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Geburtstag der Heiligen Edith Stein

Heute ist der 125. Geburtstag von Edith Stein. Sie wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau als jüngstes von elf Kindern in eine jüdische Kaufmannsfamilie hinein geboren. Breslau gehört ja in den Kreis meiner Lieblingsstädte. Ihr Geburtshaus habe ich vor zehn Jahren bei meinem ersten Aufenthalt besucht. Doch zurück zur Hauptperson meines Blogeintrags.

Edith Stein studierte Psychologie, Philosophie, Geschichte und Germanistik an den bekannten Universitäten: Breslau, Göttingen und Freiburg im Breisgau. Unter ihrem Doktorvater Edmund Husserl promovierte sie Zum Problem der Einfühlung. Eine Habilitation wurde ihr trotz hervorragender Leistungen wiederholt verwehrt. Das mag am frauenfeindlichen Klima gelegen haben oder am schwelenden Antisemitismus.

1922 ließ sich Stein taufen. Ab 1932 arbeitete sie am Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster, aus dem sie aber durch Druck des Naziregimes gedrängt wurde. Im Herbst 1933 trat sie in den Orden der Karmelitinnen ein. 1938 wechselte sie in den Karmel im niederländischen Echt. Dort wurde sie am 2. August 1942 von den Nazis gefangen genommen und schließlich eine Woche später in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau ermordet.

Ein Ausspruch von ihr ist bereits zu einem geflügelten Wort geworden, vielleicht weil es sich so gut eignet, um Atheisten zu ärgern:

Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott,
ob es ihm klar ist oder nicht.

Papst Johannes Paul II. sprach Edith Stein 1987 selig und 1998 heilig. Sie ist eine der sechs Patrone des Kontinents Europas. Die anderen sind Benedikt, Kyrill, Methodius, Katharina von Siena und Birgitta von Schweden. Es gab durchaus Kritik an ihrer Kanonisierung. In ihrem Testament von 1939 steht eine Formulierung, die manchen aufstößt: Ich bitte den Herrn, daß Er mein Leben und Sterben annehmen möchte zu seiner Ehre und Verherrlichung […] zur Sühne für den Unglauben des jüdischen Volkes und damit der Herr von den Seinen aufgenommen werde […]. Ich bin mir sicher, dass dies dem inneren Eifer einer Konvertitin zuzuschreiben ist. Edith Stein wird damit nicht vom Opfer zum Täter.

Erst fünf Jahre nach ihrer Heiligsprechung veröffentlichte der Vatikan einen Brief, den Edith Stein 1933 – fünf Jahre vor den Novemberpogromen – an Papst Pius XI. richtete. Ich möchte ihn hier im Wortlaut wieder geben:

Heiliger Vater!

Als ein Kind des jüdischen Volkes, das durch Gottes Gnade seit elf Jahren ein Kind der katholischen Kirche ist, wage ich es, vor dem Vater der Christenheit auszusprechen, was Millionen von Deutschen bedrückt.

Seit Wochen sehen wir in Deutschland Taten geschehen, die jeder Gerechtigkeit und Menschlichkeit – von Nächstenliebe gar nicht zu reden – Hohn sprechen. Jahre hindurch haben die nationalsozialistischen Führer den Judenhass gepredigt. Nachdem sie jetzt die Regierungsgewalt in ihre Hände gebracht und ihre Anhängerschaft – darunter nachweislich verbrecherische Elemente – bewaffnet hatten, ist diese Saat des Hasses aufgegangen. Dass Ausschreitungen vorgekommen sind, wurde noch vor kurzem von der Regierung zugegeben. In welchem Umfang, davon können wir uns kein Bild machen, weil die öffentliche Meinung geknebelt ist. Aber nach dem zu urteilen, was mir durch persönliche Beziehungen bekannt geworden ist, handelt es sich keineswegs um vereinzelte Ausnahmefälle. Unter dem Druck der Auslandsstimmen ist die Regierung zu „milderen“ Methoden übergegangen. Sie hat die Parole ausgegeben, es solle „keinem Juden ein Haar gekrümmt werden“. Aber sie treibt durch ihre Boykotterklärung – dadurch, dass sie den Menschen wirtschaftliche Existenz, bürgerliche Ehre und ihr Vaterland nimmt – viele zur Verzweiflung: es sind mir in der letzten Woche durch private Nachrichten 5 Fälle von Selbstmord infolge dieser Anfeindungen bekannt geworden. Ich bin überzeugt, dass es sich um eine allgemeine Erscheinung handelt, die noch viele Opfer fordern wird. Man mag bedauern, dass die Unglücklichen nicht mehr inneren Halt haben, um ihr Schicksal zu tragen. Aber die Verantwortung fällt doch zum großen Teil auf die, die sie so weit brachten. Und sie fällt auch auf die, die dazu schweigen.

