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Das Geburtstagsparadoxon

Heute haben vier Menschen aus meinem Freundeskreis Geburtstag. Das ist eine ganze Menge. Zwei davon waren sogar einige Zeit miteinander verheiratet. Tatsächlich findet man in Gruppen über 23 Personen mit einer Chance von über 50 % zwei, die am gleichen Tag Geburtstag haben. Das lässt sich mathematisch herleiten, ist aber doch so überraschend, dass man diesen Umstand Geburtstagsparadoxon getauft hat.

Da nun aber – bei aller Häufung – vier Personen nicht für eine Top-Five-Liste reichen, und ich schon allein zur Wahrung der Privatsphäre der Vier nicht ins Detail gehen würde, weiche ich auf berühmte Personen aus, die am 17. März geboren wurden (in zeitlicher Reihenfolge):

  • John B. Sebastian (*1944) – Singer/Songwriter und Woodstockveteran; mit seiner Band Lovin‘ Spoonfull nahm er Welthits wie Summer in the City und Daydream auf.
  • John Wayne Gacy (1942–1994) – US-amerikanischer Serienmörder, der 33 junge Männer vergewaltigte und ermordete. Für seine Strafe (21-mal lebenslänglich und 12-mal Tod) erhielt er sogar einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde. Er war als Pogo der Clown bekannt und ist wohl an der heutigen Angst vor Horrorclowns nicht ganz unschuldig.
  • Rudolf Chametowitsch Nurejew (1938–1993) – Ballett-Legende und frühes AIDS-Opfer. Seit Nurejew sind männliche Tänzer nicht nur dazu da, die Ballerina aufzufangen. Ballett wurde durch ihn Popkultur.
  • James Benson Irwin (1930–1991) – Astronaut der Apollo-15-Mission war der achte Mann auf dem Mond. Um ihm einen ersten Platz einzuräumen: er war der erste, der von einem Kollegen mit einem Mondfahrzeug herumgefahren wurde. Später wurde Irwin ein Prediger und forschte nach Überresten der Arche in der Nähe des türkischen BErges Ararat.
  • Siegfried Lenz (1926–2014) – Wichtiger Erzähler der Nachkriegszeit; Deutschstunde und die Sammlung von Erzählungen So zärtlich war Suleyken kommen mir in den Sinn. Später wurden seine Texte seichter.

Apollo_15_Lunar_Rover_and_Irwin

Link
http://www.im-chaos-daheim.de/geburtstag.php – Zum Berechnen der Wahrscheinlichkeit von gemeinsamen Geburtstagen in einer Gruppe

Geburtstag von W. H. Auden

Am 21. Februar 1907, heute vor 110 Jahren, wurde Wystan Hugh Auden im englischen York geboren. Auch wenn Auden heute dem durchschnittlich gymnasial Gebildeten kaum bis gar nichts sagt, sind sein Leben und Schaffen auch mit Deutschland verbunden. 1929 lebte er mit seinem Partner Christopher Isherwood in Berlin. Isherwood schrieb mit Goodbye to Berlin die Vorlage für Cabaret und später das traurige Alterswerk A Single Man, 2009 von Tom Ford mit Colin Firth in der Hauptrolle kongenial umgesetzt. W. H. Auden schrieb viele Libretti, u.a. für Benjamin Britten. Auch Leonard Bernstein ließ sich von Texten Audens inspirieren. 1948 erhielt er den Pulitzer-Preis für seinen Dialog in Versen: The Age of Anxiety.

1935 heiratete er Erika Mann, die älteste Tochter Thomas Manns, um ihr zur britischen Staatsbürgerschaft zu verhelfen. Die Mann-Familie war von den Nazis ausgebürgert worden. 1939 zog er nach New York; sieben Jahre später wurde er amerikanischer Staatsbürger. Seinen Lebensabend verbrachte Auden in Österreich. Er starb in Wien in meinem Geburtsjahr 1973.

Aus dem Jahre 1939 stammt der Refugee Blues, der noch vor Kriegsbeginn die Situation der aus Deutschland Geflüchteten beschreibt. Ob mit der Stadt der zehn Millionen Seelen noch London oder bereits New York gemeint ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Greater London hatte in den 30er Jahren bereits 8 Millionen Einwohner, New York City erst 7 Millionen. Einige Stellen beziehen sich sehr konkret auf die Situation Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Erschreckend für mich ist jedoch, dass dieser Refugee Blues auch heute wieder gesungen werden kann. If we let them in, they will steal our daily bread … Lasst uns doch endlich menschlicher miteinander umgehen!

Refugee Blues

Say this city has ten million souls,
Some are living in mansions, some are living in holes:
Yet there’s no place for us, my dear, yet there’s no place for us.

