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Politikerinnengeburtstag

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die ihm den Rücken freihält. So heißt es allgemein. Doch immer wieder – und heute glücklicherweise immer öfter – treten Frauen aus dem Hintergrund und werden selbst erfolgreich. Bevor ich meine Top-Five-Liste von Politikerinnen, die heute Geburtstag haben, beginne, möchte ich zwei weiteren Frauen gratulieren.

Cäcilie Bertha Benz, geb. Ringer (1849–1944) übergab ihrem Verlobten Carl Benz bereits vor der Hochzeit ihre Mitgift, damit dieser sein Unternehmen weiterführen konnte. Schließlich begründete erst ihre legendäre Fahrt mit dem Benz Patent-Motorwagen Nr. 3 von Pforzheim nach Mannheim und zurück den wirtschaftlichen Erfolg dieser Erfindung.

Dorothy Gladys „Dodie“ Smith (1896–1990) ist eine englische Schriftstellerin. Von ihr stammt das Buch The Hundred and One Dalmatians, or the Great Dog Robbery, das 1961 von Walt Disney in einen märchenhaften Zeichentrickfilm verwandelt wurde.

Nun aber zu den Politikerinnen, die an einem 3. Mai geboren wurden:

  • Hedwig Heyl (1850–1934) – Parteipolitisch nicht so bedeutend und später leider auch ins rassische abgerutscht, schuf sie 1884 die erste Hauswirtschaftsschule. 1904 organisierte sie den Internationalen Frauenkongress in Berlin. 1920 bekam sie einen Ehrendoktor für Ernährungswissenschaften.
  • Golda Meir (1898–1978) – Nachdem sie 1949–1956 Arbeitsministerin und danach bis 1965 die Außenministerin Israels war, wurde sie am 17. März 1969 Israels erste und bisher eizige Ministerpräsidentin.
  • Traute Lafrenz (*1919) – Sie ist keine Politkerin im eigentlichen Sinne, sondern Ärztin. Sie gehört aber zum engeren Unterstützerkreis der Weißen Rose, erlbete das Ende des Zweiten Weltkriegs im Gefängnis und soll somit auch ein Teil meiner politischen Geburtstagsliste sein.
  • Katrin Dagmar Göring-Eckardt (*1966) – Sechs Jahre vor mir brach sie ihr Theologiestudium in Leipzig ab. Seit 1998 ist sie für Bündnis90/Die Grünen Mitglied des Bundestages. Und auch in der evangelisch-lutherischen Kirche übernimmt sie immer wieder wichtige Ämter.
  • Franziska Giffey (*1978) – Von 2015 an Bezirksbürgermeisterin in Berlin-Neukölln, wurde die SPD-Politikerin 2018 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Frauengeburtstage am Frauentag

Ich muss gestehen, ich habe ein zwiespältiges Verhältnis zum Weltfrauentag. Einerseits sehe ich selbstverständlich die Ungleichbehandlung an vielen Punkten. Andereseits verstehe ich nicht, was eine Blume für Arbeitskolleginnen daran ändern soll. Ich kann mich auch nicht so richtig schuldig fühlen, auch wenn ich natürlich als previligierter Mann das nicht beurteilen kann.

Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt überdeutlich, wie groß die Unterdrückung einer Hälfte der Bevölkerung durch die andere doch war – nicht irgendwo in der Welt, sondern in Europa, nicht in weit vergangener Zeit, sondern noch im 20. Jahrhundert.

Meine geliebte Form der Top-Five-Liste möchte ich heute weiblichen Geburtstagskindern des Frauentags widmen; und weil es der 8. März ist, habe ich die Liste erweitert zur Top Eight.