Alles, was geschehen ist und noch täglich geschieht, geht von einer Regierung aus, die sich „christlich“ nennt. Seit Wochen warten und hoffen nicht nur die Juden, sondern Tausende treuer Katholiken in Deutschland – und ich denke, in der ganzen Welt – darauf, dass die Kirche Christi ihre Stimme erhebe, um diesem Missbrauch des Namens Christi Einhalt zu tun. Ist nicht diese Vergötzung der Rasse und der Staatsgewalt, die täglich durch Rundfunk den Massen eingehämmert wird, eine offene Häresie? Ist nicht der Vernichtungskampf gegen das jüdische Blut eine Schmähung der allerheiligsten Menschheit unseres Erlösers, der allerseligsten Jungfrau und der Apostel? Steht nicht dies alles im äußersten Gegensatz zum Verhalten unseres Herrn und Heilands, der noch am Kreuz für seine Verfolger betete? Und ist es nicht ein schwarzer Flecken in der Chronik dieses Heiligen Jahres, das ein Jahr des Friedens und der Versöhnung werden sollte?

Wir alle, die wir treue Kinder der Kirche sind und die Verhältnisse in Deutschland mit offenen Augen betrachten, fürchten das Schlimmste für das Ansehen der Kirche, wenn das Schweigen noch länger anhält. Wir sind der Überzeugung, dass dieses Schweigen nicht imstande sein wird, auf die Dauer den Frieden mit der gegenwärtigen deutschen Regierung zu erkaufen. Der Kampf gegen den Katholizismus wird vorläufig noch in der Stille und in weniger brutalen Formen geführt wie gegen das Judentum, aber nicht weniger systematisch. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird in Deutschland kein Katholik mehr ein Amt haben, wenn er sich nicht dem neuen Kurs bedingungslos verschreibt.

Zu Füssen Eurer Heiligkeit, um den Apostolischen Segen bittend

Dr. Editha Stein
Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik
Münster i.W. Collegium Marianum

aus: Edith Stein Jahrbuch 2004, Internationales Edith Stein Institut Würzburg
http://www.karmelocd.de/angebote/literatur-und-publikationen/edith-stein-jahrbuch.html

Die Lage der Welt anhand von fünf historischen Ereignissen

Wie viele meiner Freunde kann ich mich in den letzten Monaten des Gefühls nicht erwehren, dass die ganze Welt verrückt geworden ist. Natürlich stimmt das überhaupt nicht; denn die Welt war schon immer verrückt. Trotzdem scheinen wir gerade in einer Phase zu leben, in der bestimmte Ereignisse sich häufen und fatale Prozesse eine Beschleunigung erfahren. Ich habe Angst um die EU, Angst vor den rechten Akteuren auf den Straßen und in neuen wie alten Parteien, Angst um das Leben der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer, Angst vor islamistischem Terror, Angst vor Terror mit anderem Hintergrund bis hin zu Amokläufen psychisch Labiler, Angst vor einem neuen Kalten Krieg, Angst um unser Leben, wie wir es kennen und zu führen gewohnt sind. Und ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Aber diese Angst ist kein guter Ratgeber. Aus Angst macht man viele Fehler, vieles schlimmer, als es bisher war. Angst muss man manchmal auch einfach aushalten.