Once we had a country and we thought it fair,
Look in the atlas and you’ll find it there:
We cannot go there now, my dear, we cannot go there now.

In the village churchyard there grows an old yew,
Every spring it blossoms anew;
Old passports can’t do that, my dear, old passports can’t do that.

The consul banged the table and said:
‚If you’ve got no passport, you’re officially dead‘;
But we are still alive, my dear, but we are still alive.

Went to a committee; they offered me a chair;
Asked me politely to return next year:
But where shall we go today, my dear, but where shall we go today?

Came to a public meeting; the speaker got up and said:
‚If we let them in, they will steal our daily bread‘;
He was talking of you and me, my dear, he was talking of you and me.

Thought I heard the thunder rumbling in the sky;
It was Hitler over Europe, saying: ‚They must die‘;
We were in his mind, my dear, we were in his mind.

Saw a poodle in a jacket fastened with a pin,
Saw a door opened and a cat let in:
But they weren’t German Jews, my dear, but they weren’t German Jews.

Went down the harbour and stood upon the quay,
Saw the fish swimming as if they were free:
Only ten feet away, my dear, only ten feet away.

Walked through a wood, saw the birds in the trees;
They had no politicians and sang at their ease:
They weren’t the human race, my dear, they weren’t the human race.

Dreamed I saw a building with a thousand floors,
A thousand windows and a thousand doors;
Not one of them was ours, my dear, not one of them was ours.

Stood on a great plain in the falling snow;
Ten thousand soldiers marched to and fro:
Looking for you and me, my dear, looking for you and me.

Der Text ist im Stil eines klassischen Blues geschrieben. Da liegt es natürlich nahe, den Text auch zur Gitarre zu singen. Ich habe es selbst gerade probiert, erspare euch aber eine Aufnahme davon. Auf YouTube findet man einige Versionen. Teilen möchte ich eine Dub-Version, die sich direkt auf die heutige Situation von Geflüchteten bezieht.

Aus aktuellem Anlass noch einmal der Link zu einem anderen Blog-Eintrag mit der Bitte um Beteiligung:
http://zweitgeborener.de/2016/12/keine-abschiebungen-nach-afghanistan/

Zum Tod von Leonard Cohen

Heute Morgen erreichte mich die Nachricht, dass gestern Leonard Cohen im Alter von 82 Jahren gestorben ist. In diesem Alter aus der Welt zu scheiden, ist kein schwerer Schicksalsschlag. Und ihn weiß ich mehr als alle anderen am Thron des Herrn stehend und singend. Aber ohne Cohen wird es in dieser Welt gleich noch bisschen kälter und einsamer.

Seine Lieder werden bleiben. Und was für Lieder! Ich könnte Top-Five-Listen für jedes einzelne Album erstellen und hätte das Gefühl, wichtige Lieder unterschlagen zu haben.

Statt eine solche Liste aufzustellen, möchte ich ein Prosagedicht aus dem 1984 erschienenen Book of Mercy zitieren, zu dem ich auch eine ganz persönliche Beziehung habe. Kerstin hieß meine beste Freundin in meinem Abiturjahrgang. Nach der Schule saßen wir manches Mal im Karstadt-Restaurant und unterhielten uns bei Bechern von Kaffee über Gott und die Welt, Literatur und Musik. Durch sie habe ich z.B. Billy Bragg kennengelernt. Bei einem dieser Treffen geschah es, dass wir uns gleichzeitig eine Neuentdeckung vorlesen wollten. Ich erhielt der Vortritt und las das folgende Prosagedicht von Cohen. Kerstin lächelte. Sie hatte dasselbe Gedicht ausgesucht.

I heard my soul singing behind a leaf, plucked the leaf, but then I heard it singing behind a veil. I tore the veil, but then I heard it singing behind a wall. I broke the wall, and I heard my soul singing against me. I built up the wall, mended the curtain, but I could not put back the leaf. I held it in my hand and I heard my soul singing mightily against me. This is what it’s like to study without a friend.

Vielen Dank, Leonard Cohen!

Literaturnobelpreis für Bob Dylan

Gestern wurde durch eine kurze Pressemitteilung bekanntgegeben, dass der Nobelpreis für Literatur in diesem Jahr Bob Dylan verliehen wird. Aus der Begründung wurde hier nur kurz zitiert, er erhalte die Auszeichnung für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition.

Ich freue mich sehr über diesen Nobelpreis. Ich halte Bob Dylan schon lange für einen der – wenn nicht den – bedeutendsten Lyriker der USA. Eine große Überraschung war es allerdings für mich auch nicht. Denn schon vor einigen Jahren stand Dylan mit auf der Kandidatenliste. Außerdem ist dies nicht die erste Auszeichnung Dylans außerhalb der Pop-Welt.

