Schlagwort-Archive: Wien

Zweiter Weihnachtsfeiertag

Auch für den zweiten Weihnachtsfeiertag bleibe ich in Wien; denn der Stephansdom ist mit diesem Tag besonders verbunden. Der Namenstag des Hl. Stephan, dem ersten Märtyrer der christlichen Welt, ist der 26. Dezember. Der Dom ist in seiner Ostausrichtung genau nach dem Sonnenaufgang am Stephanstag  im Jahre 1137 orientiert.

DSC_5853 Wien Stephansdom

Zu Weihnachten ist im Stephansdom eine Krippe aufgebaut. Hier ist nicht das gesamte Ensemble von Figuren gemeint, sondern tatsächlich nur eine Futterkrippe mit dem Jesuskind darin – ein Pendant zum Kruzifix.

Fünf Architekten-Geburtstage

Es sind nur noch 10 Tage bis Weihnachten. Dann gedenken wir der Geschichte von Maria und Josef, die in Bethlehem keinen anderen Raum fanden als einen Stall. Knapper Wohnraum ist auch heute in Deutschland wieder ein wichtiges Thema. Heute ist der Geburtstag fünf bekannter Architekten. Das verlangt eine Top-Five-Liste (in zeitlicher Reihenfolge):

  • Carl Gotthard Langhans (1732–1808) – Der frühe Klassizist hat das Stadtbild Berlins entschieden mitgeprägt und der Deutschen Einheit schon früh die Kulisse geliefert: Von ihm stammt das Brandenburger Tor.
  • Paul Schmitthenner (1884–1972) – Er war Traditionalist und Heimatschutzarchitekt. Das brachte ihn in die Nähe der Nationalsozialisten. Allerdings war er auch in der jungen Bundesrepublik von Bedeutung, was ihm ein Bundesverdienstkreuz einbrachte. Ich stand schon vor seinem Rathaus in Hechingen von 1958.
  • Nikolai Wassiljewitsch Nikitin (1907–1973) – Er entwarf die monumentalen Bauten des sozialistischen Zuckerbäckerstils der Stalinzeit. Ähnlich monumental ist die Gedenkstätte auf dem Mamajew-Hügel in Wolgograd (ehemals Stalingrad) mit der Kolossalstatue Mutter Heimat ruft. Am Kulturpalast in Warschau hat er beratend mitgewirkt. Das sieht man dem Gebäude an.
  • Oscar Ribeiro de Almeida Niemeyer Soares Filho (1907–2012) – Dem Namen hört man eine deutsche Abstammung an. Der brasilianische Architekt entwarf die Hauptstadt Brasilia und – gemeinsam mit Le Corbusier – das Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York City. Die Kirow-Werke in Leipzig beherbegen mit ihrer Kantine eines der letzten Werke Niemeyers.
  • Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt (1928–2000) – Seine Ideen von Umnutzung und Begrünung sind heute aktueller denn je. Ich empfehle den Besuch der Grünen Zitadelle in Magdeburg oder gleich des Hundertwasserhauses in Wien.

Liste literarischer Todestage und ein Arzt mit Geschichte

Ich habe schon lange keine meiner Top-Five-Listen veröffentlicht, obwohl das eigentlich meine Lieblings-Artikel-Art ist. Es böte sich auch an, etwas über Asperger zu schreiben. Schließlich ist Johann Friedrich Karl Asperger, der Namensgeber einer speziellen Form des Autismus, heute vor 38 in Wien gestorben. Aber das lässt mich emotional gerade völlig kalt. Dies könnte ein politisch nicht ganz korrekter Witz sein, der sich auf das Asperger-Syndrom bezieht, wenn ich die erklärenden Zeilen nicht auch nutzte darauf hinzuweisen, dass Asperger selbst in der Zeit des Nationalsozialismus nicht selbst menschenverachtende, kriminelle Herzenskälte bewies, als er in der sogenannten Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund Kinder und Jugendliche für die Tötung aussortierte. 1939 sagte Asperger in einem Vortrag:

Im neuen Deutschland haben wir Ärzte zu unseren alten eine Fülle neuer Pflichten übernommen. So wie der Arzt bei der Behandlung des Einzelnen oft schmerzhafte Einschnitte machen muss, so müssen wir aus hoher Verantwortung Einschnitte am Volkskörper machen. Wir müssen dafür sorgen, dass das, was krank ist und diese Krankheit in fernere Generationen weitergeben würde, zu des Einzelnen und des Volkes Unheil, an der Weitergabe des kranken Erbguts gehindert wird.

