der neuen Ausgabe der Katapult (Nr. 25 Mai–Juni 2022) gelesen, dass Tieräzte und -ärztinnen eine im Vergleich zur Gesamtbevölkerung vierfach höhere Wahrscheinlichkeit eines Suizids haben. Mögliche Gründe und Tendenzen werden im Artikel besprochen. Hier will ich gar nicht weiter darauf eingehen.

 Aufgefallen waren mir die Zahlen für verschiedene Todesursachen, die in diesem Artikel erwähnt werden. Im Jahre 2020 starben in Deutschland 9.206 Menschen durch Suizid. Das sind mehr als durch Verkehrunsfälle (2.724), Totschlag (1.994), Mord (280), illegale Drogen (1.581) und AIDS (380) zusammen.

Todestag von Klaus Mann

Heute ist der Todestag eines meiner absoluten Lieblingsschriftsteller: Klaus Mann. An meinem Schreibtisch sitzend habe ich immer seine Werke im Regal gegenüber im Blick. Ich habe sie demütig unter die Werke seines Vaters und Nobelpreisträgers Thomas und seines Onkels Heinrich gestellt. Das sagt schon viel über seine schwierige Position.

Geboren wurde Klaus Mann am 18. November 1906 in München als zweites Kind von Thomas und Katia Mann. Sein vollständiger Name lautet Klaus Heinrich Thomas Mann. Das ist so platt wie beschreibend. Drei äußerst schwierige Startbedingungen prägen sein Literarisches Schaffen wie sein selbst verkürztes Leben: Der berühmte Vater, die zur vollständigen Auslebung drängende Homosexualität und sein Kampf gegen den Faschismus und für ein geeintes Europa. Am 21. Mai 1949 nahm sich Klaus Mann in Cannes das Leben.

Klaus Mann hätte sicherlich einen ganz langen und ausführlichen Artikel verdient. Aber ich fühle mich heute nicht danach. Aber ein paar Empfehlungen möchte ich aussprechen in Form einer Top-Five-Liste der für mich wichtigsten Bücher von Klaus Mann.

  1. Mephisto (1936) – Viele kennen von ihm nur dieses Werk. Und es ist auf jeden Fall eines seiner besten Bücher. Überdeckt wird es immer wieder von der einfachen Gleichung: Hendrik Höfgen im Roman = Gustaf Gründgens im Leben. Doch Klaus selbst wies immer wieder darauf hin, dass Mephisto nicht als Schlüsselroman zu lesen sei. Wir machen es uns mit dieser Lesart auch wirklich zu einfach; denn solche Typen wie Hendrik Höfgen gibt es viele. Die sind nicht alle mit Gründgens gestorben.
  2. Alexander. Roman einer Utopie (1929) – Die Geschichte Alexander des Großen. Mir kommt es vor, als hätte Klaus sich hier ein wenig am Verständnis eines Stefan Zweig orientiert. Natürlich ist aus dem Autor nicht schnell ein fundierter Historiker geworden. Trotzdem ist dieses Buch für an der griechischen Antike Interessierten wie auch träumenden Weltbürgern immer noch lesenswert.
  3. Symphonie Pathétique (1935) – Es geht um Tschaikowsky, wie er seine 6. Symphonie komponiert und die unglückliche Liebe zu seinem Neffen Wladimir. Klaus setzt diesem großen Komponisten aus dem Reigen homosexueller Künstler eine sehr empfindsames Denkmal.
  4. Der fromme Tanz. Das Abenteuerbuch einer Jugend (1926) – Mit 19 Jahren schrieb Klaus Mann das Buch, was einer (wenn nicht der) der erste Homosexuellen-Romane in deutscher Sprache. Davon ausgenommen sind wilhelminische Schoßbüchlein und andere Schundliteratur. Hier wurde das Thema Homosexualität auf die Agenda des Feuilletons gehoben. Schon dafür gebührt Klaus Ruhm und Ehre.
  5. Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht (1942, 1952) – Bereits 1932 als 26-Jähriger veröffentlichte Klaus Mann eine Autobiografie heraus. Das brachte ihm viel Häme ein, er litte doch wohl entschieden an Selbstüberschätzung. Heute liefern seine drei Autobiografien – The Turning Point erschien 1942 in den USA, Der Wendepunkt, von ihm überarbeitet, postum 1952 – ein gutes Bild das Lebens eines denkenden und fühlenden deutschen junge Mannes zu Zeiten der Weimarer Republik, des Faschismus und der frühes Nachkriegszeit.