Bereits 1970 verlieh ihm die Universität Princeton die Ehrendoktorwürde für seine Verdienste um die englische Sprache und Literatur. 2004 folgte ein Ehrendoktor von der schottischen Universität St. Andrews. Beide Hochschulen haben es wohl nicht nötig, sich ihrerseits mit dem Namen eines bekannten Sängers – und Tänzers (wer weiß, versteht) – zu schmücken. Schon damals durfte man an die Ernsthaftigkeit dieser Ehrungen glauben.

2008 erhielt Dylan den Pulitzer-Preis in der Kategorie Special Awards and Citations for his profound impact on popular music and American culture, marked by lyrical compositions of extraordinary poetic power. Die deutsche Akademie der Künste nahm ihn 2013 als Mitglied auf.

Der Nobelpreis für Literatur ist lediglich ein weiterer Baustein am Dylan’schen Denkmal. Es fragt sich allerdings, was jetzt noch kommen kann. Heute erst einmal: Herzlichen Glückwunsch!

Links
http://bobdylan.com/
http://pulitzer.org/
http://adk.de/
http://nobelprize.org/

Geburtstag von John Lennon et al.

Der 9. Oktober ist mal wieder so ein Tag, an dem man nicht weiß, worauf man sich konzentrieren soll. In Leipzig wird mit dem Lichtfest dem eigentlichen Scheitelpunkt der Friedlichen Revolution von 1989 gedacht. Die katholische Kirche ehrt gemeinsam mit den orthodoxen Kirchen heute den Stammvater der drei großen Buchreligionen Abraham. Schon diese zwei Punkte reichten aus, um mich nach langer Schreibabstinenz wieder richtig auszutoben.

In der westlichen Populärkultur verwurzelt, möchte ich diesen Eintrag aber vor allem John Lennon widmen. Heute vor 76 Jahren wurde er in Liverpool geboren. 40 Jahre später, am 8. Dezember 1980, wurde er in New York erschossen. Seine Lebensleistung ist bis heute unbestritten. Ich bin bereits 3 Jahre älter als John Lennon jemals wurde. Aber solche vergleiche machen immer unglücklich. Mich beeindruckt John Lennon – kurz formuliert – auf drei Feldern:

  1. The Beatles – Ich bin wohl nicht der einzige, der diese Band als die unangefochten beste Band ansieht, die es jemals auf diesem Planeten gegeben hat. Sollte ich kurz einmal daran zweifeln, muss ich nur wieder ein Album von ihnen hören. Schon bin ich wieder davon überzeugt. Auf ordentliche Argumente sowie Hörbeispiele verzichte ich an dieser Stelle mal.
  2. Autobiografisches Schaffen – Während andere Musiker noch immer fleißig Nummern einstudierten, erforschte John Lennon sein Inneres und ließ uns hören, was er über sich herausgefunden hatte. Er litt außerordentlich an seiner Biografie: die Abwesenheit des Vaters, der frühe Tod der Mutter. Das etwas weinerliche Julia auf dem White Album ist ein gutes Beispiel dafür. Von Arthur Janov mit dessen Urschrei-Ttherapie vertraut gemacht, schrie Lennon seinen Verlust in Mother minutenlang heraus.
  3. Aktionskunst – Die Begegnung mit Yoko Ono war nicht nur der Beginn einer großen Liebe, deren skeptische Beurteilung in der Popkultur viel über noch immer bestehende rassistische und sexistische Ressentiments der westlichen Jugend verrät. Es war auch ein Befreiungsschlag für Lennon, dem nun weitere Kunstformen zur Verfügung standen. Denn Ono war kein Beatles-Fangirl. Sie ist eine wichtige Konzeptkünstlerin und Vertreterin der Fluxus-Bewegung. Die Begriffe Aktionskunst und Happening wurden von ihr deutlich mitgeprägt. Gemeinsam riefen sie der Welt zu: War is over (if you want it)

Die Philosophin Hannah Arendt, deren 110. Geburtstag wir in fünf Tagen begehen, prägte nach Beobachtung des Eichmann-Prozesses 1961 den Begriff der Banalität des Bösen. Das Böse sei nicht ein eher singuläres Monster, das es zu besiegen gelte, wie etwa der Hl. Georg einen Drachen niederrang. Jeder Mensch habe in seiner Freiheit tagtäglich und mannigfaltig die Möglichkeit, sich für das Gute oder für das Böse zu entscheiden.

Das gibt uns eine große Verantwortung mit auf den Weg. Jeder Supermarkteinkauf ist eine Entscheidung für oder gegen die Massentierhaltung, für die Ausbeutung oder die Unterstützung der Menschen in der Dritten Welt. Manchmal spüren wir das. Manchmal gehen wir in der Banalität selbst unter und tun Böses.