Damit sich zu dieser Angst auch ein wenig Gelassenheit mischt, erstelle ich heute eine Top-Five-Liste historischer Ereignisse des 17. Juli, die uns – leicht augenzwinkernd – die heutige Lage der Welt, vielleicht nicht erklären, aber doch zumindest kommentieren können:

  1. Luther geht ins Kloster – Von einem schweren Gewitter auf freier Flur überrascht rief der Student: Hilf du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden! Er überlebte das Unwetter und trat am 17. Juli 1505 in das Augustiner-Kloster in Erfurt ein. Als Mönch beschäftigte er sich besonders mit der Frage nach dem gnädigen Gott und damit, wie wir als Menschen vor Gott gerecht werden könnten. Sein Beichtvater empfahl ihn für das Studium der Theologie in Wittenberg. Und der Rest ist Geschichte: Romreise, Reformation, Reichstag und die wichtige Rechtfertigungslehre.
  2. Kinderarbeit wird in Deutschland eingeschränkt – Zunächst bemerkte Friedrich Wilhelm III. von Preußen, dass eine wachsende Zahl von Rekruten sowohl körperlich als auch geistig beeinträchtigt waren. Das lag an den menschenunwürdigen Bedingungen in den Bergwerken und Fabriken, in denen Kinder oft schon mit sechs Jahren zwölf Stunden pro Tag arbeiten mussten. Ab dem 9. März 1839 war in Preußen Kinderarbeit unter 10 Jahren in Fabriken und Bergwerken verboten, sogar unter 16 Jahren, wenn die betreffende Person keine grundlegende Schulbildung vorweisen konnte.
    Nach der Reichsgründung 1871 mussten alle Gesetze harmonisiert werden. 1878 war die Gewerbeordnung dran. Sie wurde am 17. Juli grundsätzlich aus Preußen für das gesamte Reich übernommen. Kinderarbeit in Fabriken wurde nun im gesamten Reich verboten; in der Landwirtschaft und für Heimarbeit blieb sie aber erlaubt. Kinder unter 14 Jahren durften nicht mehr als sechs Stunden täglich arbeiten und Jugendliche von 14 bis 16 Jahren nicht mehr als zehn Stunden. Die Strafen bei Nichteinhaltung dieser Gesetze blieb allerdings gering. Die Kinderarbeit in der Landwirtschaft wurde übrigens in der Bundesrepublik erst 1960 abgeschafft.
  3. Zar Nikolaus II. wird mit seiner Familie exekutiert – Nikolaus II. war der letzte Zar Russlands. Sein Sohn Alexei blieb bis zu seinem brutalen Tod mit 13 Jahren ein Zarewitsch, ein Sohn des Zaren und möglicher Nachfolger. Während der Oktoberrevolution 1917 wurde die Zarenfamilie gefangen gesetzt. Am 17. Juli 1918 wurden alle von einem Erschießungskommando exekutiert. Alexei, der als Bluterkranker seine gesamte Kindheit vor Verletzungen geschützt worden war, soll sich als besonders widerständig erwiesen haben. Nach den ersten Schüssen versuchte man, ihn mit Bajonettstichen zu töten. Ein Hemd mit eingenähten Edelsteinen soll ihn geschützt haben. Schließlich wurde er durch zwei Kopfschüsse getötet. In der russisch-orthodoxen Kirche werden er und die anderen Mitglieder der Zarenfamilie als Heilige verehrt. Sie gelten als Leidensträger, die im Gegensatz zu Märtyrern nicht für ihr Christsein aber doch als Christen gestorben sind.
  4. Beginn der Potsdamer Konferrenz – Die Potsdamer Konferenz ist die letzte in einer Reihe von Treffen der Alliierten, um die Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg zu beschließen. Sie steht für das Ende des Weltkrieges und für den Beginn des Kalten Krieges. Von britischer Seite begann Winston Churchill (konservativ) die Konferenz, wurde aber nach seiner Wahlniederlage in der Heimat 10 Tage später durch seinen Nachfolger Clement Attlee (labour) ersetzt. Es ist müßig zu überlegen, was in dieser Konferenz hätte anders laufen müssen, um eine 40-jährige Teilung Deutschlands zu verhindern. Es bleibt die wiederholte Erkenntnis, dass am grünen Tisch nicht alles bestimmt werden kann, und dass eine Versammlung großer Staatsmänner nicht zwingend auch ein großartiges Ergebnis hervorbringt, vor allem wenn statt des großen Zieles (Schaffung und Erhaltung des Weltfriedens) jeder seine eigene nationale oder gar persönliche Agenda verfolgt.
    Auf den Tag genau 53 Jahre später wurde unter dem Eindruck des Jugoslawienkrieges in Rom ein anderer wichtiger internationaler Schritt gegangen: die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofes, der schließlich 2002 in Den Haag seine Arbeit aufnahm. 124 Staaten sind dem Rom-Statut beigetreten. Nicht mit dabei sind vor allem: die Volksrepublik China, Indien, Irak, Iran, Israel, Kuba, Nordkorea, Pakistan, Russland, Syrien, Saudi-Arabien, Sudan, Türkei und die USA. Ich lasse diese Aufzählung mal unkommentiert.
  5. Walt Disney eröffnet sein erstes Disneyland – Nach den Erfolgen im Zeichentrick schuf Disney 1955 mit seinem ersten Disneyland in Anaheim, Kalinfornien einen weiteren Pfeiler seiner heutigen kommerziellen Macht. Bis heute wird dieses Disneyland weltweit in Sachen Besucherzahlen nur vom zweiten Disneyland in Oregon, Florida überflügelt. Die Idee des Vergnügungsparks war allerdings nicht neu. Der erste Park wurde 1583 [sic!] im dänischen Klampenbork gegründet. Er ist noch heute in Betrieb. Der Wiener Prater stammt aus dem Jahre 1766 und fällt wohl auch in diese Kategorie. Die Ansammlung mehrerer Vergnügungsparks, die Coney Island bilden, wächst und gedeiht seit Ende des 19. Jahrhunderts. Der russische Schriftsteller Maxim Gorki notiert 1906 über Coney Island: Das ist die Freiheit in der Hand des gelben Teufels, des Goldes. – Walt Disney hat später diese Herrschaft des Goldes über die – vermeintliche – Freiheit dann nur noch perver… äh … perfektioniert. Pervers ist die Situation ja bereits vorher gewesen.