  • Sidonie von Sachsen (1518–1575) – Die Wettinerin wurde durch Heirat Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg und Fürstin von Calenberg-Göttingen. Nachdem ihr Gatte zum Katholizismus zurückkehrte, entbrannte ein Rosenkrieg, in dessen Folge Sidonie der Zauberei angeklagt wurde. Doch Sidonie war vernetzt und wendig und endete nicht auf einem Scheiterhaufen, sondern mit einer Entschädigung und Rente bis zu ihrem Lebensende.
  • Josephine Garis Cochran (1839–1913) – Sie stammt aus einer Erfinderfamilie und konnte auch selbst das Tüfteln nicht lassen. Sie erfand den ersten wirklich nutzbaren Geschirrspülautomaten. 2006 wurde sie endlich in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.
  • Marie Lang (1858–1934) – Die österreichische Frauenrechtlerin setzte sich u.a. ein für die Abschaffung des Lehrerinnenzölibats. Sobald eine Lehrerin heiratete, verlor sie nicht nur ihre Stelle, sondern auch ihren Anspruch auf ein Ruhegehalt. In der Weimarer Verfassung wurde der Lehrerinnenzölibat 1919 abgeschafft.
  • Mathilda Augusta Wrede (1864–1928) – Sie arbeitete in der Gefängnisfürssorge in Schweden und Finnland. Sie setzte Sich für die Verbesserung der Haftbedingungen ein. Ihr Gedenktag im evangelischen Namenskalender ist der 24. Dezember.
  • Mathilde Jacob (1873–1943) – Sie war die Sekretärin und Vertraute von Rosa Luxemburg. Ihr haben wir die Überlieferung von Briefen und Manuskripten zu verdanken. Sie wurde im KZ Theresienstadt von den Nazis ermordet.
  • Ethel Maude Tawse Jollie (1874–1950) – Sie war nicht nur Schriftstellerin und Aktivistin. Sie war in Südrhodesien (heute Simbabwe) die erste weibliche Abgeordnete im British Empire außerhalb Großbritanniens.
  • Thekla Augusta Anna Gerda Schild (1890–1991) – Sie war die dritte Frau, die in Deutschland einen Studienabschluss im Fach Architektur erwerben konnte. Das war 1913 in Karlsruhe.
  • Ina May Gaskin (*1940) – Man nennt sie die Mutter der authentischen Geburtshilfe. Andere nennen sie die berühmteste Hebamme der Welt. Das Manöver nach Gaskin ist die Geburt im Vierfüßlerstand. Gaskin ist die erste Hebamme, nach der eine geburtshilfliche Stellung benannt wurde.

Herzlichen Glückwunsch zu diesen Leistungen! Und auf in eine Welt, wo das Geschlecht nicht über Berufswahl oder Grad der Selbstbestimmung entscheidet!

Zum Abschluss ein Foto aus London. In der Tate Modern wird bei der Notdurft weder nach dem biologischen, noch nach dem sozialen Geschlecht gefragt.

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Else Lasker-Schüler und ihr Tristan

Am 11. Februar 1869 wurde die Else Lasker-Schüler geboren. Ihre Gedichte haben mich bereits als Gymnasiast fasziniert. Ich habe einige Male versucht, ihren ganz besonderen Stil zu kopieren. Das geriet dann sehr kitschig. Heute teile ich ihre Begeisterung für den Orient. Das Beitragsbild ist ein Ausschnitt aus einer Fotografie, die Lasker-Schüler 1912 in ihrem geliebten orientalischen Kostüm als Prinz Yussuf zeigt.

Ihr Gedicht An Tristan widmete sie ebenfalls 1912 dem 20 Jahre jüngeren expressionistischen Dichter Hans Ehrenbaum-Degele, der 1915 mit gerade 26 Jahren an der Ostfront am Narew im heutigen Polen fiel.

Lasker-Schüler vergab an viele Menschen ihres Umfelds mysthische Namen. Tristan – als tragischer Held zwischen Königstreue und unsterblicher Liebe – ist ein besonders rätselhafter; denn Lasker-Schüler und Ehrenbaum-Degele haben keine direkte Korrespondenz hinterlassen. Ich wüsste auch, wem ich ein Tristan-Gedicht dieser Art schriebe.

An Tristan

Ich kann nicht schlafen mehr
Immer schüttelst du Gold über mich.

Und eine Glocke ist mein Ohr,
Wem vertraust du dich?

So hell wie du,
Blühen die Sträucher im Himmel.

Engel pflücken sich dein Lächeln
Und schenken es den Kindern.

Die spielen Sonne damit
Ja ..

Geburtstag bewegter Frauen

Der 14. Januar ist ein Tag, der uns einige bedeutende Frauen geschenkt hat. Meine Auswahl ist eine Top-Five-Liste von Geburtstagen bewegter Frauen.