Es kann aber auch eine große Chance sein. Denn wenn das Böse in jeder Entscheidung, in jedem Tun lauert, ist doch auch sein Gegenteil, das Gute nicht so weit entfernt. Wir müssen uns nur dafür entscheiden. Wir können uns dafür entscheiden. Dann können auch sehr schnell alle Kriege beendet werden, wenn wir es denn nur wollen. Frieden ist aus dieser Sicht ganz einfach.

An dieser Stelle möchte ich den Deutschlehrern dieser Welt ein Aufsatzthema vorschlagen: Vergleiche folgende zwei Aussprüche unter dem Gesichtspunkt der Banalität des Bösen.

Das Gute – dieser Satz steht fest –
ist stets das Böse, was man läßt.

[aus: Die Fromme Helene (Heidelberg, 1872), Wilhelm Busch]

Es gibt nichts Gutes
außer: Man tut es.

[Moral, aus: Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke (Zürich, 1936) Erich Kästner]

Link zu einem Beitrag im Deutschlandfunk über Hannah Arendt.


 

Weil ich es nun einmal nicht lassen kann, kommt hier auch noch eine ganz schnelle Top-Five-Liste von Geburtstagen des 9. Oktober (in aufsteigender Reihenfolge). Ich denke, es ist ersichtlich, welche Geburtstage ich hier ausgewählt habe, also aus welchen Gründen:

  • Werner Karl von Haeften (1908–1944) – Er war der Adjutant des Claus Schenk Graf von Stauffenberg und am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt. Als bei der Hinrichtung der Attentäter im Hof des Bendlerblocks von Stauffenberg an der Reihe war, warf sich von Haeften vor seinen Vorgesetzten. Nach der Bestattung auf dem alten Matthäi-Friedhof in Berlin ließ Heinrich Himmler die Attentäter exhumieren, verbrennen und deren Asche verstreuen. Reinhild Gräfin von Hardenberg, die Verlobte von Haeftens starb übrigens am 23. Juni diesen Jahres.
  • Horst Ludwig Wessel (1907–1930) – Das SA-Mitglied aus Bielefeld war eigentlich ein kleines Licht. Da er von KPD-Mitgliedern getötet wurde, machten die Nazis ihn zum großen Märtyrer. Das von Wessel geschriebene Gedicht Die Fahne hoch! wurde als Horst-Wessel-Lied zum quasi zweiten Teil der Nationalhymne Nazideutschlands.
  • Heinrich George (1893–1946) – Er war ein großartiger Schauspieler und Pionier des deutschen Films. Er hatte eine Rolle in Metropolis, aber er verfing sich später in der Propagandamaschine der Nazis. Viele seiner Filme sind nur unter Vorbehalt zu sehen. Ich denke an den Hitlerjungen Quex oder Jud Süß. Sein Sohn Götz George ist in diesem Jahr am 19. Juni verstorben.
  • Victor Klemperer (1881–1960) – Der Romanist und Politiker ist mir vor allem vertraut durch seine Analyse der LTI (Lingua Tertii Imperii = Sprache des Dritten Reiches). Gerade heute, da sich der Mann auf der Straße und nach ihm so mancher Politiker über die Wortwahl im Diskurs nicht mehr so sicher ist, sollte man sich dieses Werk noch einmal vornehmen.
  • Max von Laue (1879–1960) – Diese Liste ist keine naturwissenschaftliche. Der Nobelpreisträger für Physik setzte sich in Nazideutschland für Albert Einstein ein und wurde vorzeitig emeritiert. Er hat aber vor allem einen Platz auf dieser Liste gefunden, weil seine Nobelpreis-Medaille gemeinsam mit der von James Franck in Königswasser gelöst wurde, damit sie nicht den Nazis in die Hände fiele. Nach dem Krieg wurde das Gold aus dem Gemisch von Salz- und Salpetersäure wieder extrahiert und zu neuen Medaillen gegossen.

Heute ist auch der Geburtstag von Julius Maggi (1846–1912), dem Erfinder der nach ihm benannten Würze. Der hat mit dem Nationalsozialismus nicht so viel zu tun. Er dient mir nur als Grundlage für meine Abschlusspointe, dass aus einer einheitlich braunen Soße keine feine Küche zu machen ist.

175 Jahre Lied der Deutschen

Heute vor 175 Jahren dichtete August Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland Das Lied der Deutschen, dessen dritte Strophe die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist. Die Geschichte beginnt allerdings in Österreich mit einer Hymne auf den Kaiser Franz II., dem letzten Kaiser der Heiligen Römischen Reiches und dem Begründer Kaisertums Österreich. Lorenz Leopold Haschka (1749–1827) hat sie 1796 geschrieben und noch im gleichen Jahr begann Joseph Haydn (1732–1809) die Komposition eines Streichquartetts, wahrscheinlich von einem kroatischen Volkslied inspiriert, das bis heute die Melodie der deutschen Nationalhymne werden sollte. Die erste Strophe des Textes von Haschka lautet:

Gott erhalte Franz, den Kaiser,
Unsern guten Kaiser Franz!
Lange lebe Franz, der Kaiser,
In des Glückes hellstem Glanz!
Ihm erblühen Lorbeerreiser,
Wo er geht, zum Ehrenkranz!
Gott erhalte Franz, den Kaiser,
Unsern guten Kaiser Franz!