Nicht als historische Ereignisse in diesem Sinne aufzuführen, aber auch nicht unerwähnt zu lassen sind folgende kurze Schlaglichter zum 17. Juli:

  1. Hinrichtung der Scilitanischen Märtyrer († 180) – Eine Gruppe von zwölf Männern und Frauen in Karthago wurden vom römischen Proconsul Publius Vigellius Saturninus hingerichtet. Sie sind nicht die ersten christlichen Märtyrer. Ihre Leidensgeschichte ist aber die älteste bekannte in lateinischer Sprache.
  2. Todestag von Adam Smith (1723–1790) – Der Aufklärer gilt als Begründer der Volkswirtschaftslehre. Vergessen dürfen wir aber nicht bei seiner Lektüre, dass ihm die globale Sicht noch nicht ganz vergönnt war. [Stichwort: Ausbeutung der Südhalbkugel durch die Länder der Nordhalbkugel.] Von ihm stammt die Idee der Unsichtbaren Hand, ein Konstrukt, das ich gern jedem Verschwörungstheoretiker entgegenschleudere.
  3. Geburtstag von Angela Merkel (* 1954) – Bundeskanzlerin ist sie nicht durch meine Stimme geworden. Aber gerade in den letzten Jahren der Krisen unterschiedlicher internationaler Ursache, wächst meine Achtung vor ihr.
  4. Todestag von Billie Holiday (1915–1959) und John Coltrane (1926–1967) – Ohne die beiden wäre der Jazz heute  nicht das, was er eben ist. Außerdem kann ich in dieser Liste ja nicht nur Politik und Religion stehen haben.
  5. Amtsantritt von Baschar al-Assad als Syrischer Staatspräsident (2000) – Der Amtsantritt des jungen, westlich gebildeten Augenarztes war noch mit hohen Hoffnungen verknüpft. Heute sieht es entschieden anders aus.