  • Berthe Marie Pauline Morisot (1841–1895) – Sie gilt als eine der bedeutendsten Malerinnen des Impressionismus. Sie verband eine Freundschaft mit dem Maler Édouard Manet, dessen Bruder Eugéne sie 1874 heiratete. Das hat sie aber nicht zu einem Anhängsel Manets werden lassen; es änderte aber ihren Namen.
  • Ida Dehmel (1870–1942) – Den Namen änderte die als Ida Coblenz geborene Kunstförderin zweimal: in erste Ehe zu Auerbach. In zweiter Ehe nahme sie den Namen des bedeutenden Dichters Richard Dehmel an, in dessen Werk sich deutlich ihre Spuren zeigen. Sie gründete die Künstlerinnenvereinigung GEDOK, die bis heute einen Ida-Dehmel-Preis verleiht.
  • Caterina Germaine Maria Valente (*1931) – In Deutschland kennt man sie nur als Schlagersängerin. Valente spricht aber sechs Sprachen, brachte den Bossa-Nova nach Europa, veröffentlichte Weltmusik  und arbeitete als Schauspielerin. Aber es bleibt leider wohl vor allem die deutsche Version eines US-amerikanischen Songs: Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini.
  • Luise F. Pusch (*1944) – Sie ist eine der Begründerinnen der Feministischen Linguistik. Von ihr stammt die Textsammlung: Das Deutsche als Männersprache. Diagnose und Therapievorschläge. Sie führt auch einen Blog schreibt für die Emma. und gründete 2001 den FemBio Frauen-Biographieforschung e. V.
  • Ina Deter (*1947) – 1982 proklamierte sie musikalisch Neue Männer braucht das Land. Vier Jahre später erklärte sie diesem Land: Frauen kommen langsam – aber gewaltig.

Links
https://gedok.de/
https://www.fembio.org/

Todestag bedeutender Frauen

Der 5. August ist der Todestag einer Reihe bedeutender Frauen. Das fordert eine meiner geliebten Top-Five-Listen (in zeitlicher Reihenfolge):

  • Fanny Lewald (1811–1889) – Im Vormärz schrieb nicht nur Heinrich Heine. Aus einem protestantisch getauften jüdischen Elternhause stammend, widmete Lewald ihre Bücher Frauen, die gegen die Zwangsverheiratung und für ein gleiches Recht auf Bildung fochten. Zu ihren Freunden zählt u.a. Hedwig Dohm, die Großmutter Katia Manns, geb. Pringsheim.
  • Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901) – Die älteste Tochter von Königin Victoria und Prinzgemahl Albert wurde mit royaler Bildung und liberalen Idealen nach Preußen verheiratet. Doch ihr Ehemann war lediglich 99 Tage Kaiser des Deutschen Reiches – zu kurz, um dieses in eine konstitutionelle Monarchie umzuwandeln. Stattdessen bekam ihr Sohn Wilhelm II. genug Zeit, in den Ersten Weltkrieg hinein zu taumeln.
  • Hilde Coppi (1909–1943) – Gemeinsam mit ihrem Mann Hans gehörte sie zur Roten Kapelle, einem losen Netzwerk von Gruppen, die dem Nazi-Regime Widerstand leisteten. Den Namen erfand allerdings die Gestapo, den die DDR gern als Ehrentitel für den kommunistischen Widerstand übernahm.
  • Marilyn Monroe (1926–1962) – Die begnadete Schauspielerin und Sängerin ist zum Inbegriff der schönen Blonden geworden, die schon allein wegen ihres Aussehens in Sachen Intelligenz heillos unterschätzt wird. Wahrscheinlich ist sie genau daran auch zerbrochen.
  • Joan Robinson (1903–1983) – Die britische Wirtschaftswissenschaftlerin erweiterte die Theorien von John Maynard Keynes und läutete so die postkeynesianische Rekonstruktion ein. Sie beschrieb fast anekdotisch das Kapital als putty, jelly, steel, leets or ectoplasm (Kitt, Gelee, Stahl, Listen, Ektoplasma) und somit als formbar.

Geburtstag von fünf Autorinnen

Heute ist der Geburtstag des britischen Schriftstellers Nick Hornby. Sein bekanntestes Buch ist wohl About a Boy (1998), das mittlerweile sowohl im Kino (2002) als auch in einer TV-Serie (2014/15) weitere Rezipienten fand. Den Titel entlieh Hornby, so heißt es, dem Nirvana-Lied About a Girl. Da ist es nur gerecht, wenn wir neben Hornby eine Top-Five-Liste weiblicher Autoren erstellen, die heute ebenfalls Geburtstag haben (in zeitlicher Reihenfolge).