Der mit dem Liedgut Mitteleuropas tief vertraute Sprachwissenschaftler und Vormärz-Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben arbeitete sich an der Kaiserhymne immer wieder ab. 1841 veröffentlicht er im zweiten Teil seiner Unpolitischen Lieder unter dem Titel Syrakusaise ein Gedicht, was sich nicht nur auf die gleiche Melodie singen lässt. Es hat mit auch das Herrscherlob zum Thema. Den Tyrannen Dionys kennt der deutsche Schüler bereits aus Schillers Bürgschaft.

Gott erhalte den Tyrannen,
Den Tyrannen Dionys!
Wenn er uns des Heils auch wenig
Und des Unheils viel erwies,
Wünsch’ ich doch, er lebe lange,
Flehe brünstig überdies:
Gott erhalte den Tyrannen,
Den Tyrannen Dionys!

Eine Alte sprach im Tempel
Eines Tages dies Gebet.
Der Tyrann kam just vorüber,
Wüßte gerne, was sie tät:
Sag mir doch, du liebe Alte,
Sag, was war denn dein Gebet?
Ach, ich habe nur gebetet,
Nur für Eure Majestät.

Als ich war ein junges Mädchen,
Fleht’ ich oftmals himmelan:
Lieber Gott, gib einen Bessern!
Und ein Schlecht’rer kam heran;
Und so kam ein zweiter, dritter
Immer schlechterer Tyrann;
Darum fleh ich heute nur noch:
Gott erhalt’ uns dich fortan!

Im Jahre 1844 veröffentlichte Hoffmann von Fallersleben, der mittlerweile aufgrund seiner Unpolitischen Lieder seinen Lehrauftrag in Breslau verloren hatte, in Paris das Büchlein Maitrank, in dem der folgende Text Kriech Du und der Teufel ebenfalls auf die Haydn-Melodie gesungen werden kann. Als Hinweis steht dem Gedicht voran, man könne die Melodie von O Berlin, ich muß dich lassen verwenden, einem zeitgenössischen Lied.

Ja, verzeihlich ist der Großen
Übermut und Tyrannei,
Denn zu groß und niederträchtig
Ist des Deutschen Kriecherei.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
Höchsterbärmlich schlechten Hund,
Tut er gleich in schönen Worten
Seine Viehbewundrung kund.

Sieht ein Deutscher seines Fürsten
Altersschwaches steifes Pferd,
Ist er freudig doch ergriffen
Von des Gaules früherm Wert.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
Allerältstes Hoffräulein,
Denkt er eine Bürgerstochter
Könne doch so schön nicht sein.

Sieht ein Deutscher seines Fürsten
Jämmerlichsten Kammerherrn,
Steht er still und grüßt in Ehrfurcht,
Und er sieht ihm nach von fern.
Sieht er nun den Fürsten selber,
O, wie ist er dann entzückt!
Wenn Durchlauchet ihn wieder grüßet,
Nun, dann ist er fast verrückt.

Er erzählt es allen Menschen,
Welche Gnad ihm widerfuhr,
Daß Durchlaucht ihn hat gewürdigt
Mehr als eines Blickes nur.
Er erzählet Kindeskindern:
Ja, ich habe ihn gesehen!
Und bei Gott! nun kann ich ruhig,
Ruhig in die Grube gehn.

Im gleichen Jahr wie der zweite Teil der Unpolitischen Lieder schrieb er im britischen Exil und veröffentlichte im vergleichsweise liberalen Hamburg Hoffmann von Fallersleben das Lied der Deutschen. Die drei Strophen sollten von da an das Schicksal der deutschen Nation begleiten.

Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zu Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt –
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang –
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!

Das gesamte Lied der Deutschen ist kein Kampflied. Auch die erste Strophe ist nicht der Besitzanspruch eines Nationalstaates auf heute zu anderen Nationen gehörenden Territorien. Es ist der schwärmerische Ausruf eines Exilierten. Die Maas (frz. Meuse) fließt durch Frankreich und Belgien und die Etsch (ital. Adige) in Italien. Der Belt gehört zu Dänemark und die Memel ist heute ein Fluss in Litauen. Die zweite Strophe ist aus heutiger Sicht fast ein wenig seicht. Politisch findet man in ihr nicht viel; man sieht aber, dass der Text doch in der Zeit des Dichters verhaftet ist. Heute würde es wohl nicht als politisch korrekt betrachtet werden, Frauen mit Wein und Gesang zu vergleichen. Immerhin kommt da wenigstens noch die Treue hinzu. Die dritte Strophe ist doch wohl die gekonnteste. Die Vision von Einigkeit, Recht und Freiheit. Dem Text lässt sich nicht widersprechen. Ein solches Land möchte ich auch, heute noch, vielleicht mehr denn je.