Katholikentag in Leipzig

Gestern Abend wurde in Leipzig der 100. Deutsche Katholikentag mit einem Gottesdienst auf dem Marktplatz eröffnet. Ich war ab 18:00 Uhr mit dabei. Vom Gottesdienst habe ich nicht so viel mitbekommen, da der Markt übervoll war. Doch im Vergleich zu den unerfreulichen Legida-Demos waren hier so viele freundliche Menschen, dass es eine Freude  war, mit dabei zu sein.

Das Motto des Katholikentages lautet: Seht, da ist der Mensch. Wir kennen den Satz aus der Passion Jesu. Pilatus weist die pöbelnde Menge mit dem ecce homo auf den Schmerzensmann hin. In der Zeit von Flüchtlingskrisen und Demonstrationen gegen schutzsuchende Menschen sowie Anschlägen auf Asylbewerberheime ist das Motto gut gewählt.

Leider sind einige Leipziger nicht sehr gastfreundlich gegenüber den Besuchern des Laientreffens. Ich bin erstaunt und bang erschüttert, dass gerade aus der Gruppe der No-Legida-Fraktion, der ich mich ja allgemein verbunden fühle, einige unpassende und beleidigende Bemerkungen und Postings zu finden sind. Das können wir doch besser, oder? Den Besuchern möchte ich gern entgegen rufen: „Willkommen in Leipzig! Bitte lasst mich mit den Atheisten nicht allein!“

Heute war ich im Zentrum Regenbogen, das in meiner Kirchengemeinde untergebracht ist. 18:30 Uhr besuchte ich meine vertraute Friedenskirche zu einem Abendgebet der Gruppe Homosexuelle und Kirche. Schön!

Links
https://www.katholikentag.de/
http://www.huk.org/
https://www.facebook.com/HuK.eV
http://www.frei-und-fromm.de/der Vollständigkeit halber noch dieser Link zu einer Initiative innerhalb der sächsischen Landeskirche, Carsten Rentzing zum Trotz („Der alt böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint …“)

Kämpfen am 1. Mai

Als Freiberufler über die Rechte der Arbeitnehmer zu schwadronieren, ist wohl doch eher unpassend. Nun soll aber der 1. Mai ein Kampftag sein. Wäre heute nicht Sonntag, hätten wir ja trotzdem frei. Wofür kann man kämpfen? Da fallen mir sofort die LGBT-Rechte ein. Der US-amerikanische Singer/Songwriter Tom Goss kämpft ganz charmant für die Gleichstellung Homosexueller. Und seine Lieder kann man sich auch noch gut anhören.

Das Lied Son of a preacher man hat ja schon seit der Aufnahme von Dusty Springfield etwas Schlüpfriges. Nun wird es – meines Wissens erstmalig – in einem schwulen Kontext verwendet. War eigentlich schon länger fällig. Toll! Vielen Dank, Tom Goss!

Jazz in der St.-Canisius-Kirche

Letztes Wochenende war ich in Berlin, um den Entwicklungsstand meines kleinen Neffen zu begutachten, aber auch um Freunde in Berlin zu besuchen, die leider demnächst nach Süddeutschland ziehen werden. Wenn ich bei ihnen in Berlin war, haben wir oft die halbe Nacht Scrabble gespielt – bei Wein und Knabberkram und natürlich mit vielen Gesprächen und guter Laune. Man sagt das daher: gute Laune. Tatsächlich fühle ich mich selten so wohl wie in diesem Kreis.