  • Eliza Acton (1799–1859) – Acton blieb unverheiratet, lebte mit ihrer Mutter und schrieb romantische Gedichte. In die Geschichte eingegangen ist sie aber mit ihrem Kochbuch Modern Cookery for Private Families von 1845.
  • Ida Boy-Ed (1852–1928) – Mit 17 Jahren verheiratet, verließ sie acht Jahre später ihren Mann und schrieb Romane, Erzählungen sowie journalistische Beiträge. In Lübeck unterhielt sie einen Salon und gehörte zu den frühen Förderern von Thomas Mann und Wilhelm Furtwängler. Sie ist auf dem Beitragsbild zu sehen.
  • Tania Blixen (1885–1962) – Sie stammt aus Dänemark und ist eine weitere selbstbestimmte Frau, die sich durch Scheidung ihres Lebemanns entledigte. Man kennt sie heute vor allem als afrikanische Farmerin. Afrika – dunkel lockende Welt von 1937 gibt Auskunft über diese Zeit. 1985 wurde sie mit Meryl Streep als Blixen preisgekrönt unter dem Titel Jenseits von Afrika verfilmt.
  • Helen Meier (*1929) – Ich kenne ihre Werke nicht. Aber die ausgebildete Grundschullehrerin beschäftigt sich in ihren Büchern mit den drei Themen: Altern, gescheiterte Lebensläufe und unerfüllte Liebe.
  • Joanna Murray-Smith (*1962) – Sie zählt heute zu den bedeutendsten Autorinnen Australiens. Ihre Bühnenstücke werden auch am Broadway gezeigt, u.a. 1998 mit Meryl Streep im Stück Honour, in dem es um Ehebruch geht.

75 Jahre Joni Mitchell

Heute ist Joni Mitchell 75 Jahre alt. Sie ist für mich eine Wichtige Kraftquelle und Inspiration. Ihre Musik und ihre Texte bedeuten mir seit Jahrzehnten unglaublich viel. Und die Tatsache, dass sie viele ihrer Plattencover selbst gestaltet hat, dient mir auch innerlich als Rechtfertigung für das eigene Komplettpaket.

Eigentlich sollte ich einen langen Aufsatz schreiben über bestimmte Alben und die Songs darauf, die verwendeten Instrumente, die Liebschaften, die Künstler, die von Joni Mitchell beeinflusst wurden usw. usf. Aber ich beschränke mich auf eine Top-Five-Liste – nicht meiner Lieblingssongs von ihr, sondern – von Cover-Versionen anderer Künstler:

  • Carey – mit halbem Tempo live von Cindy Lauper; sehr hypnotisch!
  • Big Yellow Taxi – von Bob Dylan in einer seiner schlimmeren Phasen, aber so habe ich das Lied eben kennengelernt.
  • Got ′til it′s gone – eigentlich ein eigenständiges Lied von Janet Jackson; aber mit wichtigem Hook-Line-Sample aus Big Yello Taxi; auch im Video kann man Joni Mitchell entdecken.
  • A Case of You – von Prince am Klavier gerade erst postum veröffentlicht.
  • Both Sides NowCleo Laine machte aus dem Folksong eine klassische Nummer; Joni Mitchell selbst kopierte später diesen Stil.

Und zum Abschluss ein mittlerweile 5 Jahre altes Interview mit ihr:

Geburtstag bedeutender Frauen

Wenn ich meine Top-Five-Listen zu einem Tag erstelle, suche ich normalerweise Berufe aus: Maler, Schriftsteller, Musiker. Meist sind es Männer, nicht weil ich ihnen den Vorzug gäbe, sondern weil sich die Geschichtsschreibung bisher auf Männer konzentrierte. Es ist ja im Wandel. Und in allen drei vorgenannten Disziplinen weiß ich zumindest einige Frauen in meinen persönlichen Favoritenlisten.

Heute möchte ich eine Top-Five-Liste von weiblichen Geburtstagskindern schreiben:

  • Anna Maria von Schürmann (1607–1678) – Eine niederländische Universalgelehrte, die zehn Sprachen beherrschte. Für den Besuch der Universität wurde ihr ein Holzverschlag gebaut. So störte sie nicht die Männerwelt.
  • Catherine „Kitty Clive“ Raftor (1711–1785) – Schauspielerin und Sängerin in London. Sie sang beispielsweise die Delilah in der Uraufführung von Händels Oratorium Samson.
  • Vivien Leigh (1913–1967) – Es bleibt vor allem der Oscar für ihre Rolle der Scarlett O’Hara in Vom Winde verweht. Doch das ist wohl das Einzige, was sie mit den Südstaaten verbindet. Eigentlich war sie eine britische Theatergröße.
  • Gisela Andersch, geb. Dichgans (1913–1987) – Den Nachnamen bekam sie von ihrem zweiten Ehemann Alfred Andersch. Bis heute ist der Malerin und Grafikerin hauptsächlich für Buchgestaltungen bekannt.
  • Elke Sommer (*1940) – Die Pastorentochter ist vor allem als Schauspielerin bekannt. Sie gehört zu den wenigen Deutschen, die auch in Hollywood Karriere gemacht haben. Und sie teilt das Schicksal aller hübschen Frauen, in einer Männerwelt immer wieder auf das Aussehen reduziert zu werden.