Am 11. August 1922 erhob die erste sozialdemokratische Regierung das Lied der Deutschen zur Nationalhymne. In einer Ansprache sagte er: Einigkeit und Recht und Freiheit! Dieser Dreiklang aus dem Liede des Dichters gab in Zeiten innerer Zersplitterung und Unterdrückung der Sehnsucht aller Deutschen Ausdruck; es soll auch jetzt unseren harten Weg zu einer besseren Zukunft begleiten…
Die Nazis sangen nur die erste Strophe, verbaten sogar die zwei weiteren und ließen dann das Horst-Wessel-Lied folgen. Mit Ende des Faschismus schien auch das Lied der Deutschen verbraucht, mit dem Makel behaftet, ein Nazilied zu sein. Doch ist es nicht. Das ist es nie gewesen. Tatsächlich kenne ich keine andere Hymne, die so wenig blutrünstig ist wie die bundesdeutsche. In anderen Ländern wird entweder der Monarch verehrt (Vereinigtes Königreich) oder von den Schlachten der Revolution erzählt (Frankreich).

Die 1950 auf der Suche nach einer neuen Hymne von Bert Brecht geschriebene Kinderhymne wurde noch im gleichen Jahr von Hanns Eisler mit einer eigenen Melodie versehen. Sie ist aber auch gut zur Melodie Haydns zu singen.

Anmut sparet nicht noch Mühe,
Leidenschaft nicht noch Verstand,
daß ein gutes Deutschland blühe,
wie ein andres gutes Land.

Daß die Völker nicht erbleichen
wie vor einer Räuberin,
sondern ihre Hände reichen
uns wie andern Völkern hin.

Und nicht über und nicht unter
andern Völkern wolln wir sein,
von der See bis zu den Alpen,
von der Oder bis zum Rhein.

Und weil wir dies Land verbessern,
lieben und beschirmen wir’s.
Und das liebste mag’s uns scheinen
so wie andern Völkern ihrs.

Links
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/ – Digitalisierung des Deutschlandliedes von 1841
http://www.deutschestextarchiv.de/api/pnd/118552589 – Digitalisierung der Unpolitischen Lieder von 1840 und 1841


Heute ist außerdem der Namenstag von Wulfila (311–383), dem ersten Bischof der Terwingen, einem ostgotischen Stamm. Seine Gotenbibel (oder auch Wulfilabibel) ist wohl die erste Übersetzung von biblischen Texten in eine deutsche bzw. germanische Sprache. Er übersetzte dabei aus dem Griechischen. Für die Übersetzung entwickelte Wulfila, angelehnt an das griechische Alphabet in Kombination mit lateinischen Buchstaben und Runen, die gotische Schrift. Das Vaterunser sei an dieser Stelle mit lateinischer Schrift zitiert. [Der Buchstabe þ spricht sich wie das englische th.]

atta unsar
þu ïn himinam
weihnai namo þein
qimai þiudinassus þeins
wairþai wilja þeins
swe ïn himina jah ana airþai
hlaif unsarana þana sinteinan gif uns himma daga
jah aflet uns þatei skulans sijaima
swaswe jah weis afletam þaim skulam unsaraim
jah ni briggais uns ïn fraistubnjai
ak lausei uns af þamma ubilin
unte þeina ïst þiudangardi
jah mahts jah wulþus ïn aiwins
amen

Bischof Wulfila ist auch eine Gedenktafel in der Walhalla in Donaustauf bei Regensburg gewidmet. Hoffmann von Fallersleben schrieb in seinen Unpolitischen Liedern über die vom 18. Oktober 1830 bis zum 18. Oktober 1842 im Bau befindlichen Ruhmestempel für die bedeutenden Persönlichkeiten teutscher Zunge:

Sei gegrüßt, du hehre Halle
Deutscher Größ‘ und Herrlichkeit!
Seid gegrüßt, ihr Helden alle
Aus der alt‘ und neuen Zeit!

O ihr Helden in der Halle,
Könntet ihr lebendig sein!
Nein, ein König hat euch alle
Lieber doch in Erz und Stein.