Ja, jetzt habe ich doch etwas zu Asperger geschrieben, eben weil es mich doch nicht kalt lässt. Nun aber – mit Blick auf meine Lesung am nächsten Samstag – doch schnell meine Top-Five-Liste von Todestagen bedeutender Schriftsteller:

  • Nikolos Barataschwili (1817–1844) – Ich habe nichts von Barataschwili gelesen. Aber er gehört wegen eines frühes Malaria-Todes zum Club der 27 und ist ein bedeutender Schriftsteller der Romantik aus Georgien. Georgisch wird auch bei meiner Lesung am Sonnabend zu hören sein.
  • Arthur Schnitzler (1862–1931) – Von diesem Arzt und berühmten modernen Erzähler und Dramatiker habe ich ebenfalls zu meiner Schande noch nichts gelesen oder gesehen. Sigmund Freud war begeistert vom Werk Schnitzlers. Das soll uns reichen.
  • Jack Kerouac (1922–1969) – Diesen großen Vertreter der Beat-Generation kenne ich nun endlich wirklich selbst. On the Road auf der Route 66 pflanzte weiteren Generationen das Fernweh in die Herzen.
  • Walter Schmiele (1909–1998) – Schmiele teilt das Schicksal vieler Übersetzer; weil ihre Namen nicht direkt auf dem Buchcover abgedruckt werden, kennt sie keine Sau. Und als Essayist schreibt man für ein Fachpublikum. Ich habe ihn als Autor einer Henry-Miller-Monographie kennengelernt.
  • Manfred Krug (1937–2016) – Krug war nicht nur ein hervorragender Schauspieler und arsch-cooler Sänger. Unter dem Pseudonym Clemens Kerber hatte er auch viele seiner Liedtexte selbst verfasst.

Wanda – Musik aus Wien und Amore in Bologna

Ich bin, was aktuelle musikalische Strömungen und Erscheinungen angeht, nicht der Schnellste. Wanda waren bereits im Februar letzten Jahres im Werk II in Leipzig zu sehen. Aber damals kannte ich sie ja noch nicht. Vor knapp zwei Wochen habe ich beim Aufräumen den Deutschlandfunk gehört und da gab es einen Beitrag zu der 2012 in Wien gegründeten Band.

Die Lieder haben mich sofort in ihren Bann gezogen: Auseinandergehen ist schwer, Stehengelassene Weinflaschen, Meine beiden Schwestern – direkt nach der Sendung bin ich online gegangen und habe die zwei CDs Amore (2014) und Bussi (2015) bestellt. Jetzt gehen mir ihre Lieder als Ohrwürmer durch den Gehörgang. Die Texte changieren auf eine Art zwischen Belanglosigkeit und Philosophie, wie ich sie auch selbst gern praktiziere.

Genauso wie die Flaschen von Gestern,
meine beiden Schwestern,
ich schau dich gern von rechts an.
Hin und wieder stehen wir uns nah.

Aber das darf man nicht nur lesen; das muss man hören:

Ein anderes Zitat, diesmal vom ersten Album, ist aus dem Song Bologna:

Wenn jemand fragt wohin du gehst, sag nach Bologna!
Wenn jemand fragt wofür du stehst, sag für Amore, Amore!

Tante Ceccarelli hat in Bologna Amore gemacht! Amore, meine Stadt
Tante Ceccarelli einmal in Bologna Amore gehabt! Bologna, meine Stadt

Auch hier möchte ich das Video gleich nachreichen:

Für alles weitere bleiben noch die Links:
http://wandamusik.com/
https://problembaer.bandcamp.com/album/wanda-amore