Namenstag der Hll. Maria und Martha

Heute ist der Namenstag der Schwestern Maria und Martha von Bethanien. Im Evangelium nach Johannes wird von ihnen erzählt und im Evangelium nach Lukas. Dort ist über die beiden Schwestern folgende Passage zu lesen (Lukas 10, 38–42):

Sie zogen zusammen weiter und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Martha nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Martha aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: „Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen!“ Der Herr antwortete: „Martha, Martha, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“

Es geht hier nicht darum, dass müßig rumzusitzen besser sei als einen Gast zu bewirten. Wir kennen das von manchen Menschen, die sich mit Haushaltsarbeiten beschäftigen, ablenken, um nur nicht über etwas Wichtiges nachdenken zu müssen oder sich einem bestimmten Menschen zuzuwenden. Zu vergleichen ist das vielleicht mit den ersten beiden Vorübergehenden im Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Pünktlicher Tempeldienst ist bestimmt nichts Schlechtes. Aber einem anderen Menschen in einer empfindlichen Notsituation zu helfen, ist dann doch dringlicher und vor allem wichtiger.

Übrig blieb von dieser Passage eine jahrhundertelange Gleichsetzung von Maria mit der namenlosen Sünderin der Fußsalbung und Maria Magdalena einerseits und die Einsetzung der Hl. Martha als Schutzpatronin der Kellner. DA ist mal wieder am Kern vorbei gehandelt worden; aber genau darum geht es ja in der Geschichte.

Das Evangelium nach Lukas ist übrigens das weiblichste der vier Evangelien. Manche meinen sogar, es sei dem Evangelisten von Maria Magdalena diktiert worden. Viele weibliche Personen kommen in diesem Evangelium vor, an prominenten Stellen. So sind es beispielsweise Frauen, die als erste den Auferstandenen am Ostermorgen sehen.

Über die Rollen von Männern und Frauen wird heute wieder viel gestritten. Mittlerweile unterscheiden wir biologisches und soziales Geschlecht, untersuchen die angestrebte Gleichbehandlung im Arbeitsleben und diskutieren die Einrichtung von Unisex-Toiletten. Manchem dröhnt davon der Schädel. Mit Begriffen wie Genderwahn und Gendergaga werden solche Fragen von konservativen und weniger flexiblen Kreisen abgetan.

Dies ist auch der marketingwirksame Titel, unter dem Professor Thorsten Dietz einen Video-Vortrag hält, der von der evangelischen Organisation Worthaus auf YouTube bereitgestellt wurde. Das Bob-Dylan-T-Shirt soll uns nicht in die Irre führen; Prof. Dietz ist ein seriöser Wissenschaftler, der seinen Forschungsgegenstand fundiert bearbeitet hat. Aber er kann, wie auch andere Redner bei Worthaus, seine Erkenntnisse locker und verständlich rüberbringen. Die Worthaus-Beiträge sind zwischen einer und anderthalb Stunden lang. Die Zeit lohnt sich.

Link
http://worthaus.org/

Geburtstag von Margaret Atwood

Heute wird Margaret Atwood 76 Jahre. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute! Atwood ist unter den englischsprachigen Autoren mein absoluter Favorit. Begonnen habe ich mit ihren Erzählungen in der Sammlung Wilderness Tips, die ich eher zufällig aus der Riege originalsprachlicher Bücher am Bahnhof herausgefischt hatte. Ich weiß nicht, was es damals war, was mich so fasziniert hat. Während ich mich im Deutschen von feministischer Literatur fernhielt, konnte ich mich hier relativ unbefangen nähern.

Damit möchte ich Atwood nicht in eine Schublade stecken, aus der ihre Bücher wohl nie mehr von einem Mann geholt werden würden. Doch selbstverständlich beschäftigt sie sich auch mit dem Frausein. Der bekannteste Roman heißt A Handmaids Tale (Report der Magd), der unter dem Titel Geschichte der Dienerin von Volker Schlöndorf verfilmt wurde. In dieser Dystopie werden Frauen zu Gebährmaschinen degradiert.

Mein Lieblingsbuch von ihr ist der Roman Robber Bride (Räuberbraut). Drei Frauen wird von einer weiteren Frau jeweils der Ehemann/Freund ausgespannt. Die Drei werden durch diese Ereignisse zu Freundinnen. Ach, während ich das schreibe, merke ich, wie unzureichend eine solche Inhaltsangabe ist.

Und im Abschluss dieses kurzen Blog-Eintrags denke ich, eine Top-Five-Liste wäre wahrscheinlich doch sinnvoller gewesen …