Links
http://www.wulfila.be/ – Das Wulfila-Projekt der Universität Antwerpen
http://www.wulfila.be/gothic/browse/ – Zeilenweise Darstellung der Gotenbibel mit griechischer und englischer Entsprechung (innerhalb des Wulfila-Projekts)
http://www.gotica.de/ – Übersicht von Gotisch-Projekten
http://www.schloesser.bayern.de/ – Die Walhalla in Donaustauf bei Regensburg

20. Todestag von Rio Reiser

Als ich 1984 in der Nähe von Eschwege beim Bundeslager des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) abends am Lagerfeuer saß, spielte ein älteres Mädchen auf der Gitarre. Ich war damals elf Jahre alt und kann nicht sagen, ob Scotty – so wurde das Mädchen genannt – 14 oder 20 Jahre alt war. Dieses Mädchen war für mich einfach groß und beherrschte das Instrument, dessen Spiel ich am Ende dieses Sommers auch erlernen würde. Mein Traum vom Verändern dieser Welt durch kraftvolle Songs begann mit einem Song, den ich in meiner Unwissenheit erst einmal Scotty selbst zuschrieb: Der Traum ist aus.

1984 war auch das Jahr, in dem Rio Reiser 34-jährig mit der Unterstützung von Annette Humpe seine Solo-Karriere startete. Den König von Deutschland brachte ich bis kurz vor meinem Abitur nicht mit dem unterbrochenen Träumer in Verbindung. In meinem vierten Jahr in Leipzig ist Rio Reiser dann unerwartet gestorben. Nach seiner Umbettung vor fünf Jahren habe ich ihm auf dem Alten Matthäi Friedhof in Berlin Schöneberg schon einige Male die Ehre erwiesen. Ein Konzert von ihm habe ich leider nie erlebt. Seine Art zu texten hat mich stark beeinflusst.

Ich möchte an dieser Stelle – vielleicht etwas abgedroschen aber doch so passend – den Anfang von Junimond zitieren:

Die Welt schaut rauf zu meinem Fenster
Mit müden Augen ganz staubig und scheu
Ich bin hier oben auf meiner Wolke
Ich seh Dich kommen aber Du gehst vorbei

Ach, dann können wir ja auch gleich das Video schauen:

Links
http://rioreiser.de/
http://tonsteinescherben.de/

50 Jahre Revolver von den Beatles

Heute vor 50 Jahren kam das Album Revolver von den Beatles auf den Markt. Seit April 1966 hatten sie am Nachfolger der Rubber Soul gearbeitet. Kein ganzes Jahr später, am 1. Juni 1967 erschien dann Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Die drei Alben markieren den Umbruch der Band. Vorher waren sie schlicht eine der erfolgreichsten Beat-Bands. Doch mit diesen Alben legten sie das Fundament für ihren singulären Ruhm. Was die Beatles für die Rockmusik getan haben, lässt sich wohl auf diesem Feld nicht noch einmal wiederholen.

Der Spiegel (Nr. 38, 1966) urteilte in seiner Besprechung eher abschätzig. Vom Beat der frühen Jahre weit entfernt, präsentiert das Gesangsquartett zu abgestufter Instrumental-Begleitung lyrische und pseudophilosophische Songs […], heißt es dort. Der Schluss dieser Rezension macht die Beatles noch einmal zum Bürgerschreck: Experten vermuten: Der „Revolver“ ist eine Selbstmordwaffe.

Heute ist man sich gemeinhin einig. Und da Revolver an einem Fünften erschien, zitiere ich aus der ewigen Liste der 500 Greatest Albums of All Time, die der Rolling Stone aufgestellt hat, die Top Five. Was waren das für wichtige Zeiten der Rockmusik, damals vor 50 Jahren!

  1. Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (The Beatles, 1967)
  2. Pet Sounds (The Beach Boys, 1966)
  3. Revolver (The Beatles, 1966)
  4. Highway 61 Revisited (Bob Dylan, 1965)
  5. Rubber Soul (The Beatles, 1965)

Die Liste des Rolling Stone ist eine wiederholte Lektüre wert. Ich bemerke dabei – mich selbst bestätigend –, was ich doch für einen ausgesucht guten Geschmack habe. Denn von den obersten 50 Alben besitze ich eine ganze Menge. Allerdings keine Originalausgaben.

Links
http://www.thebeatles.com/
http://magazin.spiegel.de/ – PDF der Rezension von Revolver
http://www.rollingstone.com/ – 500 Greatest Albums of All Time (Top 50)

Wanda – Musik aus Wien und Amore in Bologna

Ich bin, was aktuelle musikalische Strömungen und Erscheinungen angeht, nicht der Schnellste. Wanda waren bereits im Februar letzten Jahres im Werk II in Leipzig zu sehen. Aber damals kannte ich sie ja noch nicht. Vor knapp zwei Wochen habe ich beim Aufräumen den Deutschlandfunk gehört und da gab es einen Beitrag zu der 2012 in Wien gegründeten Band.