Zu unserem letzten gemeinsamen Berlinwochenende luden mich meine Freunde zu einem Konzert in der St.-Canisius-Kirche in Berlin-Charlottenburg ein. Die Kirche wurde erst 2002 geweiht. Der Neubau war notwendig geworden, weil der Vorgängerbau von 1957 am 30. April 1995 durch ein Feuer zerstört wurde. An die alte Kirche erinnert lediglich ein Christuskorpus von Gerhart Schreiter, der den Brand leicht lädiert überstanden hatte. Insgesamt zeichnet sich die Canisiuskirche durch eine schlichte, sparsame aber gut akzentuierte Einreichtung aus, einen hohen Raum und eine wirklich gute Akustik. Bevor ich mir nun aber einen abbreche beim Beschreiben des Sakralbaus, verweise ich lieber auf die 360-Grad-Panoramen auf der Website der Gemeinde.

Wir waren aber nicht wegen der Architektur an diesen gekommen. Joachim Gies, der sich selbst ein Schamane des Saxophons nennt, gab ein Konzert, begleitet von Gerhard Kubach (Kontrabass) und Denis Stilke (Perkussion). Gies spielt aber nicht nur Saxophon, er ist außerdem ein Sammler – und Nutzer – exotischer Instrumente. Ich muss gestehen, ich braucht etwas Zeit, um mich in das Konzert hineinzuhören. Aber beim dritten Lied, das Zartes Rütteln hieß, war ich drin. Tiefrot, Kreis und Zeichen, Erdnah. Das waren die nächsten Kompisitionen von Joachim Gies, die das Trio intonierte. Die gefielen mir auch am besten an diesem Abend. Von Erdnah habe ich bei YouTube eine Aufnahme gefunden, von einem anderen Konzert, ebenfalls in der St.-Canisius-Kirche.

Links
st.canisius-berlin.de
joachimgies.de

Gottesdienst aus Sankt Jakobi in Peine

Heute kam der Gottesdienst des Deutschlandfunks aus Sankt Jakobi, der Hauptkirche meiner Heimatstadt Peine. Es ist wirklich etwas ganz Besonderes, am Sonntagvormittag einen solchen Gruß aus der Heimat zu bekommen. Und die Tatsache, dass meine Mutter in der Gottesdienstgemeinde gesessen und kräftig mitgesungen hat, steigert eine eher passive Teilnahme am Radio zu einem familiären Ereignis. Ich habe auch schon viele Gottesdienste im Deutschlandfunk gehört. Der Sound in der Neugotischen Kirche ist doch ein besonders guter.

Zu Beginn des Gottesdienstes betonte Pastor Niemann die Schönheit des ausgemalten Innenraumes und der Fenster. Tatsächlich kannte ich die Kirche meine gesamte Kindheit und Jugend über nur schlicht weiß. Erst nach meinem Abitur wurden bei einer Renovierung die Malereien hinter dem Weiß entdeckt, obwohl es in den Archiven durchaus Abbildungen des historischen Innenraumes gab und gibt. Aber der Bevölkerung Peines waren die Malereien aus dem kollektiven Gedächtnis gerutscht. Auf einem Foto von 1904 sah der Innenraum mit Blick auf den Altar so aus:

Das_Innere_der_St._Jakobikirche,_1904

Wer meine Erzählung Lucias Aufbrüche bereits gelesen hat, erkennt hier die Quelle für ein wichtiges Motiv in der Erzählung. Aber Vorsicht! Die Entdeckung der Malereien hat mich inspiriert. Die Bilder, die ich in meiner Erzählung beschreibe, sind allerdings ganz andere.

In welch strahlender Schönheit der Innenraum sich heute präsentiert, zeigt ein YouTube-Video aus dem Jahr 2012.

Links
ndr.de/kirche/niemann144 – Die Predigt von Pastor Frank Niemann
kirche-peine.de/gemeinden/st-jakobi-peine – Sankt Jakobi im Kirchenkreis Peine
rundfunk.evangelisch.de/[…]der-stern-von-bethlehem – das Medienportal der evangelischen Kirche

Promotion für Lucias Aufbrüche

Die Erzählung Lucias Aufbrüche ist seit dem 25. November offiziell raus. Jetzt geht es darum, das möglichst vielen mitzuteilen. Gestern erschien in der Leipziger Internetzeitung ein Interview, das Volly Tanner am 1. Dezember bei einem Poetry Slam mit mir geführt hat. Wenn ich jetzt so nochmal draufgucke, muss ich sagen, dass ich ganz zufrieden mit dem Interview bin. Hier findet ihr es:

http://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2015/12/tanners-interview-mit-fabian-w-williges

