Literarische Geburtstage

Heute vor 1980 Jahren wurde der römische Kaiser Titus geboren. Man kennt ihn heute wohl vor allem als Oberbefehlshaber im Jüdischen Krieg und somit als Zerstörer des Tempels in Jerusalem und gemeinsam mit seinem Vater Vespasian als Erbauer des Kolosseums. Für die Finanzierung erhob der Vater eine Steuer auf die öffentlichen Toiletten. Vor seinem Sohn verteidigte er sich mit dem berühmten Satz: pecunia non olet (Geld stinkt nicht). Die Abschlussfinanzierung stammte aus der Jerusalemer Kriegsbeute. Das war dem Kaiser weit weniger anrüchig.

Titus soll ein guter Stegreifdichter gewesen sein. Das würde ihn auch heute noch zu einem beliebten Partygast machen – außerhalb Jerusalems. Besondere literarische Werke seiner Feder sind mir nicht bekannt. Aber große Autoren seiner Zeit beschäftigten sich mit ihm. Sueton widmete ihm eine seiner Kaiserbiographien, Flavius Josephus beschreibt den Jüdischen Krieg und Plinius der Ältere widmete dem Freund und Kaiser seine Naturgeschichte.

Doch in diesem Blog-Eintrag soll es um Schriftsteller geben. Die hat der 30. Dezember nämlich auch zu bieten. Daher eine Top-Five-Liste von literarischen Geburtstagen, allen voran ein großes Jubiläum:

  • Theodor Fontane (1819–1898) – Vor genau 200 Jahren wurde er geboren. Bis heute quält man Schüler mit ihm. Doch langsam komme ich wohl in das Alter ihn zu mögen. Auch seine Biographie macht mir etwas Mut: Seine Wanderungen durch die Mark Brandenburg veröffentlichte er mit 42 Jahren. Das war sein erstes größeres Werk. Effi Briest und den Stechlin schrieb er erst in seinen Siebzigern.
  • Rudyard Kipling (1865–1936) – Er bekam mit 42 bereits den Literaturnobelpreis. Und wegen des Dschungelbuches liebt ihn bis heute fast jedes Kind. So unterschiedlich beide Biografien sein mögen, ich glaube, Kipling und Fontane hätten sich gut verstanden, wenn Kinpling nicht so anti-deutsch eingestellt gewesen wäre, dass er sogar das Geburtsdatum seines Sohnes fälschte, um ihm die frühe Teilnahme am Ersten Weltkrieg zu ermöglichen. Auf den Grabstein seines Sohnes ließ er dann setzen: If any question why we died, tell them, because our fathers lied.
  • Jacques Rigaut (1898–1929) – Er war ein französischer Dadaist mit Freundschaften zu Louis Aragon, André Breton, Man Ray und Max Ernst. Rigaut hatte schon früh alles durch, was manche moderne Rochstars noch vor sich haben: Opium, Kokain, Heroin. Er schrieb über Langeweile und Suizid. Mit 31 Jahren nahm er sich das Leben.
  • Paul Bowles (1910–1999) – Autor, Komponist sowie Förderer und Übersetzer war Bowles wichtiges Vorbild der Beat-Generation. Man kann ihn auch Wegbereiter einer neuen Orientrezeption nennen. Ihm folgten Truman Capote, Tennessee Williams, William S. Burroughs und Jack Kerouac nach Tanger.
  • Douglas Coupland (*1961) – Der bildende Künstler und Autor wurde mit seinem Roman Generation X (1991) nicht nur weltberühmt; er sorgte dafür, dass der Generationsname X, bisher immer für die folgende unbekannte Generation verwendet, haften blieb. Nun folgten ihr Y und Z in der Terminologie der Soziologen.

Da es aber heute doch der große Tag von Theodor Fontane ist, möchte ich mit einer gesellschaftskritischen Humorage von Jan Böhmermann aus dem Neo Magazin Royale enden. Viel Vergnügen!

 

 

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