Die Lieder haben mich sofort in ihren Bann gezogen: Auseinandergehen ist schwer, Stehengelassene Weinflaschen, Meine beiden Schwestern – direkt nach der Sendung bin ich online gegangen und habe die zwei CDs Amore (2014) und Bussi (2015) bestellt. Jetzt gehen mir ihre Lieder als Ohrwürmer durch den Gehörgang. Die Texte changieren auf eine Art zwischen Belanglosigkeit und Philosophie, wie ich sie auch selbst gern praktiziere.

Genauso wie die Flaschen von Gestern,
meine beiden Schwestern,
ich schau dich gern von rechts an.
Hin und wieder stehen wir uns nah.

Aber das darf man nicht nur lesen; das muss man hören:

Ein anderes Zitat, diesmal vom ersten Album, ist aus dem Song Bologna:

Wenn jemand fragt wohin du gehst, sag nach Bologna!
Wenn jemand fragt wofür du stehst, sag für Amore, Amore!

Tante Ceccarelli hat in Bologna Amore gemacht! Amore, meine Stadt
Tante Ceccarelli einmal in Bologna Amore gehabt! Bologna, meine Stadt

Auch hier möchte ich das Video gleich nachreichen:

Für alles weitere bleiben noch die Links:
http://wandamusik.com/
https://problembaer.bandcamp.com/album/wanda-amore

Todrick Hall – Straight Outta Oz

Die Zahl von Castingshows in dieser Welt ist Legion. Die Qualität der Beiträge sowie die Nachhaltigkeit der versprochenen Karrieren bleibt dagegen übersichtlich. Der Semifinalist der neunten Season von Amrican Idol stellt für mich – gemeinsamen mit seinem Dunstkreis – eine positive Ausnahme dar: Todrick Hall.

Der 31-jährige Afroamerikaner, der sich selbst als queer bezeichnet, ist heute wohl vor allem als YouTuber bekannt. Das meint in diesem Fall aber voll aus-produzierte Videos, die den Vergleich mit den Großen nicht zu scheuen brauchen. Am 23. Juni 2016 hat Todrick Hall auf YouTube ein visual album veröffentlicht unter dem Titel Straight Outta Oz.

Der Titel spielt auf die zwei Themen seines Lebens an. Straight Outta Compton war der Titel eines 1988 von den Niggaz Wit Attitudes veröffentlichten Albums. Zu dern N.W.A. gehörte so große Namen wie Ice Cube, Eazy-E und Dr. Dre. Sie gehören zu den wichtigsten Vertretern des Gangster Rap, dem einige Gewaltverherrlichung vorwerfen. Andere sehen darin nur eine drastische Darstellung der Situation der Farbigen in den immer noch weiß dominierten USA. 2015 wurde unter dem gleichen Titel die Geschichte der N.W.A. verfilmt. Und die Schüsse von und auf Polizisten im Zusammenhang mit rassistischen Ressentiments der letzten Tage zeigt uns erneut die Aktualität.

Das andere Thema ist der Wizzard of Oz, das Märchenmusical, das in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die amerikanischen Wunden der Great Depression heilen konnte. Internationale Bekanntheits-Rekorde  bricht Judy Garland mit Somewhere over the Rainbow, gleich neben Elvis Presley, Coca Cola und Muhammad Ali. Heute gilt – nicht zuletzt durch Elton Johns Yellow Brick Road – der Wizzard of Oz als eine schwule Utopie. Dass diese noch lange nicht erreicht ist, trotz vieler Erfolge der Ehe für alle, zeigt die jüngste Bluttat in Orlando.

Schwarze Schwule haben es doppelt schwer. James Baldwin hat daraus Romane werden lassen. Todrick Hall glitzert im Stile Hollywoods und doch mit ausreichend Tiefgang. Bevor ich jetzt noch akademisch werde, schaut es euch einfach mal an. Es ist ja kostenlos auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht:

https://www.youtube.com/watch?v=O1YEYOTUxcg

Ebenfalls sehenswert sind die drei Disney-Dudes-Videos von 2014 mit der gecasteten Boyband IM5. Auch da könnte man über die ironische Brechung der Rollenklischees aus den Disney-Filmen sinnieren, wenn die Jungs von IM5 die Prinzen und die Prinzessinnen gleichzeitig spielen. Man kann es aber auch einfach nur lustig finden. So oder so fällt auf, welch breite Bildung Todrick Hall im Bereich Showtunes, Musical und Hollywood-Produktionen hat. Bei Straight Outta Oz musste ich immer mal wieder an den Ideenreichtum von Moulin Rouge! von 2001 denken. Aber damit lobe ich ihn vielleicht doch ein wenig zu hoch.