Damit ein wenig Farbe auf den Blog kommt, hier noch ein Ausschnitt aus einem Screenshot der Website:

20151204 LiZ.de Interview mit Volly Tanner

Jetzt gerade komme ich vom Weihnachtsmarkt in der Friedenskirche. Das war eine sehr schöne Veranstaltung. Die Atmosphäre zwischen Markthalle und Sakralbau. Und ein paar Bücher verkauft habe ich auch. Alles in allem also ein gelungener Tag!

10 Jahre Wiederaufbau der Frauenkirche

Heute vor 10 Jahren wurde mit einem Festgottesdienst die Frauenkirche in Dresden nach ihrem Wiederaufbau geweiht. Das in der Nacht zum 14. Februar 1945 zerstörte Gotteshaus blieb zu DDR-Zeiten Ruine. Nach der Wende wurde sie bald als ein Symbol für die Wiedervereinigung Deutschlands auserkoren. 1994 begann der der Wiederaufbau. Die Mittel dazu kamen durch Spenden aus der ganzen Welt zusammen.

Ich glaube, ein Blog-Eintrag reicht bei weitem nicht aus, die Dimension dieses Ereignisses und seine Implikationen ausreichend zu erörtern. Zunächst fällt natürlich auf, dass weltweite Unterstützung einer Stadt zugute kam, die heute – also gerade mal 10 Jahre später – durch besondere Fremdenfeindlichkeit auffällt.

Andererseits ist der Wiederaufbau 1:1 weder kunsthistorisch noch architektonisch besonders einfallsreich. Vielmehr kann man bereits darin revanchistische Tendenzen ausmachen, zu denen dann die Pegida-Demonstrationen ganz gut ins Bild passen.

Sollte Gott noch einmal wie im Alten Testament Feuer regnen lassen auf Städte, die das Gastrecht missachten, träfe es wohl zuerst die Frauenkirche in Dresden.

Die erste Antibabypille

Heute vor 55 Jahren kam mit Enovid die erste Antibabypille auf den US-amerikanischen Markt. Seitdem hat sich nicht nur die selbstbestimmte Sexualität von Frauen in der westlichen Welt entfalten können, auch ein deutlicher Abfall der Geburtenraten in den Industirenationen ist zu verzeichnen: der Pillenknick.

Die Pille ist in manchen Kreisen noch immer verpönt – mit dabei die römisch-katholische Kirche. Bedenklich finde ich vor allem, dass der Gehalt an weiblichen Hormonen im Trinkwasser durch die weite Verbreitung der Pille gestiegen, was zu einer schleichenden Verweiblichung des Mannes führt. Damit spiele ich aber nicht auf Aspekte der aktuellen Sommermode an, sondern auf die Störung der natürlichen Fortpflanzungszyklen bei Fischen und Amphibien. So fügt die Antibabypille dem Themenkreis der Umweltverschmutzung einen weiteren Aspekt hinzu, dessen Auswirkungen noch nciht abzusehen sind.

Die Bibliothek des Vatikan

Wenn man mal wieder gut und niveauvoll unterhalten einen Tag vor dem PC verplempern möchte, kann ich die Website der Bibliothek des Vatikan empfehlen. Die Digita Vaticana Onlus hat sich, 2013 gegründet, zum Ziel gesetzt, 80.000 Manuskripte der Bibliothek zu digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Kenntnisse der Alten Sprachen helfen bei der Lektüre. Man kann sich aber auch von Buchillustrationen bezaubern lassen, oder einfach das geballte Wissen der Menschheit ungelesen bestaunen. Damit es aber nicht auf ewig ungelesen bliebe, gibt es eben dieses Projekt.

Links
vatlib.it – Hauptseite der Bibliothek des Vatikan
digitavaticana.org – Hauptseite der Digitana Vaticana Onlus
digital.vatlib.it/en/collection – Übersicht der bereits digitalisierten Manuskripte